Huf mit "Fenster"

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Laddie
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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Laddie » Mi 1. Okt 2014, 09:16

Nupur hat geschrieben:
Laddie hat geschrieben:Na dann, bei solch vielen Kommentaren in Richtung "problemlos" kann ich es ja entspannt angehen ;)
Damit es nicht zu einseitig wird: Wenn eine hohle Wand, oder ein "Fenster", eine bestimmte Ausdehnung haben, kann eine Hufbeinrotation auftreten. Ich habe mal folgenden Fall übernommen: Hufbearbeiter hat ein Pferd von Öllöv-Beschlag auf Barhuf umstellen sollen. Die Hufe waren lang und nicht so toll, der Gang aber unauffällig. Beschläge wurden entfernt und Hufe nur minimal bearbeitet - Pferd stocklahm! Eine Erklärung wurde nicht gefunden.
Erst beim Ausschneiden durch mich, mit der Option, wieder einen Beschlag aufzubringen, kam die Ursache ans Licht.
IMGP0067 - klein.jpg
15052011400.jpg
15052011399.jpg
Und nun, viel Erfolg!
Sieht wie ein Isi aus. Danke für das Beispiel, sehr interessant!
Viele Grüße, Ariane

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von bergziege » Mi 1. Okt 2014, 15:32

Du liebes Bischen, was für ein Wandüberstand :o
Wie lang wareb die Hufe denn dann VOR dem Bearbeiten? Beim dritten Bild ist der Wandüberstand dann doch schon runter, oder? Die hast Du ja nicht so stehen lassen, die Wand....?
Alles zu seiner Zeit

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Tarek86 » Do 2. Okt 2014, 10:02

Oh je, was es alles gibt :shock: Auf jeden Fall sehr interessant Bilder! Was macht man als Hufbearbeiter in so einem Fall? Ist die Wand da beim Bearbeiten "von allein" Weggebrochen oder hast du das peu à peu freigelegt? Lässt man das dann "einfach so", bis es runterwächst? Sorry für die laienhaften Fragen ;)

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Annette » Do 2. Okt 2014, 10:24

Mir sind auch heute morgen beim Fertigmachen noch Fragen dazu eingefallen:

@Nupur: geht das genauso tief wie eine Hornsäulen-OP oder geht das ohne Sedierung?
Und ist das Pferd dann hinterher barhuf oder beschlagen worden?
Und wie ist die Nachsorge gewesen?
Annette

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von greenorest » Do 2. Okt 2014, 12:56

Hallo,

@ Nurpur: Die Hufbeinrotation bestand bei deinem Fall ja offenbar schon länger, d.h. hatte mit der Abnahme der Beschläge doch nichts zu tun, oder? Nur dass das Pferd mit dem Beschlag lief und ohne dann eben nicht mehr?

Gruß Tina
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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Mascha » Do 2. Okt 2014, 14:43

bergziege hat geschrieben:Du liebes Bischen, was für ein Wandüberstand :o
Wie lang wareb die Hufe denn dann VOR dem Bearbeiten? Beim dritten Bild ist der Wandüberstand dann doch schon runter, oder? Die hast Du ja nicht so stehen lassen, die Wand....?
Das ist, denk ich mal, kein Wandüberstand, sondern ein Lamellenkeil. Daher ist auch die Reden von Hufbeinrotation.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Feuerhuf » Fr 3. Okt 2014, 09:00

@Tarek86
Eine Wand großzügig Wegfräsen ist ein gern genutzter Arbeitsschritt von Tierärzten und Schmieden.
Es wird eine Destabiliserung der Trageeigenschaften der Hornwand in Kauf genommen und mit einer Eisenkrücke versehen.
Bei solchen hohlen Wänden kommt man genauso weit wenn man den Spalt mit einem scharfen Löffel auskratzt und mit H2O2 gut säubert, mit Keralit undercover verfüllt und mit geteertem Hanf abdichtet. Dann wächst der Huf und damit die hohle Wand heruntern. Bei gezeigtem Fall,. Es gibt naürlich auch Fälle wo etwas mehr aufwand betreigen werden muß wenn bereits innere Strukturen in Mitleidenschaft gezogen sind und lokale Antibiotikamischungen eingebracht werden sowie systemisch wirkende Antibiotika gegeben werden.
Hohle Wände wo es oft bis zum Kronrand dahinter gammelt sind keine Seltenhheit und beruhen häufig auf der nachlässigen Bearbeitung des Verlauf der Blättchenschicht, so das Fäulnisprozesse ausgehend von kleinen Verletzung der Blättchenschicht sich nach oben vorarbeiten können. Am häufigsten findet man solche Prozeese unter einem Beschlag im Trachten Eckstrebenbereich.
Wenn man sich überlegt daß der Hufbeinträger, sprich die Verzahnung der hornwandseitigen Lamellen mit den Blättchen aus Richtung des Hufbeins die den Hufbeinträger bilden, ausgebreitet eine Fläche von ca. 2 qm ergeben, langt in der Regel ein Horndefekt nicht um eine Hufbeinrotation zu erwirken.

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Pat » Sa 4. Okt 2014, 11:28

Ich versuch mal hier einige Fragen zu beantworten:
Jede Ablösung der Hufwand vom Hufbeinträger kann eine Hufbeinrotation oder Hufbeinsenkung hervorrufen, egal ob die Ablösung durch eine Rehe oder durch eine hohle bzw lose Wand ausgeht. Ob es dazu kommt hängt vom Ausmaß der Schädigung und der Versorgung ab.
Beim Beispiel von Nupur war es eine hohle Wand. Ob dieses Ausmaß schon reicht eine HR oder HS hervorzurufen, weiß ich nicht. Man sollte aber vorsichtshalber davon ausgehen und entsprechend versorgen. Das heißt, dass die fehlende Wand durch Kunsthorn ersetzt wird und ein Beschlag drunter kommt. Ich hab auch schon ähnliche Fälle ohne Kunsthorn und barhuf gelassen. Dann hatte ich aber ein gesundes, leichtes Pferd mit sehr stabilen "Resthuf" und gute Haltungsbedingungen (sauberer Sandpadock).
Gute Versorgung sieht so aus: alle faulen Stellen werden "brutalstmöglich" ;) entfernt. Man kann sich das wie einen kariösen Zahn vorstellen. Da muß auch alles kariöse genauestens entfernt werden, bevor die Füllung reinkommt. Anschließend wie oben beschrieben Kunsthorn und evtl. Beschlag, was von einigen auch "Eisenkrücke" genannt wird ... :roll:

Diese Beispiele, die ich mir von einem spanischen Schmied aus der f-Balance Gruppe geliehen habe, sieht das schon anders aus.
Bild

Bild

All diese Beispiele können ohne Sedierung bearbeitet werden, weil man ja nicht "im Leben" arbeitet. Das Pferd hat dabei keine Schmerzen. Wenn ihr bei Nupurs Beispiel genau hinschaut, dann seht ihr, dass nur die Wand weggeschnitten wurde, die Blättchenschicht ist völlig intakt. Bei dem obigen Beispiel ist leider schon Silberspray drauf, so dass man die Blättschenschicht nicht mehr sehen kann.

Anders hier:
Bild

Das war zwar keine Hornsäulen OP, aber durchaus vergleich bar. Sowas wird in der Klinik unter Vollnarkose gemacht.
So sah es dann nach einiger Zeit aus:
Bild

Fotos und Hufbearbeitung durch Nupur.

Selbstverständlich hätte Feuerhuf das alles barhuf hingekriegt. Dazu waren die Bearbeiter nur zu blöd... :roll: ;)

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Feuerhuf » Sa 4. Okt 2014, 19:16

@Pat
Selbstverständlich hätte Feuerhuf das alles barhuf hingekriegt. Dazu waren die Bearbeiter nur zu blöd...

Pat, stell Deinen Intelligenzvorschuß den Dir zutraue mit so einem Kommentar nicht unter den Scheffel.

Natürlich würde ich einen Beschlag bei den letzen Fällen auch vorschlagen.
Mein Kommentar bezog sich lediglich auf die weggefrästen hohlen Wände ohne Sekundärinfektion die „konservativ“ von einem Barhufpfleger versorgt werden können ohne Wandentfernung.
Alles Andere gehört in die Hand von erfahrenen Ärzten und Schmieden.

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Re: Huf mit "Fenster"

Beitrag von Pat » Sa 4. Okt 2014, 23:11

eine hohle Wand, wo nicht die Wand entfernt wird.
Da möchte ich gerne Fotos gucken. Zeig doch mal!
Ich vermute mal, dass du mit den Begrifflichkeiten etwas durcheinander kommst. Wenn ich von einer hohlen Wand spreche, meine ich keine Hornspalten.

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