Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

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MidnightMagic
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Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von MidnightMagic » Mi 24. Sep 2014, 12:47

Hallo ihr Lieben,

Ich habe neulich einen Artikel von Pete Ramey dazu gelesen (finde ihn leider, leider nicht wieder :( ), und wollte euch mal nach Meinungen aber vor allem Erfahrungen fragen. In seinem Artikel schreibt er, dass eine verbogene Hufwand (sowohl Zehenwand, als auch Seitenwand), deren weiße Linie nicht gezerrt ist, trotzdem bis zur unpigmentierten Schicht oder gar bis zur weißen Linie geraspelt werden sollte. Anstatt, dass die weiße Linie gezerrt wird, würde in diesem Fall nämlich das Sohlenhorn da weiter hindrängen. Durch regelmäßiges raspeln würde sich dann das Sohlenhorn nach und nach in die richtigen Bereiche zurückziehen.

Hier mal ein Beispiel, über das ich grüble: Verbogene Hufwand mit intakter weißer Linie
Stellt euch einen rechten Vorderhuf vor, der (bewusst schematisch und überspitzt gezeichnet) folgende Schiefe hat:

[url=http://www.fotos-hochladen.net]Bild

Die innere Wand ist am Kronrand hochgeschoben und steil, die Äußere sieht verbogen aus. Von Unten betrachtet ist aber die weiße Linie auf der verbogenen Seite intakt, auf der gestauchten Seite leicht gezerrt, aber nicht übermäßig. Am Ballenstand spiegelt sich der Eindruck der hochgestauten Wand wieder.

Im ersten Ansatz werden wahrscheinlich viele von euch sagen, dass die innere, hochgestauchte Wand gekürzt werden müsste. Nehmen wir an, das wird bereits regelmäßig bis (fast) auf das Sohlenniveau so gemacht. Man kann sich vorstellen, dass bei weiterer Kürzung der inneren Wand das Pferd schief steht (/zu stehen scheint?), der Huf kippt nach Innen. Ein stärkeres „nach-Innen-kippen“ bewirkt starkes berunden der inneren Wand, womit man vielleicht versuchen würde die leicht gezerrte weiße Linie zusammen zu bekommen.

Und um zu dem Thema von Oben zurück zu kommen: demnach würde man verstärkt die äußere Wand beraspeln, trotz intakter weißer Linie. Mit der Hoffnung, dass diese sich dadurch mehr aufrichtet und das Gleichgewicht wieder herstellt. Damit könnte ein starkes Vorgehen an der inneren Wand umgangen werden (und ein unangenehm erscheinendes „nach-Innen-kippen“ vermieden werden) – so es denn funktioniert.

Wie würdet ihr vorgehen und warum?

Ich hoffe auf rege Diskussion 8-) (und vielleicht kennt/findet einer von euch ja diesen Artikel? Ich weiß leider nicht mehr wie er heißt. Ich hatte den nur überflogen, würde ihn auch gerne nochmal gründlich lesen…)
Zuletzt geändert von MidnightMagic am Mi 24. Sep 2014, 15:17, insgesamt 1-mal geändert.

kelte
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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von kelte » Mi 24. Sep 2014, 14:46

Servus!

Ich würde die hochgestauchte Innenwand, wenn auch der Ballen hochgeschoben ist, nach F-Balance kürzen und eine schöne "Spirale" an der Unterseite anbringen. Rand leicht berunden. Das sollte die Balance und die Belastungssituation verbessern.
Zusätzlich die flügelde Außenwand deutlich steiler und höher hinauf ausarbeiten, um die zerrenden Kräfte von der Laminae zu nehmen.

Aber das hängt natürlich auch sehr vom "Rest" des Beines/Pferdes ab, vom Gangverhalten und vom Stehen.

Grüße

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von Annette » Mi 24. Sep 2014, 15:10

Ich habe es so gelernt: Die (oberhalb jeglicher Verbiegungen) schrägere Wand ist die längere.
Dass sich die steilere Wand hochstaucht und die WL gezerrt ist, liegt an der Mehrbelastung durch die Kippung.
Da Dein Text (verbogene schrägere Wand) nicht zum Bild (gerade schrägere Wand) passt, lege ich mich jetzt mal nicht fest, ob ich außen oder innen in Deinem Bsp. kürzen würde.
(Wenn es so wie in der Zeichnung aussieht, würde ich außen kürzen)

PS: Ist es nicht eher ein rechter Huf?
Annette

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von MidnightMagic » Mi 24. Sep 2014, 15:17

Ja, es ist ein rechter Huf! Sorry, wie war das mit dem anderen Links :oops: änder das gleich mal oben.

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von MidnightMagic » Mi 24. Sep 2014, 15:20

@Kelte, was meinst du mit "spiralförmig"? Ich les hier im Forum ja öfters was von der "F-Balance", bin aber noch nicht dahinter gestiegen, was genau sich dahinter verbirgt? Habt ihr einen Info-Link für mich?

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von kelte » Mi 24. Sep 2014, 15:30

Servus!

Das heist einfach, daß es nicht nur um das einseitige Kürzen einer Trachte geht, sondern das der gesamte Tragrand in einer gleichmäßigen Spirale von Tachte zu Trachte bearbeitet werden muß.
Wenn der Huf dann aufsetzt und durch die Belastung die longitudinale Flexibilität einsetzt, dann liegt der Tragrand schön gleichmäßig am (ebenen) Boden auf.

Link habe ich leider keinen, aber hier gibt irgendwo schon einen Fred, wo das ein bisschen besprochen wird.

Grüße

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von Martin » Mi 24. Sep 2014, 16:38

Dein Beispiel ist gar nicht so selten. Wenn ein Huf in der Struktur ausreichend stabil ist, dann gibt es keine gezerrte weiße Linie, sondern einen verbogen Huf.

Ich glaube aber, dass es an der Zeit ist sich mal vom dem Gedanken zu verabschieden, dass ein Huf einfach nur kippt, wenn man eine Seite abschneidet. Der Huf ist kein Holzwürfel, der einfach umfällt, wenn man eine Seite abschneidet. Sobald man eine Seite des Hufes kürzt, kippt der Huf nicht einfach, sondern das Pferd reagiert muskulär und stellt das Bein an eine andere Stelle unter dem Körper ab, als zuvor. Wir haben einen Huf der sowohl über das Mass der Kippung anders belastet wird, aber auch noch durch das Mass der anderen Position unter dem Pferdegewicht. Da können sich Kräfte addieren, aber auch gegeneinander aufheben. Das ist ein Grund, warum das Kürzen der längeren Seite zur Entlastung der steilen Seite bei so vielen Pferden nicht funktioniert. Sie verlagern einfach das Bein und schon wird die Belastung noch ungünstiger und die Wand/der Ballen schiebt sich noch höher.

Ich senke in der Regel die hochgestauchte Seite ab, ungefähr so wie @Kelte das beschrieben hat. Aber ich rasple auch die verbogene Wand zurück, das aber vorsichtig. Es braucht Zeit bis sich das normalisiert. Bei extremen Beinstellungen, wie z.B. massiver Fassbeinigkeit, akzeptiere ich auch ein gewisses Maß an Verbiegung.

Ich kann aber nicht sagen, ob Ramey so absolut gesehen Recht hat.

Martin

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von Lesley » Mi 24. Sep 2014, 20:08

@ Martin: Ich habe einen Traber mit extremer Fassbeinigkeit, der extrem verbogene Wände harte als ich ihn übernahm. Ich habe aufgrund der Bei Stellung auch nie wirklich Hoffnung gehabt, dass ich die Wände gerade bekomme.
Jetzt nach 2.5 Jahren (!) sind die Wände ansich gerade, im Sinne von Verbiegungen. Negativ ist die eine Seite immer noch, aber ich war sehr erstaunt über den Erfolg, der sich auch erst vor ein paar Monaten einstellte.
Klar, es ist nur ein Fall, aber darüber war ich erstaunt.
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von saskia » Mi 24. Sep 2014, 20:18

So wie ich es bisher verstanden habe, sollte man es vom Verlauf der Hornröhrchen abhängig machen, ob man die "Verbiegung" korrigiert oder nicht (ein Huf "muss" nicht immer unbedingt symetrisch sein).

Nehmen wir mal an, das Röhrbein verläuft so wie der obere blaue Strich, und die Hornröhrchen verlaufen wie die im Huf gezeichneten blauen Striche. Dann sollte man die Wandschräge so belassen, denn der Huf wird gleichmässig belastet. Verlaufen die Hornröhrchen jedoch wie die orangen Striche, dann sollte korrigiert werden, denn wenn man das nicht tut, zerrt die schräge Wand die Kapsel immer weiter aus der Balance.

Bild
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Re: Verbogene Hufwand bei intakter weißer Linie

Beitrag von Martin » Mi 24. Sep 2014, 21:31

Lesley hat geschrieben:@ Martin: Ich habe einen Traber mit extremer Fassbeinigkeit, der extrem verbogene Wände harte als ich ihn übernahm. Ich habe aufgrund der Bei Stellung auch nie wirklich Hoffnung gehabt, dass ich die Wände gerade bekomme.
Jetzt nach 2.5 Jahren (!) sind die Wände ansich gerade, im Sinne von Verbiegungen. Negativ ist die eine Seite immer noch, aber ich war sehr erstaunt über den Erfolg, der sich auch erst vor ein paar Monaten einstellte.
Klar, es ist nur ein Fall, aber darüber war ich erstaunt.
Doch das ist möglich, solche Fälle habe ich auch. Aber ich würde halt nicht garantieren, dass es sich so wird.

Martin

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