Fragen zum Tamponieren

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saskia
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Fragen zum Tamponieren

Beitrag von saskia » So 4. Mär 2012, 20:36

Jetzt hat es auch uns erwischt : tiefe mittere Strahfurche in beiden Vorderhufen. Die Trachten bei einem meiner Pferde waren leider (dank HS) ziemlich hoch, wir sind nun aber seit einer Weile dran, sie runterzubringen, aber es geht halt nur in dem Tempo, das der Huf zulässt. Der Strahl, der nun nicht mehr wie zu HS-Zeiten krass gestutzt wird, ist entsprechend der Trachtenhöhe ziemlich dick, hatte bisher aber sonst keine Probleme, d.h. ab und zu bildete sich die mittlere Furche mal schmaler aus, aber nie kritisch, und dann öffnete sie sich auch immer wieder selbstständig. (Ich hatte das Gefühl, dass feuchtes Wetter das Strahlhorn etwas aufquellen lässt und sich die Furche dadurch verengt und dann schmaler und tiefer wirkt. Wenn's trockener wurde, zieht sich das Horn zusammen und die Furche öffnet sich wieder schön.) Ich hatte keinen Gammel feststellen können, weder von der Konsistenz her noch vom Geruch. Zwar war der Strahl nicht echt "hart" wenn die Furche schmal war, aber ich denke das kommt durch die Feuchtigkeit, die das Horn weicher macht, aber deswegen nicht gleich gammelig.

Gestern nun habe ich plötzlich eine SO tiefe Mittelfurche gesehen, dass ich leichte Panik bekommen hab. Gammel kann ich zwar immer noch nicht orten, aber ich weiss ja nicht, was sich da tief unten abspielt. Also Furche gereinigt so gut es ging, thrush remedy rein (wenn's drinnen nicht gammelt, wirkt es zumindest prophylaktisch), Mull- Tamponade rein und nochmal mit TR tränken. Pferd damit auf die Weide gestellt. Danach wurde mir meine Wissenslücke bewusst : wie lange lässt man die Tamponade drin? Ich hatte bisher gelesen : Tamponade rein, Hufschuhe an (damit's drinnen bleibt) und reiten gehen. Irgendwie hab ich dann vorausgesetzt, dass es nach dem Reiten wieder rausgenommen werden soll? Andere Variante : Pferd mit Tamponade auf die Weide stellen, fällt dann von selber raus und dann macht man am nächsten tag wieder neue rein. Aber wenn's nicht von selber rausfällt? Rund um die Uhr drinlassen? Oder dem Huf eine Verschnaufpasue gegeben und die Tamponade nach einer gewisse Zeit rausholen? Also ich hab's dringelassen und heute beim Wechsel war's noch immer drin. Hab's heute wieder sauber gemacht, neue TR-Tamponade rein und die sitzt jetzt auch noch drin. Sollte ich es mal eine Weile rauslassen? - Ach so : Pferd steht in Offenstall/Paddock/Weide, also kein Tamponaden-Dauerdruck durch erzwungenes Stillstehen in enger Box, sondern Impulsdruck beim Laufen. Steht allerdings auf Weichboden, keine befestigten Flächen.)

Dann tauchte heute die nächste Frage auf : zur Weide müssen wir ein Stück Asphaltstrasse gehen, gaaanz sacht hangaufwärts. Heimwärts dann natürlich hangabwärts (wie gesagt, "Flachlandgefälle"). Auf dieser Strecke hatte mein Pferd bisher immer eine dezent sichtbare Trachtenfussung (dann kann ihm der Strahl ja wohl nicht unbedingt weh getan haben und vielleicht ist da dann auch kein Gammel drin oder noch nicht echt ausgeprägt). Seit er die Tamponade drin hat, ist diese dezente Trachtenfussung weg und er landet plan (auch hangabwärts), oder evtl minimal Zehenlandung (kann ich mit blossem Auge wirklich nicht unterscheiden). Klar, die Tamponade übt Druck aus (soll sie ja auch) und ist ihm daher ein wenig unangenehm. Frage also : kann ich es dabei belassen, dass er für die Zeit des Tamponierens (ich weiss nicht wie lange es dauert bis sich die Furche schliesst) die Fussung ändert? Oder sollte ich weniger Tamponade mit weniger Druck reinstopfen (ihr sagtet ja an anderer Stelle, man solle recht fest stopfen). Beim Reinstopfen hat er übrigens nicht grossartig gemeckert, nur minimales Zucken an einem Huf. Am anderen Huf hat es ihn gar nicht gestört.

Der Übersichtlichkeit nochmal die Fragen :
wie lange pro Tag Tamponade drin lassen?
Fussungsänderung mit nach vorne verschobenem Landepunkt in Kauf nehmen oder Tamponier-Taktik ändern?
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Re: Fragen zum Tamponieren

Beitrag von greenorest » So 4. Mär 2012, 21:14

Hallo,

die Tamponade ist am effektivsten, wenn sie 24 h drinbleibt. Also behandeln, Tamponade reinstopfen, am nächsten Tag neu machen. Hufschuhe braucht man nicht, das Pferd kann ganz normal in Offenstall/Weide bleiben. In leichten Fällen sieht man schon nach einigen Tagen einen eindeutigen Erfolg.

Fußungsverhalten: Dies zeigt, das Pferd die Strahlfurche etwas unangenehm ist. Wenn ein Pferd ein paar Meter zur Weide so läuft, macht das nichts. Ich würde Rücksicht nehmen und zum Reiten eben Hufschuhe anziehen oder guten Boden auswählen, wo das Pferd ja sicherlich normal fußt.

Wenn man nicht tamponiert, wird die Strahlfurche nämlich höchstwahrscheinlich immer tiefer und ggf. schmerzhaft. Dann lieber ein paar Tage ein leichtes Druckgefühl fürs Pferd und danach ist es dann weg.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

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Re: Fragen zum Tamponieren

Beitrag von saskia » So 4. Mär 2012, 21:25

Danke für deine schnelle Antwort :) Reiten tun wir momentan nicht - Meinereiner hat bei den ersten milden Temperaturen den scharfen kalten Wind unterschätzt und sich mit dünnerer Jacke eine saftige Muskelentzündung im Rücken geholt. Da werd ich noch 'ne Weile Spass dran haben - hatte das vor 4 Jahren schonmal geschafft und somit Übung darin. :roll: Aber lieber ich als das Pony :D
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