Akute Rehe - richtige Bearbeitung

Bearbeitungstechniken
Antworten
Benutzeravatar
greenorest
Beiträge: 814
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 22:32
Einzugsgebiet: Landkreis RW
Service: (neben)gewerbliche Hufbearbeitung und Hufkurse
Wohnort: Eschbronn
Kontaktdaten:

Re: Akute Rehe - richtige Bearbeitung

Beitrag von greenorest » Do 14. Jan 2016, 23:34

Hallo,

meiner Meinung nach muss man bei Rehe beachten, dass völlig unterschiedliche Arten von Schäden durch den (teilweisen) Verlust der festen Verbindung Hufbein/Hufkapsel auftreten können. Und dass sich im Verlauf der Krankheit verschiedene Hufsituationen daraus entwickeln können.

Während der akuten Rehe kann folgendes passieren
A) Der plantare Winkel und die Anordnung der Knochensäule bleibt im Vergleich zum gesunden Zustand unverändert
aber
a1) Die Hufkapsel rotiert, d.h. die Zehenwand wird flacher
a2) Das Hufbein sinkt relativ zur Kapsel ab

B)Der plantare Winkel wird größer, die Knochensäule weist einen Knick auf, den das Pferd im gesunden Zustand nicht hatte
b1)Die Hufkapsel bleibt (in der ersten Phase der Rehe) unverändert im Vergleich zu vorher
b2) Das Hufbein sinkt (zusätzlich) ab

Wenn nun nach der akuten Rehe etwas Zeit vergeht, kann alles mögliche passieren. Werden sie Trachten sehr lang, kann der plantare Winkel größer werden und ein Knick in der Knochensäule entstehen, der NICHT in der initialen Rehephase entstand. Die Zehe kann zusätzlich stark weghebeln.

Meiner Erfahrung nach gibt es alle diese Fälle. Ich kannte ein armes Pony mit ca. 10 unbehandelten Reheschüben, dessen Knochenanordnung/plantarer Winkel absolut normal war, dafür war die Kapsel völlig rotiert und wuchs eher fast waagrecht nach vorne. In einem anderen Fall konnte man an Röbis sehen, wie während der akuten Rehe das Hufbein in wenigen Tagen in einem äußerlich unveränderten Huf rotierte, so dass der plantare Winkel zunahm.

Der "Zug der tiefen Beugesehne" kann rein logisch nur für einen TEIL dieser Phänomene verantwortlich sein. Der Huf ist ein komplexes Gebilde, in dem im gesunden Zustand ein Gleichgewicht herrscht. Wird nun eine Struktur beschädigt, bestimmen die individuellen Kräfteverhältnisse (z.B. durch Hufform-und Stellung) und die Art der Schädigung, wo das System nachgibt.

Meines Wissens herrscht hier in Veröffentlichungen zum Thema ein gewisses Durcheinander, weil alle die Vorgänge oft in einen Topf geworfen werden.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Antworten