Trachtenlänge

Bearbeitungstechniken
Benutzeravatar
Ramona1974
Beiträge: 620
Registriert: Sa 16. Feb 2013, 14:09
Einzugsgebiet: Südliches Siegerland
Service: (neben-) gewerbliche Hufbearbeitung im südlichen Siegerland
Kontaktdaten:

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Ramona1974 » So 31. Jan 2016, 19:48

Also meine Beobachtung ist eigentlich auch, dass ein Pferd, das artgerecht gehalten wird und auch Auslauf auf härteren Böden oder im Gelände hat, braucht meist eh nur eine minimale Bearbeitung.

Da ist es so wie es sein sollte, Abnutzung und Wachstum halten sich die Waage.

Ich finde diese Überbearbeitung der meisten Hufe einfach furchtbar.

Habe in letzter Zeit so viele Pferde von Huforthopäden o.ä. übernommen, die langfristig völlig platt geschnitzt wurden und wo eben ohne Schuhe gar nichts mehr ging.

Einige davon habe ich an einen befreundeten Schmied überwiesen, weil die einfach mal einen längerfristigen Schutz brauchten und Turniere laufen sollten.
Die Besitzerin zeigt sich dankbar für die ehrliche Beratung, weil die Pferde seit Jahren endlich richtig laufen können.

Die Pferde wo barhuf aussichtsreich ist und die einfach überbearbeitet sind:

Da mache ich meistens als 1. folgendes:

gar nichts :-)

und nach sechs Wochen kann man dann mal schauen was sich Pferd so hat wachsen lasse und das ein bisschen in Form bringen.

Und meistens können auch solche Pferd dann nach einiger Zeit wieder gut barhuf zurecht kommen.

Benutzeravatar
Sani
Beiträge: 318
Registriert: Mo 23. Jul 2012, 17:23
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Sani » So 31. Jan 2016, 22:22

Mein Wallach (schwerer Ekzemer, inzwischen 18 Jahre) läuft schon immer barhuf jedes Tempo über jeden Boden, Fühligkeit kennt er nicht, egal wie seine Hufe bearbeitet werden. Wenn ich 60 km pro Woche barhuf reite, würde das für Abnutzung nicht reichen, obwohl er im Stall viel harten Boden hat. Er hat eine enorme Sohlenwölbung vorne, dadurch Tragrandtrennungen vorne.

http://www.barbie-und-nepomuk.de/fotos/ ... 2013_k.jpg

Die Trachten gekürzt habe ich nach Martins Hufkurs, nach meinem Eindruck läuft er besser, wenn ich ihm seine hohen Trachten belasse und nix an seiner Hufstellung vorne nichts ändere.

Katihe71, das ist ein Rehehuf?
Barbie und Nepomuk, Haflinger, 17 Jahre, LAG-Stall, Sommer: Magerweide, Futterstroh/Heu
Winter: Bio-Heu
Zusatzfutter: Grünhafer, Barbie: Magnokollagen

Benutzeravatar
Nupur
Beiträge: 431
Registriert: Fr 7. Jun 2013, 00:53
Einzugsgebiet: Region Hannover

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Nupur » Mo 1. Feb 2016, 11:43

Na, dann ist es ja amtlich... :lol:

Benutzeravatar
Mascha
Beiträge: 1950
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 08:35
Einzugsgebiet: Düsseldorfer Norden und Ratingen
Service: Beratung bei Hufproblemen - Hilfe zur Huf-Selbsthilfe - Selbstraspler-Anleitung - Beurteilung von Hufen - nicht gewerblich

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Mascha » Mo 1. Feb 2016, 13:17

Mh, dann bin ich ja mit meinen Beobachtungen nicht so allein. Vermutlich hört man die allgemeine Empfehlung, die Trachten so stark zu kürzen deshalb so oft, weil es oft um die Korrektur verbogener Hufe geht, wo das ja auch oft hilfreich sein kann. Dass das bei hübschen Hufen für einen Erhaltungstrimm eher kontraproduktiv ist, sollte man finde ich mehr betonen, denn viele Leute scheinen es für geboten zu halten, dass bei jeder Bearbeitung die Trachten bis zur lebenden Sohle runtergeraspelt werden.

Ich habe bislang auch nicht die Erfahrung gemacht, dass die Hufform schön geformter Hufe langfristig drunter leidet, wenn man die Trachten etwas länger lässt. Das Laufverhalten auf Schotter oder seitlich abschüssigem Boden profitiert allerdings oft davon.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

striziwuzi
Beiträge: 288
Registriert: Mi 10. Jul 2013, 13:34
Einzugsgebiet: Süd-Burgenland, Österreich

Re: Trachtenlänge

Beitrag von striziwuzi » Mo 1. Feb 2016, 13:36

ich glaube halt, dass es vorallem an der selektiven wahrnehmung liegt.

sagt man: bei diesem pferd gehören die trachten runter..... und es läuft dann besser, so ist das umfeld begeistert und säbelt mal querbeet überall die trachten ans theoretische idealmaß.

laufen sie dann schlechter und kommt einer, der sagt: lasst mal die trachten ein bissl in ruhe und etwas höher werden................ und die pferde laufen besser, dann dürfen trachten wieder ungehindert sprießen........... und die story beginnt von vorne :whistle:

Benutzeravatar
greenorest
Beiträge: 814
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 22:32
Einzugsgebiet: Landkreis RW
Service: (neben)gewerbliche Hufbearbeitung und Hufkurse
Wohnort: Eschbronn
Kontaktdaten:

Re: Trachtenlänge

Beitrag von greenorest » Mo 1. Feb 2016, 20:41

Hallo,

meiner Meinung nach handelt es sich weniger um ein Problem der selektiven Wahrnehmung als um einen der typischen Fehler, der bei der Hufbearbeitung passieren kann - nämlich zu aggressiv zu bearbeiten.

Bei NHC findet man beides: Leute, die eigentlich gar nichts am Huf machen und solche, die dem Pferd kaum noch Horn zum Laufen übrig lassen. Die goldene Mitte wäre wohl richtig...

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Martin » Di 2. Feb 2016, 10:47

Eigentlich hat Anz die Trachtenlänge ziemlich gut definiert. Arbeitet man danach, kann es kaum zu kurz werden. Bezieht man die geforderten begründbaren Zugaben (+ 1, +2 ...) ein, dann kann wenig schief gehen. Es ist schade, dass viele NHC-Pfleger sich nicht darauf ein lassen und diese Vorgaben nicht als Erweiterung ihrer Systeme nehmen.

Ansonsten kann ich Tinas Position voll unterstützen. Ich sehe vermehrt NHC-Arbeiten bzw. das was hier in D als solches verkauft wird, die wenig reflektiert mit der Situation umgehen und Trachten runtersäbeln und gnadenlos rollen. Speziell letzteres richtet meines Erachtens viel Schaden an. Am extremsten empfinde ich das immer bei den Pferden aus diesen hufmörderischen Offenstallsystemen. Da ist schon kaum noch Huf da, die Sohlebene liegt schon unter Funktionalität und dann wird immer noch alles auf Teufel komm raus gerollt.

Martin

Babbi
Beiträge: 51
Registriert: Fr 23. Jan 2015, 19:01

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Babbi » Di 2. Feb 2016, 13:23

Ohne mich als absoluter Laie hier fachlich äußern zu wollen, nur kurz meine Erfahrung hiermit:
Trachten runtersäbeln und gnadenlos rollen.
Sehe ich auch bei vielen NHClern hier und mein Großer ist damit überhaupt nicht zurecht gekommen. War leider u.a. ein Grund, den damaligen Hufbearbeiter ad acta zu legen. Ich hab auch nicht verstanden, was das bewirken soll. Aber ich bin, wie gesagt kompletter Laie.

Nick
Beiträge: 28
Registriert: Sa 10. Sep 2011, 17:30

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Nick » Do 4. Feb 2016, 13:01

hufmörderischen Offenstallsystemen
Martin, reich das ein als "Hufbearbeiterwort des Jahres". Besser kann man das Desaster nicht benennen.

Ursula
Beiträge: 195
Registriert: Sa 11. Okt 2014, 19:24
Service: Zwischendurchraspler an 3 eigenen Isländern.
Wohnort: Schweiz

Re: Trachtenlänge

Beitrag von Ursula » Do 4. Feb 2016, 13:27

Was bitte ist ein "hufmörderisches Offenstallsystem"? Und was hat dieses System mit der "Mustangroll" zu tun?

Antworten