Diagonalhuf - Knoten im Hirn

Bearbeitungstechniken
Eva
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Diagonalhuf - Knoten im Hirn

Beitrag von Eva » So 12. Apr 2015, 22:16

Hallo,
nachdem ich hier seit Jahren still mitlese und mich versuche zu bilden, habe ich immer noch einen Knoten im Hirn, was die Bearbeitung von Diagonalhufen angeht. (Ja, den Diagonalhuf Fred habe ich mehrfach gelesen...)

Angenommen, auf der medialen Seite ist der Kronrand hochgeschoben und die Wand sehr steil und die laterale Seite flügelt nach aussen weg.
Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass die weitere Seite die mehr belastete Seite ist, dann müsste der Huf auszubalancieren sein, indem ich die steilere Seite kürze. Dadurch würde der hochgeschobene Ballen sich entspannen und sich absenken.
Könnte so einfach sein, wenn nicht ausgerechnet auf der weiteren Seite immer Tragrandüberstand wäre und auf der steilen Seite eigentlich kein Material zum Kürzen da ist - so zumindest eigentlich überall, wo ich es gesehen habe. Wie kann es sein, dass die Seite, die mehr belastet ist, weniger abgerieben wird?

Sollte die steilere Seite die mehr belastete sein, würde ich den Tragrandüberstand der weiteren Seite kürzen und wäre glücklich. Blöd nur, dass damit dem hochgeschobenen Kronrand und Ballen selten geholfen ist, oder?

Oder ist es auch hier wieder so, dass man keine allgemein gültige Aussage treffen kann, und man das Bein, das Pferd als Ganzes betrachten muss, um zu entscheiden, wo jetzt gekürzt werden sollte, wenn überhaupt... :doh:

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und ihr könnt meinen Knoten etwas entwirren :mrgreen:


P.S. Für alle die es interessiert, habe mich schon vor einiger Zeit vorgestellt, unter Hallo aus dem Schwarzwald habe ich mich einfach drangehängt...
Zuletzt geändert von Eva am Mo 13. Apr 2015, 21:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von greenorest » So 12. Apr 2015, 22:51

Hallo,

es gibt alle Sorten von Belastungssituationen... Stell doch mal gute Fotos zu dem hier diskutierten Pferd sein, dann kann man die Situation vielleicht vernünftig analysieren.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von Voegelchen » So 12. Apr 2015, 23:09

Jetzt hab ich nen Knoten im Kopf. Ich dachte als High-Low bezeichnet man in erster Linie das Vorhandensein von zwei verschiedenen Hufen an einem Pferd, also einen steilen und einen eher platten.
Die Frage hier bezieht sich doch auf einen Hif, oder?
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von Lucky Buck » Mo 13. Apr 2015, 06:13

..dacht ich auch :shock:

kelte
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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von kelte » Mo 13. Apr 2015, 07:22

Grüß Euch!

Ein High-low ist, wenn ein Huf flacher, der andere einer Hand steiler steht.
Was hier beschrieben wird ist für mich eine mediol-laterale Imbalance.

Grüße

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Feuerhuf
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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von Feuerhuf » Mo 13. Apr 2015, 09:03

@Eva
Du schreibst:
„Angenommen, auf der medialen Seite ist der Kronrand hochgeschoben und die Wand sehr steil und die laterale Seite flügelt nach außen weg.
Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass die weitere Seite die mehr belastete Seite ist, dann müßte der Huf auszubalancieren sein, indem ich die steilere Seite kürze. Dadurch würde der hochgeschobene Ballen sich entspannen und sich absenken.
Könnte so einfach sein, wenn nicht ausgerechnet auf der weiteren Seite immer Tragrandüberstand wäre und auf der steilen Seite eigentlich kein Material zum Kürzen da ist - so zumindest eigentlich überall, wo ich es gesehen habe. Wie kann es sein, dass die Seite, die mehr belastet ist, weniger abgerieben wird?“

Mal allgemein auch ohne Bilder:
Die weitere flügelnde Seite ist die weniger belastete, erkennbar auch an den schrägeren Eckstreben.
Wenn du in ca. 2m vor dem Pferd in die Knie gehst, siehst Du daß der Kronrand der Schrägen Seite tiefer ist als auf der steilen Seite. Der Huf wächst gleich schnell und durch den verminderten Abrieb auf der weniger belasteten schrägen Seite wächst der Huf eben schräg nach außen unter Absenkung des Kronrands. Ziel ist es die weniger belastete Wand wieder in den Zustand der Lastaufnahme zu bringen, in dem Du sie von außen beraspelst, damit den Hebel verringerst und den Abrieb forcierst.
Ebenso ist auf eine korrekte Bearbeitung der Eckstreben zu achten, damit sie die Schräge nicht begünstigen.

Unter Umständen kannst du auch die hebelnde schräge Seite kürzen und die steile Seite auch etwas von außen beraspeln, aber diese Aussage würde ich nur nach der Betrachtung von bewertbaren Hufbildern machen.

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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von Lucky Buck » Mo 13. Apr 2015, 10:15

Danke, Kelte!

Edit: und dir natürlich auch vielen Dank, Feuerhuf!

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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von Pferdefreund » Mo 13. Apr 2015, 14:22

ich fand das am Anfang mit "mehr belastet" und "weniger belastet" auch immer ziemlich unverstaendlich. Ich denke eigentlich es ist besser wenn man sich vorstellt, dass beide Seiten unterschiedlich belastet werden, bzw die Kraefte in verschiedene Richtungen wirken. Die mediale erfaehrt ihre Kraft eher von unten nach oben (stauchend) waehrend die laterale ihre Kraft eher von innen nach aussen (ziehend) erfaehrt. Deswegen entwickeln sich die beiden Seiten unterschiedlich. Ich habe mal diese Standbild aus dem Film der DHG zum Diagonalhuf rausgezogen. Das veranschaulicht die Kraefte, die am Huf wirken koennen, der eine solche Anatomie hat.

Zur Bearbeitung kann ich nicht viel sagen, ausser dass man u.U. eine solchen Huf nie absolut identisch medial und lateral bekommt. Das heisst aber nicht dass er nicht trotzdem balanziert sein kann. Soweit meine Laien-Meinung.

https://www.youtube.com/watch?v=nbHSjCg0eF8
Kraefte.jpg

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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von bine_mn » Mo 13. Apr 2015, 15:23

Hi Eva.
Mein Wallach hat solche Vorderhufe, wie von Dir beschrieben.
Die gestauchte steile Innenwand ist die mehrbelastete Seite, die äußere flügelnde Seite die unbelastete Hufseite. Da war schon Dein erster Denkfehler.
Kürzen tue ich die steile gestauchte Innenwand. Auch wenn hier kein Tragrandüberstand vorhanden ist. Ich kürze dann etwas in die Sohle hinein, bzw. ist diese Hufhälfte eh sehr massiv, dass sowieso eine eher flächige Auflage entsteht.
Du kannst hier im Forum unter dem Stichwort "F-Balance" und "Daniel Anz" nachlesen zu diesem Thema.
High-Low ist ein anderes Thema.

LG Sabine

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Feuerhuf
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Re: High-Low Knoten im Hirn

Beitrag von Feuerhuf » Mo 13. Apr 2015, 18:57

@bine_mn
Du Schreibst:
„Kürzen tue ich die steile gestauchte Innenwand. Auch wenn hier kein Tragrandüberstand vorhanden ist. Ich kürze dann etwas in die Sohle hinein, bzw. ist diese Hufhälfte eh sehr massiv, dass sowieso eine eher flächige Auflage entsteht.
Du kannst hier im Forum unter dem Stichwort "F-Balance" und "Daniel Anz" nachlesen zu diesem Thema.“

Durch einseitiges Kürzen und dazu noch auch auf der mehrbelasteten Seite wirst Du einseitige Belastungsspitzen in den Gelenken provozieren mit den entsprechenden Folgen, denn die dem Pferd eigenen Mehrbelastung der gestauchten Seite änderst du damit nicht, die kommt von oben.
Es sinnvoll die weghebelnde schräge Wand wieder in die Last zu bekommen, je nach Fall durch Kürzen von außen und oder unten und als Zusatzmaßnahme die Abrieberhöhung der Außenseite durch Beraspeln von außen. Nie bzw. äußerst selten sollte ein Huf ohne Wandüberstand sohlenseitig bearbeitet werden. Das Herstellen einer Geraden Wand wie in dem oben gezeigten Huf dauert genauso solange, vorausgesetzt ich arbeite zielgerichtet, wie es benötigt das der Huf einmal durchgewachsen ist. D.h. ca. 6-8 Monate.

Und F-Balance bedeutet nicht, was nach oben staucht wird gekürzt, hier werden mehr Parameter überprüft. Da hast du die F-Balance frei interpretiert.

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