Fohlenhufe

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Ramona1974
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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Ramona1974 » Mo 22. Aug 2016, 13:52

Also für mich gilt der Huf einfach als noch nicht ausgewachsen. Fohlenhuf würde ich wohl bis zu einem Aler von ca 1 Jahr sagen, denn da ist dann der Fohlenschnabel spätestens heraus gewachsen.

Ich kann die Hufveränderungen im Moment selbt ganz gut beobachten, denn ich hatte letztes Jahr einen 3 Monate alten Hengst gekauft. Er ist jetzt fast 16 Monate alt und es ist erstaunlich, was sich da so verändert.

Anfangs war ich ziemlich in Panik, ob man da alles richtig macht. Er lebte bis zum Alter von 9 Monaten in einer Fohlengruppe, seit März ist er bei mir in einer gemischten Herde.

Die ersten Monate war er mit Mutter und anderen Fohlen auf der Koppel bis November, dann nach dem absetzen in einem Fohlenlaufstall mit Lavasand Untergrund und Gummimatten zum liegen.
Da fingen die Hufe an, sich deutlich zu verändern.
Den Fohlenschnabel habe ich gezielt stehen lassen.

Die erste richtige Bearbeitung hat er erst im März ( 9 Monate) bei mir bekommen, weil er kurz vorm Umzung im alten Stall ein Hufgeschwür hinten hatte. (auf knüppelhart gefrorenem und buckeligem Boden entstanden)
Das hat der Tierarzt dort noch im Bereich der äußeren Eckstrebe eröffnet.
Danach wurde Huf ruckzuck ganz schief.

Das habe ich dann angefangen bei mir zu korrigieren. Ist inzwischen auch komplett weg.

Bei mir lebt er in einem Offenstall, gemischte Herde, überall befestig mit Pflasterseinen, Riedwiesenhofplatten und der Auslauf mit Lavasand.
Da wurde er in den ersten Wochen ganz schnell zehenweit, wuchs hinten total schnell und war überbaut.
Ich habe das nur minimal ausgeglichen, seither wächst er gleichmäßiger und die Hufe halten sich von alleine in Form.
Seit Mai sind die auf der Weide, ich hole ihn aber extra immer mal für ein paar Tage an den Stall, damit die Hufe mal anderen, festen Boden haben.

Die sind halbweg vonalleine in Form. Das zehenweite hat sich mit dem Wachstum von alleine korrigiert.

Ich kürze nur ab und zu den Tragrand, da der auf der Wiese schnell wächst.

Leider ist er ein typischer Vertreter seiner Rasse (QH) und hat noch recht kleine Hufe und ist auf Schotter (Weg zur Wiese manchmal schon fühlig auf großen Steinen).

Ich glaube man sollte an Fohlenhufen gar nicht zu viel rum manipulieren, solange die von der Natur halbwegs vernünftig gestellt sind. Meiner war von Geburt an korrekt gestellt. Jetzt im Alter von ca 1,5 Jahren, haben die Vorderhufe eine rundovale Form (also eher etwas breiter als lang). Das scheint aber auch noch normal zu sein.

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Pferdefreund
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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Pferdefreund » Mo 22. Aug 2016, 16:29

basierend auf meiner Erfahrung mit meinem Mini Fohlen, wuerde ich sagen, dass ca im Alter von 9-10 Monaten die Hufe keine "Fohlenhufe" mehr sind. Mini's sind extrem leicht, weshalb Abrieb wirklich sehr minimal ist, was es von anderen Fohlen unterscheiden koennte. Auf jeden Fall habe ich bei meinem Mini bis zu diesem Alter keine Anomalien erkennen koennen, die z.B. Rueckschluesse auf die Beinanatomie haetten schliessen lassen koennen. Die Hufe wuchsen einfach schnurgerade runter, oben am Kronrand weiter als unten. Jetzt, im Alter von 11 Monaten kann ich ganz klar erkennen, dass die Bein Anatomie in den Hufen wiedergespiegelt ist. Das Fohlen steht bodeneng, wie seine Mama, mit einer aessueren steilen Seite und einer inneren leicht "hebelnd" (wo ich diesen Begriff allerdings irrefuehrend finde). Jetzt ist das Fohlen ganz normal zu bearbeiten, alle 4-5 Wochen. An der Beinanatomie kann ich nichts aendern. Die Hufe sind auch nicht mehr am Kronrand wesentlich weiter als unten.
Die ersten 6 Monate musste ich allerdings ziemlich massiv bearbeiten, denn die Trachten waren schon lang und eingerollt als das Fohlen auf die Welt kam. Alle 2-3 Wochen musste ich die Trachten kuerzen und den massiven Strahl zurueckschneiden. Das mag auch ein Mini-typisches Vorgehen sein, denn Minis stehen haeufig sehr steil (diesem Hufschmied kann ich da nur Recht geben https://www.americanfarriers.com/articl ... small-deal). Jetzt ist das Fohlen 11 Monate alt und alles hat sich normalisiert. Der Huf waechst rundum relativ gleichmaessig viel Wandueberstand an (jedoch immer noch an den Trachten etwas mehr als an der Zehe), allerdings hat das Mini immer noch ziemlich hohe Trachten und recht steile Hufe insgesamt. Das werde ich wohl akzeptieren muessen, obwohl ich noch denke, dass jetzt, wo das Mini mal langsam Gewicht auf die Hufe bringt, sich der hintere Teil des Hufes noch weiten wird. Das Fohlen laeuft und rennt ueber alle Untergruende ohne mit der Wimper zu zucken. Das Bild unten ist 4 Wochen nach Bearbeitung. Am Samstag ist die naechste Bearbeitung. Die Strahlfurche ist noch etwas tief, aber vollkommen trocken und ohne Faeulins. Da passe ich sehr genau auf. Musste ich aber noch nie behandeln. Die wird auch bei jedem Trim deutlich freigeschnitten.
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Juria
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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Juria » Mo 22. Aug 2016, 22:58

Herzlichen Dank für eure Antworten.

Wir sind hier mit Bearbeitern ja leider sehr spärlich besät. Eine Bekannte von mir ist recht verzweifelt, was die Hufsituation ihrer 4 Pferde angeht. Die Pferde leben auf Wiese, Beton, Naturboden/ Erde, Kunstrasen, Gummimatten und verschiedenen Rundkiesbefestigungen. Die beiden großen haben wir letztens schon bearbeitet. Am Sonntag habe ich mir dann die kleinen angeschaut. Ist jetzt alles keine Katastrophe, aber irgendwie könnten und sollten Hufe in dem zarten Alter (15 Monate) doch deutlich besser sein. Der letzte Bearbeiter hat wohl irgendwie "außenrum gefeilt" und sonst nicht viel gemacht.

Die Hufe von den beiden kleinen rollen sich an den Trachten ein. Da bin ich mir aber gar nicht so sicher, ob das nicht noch normal ist. Unser Fohlen im Stall (3 Monate) hat auch so eine zylindrische Hufform. Vielleicht verwächst sich das noch oder sollte das mit 15 Monaten schon verwachsen sein? Weiterhin ist die Weiße Linie bei einem der beiden kleinen schon arg auseinander gehebelt. Die eine Seite ist z.T schon weggebrochen in der anderen hängen Steinchen fest. Das darf in dem Alter doch eigentlich auch nicht sein :? Zudem hat er recht viele Einblutungen in der Wand.

Ich bin da jetzt wirklich sehr vorsichtig und minimalistisch rangegangen. Man hört ja immer Fohlenhufe am besten in Ruhe lassen, aber nachdem das ja keine Fohlen, sondern eher Jungpferde sind, habe ich zumindest versucht die Situation ein bisschen zu verbessern. Soweit das eben möglich war mit so quängeligen kleinen Pferdchen :lol:

Vielleicht könntet ihr mir ja noch Tipps geben, auf was ich noch vermehrt achten könnte und was ich bedenken sollte.

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saskia
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Re: Fohlenhufe

Beitrag von saskia » Di 23. Aug 2016, 14:56

Was die Einblutungen in der Wand angeht (sofern das eher dunkle und sichtlich begrenzte Stellen sind und keine flächigen rosa Stellen, - kann man auf den Fotos nur begrenzt sehen, ob Einblutungen oder Verschmutzung von aussen), das hat eins meiner Pferde in jungen Jahren auch gehabt (allerdings nicht auffallend viele aufeinmal. Nur ab und zu immer wieder mal hier und da). Bzw konnte man es bei ihm auch gut sehen, da er auch 4 helle Hufe hat. Er schien halt etwas achtlos rumzutrampeln und hat sich mal hier mal da angestossen. Anscheinend müssen Jungpferde erst noch lernen, ihre Beine in jeder Situation zu koordinieren. Irgendwann ab ca 4 Jahren kamen die Einblutungen nicht mehr vor. Wir hatten ab ca 2,5 jährig (und ab 3 dann etwas intensiver) Bodenarbeit gemacht, u.a. auch in den Dualgassen, das hat sicher auch zu kontrollierteren Bewegungen beigetragen.

Die restliche Beurteilung überlasse ich lieber den Profis. Hätte nur noch anzumerken, dass ich bei den Frontalfotos gern noch etwas Röhrbein mit drauf hätte. Und dass die Perspektive wohl nicht optimal ist. Auf dem linken Foto scheint der Huf in Balance, auf dem rechten Foto scheint er schief zur Beinachse. Da ich aber nicht glaube, dass man mit einer einzigen Bearbeitung den Huf akut derart verkippen kann, stimmt da wohl was mit der Perspektive nicht.
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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Juria » Di 23. Aug 2016, 15:21

Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich überhaupt noch Fotos machen konnte. Das war nämlich alles nicht so einfach :lol:
Ich sehe leider nicht, was du mit verkippt meinst. Wenn dann wird es vermutlich die Perspektive sein. In letzter Zeit ist mir mehr als bewusst geworden, wie weit Fotos tw. von der Realität entfernt sind. Mir geht's jetzt auch nur um eine grobe Einschätzung und, auch unabhängig von den Fotos, um Allgemeines, was man beachten sollte usw. Und, ob die eingerollten Trachten nicht eigentlich schon gerade sein sollten.

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Re: Fohlenhufe

Beitrag von saskia » Di 23. Aug 2016, 16:44

Juria hat geschrieben: ..
Ich sehe leider nicht, was du mit verkippt meinst. ...
Wenn ich annehme, dass die Röhrbeine in beiden Fällen senkrecht stehen, dann ist der Hornröhrchenverlauf auf dem linken Bild in der Beinachse. Auf dem rechten scheint der Huf entsprechend den blauen Pfeilen zu kippen im Verhältnis zur Beinachse. Wie gesagt, WENN das Röhrbein senkrecht ist. Deswegen wäre es sinnvoll, wenn das mit auf dem Foto wäre.

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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Juria » Di 23. Aug 2016, 23:13

Mhm, also da finde ich hast du schon sehr schief gezeichnet. Das linke Bild ist von zu weit links und das rechte Bild von zu weit rechts (aber mittiger als das linke) aufgenommen. Das ist halt Perspektive. Das einzige, was ich etwas seltsam fand, war der schwarze Streifen am Huf, der von oben nach unten enger wird. Aber so vermurkst sind die Hufe noch nicht, dass da irgendwas extrem verkippt wäre.

EDIT: Ich habe noch eine Frage zum Laufverhalten von Fohlen. Unser Fohlen setzt mit der Zehe zuerst auf (sieht zumindest irgendwie so aus). Scheinbar ist das in dem Alter aber normal. Aber ab welchem Alter sollte das nicht mehr normal sein?

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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Pferdefreund » Mi 24. Aug 2016, 00:34

Juria hat geschrieben: Das einzige, was ich etwas seltsam fand, war der schwarze Streifen am Huf, der von oben nach unten enger wird.
Das ist ganz normal, die Hufe wachsen ja noch, sind also unten immer etwas enger als oben, bis sie ganz ausgewachsen sind.

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Re: Fohlenhufe

Beitrag von bergziege » Mi 24. Aug 2016, 16:57

Hi,

leider weiss ich auch noch immer nicht ab wann man nicht mehr von Fohlenhuf spricht. Vielleicht variiert das ja auch immer ein bischen.
Allerdings habe ich vor ein paar Jahren eine Zweijährige übernommen un die waren definitiv keine Fohlenhufe mehr.

Aus dem Bauch heraus würde bei diesen Hufen im Alter von 15 Monaten nach und nach mehr korrigieren. Insbesondere die Trachten wirken mir zu lang, und daher eingerollt. Die würde ich -nicht in einer Bearbeitung, sondern in kurzen Abständen von 7-10 Tagen- nach und nach bis auf Sohlenniveau zurücksetzen.
Und evtl geht an der Zehe dann auch noch was.
Die kurzen Intervalle haben auch den angenehmen Nebeneffekt, dass das Pferdekind nicht so lange am Stück brav sein muss und sich zusätzlich an die komische Huftante/den -Onkel gewöhnt.

LG
Moni
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Re: Fohlenhufe

Beitrag von Juria » Do 25. Aug 2016, 10:38

Vermutlich gibt es da auch keinen genauen Zeitpunkt, da Pferde sich unterschiedlich schnell entwickeln. Aber einen Zeitrahmen zu wissen, wäre gut. Der andere von den beiden kleinen, landet nämlich noch immer mit der Zehe zuerst. Er ist zwar genauso alt, also auch 15 Monate, aber insgesamt nicht so weit entwickelt, wie der von dem die Fotos sind.

Leider kann ich nicht alle 10 Tage hinfahren. Das schaffe ich zeitlich nicht. Zumal das in der Kombination aus Jungpferd und mir keine Sache von 15 Minuten ist :? Ich denke alle 2-3, spätesten 4 Wochen muss man aber unbedingt etwas machen, auch bei den Großen. Die sind ja vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Wir müssen mal schauen wie wir das weiter machen.

@Pferdefreund: Vielleicht magst du ja mal Fotos nach der Bearbeitung einstellen. Mir erscheinen die Trachten wirklich monstermäßig lang und hoch.

LG Juria

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