Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

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Grisouillus
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von Grisouillus » Fr 31. Jul 2015, 11:13

Ich stimme zu. Ich mache auch nicht anderes als die Hufe ausbalancieren zu probieren ;)
Ich bin aber immer noch der Meinung dass, zwischen 2 Termine muss der Besi den Huf kurz halten. Egal wer die Hufe bearbeitet, miserabel Hufpfleger oder allmächtiger Schmied. Entschuldigung aber üble Nachrede ist mir unzulässig.

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TinaH
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von TinaH » Fr 31. Jul 2015, 11:53

Was ich jetzt noch nicht verstanden habe:

Sind die Spalten erst entstanden, als Du die Pferde bearbeitet hast oder hast Du sie schon so übernommen?

In letzterem Fall kann Dir ja wohl niemand einen Vorwurf machen...
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Grisouillus
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von Grisouillus » Fr 31. Jul 2015, 12:58

Ich habe die beide Pferde ohne Hornspalt übernommen (es war zumindest nicht besonderes auffällig und ich habe leider nicht fotografiert) mit vernachlässigte Hufe und ich musste die Hufe unbedingt korrigieren. Kann es passieren dass, durch der Korrektur, die Wände so geschwächt wurden, damit die Hornspalten ausgelöst wurden? In beide Fällen ist nur 1 vorderhuf betroffen :?

saskia
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von saskia » Mo 3. Aug 2015, 09:39

Ich bin kein Profi, und ich möchte deine Arbeit nicht kritisieren, da ich weder das Pferd noch deine Bearbeitung kenne, - ich schreib nur mal aus der Perspektive des Pferdebesitzers gesehen :

Die Pferde wurden ohne Hornspalt übernommen, oder zumindest war er zu dem Zeitpunkt nur minimal ausgeprägt. Jetzt haben sie Hornspalte, die bis zum Kronrand reichen? So ein langer Spalt entsteht ja vermutlich nicht von einem zum anderen Tag. Es beginnt sicher vom Tragrand her mit einem kleinen Risschen (das möglicherweise schon bei Übernahme da war). Wenn mein Hufpfleger dieses Risschen nicht wegbekommt, sondern das Risschen stattdessen immer weiter rauf geht, wäre ich schon geneigt, die Bearbeitung als nicht zielführend zu betrachten. Ausser wenn mir der Hufpfleger erklären könnte, wie ich durch meine Haltung/Reitweise/sonstwas das Weiterreissen verschuldet hab, oder dass mir der Hufpfleger (rechtzeitig! bevor der Riss am Kronrand angekommen war) erklärt hat, dass da ein Polster drunter müsse u/o vorübergehend Hufschutz, um den Rissbereich zu entlasten, damit die Wand rissfrei von oben runterwachsen kann, und ich als Besitzer dies abgelehnt hab. Dann wäre es eben auch wiederum meine eigene Schuld, und nicht die des Bearbeiters.

Hat der Hufpfleger jedoch keine Idee gehabt, wie man das Problem rechtzeitig eindämmen kann und wird der Riss unter seiner Bearbeitung lang und länger, und verlangt nun dass ICH als Besitzer durch kräftiges Mitraspeln dieses Problem wieder in den Griff kriegen soll, wäre ich nicht sehr angetan davon, denn letztlich bezahle ich den Hufpfleger dafür, dass er mir solche Arbeit erspart. Wenn ich mitraspeln soll, muss ich mir taugliches Werkzeug zulegen (kostet auch eine nette Summe), es ist physisch anstrengend (und daher evtl nicht von jedem Besi zu leisten), und es kostet Zeit, die ich sicher gern anderweitig mit dem Pferd verbringen würde. Eben deshalb bezahle ich den Hufpfleger, damit mir all das erspart bleibt.

Verlangt der Hufpfleger nun kürzere Intervalle, so kostet mich das im Laufe der Monate auch wieder 'ne Menge extra. Wenn kürzere Intervalle nötig sind durch schicksalhafte Probleme, dann akzeptiere ich das. Ebenso wie ich TA-Kosten akzeptiere wenn TA nunmal nötig ist. Wenn ich nun aber vermute, dass ein Hufpfleger (oder TA) seinen Job nicht gut genug gemacht hat, und mir DESHALB zusätzliche Kosten/Arbeit entstehen, dann suche ich mir einen anderen Bearbeiter/TA. Da werd ich dann auch erstmal zusätzliche Kosten investieren müssen, weil der Nachfolger entsprechend Arbeit hat, das Problem wieder einzudämmen, aber dann hab ich zumindest Hoffnung, dass die Lösung in Sicht ist, und nicht das Problem weiter instand gehalten wird durch Jemand, der mit der Lösung überfordert zu sein scheint.

Du schreibst dass die Hufe bei Übernahme "vernachlässigt" gewesen seien. Kannst du das genauer beschreiben? Ich habe beim Pferd einer Bekannten Hufe gesehen, die sehr lange nicht bearbeitet wurden, es stand nur auf Weichboden, wurde nicht gearbeitet, es gab keinen Abrieb, daher beträchtliche Wandüberstände, die überall schon einrissen und teilweise wegbrachen. Das sah wüst aus, aber prinzipiell war es gar kein Problem. Ein Schmied hat alles ordentlich gekürzt, und der Huf sah sofort wieder normal aus, abgesehen evtl von kleinen Rissrestchen, die in der Folgezeit zügig rauswuchsen. Da brauchte nicht dran rum-"korrigiert" zu werden, - einfach normal bearbeitet. Ob und welche "Korrektur" ein Huf braucht, darüber hat das Pferd mitunter eine ganz andere Vorstellung als der Bearbeiter, und man kann mit angelernten "Korrektur"-theorieen einen Huf auch erst recht aus der Balance bringen. "Ich balanciere den Huf aus" ist eine seeeehr dehnbare Aussage (Manche verstehen darunter immer noch perfekte Symmetrie und bestimmte Winkelmasse, Anderen ist das Trachtenkürzen so wichtig dass sie übersehen dass sie den Zehenhebel verstärkten, worauf die Zehenwand unter Überlastung riss...).

Vielleicht stellst du mal Fotos der betreffenden Hufe ein, dann können die Profis hier vielleicht mehr dazu sagen, wodurch der Spalt entstanden sein könnte und wie man es korrigieren könnte. Vielleicht auch zu den Fotos weitere Angaben über Haltung, Nutzung der Pferde, um nicht-bearbeitungsbedingte Ursachen einzuschätzen.
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von Wurzl » Mo 3. Aug 2015, 10:10

Es ist leider so, dass solche Risse auch manchmal bei bestgepflegten Hufen plötzlich auftauchen - und leider schwer wieder wegzubekommen sind ...
Da kämpft man Jahrelang und nix tut sich - oder der Riss ist buchstäblich über Nacht wieder da. Alles genau so erlebt.

Die Ursachen mögen liegen in:
- Vernachlässigung
- Absenkung Hufbein und Verbiegungen der Wand und / oder Rehe (auch Medikamentenrehe)
- Imbalancen
- Mineralstoff-Mangel
- organische Probleme (Leber, Niere) ...
- Wasser-Mineralien-Probleme
- etc etc

Es ist bei Zehenrissen nun mal so, dass oft 3 Tage zu lang nix geraspelt, abgerundet und gekürzt schon wieder den Riss begünstigen. Da muss man einfach 1x pro Woche ran. Und so viel ist dann auch nicht zu machen, dass das nicht für die meisten Pferdebesitzer zu leisten wäre. Ne Raspel kann der HP ja da lassen, kostet auch nicht alle Welt.

Manchmal kann man als HP auch alles richtig machen - und trotzdem tauchen Risse, Strahlfäule, ausgebrochene Wände etc auf.
Ich will uns HP damit nicht entschuldigen - aber wir sind eben nicht für alles verantwortlich, auch nicht was die Hufe so machen.

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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von saskia » Mo 3. Aug 2015, 22:41

Wurzl, du hast sicher recht. Aber die Besitzer pauschal verantwortlich zu machen ist sicher genauso unrichtig wie den Bearbeitern pauschal die Schuld zuzuschieben. Bevor man sich in das Schicksal ergibt, dass die Risse nunmal da sind und da bleiben, könnte man vielleicht die Strategie doch mal zur Diskussion stellen. Es müssen ja auch nicht unbedingt regelrechte Fehler in der Bearbeitung liegen, - eine suboptimale Strategie wär ja auch verbesserungswürdig. Ich hab halt manchmal das Gefühl, dass Bearbeiter zuweilen voreilig die Ursachen woanders suchen als in ihrer eigenen Arbeit. Ich selber hab mich damals ja auch mit der Vermutung "Borreliose" abspeisen lassen müssen, denn "die Bearbeitung war auf gaaaar keinen Fall schuld". Auf die Frage, wieso die "Borrelioseschübe" immer kurz nach der Bearbeitung auftraten, bekam ich nur ein Achselzucken. Und schon einige Zeit zuvor bekam ich auf die Frage, wieso die Hinterhufe so seltsame Formen bekommen hatten, die Auskunft "der hat nunmal solche Hufe". Und wenn ich mich so durch die Foren lese, scheine ich nicht der einzige Besi zu sein, der Erfahrungen in solchen Richtungen hatte.

Apropos : Raspeln sind nicht notwendigerweise teuer, aber mit DEN Teilchen rasple ICH nix weg. Ich brauchte damals schon den recht teuren Hobel, damit ich überhaupt was wegbekam. Und ich brauchte viel eher als ein Profi einen neuen Hobel, weil ich kräftemässig nicht nicht das leisten kann was ein trainierter Profi schafft. Da braucht man halt gutes (teures) Werkzeug, und öfter mal ein neues. (Inzwischen arbeite ich mit elektrischem Gerät, und das war nochmal wesentlich teurer. Lohnt sich aber nur wenn man wirklich langfristig selbst bearbeiten will/muss. Und Jeder traut sich auch nicht an solches "Mordwerkzeug" ran.)
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von Grisouillus » Di 4. Aug 2015, 08:09

Ich finde deine Bemerkung hoch interessant. Was ist nach deiner Erfahrung der Zusammenhang zwischen Borrelioseschub und Hufbearbeitung?
Es geht nicht darum, der Besitzer Pauschal verantwortlich zu machen. Aber es wird ziemlich schnell deutlich, dass mann nicht zum Erfolg kommen kann wenn die Besitzer nicht mitziehen und erwarten dass, der Hufbearbeiter zaubert.

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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von Ursula » Di 4. Aug 2015, 08:31

Ich kann saskja nur beipflichten. Mein HP hat sich nie über irgendwas an den Hufen meiner Pferde geäussert. Nicht mal, ais ich erwähnte dass ich einen Hufkurs besuche, und bei wem, kam nichts. Ich hab dann erfahren, dass dieser HP nicht will, dass mitgearbeitet wird. Aber nur alle 6 Wochen brachten mein eines Pferd auch nicht auf die Hufe. Als ich aber erkennen musste, dass es sogar immer schlimmer wurde, hab ich gewechselt. Genau wie er, ohne Begründung. Nun bin ich sehr zufrieden, ich muss viel mitarbeiten. Das bringt nicht nur das Pferd weiter, auch den Reiter. Warum soll ich nur verstehen, wie der Sattel funktioniert?

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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von saskia » Di 4. Aug 2015, 15:15

Grisouillus hat geschrieben:Ich finde deine Bemerkung hoch interessant. Was ist nach deiner Erfahrung der Zusammenhang zwischen Borrelioseschub und Hufbearbeitung?
....
Mein Pferd lief nach der Bearbeitung immer "komisch klamm", bis hin zu deutlicheren Lahmheiten, für die ich die TÄ kommen lassen musste. Die fand keine Ursache, gab nur Schmerzmittel, und irgendwann lief das Pferd auch wieder besser. Ich habe den Bearbeiter auf das Laufverhalten angesprochen, und der meinte nur, er habe einen ähnlichen Fall in der Kundschaft, bei dem angeblich Borreliose diagnostiziert worden wäre : "wechslende unklare Lahmheiten - sehr typisch für Borreliose", sagte er damals. Stimmt ja laut I-net auch. Nur läuft mein Pferd seit Verabschieden des Bearbeiters wieder prima, - ohne jegliche "Borreliose"-Behandlung.
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Re: Tragrand Hornspalt ewig da: Besitzer verantwortlich?

Beitrag von Grisouillus » Di 4. Aug 2015, 17:41

Borreliose Verdacht als Ausrede wenn das Pferd sofort nach der Hufbearbeitung klamm geht habe ich bisher noch nicht gehört. In diesen Fällen müssten wir (Hufbearbeiter) unsere Verantwortung erkennen, entschuldigen, kein Geld fragen und eine sofort Lösung vorschlagen (wenn möglich). Dann sehen wir den Kunden wahrscheinlich nie mehr :oops:

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