Verständigungsproblem

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Lesley
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Lesley » Sa 28. Mär 2015, 12:16

So eine Diskussion hatte ich auch gerade. Und manche Leute behaupten aber trotzdem, dass sie ja immer das ganze Pferd mit einbeziehen würden...
An der Stelle bin ich dann ausgestiegen.
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Jeanne Dark » Sa 28. Mär 2015, 14:28

:think: Soll das jetzt heißen, dass der Huf generell immer gerade zum Boden geraspelt wird, auch wenn das Pferd ein schiefes Bein hat?

Ich habe gestern gerade bei meinem Kandidaten festgestellt, als er noch vom Profi bearbeitet wurde, ist er ganz schön zehenweit gelatscht. Jetzt setzt er die Hufe fast gerade, obwohl ich nur immer die Zehe kurz und die "Auflage" plan gehalten habe, damit er in die Schuhe passt.
Eine andere Stute mit Zwanghufen ist unter NHC Bearbeitung schrecklich über den Onkel gelaufen. Da habe ich auch nur Zehe geküzt und das zweimal so viel wie die Trachten, aller paar Tage. Und ich würde nicht behaupten, ich hätte das alles geplant gemacht, mit viel Hintergrundwissen und Erfahrung. :?
Der Schmied meines Einstellponys hat erst recht keinen Plan. Er kappt die Tragränder mit der Zange , schneidet den Strahl kurz und fertig. Die Trachten sind unterschiedlich und geraspelt wird auch nicht. :doh:
Aber das Pferd läuft trotzdem und muss mit seinen 350kg ein dickes Kind von so 75 kg tragen. :snooty:
Und dann ist da das Eine, was wegen 2mm nicht laufen kann ????????
Ich bin grad irgendwie auf dem Weg dahin zu glauben, dass das im Grunde völlig egal ist, was da außen an den Hufen gemurkst wird. :| Das Problem ist ein Inneres.
LG Katrin

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Nupur » Sa 28. Mär 2015, 18:08

Nun, kurzfristig ist das in der Tat ziemlich egal. Die Kompensationsfähigkeit von Pferden ist immens. Wie sonst könnten so unterschiedliche Philosophien und Qualitäten in der Hufbearbeitung (wirtschaftlich) existieren? (Aus dem Grund funktionieren auch die unterschiedlichen Wege, die u.U. irgendwann das gleiche Ziel erreichen. Nur, welcher Weg effektiver bzw. schonender ist, bleibt strittig.)
Langfristig ist es aber keinesfalls egal, denn Fehlbelastungen "reichern sich an", bis es zu einer, i.d.R. chronischen, irreversiblen Erkrankung kommt. Und ab dem Punkt zählt dann tatsächlich jeder Millimeter.

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Feuerhuf » So 29. Mär 2015, 12:10

Balance bedeutet für mich, orientiert an der mir zur Verfügung stehenden Methode der Thermografie, eine ausgewogene Verteilung der in Ruhe auf ebenen Grund von oben, angefangen am Karpal- oder Tarsalgelenk auf den Huf wirkenden Kräfte.
Mein Kontrollinstrument dafür ist die Thermokamera. Je gleichmäßiger die Temperaturverläufe innerhalb der Gelenkkapsel, Sehnen- Bändern und Gelenken ist, desto ausbalancierter ist ein Huf in Ruhe.
Treten partielle Diskrepanzen in der Temperaturverteilung, z.B. durch hebelnde oder hochgestauchte Wände auf, heißt das nicht zwangsläufig das ein Huf in Dysbalance ist, sondern das zum einen die Bearbeitung noch nicht ihre zielführende Grenze erreicht hat, bzw. trotz Ausschöpfung der bekannten Optimierungsmöglichkeiten aufgrund des weiter oberliegenden Problems eine weitere Optimierung nicht möglich ist.
D.h. es gibt sehr wohl Hufe mit gleichzeitig steilen und schrägen Wänden , die nach meiner Beobachtung gut ausbalanciert sind.
Im anliegenden Fall ist trotz der schiefen Gliedmaßenstellung eine relativ gleichmäßge Verteilung der Drücke am Kronrand zu sehen mit einer leichten Trachtenüberlastung lateral und und ein Druck an der medialen Seite durch die hebelnde Wand.
Bei der farbtechnisch zu starken Einstellung, aufgrund des isolierenden Fells, kann man lateral eine eine Überlastung im Krongelenk sehen. An diesem Pferd habe sich schon Scharen von Physios, Osteos und TÄ ausprobiert. Der letzte Osteo empfahl innen min. 5 mm zu kürzen.
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Jeanne Dark
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Jeanne Dark » So 29. Mär 2015, 16:35

Interessant Feuerhuf! Und wie ist das nun gelößt worden?

Nupur, die Verhältnismäßigkeit passt trotzdem nicht. Wenn ich sehe, mit welchen Füßen und wie lange, manche Pferde so rumlaufen müssen und trotzdem nicht lahm gehen.......ich weiß nicht! :| :think:
LG Katrin

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Pat » So 29. Mär 2015, 16:47

Feuerhuf hat geschrieben: Der letzte Osteo empfahl innen min. 5 mm zu kürzen.

Jaja. Ich empfehle demnächst auch mal an diesem oder jenem Hinterbein herumzureissen... :roll:

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Pferdefreund » So 29. Mär 2015, 19:33

Feuerhuf hat geschrieben: Treten partielle Diskrepanzen in der Temperaturverteilung, z.B. durch hebelnde oder hochgestauchte Wände auf, heißt das nicht zwangsläufig das ein Huf in Dysbalance ist, sondern das zum einen die Bearbeitung noch nicht ihre zielführende Grenze erreicht hat, bzw. trotz Ausschöpfung der bekannten Optimierungsmöglichkeiten aufgrund des weiter oberliegenden Problems eine weitere Optimierung nicht möglich ist.

Feuerhuf, das ist wirklich sehr interessant. Koenntest Du naeher erlaeutern, wie Du feststellst, ob Du an die Grenzen der Bearbeitung gekommen bist, d.h. eine weitere Optimierung nicht moeglich ist?

Bei meiner Stute ist der VR etwas aehnlich (soweit ich das beurteilen kann). Sie landet massiv ueber lateral, lateral is leicht hinter der senkrechten. Im Stand bin ich aber ziemlich sicher belastet sie medial mehr, beim Auftreten aber lateral. Wieso nimmst Du genau den Stand als Referenz? Kann man mit der Thermo Kamera auch Filme machen, so dass man sich das in der Bewegung anschauen kann?

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Feuerhuf » So 29. Mär 2015, 20:11

@Jeanne Dark

ja, wie ging’s weiter….
Noch mal vorwegschickend, die Fehlstellung der Vorderbeine bestand schon lange, die leichte Lahmheit bzw. das Ticken seit ca. 7 Monaten nach einem Sturz mit Reiterin. An diesem Ticken haben sich diverse Fachleute versucht. Zuletzt der besagte recht bekannte mit diversen Titeln und in verschiedenen Verbänden vertretene Physio. Auch eine telefonische Rücksprache mit meinen Einwänden konnte ihn nicht von der vorgeschlagenen Kürzung abbringen.
Ich habe mich also nach reiflicher Überlegung und schriftlicher Aufklärung der Kundin aufgrund ihres eindringlichen Wunsches die Vorgaben des Physio umzusetzen, dazu hinreißen lassen dem Wunsch zu entsprechen.
anliegend die Bilder. Mit der Kürzung wurde der Hebel Richtung Krongelenk verstärkt mit dem Effekt daß einen Tag nach der Bearbeitung eine Linksbiegung unmöglich war.
Diese Bearbeitung war meine 3. Bearbeitung bei diesem Pferd. In 2 Monaten wird die Wand wieder nachgewachsen sein, bzw. der alte Zustand wieder hergestellt werden können.
Wie Nupur schon sagte, die Hufe haben eine unglaubliche Fähigkeit sich gegen Bearbeitungsfehler oder Methoden zu behaupten. Nur wenn ein chronischer Zustand einer Fehlbelastung vorliegt, langen mm um ein lahmes Pferd zu generieren
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Feuerhuf » So 29. Mär 2015, 20:46

@Pferdefreund

ja man kann in der Bewegung filmen. Das ist immer interessant wenn Pferde aufgrund von Blockaden im Rahmen ihrer Bewegungskunst und von außen in der Bewegung fast nicht sichtbar, Muskelbereiche mehr belasten oder Bereich der Gliedmaßen oder Muskelbereiche aus der Last nahmen.

Nach meinen Beobachtungen muß man 2 Dinge unterscheiden, die Belastung des Hufes, eine Seite ist immer mehr, eine ist immer weniger belastet durch die Bewegungsdynamik sowie breiter oder schmaler in der Erscheinung und der Belastungsbalance, sichtbar durch die gleichmäßige oder ungleichmäßige Temperaturverteilung im Huf. Und wir reden hier nicht wirklich von pathologischer Veränderung wie eine Entzündung. Die Temperaturunterschiede von Dunkelrot zu hellrot betragen 3° C in den vorliegenden Bildern.

Die Grenze der Optimierungsmöglichkeiten geben mir die Strukturen vor. Ziel muß immer sein, daß ein Pferd seine Lauffreudigkeit nicht durch eine Bearbeitungsstrategie verliert. D.h. eine nicht über der Sohle stehende Wand (Tragrand) kann ich maximal bis an die weiße Linie von außen ausdünnen. Die Sohle kann ich maximal einseitig ausdünnen bis das Pferd kurz davor ist den Grasrand aufzusuchen, also ist hier Herantasten angesagt. die Trachten kann ich maximal herunternehmen bis die Beugesehne eine dauernde Überlastung aufweist (noch vor sichtbarer Lahmheit) unter Thermokontrolle. Eine Zehe kann ich soweit herannehmen bis die Seiten anfangen auszubeulen etc. um nur einige Grenzen zu nennen.

Die Landung ist nicht gleichzusetzen mit der nachfolgenden Belastung, sondern eher der Ausdruck von der indivduellen Art der Fußung. Einerseits beingt durch die Gliedmaßenstellung und oder durch krankhafte Veränderung in denen für die Bewegung zuständigen Strukturen wie z.B. Gelenken.

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von wolf busch » So 29. Mär 2015, 23:25

lieber martin, ich habe dir einen begriff anzubieten, der all die komplexen zusammenhänge, die du dich immer so verzweifelt bemühst, uns näherzubringen, auf ebendiesen simplen, kleinen begriff reduziert:
"capsule placement tissue".
aber sag bitte nicht, daß du´s von mir hast! :)

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