Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeiten?

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Georgia
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Re: Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeit

Beitrag von Georgia » Mi 1. Jun 2016, 22:03

Ok, ihr habt mich überzeugt :D

Da bin ich echt beruhigt, wenn die Hufe doch ganz gut aussehen.
Bin ja echt Barhuf Neuling und daher vielleicht etwas zu kritisch und unerfahren.

Mit den tiefen Strahlfurchen habt ihr Recht, da werde ich meine Hufpflegerin nochmal drauf ansprechen.
Wie kann man da gegenwirken? Einfach weniger tief ausschneiden??

Von der Haltung her bin ich in diesem Stall mehr als zufrieden, da möchte ich nichts ändern.
Stundenweiser Koppelgang geht leider nicht.
Allerdings mache ich mir wegen dem Gras keine so großen Sorgen.
Die Fühligkeit hat sich ja wirklich direkt proportional mit dem Abrieb der Hufe entwickelt.
Und Gras kannte meine Stute von alten Stall mehr als genug. Zwar nicht so lange, dafür aber umso mehr ;-)

Findet ihr die Zehe denn recht kurz?
Sollte ich jetzt mal für eine oder zwei Bearbeitungsperiode Klebebeschlag drauf machen, damit sich die Hufe erholen können? Oder bringt das gar nicht so viel?

saskia
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Re: Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeit

Beitrag von saskia » Mi 1. Jun 2016, 22:57

Gut, nehmen wir mal an, dass es nicht vom Gras kommt. Trotzdem möchte ich nur mal erwähnt haben, dass es keine Rolle spielt, ob das Pferd Gras "gewohnt" war, denn bei jungen Pferden kann der Stoffwechsel noch einiges verkraften. Zudem sind Pferde dann noch im Wachstum, und der Körper kann die zugeführte Energie noch ins Wachstum investieren. Stuten sind mit 6 Jahren ausgewachsen, Wallache mit 7. (Früher dachte ich auch immer, mit 4 wär's ausgewachsen, aber neue Infos lauten da anders. Bis 4 geht's allenfalls in die Höhe, danach aber noch in die Breite und in die weitere Ausreifung diverser Strukturen). Aber ein zuviel an Energie in jungen Jahren und somit ein forciertes Wachstum kann eben auch Folgen mit sich bringen, die sich erst im weiteren Leben manifestieren. (Ist beim Menschen ja ebenso. Eines Tages zeigen sich Krankheiten, und dann wundert sich der Patient, woher das denn bloss kommt, denn er hatte ja vorher nie Probleme....).

Und "Gras" und "Gras" ist nicht unbedingt dasselbe. Es gibt verschiedene Grassorten, und die wirken sich unterschiedlich auf den Stoffwechsel aus. Es gibt "magere" Sorten, - die sind jedoch verbiss- und trittempfindlich, und brauchen somit viel Ruhezeit, um wachsen zu können. Wenn da ständig eine Herde Pferde drüber tappert und dran rumnagt, gehen solche Grassorten schnell kaputt und dann ist da nix mehr. Moderne Leistungsgräser sind viel robuster und überstehen Tritt und Verbiss sowie extreme Wetterlagen. Wenn bei euch trotz Dauernutzung der Fläche noch Gras drauf ist, dürfte es sich um eben diese Leistungsgras-Sorten handeln. Gerade diese Gräser sind jedoch stark zuckerhaltig und riskant für Pferde. Und ganz besonders für diese genügsamen Rassen.

Wenn das Pferd im vorigen Stall "viel" Gras trotz begrenzter Weidezeit bekam, - heisst das, dass das Gras da schon höher stand? Überständiges Gras ist nicht so zuckerhaltig wie junges frisches Gras. Und gestresstes Gras (durch Trittschäden und Verbiss dauer-kurz gehaltenes Gras) ist wesentlich riskanter als das knie- bis hüfthohe ausgereifte Gras. Das hat seinen Zuckergehalt nämlich zum Wachstum verbraucht. Wenn das Pferd eine Veranlagung zur Insulinresiztenz hat, dann kann das in jungen Jahren noch gutgehen, aber irgendwann lässt ein Tropfen das Fass überlaufen. - Was bekommt das Pferd eigentlich momentan ausserdem noch zu fressen? Auch im Heu und Zusatzfuttermitteln kann zuviel Zucker stecken, der sich dann mit dem den Zuckerbomben des Kurzgrases addiert.

Du sagst, vom Gesamteindruck kannst du Rehe wirklich ausschliessen. Wie intensiv hast du dich mit dem Thema Rehe, schleichende Rehe, Insulinresistenz und deren Folgen befasst, um Rehe derart kategorisch auszuschliessen? Du hast vermutlich das Klischee eines fetten Pferdes (am besten noch traditionell ein Shetty) vor Augen, das die Vorderbeine nach vorne raus stellt und das Gewicht auf die untergeschobenen Hinterbeine zieht, um vorne zu entlasten. Das ist die typische Situation nach einem plötzlichen Auslöser (Hafersack geplündert o.ä.). Aber Rehe kann auch ganz anders aussehen, insbesondere die tückisch schleichende Version, mit der sich auch viele TÄ nicht so wirklich auskennen.

Bitte behalte das Gras/Futterthema auf jeden Fall im Hinterkopf, und entwickle keinen Tunnelblick auf die Hufform. Insbesondere da hier bestätigt wurde, dass die Hufsituation eigentlich keinen Anlass gibt zum Fühlig-laufen.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

Georgia
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Re: Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeit

Beitrag von Georgia » Mi 1. Jun 2016, 23:33

Saskia, keine Sorge, ich behalte das Thema Gras und Rehe auf jeden Fall im Auge.
Da bin ich auch nicht "betriebsblind", denn ich kenne mich mit Rehe doch schon ganz gut aus.

Welche Sorte Gras kann ich leider nicht sagen, ich weiß nur, dass die Koppel schon lange beweidet wird und dass unsere Pferdetierärztin sich da wirklich gut auskennt, zumal der Stall speziell für Diätpferde konzipiert ist.
Außerdem soll in nächster Zeit ein Paddock-Trail gebaut werden, so dass die Koppel dann auch mal geschlossen werden kann.

Ich werde mal schauen, ob sich an der Fühligkeit durch einen Klebebeschlag etwas ändert. Wenn nicht, werde ich weiter in deine Richtung denken.
Aber jetzt gehe ich alles erstmal entspannt an, zumal mir ja fast alle hier bestätigt haben, dass die Gewöhnung an Offenstall und damit verbundenem starkem Abrieb noch einige Zeit dauern wird und die Fühligkeit durchaus daher kommen kann.

Sabine
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Re: Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeit

Beitrag von Sabine » Do 2. Jun 2016, 09:52

vll magst Du doch kurz etwas zur aktuellen Höhe des Grases sagen. Es interessiert mich einfach.

VG

saskia
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Re: Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeit

Beitrag von saskia » Do 2. Jun 2016, 18:42

@Sabine : wenn da ständig Pferde Zugang haben, wird es evtl einzelne längere Halme/Grasbüschel geben, und dazwischen kürzeres bis ganz Kurzes. Man wird also die "Grashöhe" nicht so allgemein nennen können. Wenn man so über die Weide rüberschaut, sieht es vielleicht noch ganz passabel aus, aber wenn man neben dem Pferd steht und schaut was es davon tatsächlich frisst, wird man normalerweise sehen, dass es das kurze Gras immer wieder verbeisst, kaum dass es ein paar Millimeter nachgewachsen ist, und die längeren Büschel erst fressen würde, wenn sonst absolut nix anderes mehr da ist.
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Re: Barhuf - es will nich klappen. Wie jetzt weiter bearbeit

Beitrag von bergziege » Mo 13. Jun 2016, 17:30

Hallo Georgia,

wie schon von meinen Vorschreibern gesagt, sehen die Hufe nicht wirklich problematisch aus.

Du schreibst, dass der Vorbesitzer nicht wirklich viel Ahnung hatte, deshalb würde ich mich da nicht unbedingt an Aussagen orientieren, ob das Pferd früher gut lief. Ist ja auch die Frage wie dort die Böden waren, welches Futter geboten war, wieviel wirklich mit dem Pferd gemacht wurde. usw usw.

Durch die jetzt steigende Arbeit hast Du natürlich auch mehr Abrieb, auch Ecoraster mit wenig Sand tragen dazu bei.
Ggf kauf Dir sicherheitshalber für den Paddock ein paar Engl- Hufschuhe, dann kannst Du zur Not immer mal spontan handeln, wenns gar nicht geht. Wäre auch für den künftigen Trail ratsam.

Mal ne Runde Klebe-Duplos, damit die Hufe wieder nachwachsen, geht natürlich. Würde ich aber dauerhaft drauf verzichten, da Dein Pferd mit Schuhen ja gut läuft.

Ich würde die Hufe gaaanz langsam an die Mehrbelastung und an die Böden gewöhnen:

Also erstmal ne Woche 5 Minuten täglich über unangenehme Böden, dann steigern auf 10 Minuten usw. Wie schnell Du steigerst, ist Dir überlassen, lass Dir ruhig Zeit. In der restlichen Zeit ziehst Du Schuhe an. Das kannst Du auch auf Ausritten machen. Einfach die letzten 5 Minuten Schuhe aus, oder einfach mal mittendrin, oder zu Anfang.
Der Weg zum Reitplatz ist auch ein gutes Training. Lass Dein Pferd zunächst in seinem eigenen Tempo drüber gehen, aber bemitleide es nicht zu sehr. Manche Pferde schnallen sehr schnell, wie sie Ihren Menschen etwas vormachen können :lol: ;)

Die Stoffwechselproblematik sollte man bei Fühligkeit nie aussen vorlassen, auch da geb ich meinen Vorrednern recht. Gerade auch bei kurzem Gras! Gibst Du schon Kraftfutter? Das kann bei manchen Pferden auch schon zu viel sein.

LG
Moni
Alles zu seiner Zeit

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