Bearbeitung lose Wand

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Juria
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Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Juria » Sa 28. Feb 2015, 20:40

Hallo,
mich würde interessieren wie man bei einer holen/ losen Wand vorgeht. Sowie ich das in Tinas Buch verstanden habe, sollten die betroffenen Wandbereiche komplett aus der Last genommen werden. Das deckt sich mit meiner Vorüberlegung und ist für mich absolut nachvollziehbar. Aber wie geht man vor, wenn die lose Wand bis zu den Trachten geht? Wie weit kann man da gehen?
Einerseits könnte ich mir vorstellen, dass es sehr ungünstig ist, wenn man nur einen Teil der betroffenen Wand aus der Last nimmt, denn der Druck auf die Trachten und damit die restlichen kaputten Wandteile nimmt doch zu!? Andererseits muss das Pferd ja auch auf irgendwas laufen... :snooty:

Freue mich über Erfahrungen! :)

Hier ein paar Beispielfotos, damit ihr wisst was ich meine

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mochuisle
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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von mochuisle » Sa 28. Feb 2015, 21:08

Ich bin zwar nur Laie, aber mein Tinkerwallach neigt auch an den lateralen Wänden vorne dazu und bei ihm hilft nur, ganz konsequent die Trachten kurz zu halten. Bei ihm waren die Defekte zwar nicht so extrem, aber die Strahl- und Trachtensituation sah ähnlich aus - es war kaum Überstand an den Trachten, aber der Strahl hing trotzdem in der Luft. Ich hab das dann todesmutig bis in die Sohle reingekürzt (hab mich an der breitsten Stelle des Strahls orientiert) und das Problem hatte sich erledigt.
Von den Bildern her würde ich sagen, dass da auch noch ein Stück geht an den Trachten.

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Feuerhuf
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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Feuerhuf » So 1. Mär 2015, 11:19

Als erstes ist die Frage zu stellen wie es zu einer hohlen Wand kommen konnte. D.h. wie sieht die Belastungssituation in diesem Hufbereich aus. Dann, wie tief reicht der Defekt nach oben.
Die pauschale Aussage den betroffenen Bereich aus der Last zu nehmen ist genauso falsch wie die Aussage die Trachten zu kürzen falls der Huf zu steil erscheint.
Bei den vorliegenden Bildern sehe ich einen mickrigen Strahl eingeklemmt zwischen steilen Eckstreben. Ebenso ist der Zustand nicht über Nacht entstanden, sondern besteht schon länger, erkennbar an dem Sohlenaufbau neben der Trennung.
Nachfolgender Hinweis muß vor Ort mit Zangenproben auf vermeintliche Sohlendicke vor der Bearbeitung überprüft werden. Die Trennungen mit einem scharfen Löffel o.ä. Freikratzen um die Tiefe zu bestimmen. Die Aufwulstung des Sohlenhorns entlang der Trennung mit waagerecht gehaltenem Messer in einem Winkel soweit kürzen wie eine intakte Sohle von der Strahlfurche bis zum Rand verlaufen würde. dann mit senkrecht gehaltenem Messer die Sohlenaufwulstung auf das normale Sohlenniveau kürzen. Die Trachtenregion inklusiv der Eckstreben zum Tragrand hin anschrägen und ein paar Raspelstriche über die Trachtenregion, die Trachtendkanten müssen klar erkennbar sein. Damit sollten sich die gezeigten Probleme der Wandtrennung auf ein Minimum reduziert haben. Bei dem Rest der Risse wenn möglich Keralit undercover einbringen und
optimalerweise mit geteertem Hanf ausstopfen. Alle 14 Tage minimal Nachschneiden, wenn es Dein Pferd ist.
Anliegend ein Beispiel einer ähnlichen Situation
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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Wurzl » So 1. Mär 2015, 11:48

Schaut auch aus wie ein Stoffwechsel / Ernährungsproblem.

Ich nehm solche Stellen gern so weit wie's geht aus der Last, ggf. auch 1-2 cm hoch. Pferd kann dann ja trotzdem auf dem restlichen Tragrand, Strahl und Sohle laufen.

Es ist hier übrigens die innere Wandschicht, die keinen Zusammehalt hat - nicht die Weisse linie. Ein vielfach beobachtetes Problem ...

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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von greenorest » So 1. Mär 2015, 14:52

Hallo,

meiner Erfahrung nach (die sich seit der ersten Version des Hufbuches erweitert hat) ist es gar nicht so wichtig WIE genau man die beschädigten Stellen bearbeitet, sondern dass man den Gammel wirklich gründlich entfernt. Das Problem, warum diese Stellen nicht verschwinden ist meiner Erfahrung nach Gammel in der Tiefe, an den man nicht oder schlecht rankommt. Wenn man die Wand nur ein paar mm schweben lässt und "oberflächlich" reinigt, tut sich meist nicht viel. Das Problem ist m.E., dass es wirklich hässlich aussieht, wenn man die Gammelstellen gründlich freilegt ("halber Tragrand weg") und man Sorgen hat, dass das Pferd danach nicht mehr laufen kann. Daher habe ich mich früher auch nur sehr vorsichtig rangetraut und hatte hartnäckig mit dem Problem zu kämpfen.

Mein jetziges Vorgehen, mit dem ich reproduzierbar Erfolg habe:
Die Gammelrillen so weit wie vertretbar frei schneiden oder frei dremeln. Soweit wie möglich alles Schwarze weg. Danach gründlich reinigen. Anschließend Trick 17: Den Bereich mit Hitze desinfizieren, d.h. trocknen, als wollte man mit Vettec kleben. Achtung: Nur im ganz toten Bereich, also dem ca. unteren cm des Hufes, kann man völlig ohne Bedenken mit großer Hitze arbeiten. Wenn die hohle Wand sehr hoch geht (bis zur Hälfte der Wand oä.) bitte Vorsicht, denn da liegt die Lederhaut relativ nah unter der Oberfläche. Dann desinfizieren, mit Keralit Undercover oä. ausfüllen. Wenn man alles erwischt hat, wächst die Lücke dann einfach raus. Wenn man nur an der Oberfläche gearbeitet hat, kämpft man meist ewig.

Wenn man sehr große Schäden hat und wirklich ALLES schwarze erwischt hat, kann man den Tragrand mit Vettec Superfast auch wieder aufbauen.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Laddie » Mo 2. Mär 2015, 08:28

Tina, wenn Du die Wand wegschneidest, dann so, daß noch irgendein Hohlraum bleibt, in den man dann z.B. Keralit Undercover reinschmieren kann? Ich stelle mir grad vor, daß die Wand an der Stelle ja nach dem Schneiden keine entsprechenden Hohlräume mehr aufweist.
Viele Grüße, Ariane

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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Mascha » Mo 2. Mär 2015, 14:14

Ich habe mittlerweile festgestellt, dass es in vielen Fällen gar nicht nötig ist, die Wand so hoch wegzuschneiden, bis der Gammel ganz weg ist. Ich schneide von unten oft nur noch eine verbreiterte Rinne (so breit, dass man sie mit dem Hufkratzer einfach auskratzen kann), so etwa bis maximal 8mm in den Huf rein, dann kratze ich mit einem Hufnagel den Gammel, der höher sitzt, so gut es geht raus und fülle den nicht ausgeschnittenen Teil des Spalts (nicht in die ganze breite geschnittene Rinne) mit Hilfe das Hufnagels mit Keralit Undercover. Das mache ich einmal die Woche, bzw. empfehle es zu machen. Bislang hat das in vielen Fällen schon den gewünschten Erfolg gehabt (sofern nicht starke Imbalance weiterhin bestanden, die den Riss immer wieder größer werden lassen).
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Pferdefreund » Mo 2. Mär 2015, 14:25

kann es sein dass Du (oder dein trimmer) die Wand einfach seitlich zu stark ausgeduennt hast, um evtl flares kosmetisch zu beseitigen? Ich hatte diesen Effekt am Anfang mal, also ich noch nicht so geuebt war.

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Juria
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Re: Bearbeitung lose Wand

Beitrag von Juria » Mo 2. Mär 2015, 14:54

Hallo, vielen Dank für eure Antworten.

Nur ganz kurz:
Nein, es ist nicht mein Pferd und nein, ich bearbeite dieses Pferd auch nicht ;)
Ich frage für eine Freundin nach.

Ja, Stoffwechselprobleme könnten auch eine Rolle spielen.
Meine Freundin hat den Spalt gestern mit einem Nagel mal sauber gemacht. Sie sagt so tief, wie es auf den ersten Bilck scheint, geht der Gammel zum Glück nicht.
Die äußere Hufwand wurde meines Wissens nicht stark ausgedünnt, zumindest habe ich es noch nie mitbekommen oder gesehen!
Inbalancen hat der Huf m. E. schon. Die seitlichen Hufwände sind recht steil und verlaufen etwas konkav, die Zehe ist zu lang. Insgesamt kommt mir der Huf zu "eng" vor. Aber das ist nur mein Eindruck, wie er tatsächlich ist, steht wieder auf einem anderen Blatt ;)

Ich habe hier noch die Front- und Seitenansicht:
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