Hufbearbeitung nach Krieb

Bearbeitungstechniken
Glueckspilz
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Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von Glueckspilz » Di 16. Sep 2014, 00:04

Kennt sich jemand mit dieser Methode aus?

Hintergrund meiner Frage - am Samstag kam (m)ein neuer Hufbearbeiter auf den Hof und dieser arbeitet nach der Krieb-Methode (was mir voher nicht bewusst war) und hatte auch das Messwerkzeug dabei. Das Resultat ist eine völlig andere Hufstellung innerhalb einer Bearbeitung und ich mache mir ehrlich gesagt MEHR als nur Gedanken...

Nun ist es ja so, dass es immer gute Bearbeiter und weniger gute Bearbeiter in egal welcher Bearbeitungsmethode gibt... aber ich bin mit meinem laienhaften Wissen am Ende und wünschte ich hätte auf mein Bauchgefühl gehört.

Es wurde das Messgerät am aufgenommenen Bein ausgerichtet und die richtige "Balance" des Hufes ausgewertet. Hiernach wurde bearbeitet...das erfolgte alles relativ schnell und als der Huf am Boden stand...naja kamen die ersten Zweifel... :-(

Vielleicht kann/mag hier der ein oder andere Hufmensch dazu etwas sagen...

mareike**
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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von mareike** » Di 16. Sep 2014, 06:41

Hallo,

ich arbeite auch nach dieser Methode. :)

Bei mir hat eine Korrektur zur Optimierung der Belastungssituation bisher zu keinen Problemen geführt. Ausnahme: Bei Arthritischen Veränderungen sollte man vorsichtig sein. Z. B. bei einer Spaterkrankung bei der sich das Gelenk bereits versteift hat kann man natürlich nicht mehr korrigieren und dies würde auch zu Problemen führen.

Hat dein Pferd denn Probleme?
Wie lief es nach der Bearbeitung?

Aus der ferne ist es natürlich schwer zu beurteilen, ob du einen guten Hufbearbeiter gefunden hast. Kannst mir auch ne PN schicken mit dem Namen des Hufbearbeiters, vielleicht sagt mir der ja was. Wo kommst du her? Ich konnte im Vorstellungsthread keinen Eintrag von die finden.

Gruß Mareike

Glueckspilz
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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von Glueckspilz » Di 16. Sep 2014, 10:22

Hallo Mareike,
ich habe Dir eine PN geschickt. ;)

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Feuerhuf
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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von Feuerhuf » Di 16. Sep 2014, 11:16

Genauso wenig wie es eine „Hufmechanik“ gibt, eignen sich mechanische oder rechnerische Hilfen zur Ermittlung einer guten Bearbeitungsmethoden. Allein das enorm tolerante Anpassungsvermögen der Hufe und Gliedmaßen läßt Pferde die nach Schema Schablone bearbeitet werden nicht lahm gehen.
Ein Erfahrener Bearbeiter sollte aufgrund seines Wissens und Erfahrung sich an die Veränderungsmöglichkeiten eines Hufes heranarbeiten um die Grenzen des Machbaren auszuloten.
Fixe Maße und Winkel sind mir immer suspekt.

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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von Glueckspilz » Di 16. Sep 2014, 12:08

@Feuerhuf: Ich bin nur ein Laie...als das Meßwerkzeug aus dem Auto geholt wurde, war ich auch etwas skeptisch - dachte aber auch, OK vielleicht ein Hilfsmittel oder einfach nur zur Beurteilung des IST-STANDES (hätte auch vom Gefühl her gedacht, wir kommen gut dabei weg) das dann genau nach dieser "Schablone" die Hufe "hingestellt" werden, war mir ehrlich gesagt nicht bewusst...von der Bearbeitungsmethode nach Krieb hatte ich bislang noch nichts gehört und dachte auch eine starre Bearbeitung nach einer "Schablone" ist antiquiert.

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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von mareike** » Di 16. Sep 2014, 16:11

Das Messgerät verdeutlicht die Imbalance im Verhältnis zum Röhrbein. Sofern das Pferd keine Fehlstellungen oberhalb dieses Bereiches hat ist das Messergebnis aussagekräftig. Es ist damit Möglich zu überprüfen und festzuhalten wie viel man wo verändert hat und zu beobachten wie sich der Huf hierdurch entwickelt. Man schaut sich aber trotzdem die Hufe und den Rest des Pferd genau an. Das Messgerät verdeutlicht die Imbalancen und die Messergebnisse passen dann auch zu den eventuellen Verformungen/Veränderungen des Hufes.

Man kann nicht sagen, dass nur weil der Bearbeiter ein Messgerät dabei hat, nach Schema Schablone bearbeitet wird und der Bearbeiter nicht nach rechts und links guckt. Ich kann allerdings auch nicht ausschließen das diese Methode dazu missbraucht wird.

Ziel ist es ja das Pferd langfristig gesund zu halten. Ich bin überzeugt, dass dies bei einer Bearbeitung nach Krieb gegeben ist, da ich die Überlegungen und Untersuchungen von Herrn Krieb dazu kenne. Ich denke aber natürlich auch, dass einige erfahrene Hufbearbeiter dies auch ohne Messgerät hinbekommen.

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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von Yogini » Do 18. Sep 2014, 20:39

Mich wuerde mal interessieren, was er aufgrund der schablone
so alles veraendert hat ...

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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von greenorest » Fr 19. Sep 2014, 09:48

Hallo,

ich habe ebenfalls schonmal mit einer Schablone nach Krieb gearbeitet - allerdings nur zur Kontrolle.
An den Vorderhufen klappte dies bei allen Testpferden gut und stimmte mit dem, was ich nach Sohlentheorie gemacht habe, überein. Einige meine Testpferde hatten leichtere Fehlstellungen (z.B. Zeheneng), aber ich hatte keines mit extremen Abweichungen.

An den Hinterhufen hingegen erhielt weder ich noch der Hufbearbeiter, der damit schon länger arbeitete, ein reproduzierbares, sicheres Ergebnis. Das Ergebnis hing vielmehr sehr vom "Augenmaß" ab und war auch bei der gleichen Person nicht mit vernünftiger Genauigkeit wiederholbar - sehr unzuverlässig. Zudem musste man in einer gefährlichen Position hinter den Hinterhufen arbeiten, um auch nur annähernd etwas zu messen.

Ich habe die Methode aufgrund der nicht reproduzierbaren Ergebnisse für mich als untauglich verworfen.



Gruß Tina
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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von kelte » Fr 19. Sep 2014, 10:30

Grüß Euch!

Mir ist schon die Ausgangsidee suspekt. Warum soll die Fußungsfläche IMMER 90 Grad zur TBS bzw zum Röhrbein stehen? Klar, bei geraden gesunden Hufen UND Gebäude sollte das der Fall sein, aber wie viele wirklich perfekte Pferde gibt es denn? D.h. für mich, für ein "gerades" Pferd/Huf braucht man diese Messung nicht und bei einem "schiefen" Pferd kann das Ergebnis durchaus falsch sein.

Ich sehe es also wie mit allen Schablonen, vielleicht eine zusätzliche Hilfe, aber bestimmt kein wirkliches Hilfsmittel und schon gar keine fixe Vorlage. Für erfahrene HPs unnötig und für unerfahrene kanns gefährlich werden.

Grüße

Martin
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Re: Hufbearbeitung nach Krieb

Beitrag von Martin » Fr 19. Sep 2014, 12:24

Die Grundidee ist schon relativ alt und wird schon in dem Buch "Hubalance" beschrieben. Wenn ich Krieb richtig verstanden habe, wurde die Messmethode vom ihm noch weiterentwickelt. Aus meiner Sicht stimmen die anatomischen Grundannahmen hinter dieser Methode nicht (siehe @Kelte).
Allerdings sollte man mit solchen Metoden in der Diskussion nicht zu hart umgehen.
Denn die Kriebmethode unterscheidet sich in der Fehlerhaftigkeit ihrer Grundannahmen in keinster Weise von vielen anderen Methoden.
Weder die Fesselstandtheorie stimmt in ihren Grundannahmen, noch die Bewegungs- oder Fußungstheorie, so meine Beobachtung.
Bis zum heutigen Tag, finde ich auch keine anatomisch plausible, gar wissenschaftlich begründete Erklärung, warum die Sohlentheorien funktionieren.

Keine Messgrößen zu haben, macht eine Hufbearbeitung nicht automatisch besser oder eine Methode glaubwürdiger.

Martin

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