Zehenwand und Sohlenschwiele

Bearbeitungstechniken
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Annette
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Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Annette » Di 27. Mär 2012, 13:38

Nach Lesen des „Wie stark Berunden?“-Threads hab ich jetzt mal eine konkrete Frage. Und zwar haben dort einige von Euch geschrieben, dass die Pferde fühliger laufen bis hin zur Lederhautreizung, wenn die Wand kürzer als die Sohle ist. Genau das (Lederhautreizung) habe ich bei meinem Kleinen (kein Rehepferd) beobachtet, wenn die Wand an der Zehe kürzer als die dahinterliegende Sohlenschwiele ist. Wenn ich streng nach Sohle rasple, dann kann ich an der Zehe höchstens berunden und immer nur die Seiten und Trachten ordentlich raspeln. Da wurde der Huf allerdings mit der Zeit immer flacher und passte überhaupt nicht mehr zum Fesselstand. Ich bin dann dazu übergegangen, auch die Sohlenschwiele im Zehenbereich etwas „aus dem Weg“ zu nehmen. Er läuft besser damit. Aber ist das auf lange Sicht richtig? Darf (muss?) man diese Schwiele an der Zehe bearbeiten? Was wäre die Alternative?
Annette

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Silke & Abai
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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Silke & Abai » Di 27. Mär 2012, 14:02

Was mir als erstes dazu in den Kopf schießt: Pete Ramey schreibt, dass wenn ein Pferd sich an der Zehe mehr abläuft als am Rest des Hufes, könnte das daraufhin deuten, dass es eine Zehenfußung zeigt. Wie fußt dein Pferd? Er rät in diesem Fall dann nämlich dazu, die Ursache für die Zehenfußung, die meist in einem schmerzenden hinteren Hufteil zu finden ist, zu beheben und erst danach weiter in der "normalen" Bearbeitung weiter zu machen. Ursache könnte ein gammeliger, pilziger Strahl oder ein unterentwickeltes Strahlkissen sein. Gammel/Pilz könnte man behandeln, gegen die Unterentwicklung rät er zu Strahlpolstern in Hufschuhen oder mit Tape geklebt.

Du schreibst, wenn du nur hinten kürzt, wird der Huf zu flach. Was meinst du mit "zu flach". Hast du einen Knick in der Zehenwand oder richtest du dich nach der "Fesselstandstheorie"? Ich musste mich auch erst daran gewöhnen, wie flach ein gesunder Huf steht, mein Blick war nur die Hochtrachtigen gewöhnt, die oft mittels Dauerbeschlag produziert werden.
Viele Grüße

Silke

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Annette
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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Annette » Di 27. Mär 2012, 14:19

Nach dem Fesselstand bin ich gegangen.

Also bevor ich die Sohlenschwiele mitbearbeitet habe, hatte er tatsächlich eher Zehenlandung bis plan. Inzwischen mit der bearbeiteten Schwiele (und demnach nicht mehr ganz so flachem Huf) fußt er mindestens plan auf, je nach Temperament auch Trachtenlandung. Die Trachten hat er eigentlich immer kurz gehabt, dieses ganz hohe "übliche" hatten wir nie. Der Strahl ist pilz- und gammelfrei.
Annette

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Silke & Abai
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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Silke & Abai » Di 27. Mär 2012, 14:27

Also ich denke, wenn ein Pferd eine Trachtenlandung zeigt, ist man auf dem richtigen Weg. Das eigene Bauchgefühl hat auch oft recht ;)
Bei der sogenannten Fesselstandstheorie bin ich allerdings skeptisch. Ich kopiere dir hier einfach mal einen Text und Link rein, in dem ich darüber mit einer Bekannten schreibe:

"Mein Pferd hatte immer recht hohe Trachten, kein Hufmensch wollte da ran, weil sonst der Fesselstand nicht mehr passt, außerdem sei das Pferd jetzt die Stellung gewohnt. Mein Pferd stand aber immer deutlich rückständig. Pferdebeine sollten wie Säulen sein, also von vorne und von der Seite betrachtet senkrecht zum Boden stehen. Als ich dann doch hingegangen bin und die Trachten massiv gekürzt habe, stellte mein Pferd die Beine etwas weiter vor und schon hatte sich die Fesselstandstheorie wieder erledigt. Das Pferdebein besteht aus vielen Gelenken, die als Umlenkrolle dienen können und ein Kürzen der Trachten geht meist damit einher, dass das Pferd sich hinterher anders hinstellt, also alle Gelenke anders belastet werden. Hier diskutiert Martin das im Forum mit einigen anderen:

http://www.distanzforum.de/phpbb/viewto ... ndstheorie"
Viele Grüße

Silke

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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von SilentDee » Di 27. Mär 2012, 14:30

Huhu!

Mir fällt jetzt eigentlich nur ein, dass mich Fotos interessieren.

:D

Manchmal ist ja auch eine Zehenschwiele in Wirklichkeit eine überdicke Sohle... Hast Du mal die Hufe im Röntgenbild gesehen? Wie dick ist die Sohle? Und warum hat er überhaupt solch eine Zehenschwiele entwickelt? Da gibt es eigentlich immer einen Grund für, wenn der Huf ganz gesund ist, braucht er sie nicht mehr und wirft sie ab.
Ich fahre diese Woche z.B. zu einem Esel, der hat auch eine "Zehenschwiele" und im Röntgenbild haben wir dann die Versicherung eingeholt, dass das in Wahrheit eine über viele Jahre durch viel zu wenig Abrieb eine mehrfache Sohle ist. Die Sohlendicke bei diesem Esel beträgt sage und schreibe 6 cm laut Röntgenbild. :shock: Sonst rühre ich Sohlenschwielen nie an, aber hier werde ich kahlschlag machen müssen, denn der Esel geht daduirch nicht in gesunder Trachtenlandung, der Huf ist einfach viel zu lang.

Ich kann also nur eine Röntgenbildanaylse empfehlen.

Wie sehen denn die Hufe sonst aus?

Stell doch bitte mal Fotos ein. Manchmal erkennt man dann schon, was da im Argen ist. Wenn Dein Pferd zehenfußend aufkommt oder nur plan, dann scheint da irgendetwas im Argen zu sein. ;) Und manchmal sind das kleine Dinge, die es zu ändern gilt, dann fußt das Pferd komfortabel und roll auch gut ab, dann erledigt sich die Zehenschwiele von allein, wenn sie nicht mehr benötigt wird.

Lieben Gruß

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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Annette » Di 27. Mär 2012, 14:50

Das mit den Fotos muss ich von zuhause aus machen (bisher hab ich das mit den Fotos in Foren nicht hingekriegt, aber ich geb mein bestes...) ;-)

Also aus dem Kopf heraus stand er mit den flachen Hufen tlw. tatsächlich manchmal nach vorne raus, nicht immer, aber manchmal. Ich glaube, die waren wirklich zu flach, trotzdem ist es mir unheimlich, regelmäßig an die Schwiele zu gehen. Von außen würde ich keine zu dicke Sohle vermuten. Ich mache heute aktuelle Fotos und suche mal, ob ich auch noch alte flachere finde.
Zuletzt geändert von Annette am Di 27. Mär 2012, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Lesley » Di 27. Mär 2012, 14:58

Du kannst die Fotos auch hier direkt anhängen.
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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Martin » Di 27. Mär 2012, 16:19

Annette hat geschrieben:Das mit den Fotos muss ich von zuhause aus machen (bisher hab ich das mit den Fotos in Foren nicht hingekriegt, aber ich geb mein bestes...) ;-)

Also aus dem Kopf heraus stand er mit den flachen Hufen tlw. tatsächlich manchmal nach vorne raus, nicht immer, aber manchmal. Ich glaube, die waren wirklich zu flach, trotzdem ist es mir unheimlich, regelmäßig an die Schwiele zu gehen. Von außen würde ich keine zu dicke Sohle vermuten. Ich mache heute aktuelle Fotos und suche mal, ob ich auch noch alte flachere finde.
Ja, die Sohlenschwiele ist immer so ein Problem. Sie kann absolut in Ordnung sein, bei manchen Hufen sogar ganz wichtig, aber sie kann halt auch im Weg sein.

In Deinem Fall scheint sie im Weg gewesen zu sein. Wie lange man sie kürzt, ab wann man aufhört, ist, meiner Erfahrung nach, ein Herantasten. Ich kenne da keine Regeln. Wie Marina schreibt, kann sie eines Tages auch komplett verschwinden.

Martin

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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von Annette » Di 27. Mär 2012, 20:01

So, jetzt aktuelle Bilder, alte habe ich leider keine aussagekräftigen mehr gefunden (komisch...):
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Re: Zehenwand und Sohlenschwiele

Beitrag von saskia » Di 27. Mär 2012, 21:31

Also bevor ich die Sohlenschwiele mitbearbeitet habe, hatte er tatsächlich eher Zehenlandung bis plan.

Wenn er Zehenlandung zeigte, wird er dafür einen Grund gehabt haben, denke ich. Wenn die Sohlenschwiele überflüssig gewesen wäre und "gedrückt" hätte, hätte er doch nicht obendrein diesen Bereich noch massiv durch eine Zehenlandung belastet? Wenn der Strahl in Ordung ist - vielleicht liegt die Ursache dann im Innern des Hufes, dass er Trachtenlandung vermied? Oder muskulär, weiter oben im Bewegungsapparat?
Inzwischen mit der bearbeiteten Schwiele (und demnach nicht mehr ganz so flachem Huf) fußt er mindestens plan auf, je nach Temperament auch Trachtenlandung.
Da drängt sich mir die Vision auf, dass ihm durch die fehlende Zehenschwiele jetzt der vordere Bereich SO weh tut, dass er nun den mittleren/hinteren Bereich belastet, obwohl dieser auch irgendwie schmerzt, aber die Zehe eben NOCH mehr.
Er läuft besser damit.
Das ist ein Argument, das man nicht ignorieren kann. Aber ich würd mir dennoch Gedanken machen, warum die Zehenschwiele da war und warum er nach Wegraspeln das Gangverhalten änderte. Man könnte meinen, vielleicht sei da früher mal ein Ursache gewesen, weshalb der hintere Bereich schmerzte, sodass er über lange Zeit eine Zehenfussung hatte und diese dann - nach Abklingen der Ursache - einfach aus Gewohnheit beibehielt (Schmerzgedächtnis). Andererseits zeigen Pferde meist sofort ein physiologischeres Gangverhalten, wenn eine Schmerzursache beseitigt wurde (sei es im Huf, im Rücken oder sonstwo.). Man hört immer wieder, dass das Pferd direkt nach der Behandlung schon korrekter lief. Also nix mit Schmerzgedächtnis.

Ich finde die Sohle ziemlich platt. Kann natürlich sein, dass es ein ausgesprochener Hartbodenhuf ist, damit kenne ich mich nicht so aus. Aber wenn ich mein bisher Gelerntes verwende, dann ist die Sohle relativ dünn, da vor der Strahlspitze kaum Sohlenwölbung ist (kann natürlich sein dass das für Hartbodenhufe so sein muss, - wie gesagt, soweit reicht mein Wissen noch nicht, da es sich hauptsächlich an den Weichbodenhufen meiner eigenen Pferde orientiert.) Aber wenn die Sohle wirklich so dünn ist wie es nach Weichbodentheorie scheint, dann finde ich das Wegnehmen der Zehenschwiele riskant.

Hübsches Pferdchen übrigens. Was ist das für eine Rasse? Oder ist die Abstammung unbekannt? (sorry, hat nix mit dem Thema zu tun, blosse Neugier ;))
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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