Verständigungsproblem

Bearbeitungstechniken
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Martin
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Martin » Do 2. Apr 2015, 00:32

Feuerhuf hat geschrieben:@Kathy71


Es müssten aber alle Gelenke bis zum Karpal bzw. Tarsalgelenk geprüft werden um daraus eine Bearbeitungsratategie ableiten zu können.
Das ist genau das Problem der skelettbetonten Bearbeitungstrategien. Nur weil ein Fesselstand stimmt, heißt das noch lange nicht, dass alle Gelenke darüber auch in Reihe sind und schon gar nicht die Schulter, die im eigentlichen Sinn gar kein Gelenk ist. Man kann relativ leicht am Sattel ablesen, dass jede Veränderung am Huf die Stellung der Schulter verändert. Ein Pferd kann ganz hervorragend über die Schultermuskulatur kompensatorisch agieren. Ich kenne aber keine Hufschmiede, die die Stellung der Schulter bewerten können. Zur Ehrenrettung der Hufschmiede sei gesagt, dass das Tierärzte in der Regel auch nicht können und oft genug nicht einmal Physiotherapeuten oder artverwandte Berufe.


Martin

wolf busch
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von wolf busch » Do 2. Apr 2015, 08:41

hmm
also kann´s keiner?
und wieso isses dann interessant, wenn´s sowieso keiner kann?
irgendwie steig ich nach wie vor nicht dahinter, was du hier eigentlich verkaufen willst.
man kann dieses nicht und man kann jenes nicht und skelettbetont ist sch... und alles andere ja dann eigentlich auch, denn sobald ich, egal, wie jetzt, am huf rumschraube, kompensiert ja die schulter, was aber wieder keiner beurteilen kann und drum?
- isses besser man macht garnix, weil dann kann sich´s pferdle halt selbst helfen oder auch nicht
- isses egal, was man macht, weil dann kann sich´s pferdle halt s.o. ....
weshalb nur muss man das rad immer wieder neu erfinden?

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Kathy71
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Kathy71 » Do 2. Apr 2015, 08:46

Vielleicht sollten wir uns mal grundsätzlich darauf einigen, dass es einen Unterschied macht, ob die "Fehlstellung" angeboren bzw. im ganz jungen Fohlenalter erworben wurde ODER ob die "Fehlstellung aus einer fehlerhaften Hufbearbeitung resultiert.

Dann, wie Martin schon sagte, meine ich auch, dass man die gesamte Kette vom Huf bis raus zur Schulter bzw. zur Kruppe hinten betrachten muss.

Und dann...und da fand ich den FEM-Artikel mit den Angaben zu den Werkstoffkennwerten ganz aufschlussreich...kann sich offensichtlich die Hornkapsel unabhängig (!!) vom "Innenleben" und somit von der Gelenkstellung verformen. Wenn man also eine "verzogene" unter Eigenspannungen stehende Hornkapsel durch Bearbeitung "entspannt", dann kann es sein, dass die Hornkapsel gerade wird und die Knochen im Bezug auf den Boden immer noch so stehen wie vorher.

wolf busch
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von wolf busch » Do 2. Apr 2015, 09:00

aber selbstverständlich kann sie das. und sie tut es auch, bereits bei kleinsten bearbeitungsfehlern. die frage ist nur, inwieweit ist das eben im rahmen der normalen kompensation ohne relevante auswirkungen und ab wann verschiebt´s dem tierchen das hinterteil dadurch..;)
das schöne ist aber, daß man in einem gewissen rahmen eben nicht nur durch falsche bearbeitung die "abwärtsspirale" in bewegung setzen kann, sondern durch richtige auch die entgegengesetzte, zumindest, solange sich der organismus noch in einer kompensationshaltung befindet und sich die folgen dieser fehlerhaften bearbeitung nicht bereits im restlichen organismus festgesetzt haben.

Martin
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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Martin » Do 2. Apr 2015, 10:11

wolf busch hat geschrieben:hmm
also kann´s keiner?
und wieso isses dann interessant, wenn´s sowieso keiner kann?
irgendwie steig ich nach wie vor nicht dahinter, was du hier eigentlich verkaufen willst.
man kann dieses nicht und man kann jenes nicht und skelettbetont ist sch... und alles andere ja dann eigentlich auch, denn sobald ich, egal, wie jetzt, am huf rumschraube, kompensiert ja die schulter, was aber wieder keiner beurteilen kann und drum?
- isses besser man macht garnix, weil dann kann sich´s pferdle halt selbst helfen oder auch nicht
- isses egal, was man macht, weil dann kann sich´s pferdle halt s.o. ....
weshalb nur muss man das rad immer wieder neu erfinden?
Das ist doch genau eine der entscheidenden Fragen. Kann es einer ausreichend gut? Und da einer nicht reicht, müssten es mindestens 60 %, besser 80% der Hufbearbeiter ausreichend gut können. Methoden, die nur Genies können, bringen in der Praxis auch nicht viel, so gut sie auch sein mögen.
Da wir ja nun locker auf 40 Jahre oder mehr mit Fesselstandstheorie zurückblicken können, glaube ich persönlich nicht, dass wir im Moment das Skelett ausreichend erfassen und danach bearbeiten können. Das beweist allein der über viele Jahre akzeptierte Fehlschluss über hohe/lange Trachten die Stellung halten zu wollen. Obwohl dadurch rückständige Pferde in Serie produziert wurden, hielt man mehrere Jahrzehnte daran fest. Man hat also selbst sowas Simples, wie die Auswirkungen der Verschiebung der Fußungsfläche nicht erkannt und sogar wichtige Veränderungen in der Skelettstellungen, nämlich die Rückständigkeit, ignoriert. Das ganze Themenfeld muskuläre Kompensation, erscheint mir gar nicht wirklich bearbeitet. Das könnte aber der Schlüssel zu einer besseren Bearbeitung sein.

Ja, wir müssen das Rad neu erfinden, wenn das alte ein Holzrad ist, wir aber einen Stahlgürtelreifen brauchen.

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von wolf busch » Do 2. Apr 2015, 10:42

das schöne ist, man muss kein genie sein, um gute hufbearbeitung zu erlernen.
nur muss man sie eben lernen.
und das geht halt bei einem solch komplexen thema, das nicht ausschliesslich die schönen theorien umfasst, auch nicht alleine über die theorie.
und weil´s halt auch nicht die simple formel gibt, geht´s auch in der praxis nicht in einem tag..

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Re: Verständigungsproblem

Beitrag von Pferdefreund » Do 2. Apr 2015, 14:11

also ich kann jetzt nicht wahnsinnig viel an eigener Erfahrung weiter geben, und habe ja nie eine klassische Ausbildung erhalten, aber ich muss sagen, dass es wohl wirklich so ist, dass es manche Leute einfach koennen, und andere nicht. leider zu viele das letztere. Das Problem ist dass die Hufe schon ziemlich komplex sind, denn neben den Muskeln und Gelenken, die bestimmen wie das Pferd laeuft reagieren sie auch auf den Boden, auf dem das Pferd lebt.
Dann gibt es auch Dinge, die man der Hufkapsel von aussen nicht unbedingt ansieht, die permanent sind und eben nicht mehr veraenderbar.

Beispiel zum ersten Punkt aus meiner eigenen Erfahrung. Stute landet recht massiv ueber lateral (bodeneng). Bei ihr ist die laterale Wand deutlich dicker als die mediale. Ich vermute das ist eine Anpassung ist, die Seite, die mehr stimuliert wird, wird kraeftiger. Nun ist aber mein Problem dass diese Anpassung auf z.B. Sand eher negativ ist, denn das Pferd bekommt zwar die Stimulation, aber der Abrieb fehlt. Daher waechst die Hufkapsel sich sehr schnell aus der Balanze, wenn nicht Massnahmen ergriffen werden (Abriebststeuerung).

Besipiel zum zweiten Punkt ist das Anbringen einer Schwebe bei hochgestauchten seitlichen Kronraendern. Das kann funktionieren, muss aber nicht. Meine Stute hat VR massive Hufknorpelverknoecherungen, die ein Absenken des Kronrandes zu 100% verhindern.

Dr. Taylor gab ja kuerzlich den Vortrag darueber dass der Huf eine "smart structure" ist. Und ich vermute jetzt einfach mal nach mehreren Millionen Jahren Evolution und Optimierung ist er vielleicht smarter als wir es bisher erkennen und verstanden haben.

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