Eckstreben

Bearbeitungstechniken
saskia
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Eckstreben

Beitrag von saskia » So 11. Dez 2011, 10:20

Ich hab mal für die Eckstrebensache einen extra Thread gemacht, da es wohl allgemein interessant ist und nicht nur mit dem speziellen Fall im Ausgangsthread zu tun hat.
saskia hat geschrieben:Zitat aus dem ersten Posting dieses Threads :
Allerdings bin ich nach diesem Seminar nicht mehr hundertprozentig überzeugt von der Arbeit unseres bisherigen Hufschmiedes, da einige Pferde im Stall Probleme haben mit viel zu hohen Eckstreben, flacher Sohle, langer Zehe, zu steilen Hufen,...
Wie äussern sich diese Probleme konkret? Laufen die Pferde fühlig? Wenn ja : wieso meinst du dass die Eckstreben die Ursache dieser Fühligkeit sind?
Warum hatte die Hufpflegerin bei dem Kurs die Eckstreben weggeschnitten? Man tut ja nichts ohne Grund, und diese Gründe würden mich halt interessieren.
Schau mal hier http://www.barhufpflege-niedersachsen.d ... reben.html , da steht einiges Interessante über die Funktion der Eckstreben. Eben anhand dieses Artikels sehe ich das Wegschneiden/starkes Kürzen ziemlich skeptisch. Es mag Gründe geben warum man es in bestimmten Fällen tun sollte, aber diese Gründe versuche ich erst zu verstehen, bevor ich das Rumschnippeln zulasse.
Dein HS lässt sie ja auch stehen, und Pferd läuft prima damit, oder?
Ibn Kamsin hat geschrieben:Eben, das ist es ja, was mich stutzig macht... :?
Sie meinte, die Eckstreben wären die Ursachen der meisten Probleme, wenn sie drücken und zu lang werden, sich umbiegen usw. und das sie auf die Hälfte der Höhe des Strahls gekürzt werden müssen.
Und dass die Eckstreben Probleme machen können, sagt mein HS ja auch. Aber er nimmt nicht so viel weg von den Eckstreben. Das ist dann wohl wieder der Unterschied in den Bearbeitungsmethoden. Mein Hufschmied sagt selbst, er arbeitet nach keiner bestimmten Methode, hat sich aber über alle informiert (Natural Hoof Care, Ramey, Jackson,...) und sucht sich das beste raus.
Viele Pferde bei uns laufen fühlig und brauchen einen Beschlag oder Hufschuhe. Wobei die meisten Pferde eher Probleme haben, wenn sie neu zu uns kommen und vorher rein auf der Wiese standen, bei uns sind ja doch verschiedene Bodenverhältnisse im Offenstall vorhanden (Beton, Schotter, Lehm,...) Und Hufgeschwüre haben einige Pferde sehr häufig. Das ist ja auch ein Indiz für eine falsche Bearbeitung, oder? Bei manchen Pferden legen sich schon die Eckstreben über die Sohle, allerdings liegt das mMn auch daran, dass die Besitzer die Bearbeitungsintervalle zu lang hinauszögern, wofür der HS ja nix kann.
Vielen Dank für deinen Link, werd ich mir gleich durchlesen!
Wurzl hat geschrieben:
Ibn Kamsin hat geschrieben:Sie meinte, die Eckstreben wären die Ursachen der meisten Probleme, wenn sie drücken und zu lang werden, sich umbiegen usw.
Es gibt Hufe, bei denen lass ich die - meist sehr breiten, starken - Eckstreben fast bis zum Bodenkontakt dran. Das sind dann aber auch welche, die stehen wie ne Wand. Bei den Pferden hab ich das Gefühl, die brauchen die zusätzliche Unterstützung von innen, da der Hufbeinträger nicht alle Last übertragen kann.
Normalerweise kürze ich ähnlich wie den Tragrand auf ca 2-3 mm über Sohle, im 90° Winkel zur Wachstumsrichtung der Eckstreben.
Mein Hufschmied sagt selbst, er arbeitet nach keiner bestimmten Methode, hat sich aber über alle informiert (Natural Hoof Care, Ramey, Jackson,...) und sucht sich das beste raus.
!
Ja, das hab ich auch schon gesehen - sozusagen un-informierte Barhufbearbeitung. Da wird zwar eine Schräge / Rundung (aka Mustang Roll) gemacht - aber so unbalanciert und unsymmetrisch, dass einem das Grausen kommt. Ohne Beachtung des Untergrunds auf dem das Hottie lebt ... Da sollen sie lieber ein Eisen (gut) drauf knallen.
verschiedene Bodenverhältnisse im Offenstall vorhanden (Beton, Schotter, Lehm,...)
In Laufställen mit viel Betonpflaster / Teer ist wichtig, die Rundung gaanz flach zu machen, und ggf. die Eckstreben länger wachsen zu lassen. Sonst kanns sein, dass sie eine Belastungsrehe bekommen oder dass Stückchen vom Hufbeinrand brechen - was nat. zu Lahmheit und Abszessen führt.
Und Hufgeschwüre haben einige Pferde sehr häufig. Das ist ja auch ein Indiz für eine falsche Bearbeitung, oder?
Kann sein, kann aber auch von Mineralmangel kommen, von Schmutz, zu wenig Bewegung, ...
Bei manchen Pferden legen sich schon die Eckstreben über die Sohle, allerdings liegt das mMn auch daran, dass die Besitzer die Bearbeitungsintervalle zu lang hinauszögern, wofür der HS ja nix kann.
ja, kann auch sein - das schlimmste an übergelegten Eckstreben find ich, dass sie dann mit der Seitenwand nach aussen drücken und den Huf verformen.
Soweit die Zitate aus dem anderen thread.

Normalerweise kürze ich ähnlich wie den Tragrand auf ca 2-3 mm über Sohle, im 90° Winkel zur Wachstumsrichtung der Eckstreben.
Bringt es was, die Eckstreben im richtigen Winkel hinzuschnitzen? Wachsen die nicht ständig im falschen Winkel wieder nach, wenn man die Ursache des falschen Winkels nicht findet und korrigiert? Wobei meine Kenntnisse derzeit noch nicht ausreichen, um diverse Ursachen zu definieren, - eine der Ursachen könne vermutlich ein Zwangshuf sein, und den würde man dann mit Trachtenkurzhalten, Strahlpolster usw zum Weiten bringen, und damit würden sich der Winkel der Eckstreben doch von selbst korrigieren?
In Laufställen mit viel Betonpflaster / Teer ist wichtig, die Rundung gaanz flach zu machen, und ggf. die Eckstreben länger wachsen zu lassen. Sonst kanns sein, dass sie eine Belastungsrehe bekommen oder dass Stückchen vom Hufbeinrand brechen - was nat. zu Lahmheit und Abszessen führt.
Da verstehe ich den Zusammenhang zwischen Roll und Hufbeinbrüchen nicht so ganz. Brüche/Risse im Hufbein könnte ich mir vorstellen bei zu dünner Sohle, bei zuviel Wandüberstand/starke Hebel (wenn die Wand dem Hufbeinast nicht ausreichend seitlichen Schutz gewährt und überdies am Hufbeinträger zerrt und der wiederum am Hufbein), aber was die Roll in dem Zusammenhang bewirkt, erschiesst sich mir nicht so ganz. Die Roll soll doch dazu beitragen, dass eine dickere Sohle und eine kräftigere Wand entwickelt wird, indem sie dem Huf suggeriert "wir laufen nicht mehr auf Watte, wir laufen auf Fels, und da müssen wir kräftig Horn entwickeln um in den Gelände gut zu Fuss zu bleiben." So hab ich es bisher zumindest verstanden.
Kann sein, kann aber auch von Mineralmangel kommen, von Schmutz, zu wenig Bewegung, ...
Schmutz? Dem sind Pferde ständig ausgesetzt. Der kann doch nur zu Problemen IM Huf beitragen, wenn er da rein kommt. Und um da reinzukommen, braucht er einen bereits geschädigten Huf, d.h. die Ursache muss woanders liegen und der Schmutz bzw die darin enthaltenen Bakterien haben sich nur sekundär die primäre Ursache (falsche Bearbeitung, Verletzung) zunutze gemacht.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Eckstreben

Beitrag von SilentDee » So 11. Dez 2011, 13:04

Gute Idee, da einen extra Thread draus zu machen.

Zum Thema Schmutz: Ist eine große Belastung für den gesamten Huf, denn durch Ammoniak z.B. wird die Hornsubstanz aufgeweicht und "angefressen", also zersetzt, dann haben die Bakterien eine Möglichkeit sich weiter rein zu fressen. Ist also auch bei regelmßiger, guter Hufbearbeitung für alle Hufbereiche fatal! Hygiene ist total wichtig.
Matsch an sich, wenn er nicht von Exkrementen verunreinigt ist, trägt nicht so viele zesetzende Fäulnisbakterien. Gibt ja auch bei den Bakterien Unterschiede. Dauerfeuchte führt dann eher zu Pilz als zu reiner Fäulnis, wenn keine Fäulnisbakterien in der Nähe sind...

Aber zurück zum Thema Eckstreben:
Ich handhabe es folgendermaßen: Bei mir noch unbekannten Pferden mache ich in der Erstbearbeitung je nach vorherigem Hufzustand eine Eckstrebenbehandlung, wenn die erfolgreich war, bleibe ich dabei, wenn nicht, denke ich um. Denn bei den meisten Pferden, die ich bekomme als Hufkunden, ist die Hufkapsel deformiert, die Eckstreben sind wie die Trachten und die Zehe zu lang und nach vorne gebogen. Oft legen sich die Eckstreben dann über die Sohle, und genau diesen Teil schneide ich zurück. Dazu kürze ich auch den Rest des Hufes passend, also Zehe und Trachten zurücksetzen, denn alle diese Hufteile bestehen aus Wandhorn, und das entsteht nebeneinander am kronrand. Wenn ein Bereich liegt, zerrt dieser die anderen bereiche auch in die Liegeposition. Wenn man den Trachten kein Aufrichten ermöglicht, dann drückt der Boden sie bei jedem Auffußen weiter in die liegende Position- Aufrichten wird mechanisch nahezu verhindert.
Ansonsten kürze ich sie erst mal nicht, wenn sie gerade sind. Ansonsten nehme ich sie einmal auf Sohlenniveau zurück, danach darf sich der Huf entwickeln.
Wenn der Huf allerdings zeigt, dass er sie unbedingt benötigt, weil die Wände keine Tragkraft aufweisen und die Sohle schon eine Eckstrebenverstärkung gebaut hat, würde ich sie im nichtliegenden Falle dann eben nicht mal auf Sohlenniveau zurückschneiden, nur, wenn der Huf dann Anzeichen von Druckschmerz zeigt, dafür lasse ich mir das Pferd eben vorführen. Doch eine Bearbeitung lässt die Hufkapsel auch schnell Veränderungen durchlaufen.

Oft sind gerade bei den liegenden Wänden die Eckstreben schon liegend in die Sohle gewachsen, da habe ich lange Zeit nicht dran geschnibbelt, weil es alles nach lebender Sohle und sehr fest (und dadurch sehr benötigt) aussah, aber die Wände wurden nicht wirklich gerader. Also habe ich bei zwei Pferden dann mal das (ich fühlte mich nicht gut dabei) "Eckstrebenhorn ausgebuddelt", dann kurz gemacht, und glücklicherweise wachsen seitdem die Wände an den schiefen Hufen total gerade nach. :) Es scheint also solche und solche Fälle zu geben.

Ist es ein Huf, an dem die Eckstreben wegbröckeln, weil die Trachten sehr kurz sind, orientiere ich mich an der natürlichen Eckstrebenhöhe.

Außerdem sind die Eckstreben bei harten böden und bei weichen Böden unterschiedlich hoch, finde ich. Ich glaube, die Eckstrebenhöhe beeinflusst die Ausprägung des Hufmechanismus, denn sie bremsen die Weitung und Abflachung des Hufes, wenn sie aufgerichtet wachsen. Und da benötigen die Pferde unterschiedliche Weitung, wenn sie auf hartem, ebenen Boden laufen oder eben auf weichem, tiefen Boden... Das versuche ich einfliessen zu lassen.

Hmm, soviel meine Gedanken zum Thema, es gibt auch hier wieder kein schema F, und die richtge Behandlung herauszufinden für den individuellen Fall ist das Wichtigste. (und das Schwierigste!)

LG

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Re: Eckstreben

Beitrag von Wurzl » So 11. Dez 2011, 13:22

Normalerweise kürze ich ähnlich wie den Tragrand auf ca 2-3 mm über Sohle, im 90° Winkel zur Wachstumsrichtung der Eckstreben.
Bringt es was, die Eckstreben im richtigen Winkel hinzuschnitzen? Wachsen die nicht ständig im falschen Winkel wieder nach, wenn man die Ursache des falschen Winkels nicht findet und korrigiert? Wobei meine Kenntnisse derzeit noch nicht ausreichen, um diverse Ursachen zu definieren, - eine der Ursachen könne vermutlich ein Zwangshuf sein, und den würde man dann mit Trachtenkurzhalten, Strahlpolster usw zum Weiten bringen, und damit würden sich der Winkel der Eckstreben doch von selbst korrigieren?
Ich fürchte, das wurde mal wieder falsch verstanden, da ich wohl der einzige Huf-Mathematiker weit und breit bin ;o)
Wenn ich sage, die Eckstreben im 90° Winkel zu ihrer Wachstumsrichtung zu bearbeiten, dann heisst das folgendes: Die Eckstrebe wird ja in der Mitte des Hufes, am Übergang Strahl/Sohle (naja, eigentlich Strahl/Eckstrebe) in der seitlichen Strahlfurche gebildet. Sie wächst dann in einem leichten Winkel nach aussen und guckt normalerweise etwas über die Sohle hinaus, bis sie durch Abrieb gekürzt wird (oder eben nicht). Nun schneide ich im 90°-Winkel bzw. senkrecht bzw. im rechten Winkel (was alles das genau gleiche ist - sh. Geometrieunterricht in der Schule). Somit erhalten ich ein klein wenig Gegendruck gegen das Wachstum der Eckstrebe. Ausserdem verhindere ich damit, dass sie sich auf die Sohle legt.
Alles klar ??

In Laufställen mit viel Betonpflaster / Teer ist wichtig, die Rundung gaanz flach zu machen, und ggf. die Eckstreben länger wachsen zu lassen. Sonst kanns sein, dass sie eine Belastungsrehe bekommen oder dass Stückchen vom Hufbeinrand brechen - was nat. zu Lahmheit und Abszessen führt.
Da verstehe ich den Zusammenhang zwischen Roll und Hufbeinbrüchen nicht so ganz.
Das hast du teilweise falsch verstanden.
1. Wenn ich eine zu steile Rundung (aka Mustang Roll) mache, sprich den Huf auf 2-3 mm Tragrand stelle (der Rest ist oberhalb des Bodens als Rundung), dann hat der Huf auf Beton zu viel Abrieb und kommt zu schnell auf die Sohle - schneller als wie die Wand nachwachsen kann. Damit bekomme ich zu viel Druck auf die Sohle und erhalte ggf.
2. durch den Druck auf der Sohle zu viel Druck auf dem Hufbeinrand, was dazu führen kann, dass kleine (viell. 2-3 mm grosse) Stücke des Hufbeinrandes abbrechen. Das tut AUA !
Die Roll soll doch dazu beitragen, dass eine dickere Sohle und eine kräftigere Wand entwickelt wird, indem sie dem Huf suggeriert "wir laufen nicht mehr auf Watte, wir laufen auf Fels, und da müssen wir kräftig Horn entwickeln um in den Gelände gut zu Fuss zu bleiben." So hab ich es bisher zumindest verstanden.

Hmm, das ist ein neuer Aspekt der Rundung für mich.

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Re: Eckstreben

Beitrag von saskia » So 11. Dez 2011, 17:19

Erstmal danke für eure kommentare :)

@Silent Dee : okay - Mist und Urinmatsch zählt für mich nicht undifferenziert zu "Schmutz". Ist eher "Schmutz plus Schadstoff". (Übrigens hab ich kürzlich gelesen (Cavallo 1/12) dass auch Streusalz die Hufe angreift. Ist vielleicht sinnvoll, das für die kommenden Monate vorzumerken und die Hufe nach Kontakt mit Streusalz abzuduschen. Das gilt lt. Artikel auch für Streusalz- oder Viehsalz-zusätze in Reithallen, die das Gefrieren des Bodens verhindern sollen. Magnesiumsalze dagegen wären unschädlich für die Hufe.)
Dauerfeuchte führt dann eher zu Pilz als zu reiner Fäulnis, wenn keine Fäulnisbakterien in der Nähe sind...
Dann hätten also z.B. alle Camarguepferde in ihrer Heimat Pilz? Und es gibt ja noch mehr Rassen, die in Feuchtgebieten leben. Kann ja sein, - wahrscheinlich gibt es keine Untersuchungen darüber, aber dass solche Pferde pauschal krank sein sollen....hm. Wahrscheinlich kommt es nur bei zusätzlichen Stoffwechselproblemen zu Pilz, und bei naturnah lebenden Rassen kann man vermutlich eher von einer gesunden Nahrung ausgehen, plus viel Bewegung und somit optimalem Stoffwechsel. Wenn man das bei Zivilisationshaltung einigermassen erreichen kann, sollte wohl auch bei Dauerfeuchte Pilz kein grosses Thema sein. Haken ist eben nur, dass die Haltung oft weit von ideal entfernt ist.

@Wurzl : ach so rum senkrecht ;) Dann klingt's logisch.

Bezüglich Roll und Hufbein : ich denke dass wir da ungefähr dasselbe vor Augen haben, nämlich zuviel Druck auf der Sohle, die nicht imstande ist, das Hufbein vor diesem Druck zu bewahren (Sohle zu dünn). An die Roll muss man sich vorsichtig rantasten (Manche verwechseln die roll ja gleich ganz und gar mit den toe rocker, der viel stärker ausgeprägt ist als die Roll). Die Roll SOLL ja dazu beitragen, den Druck auf die Sohle zu verstärken, aber bitte vooooorsichtig. Druck auf der Sohle, d.h. auf den Randbereichen der Sohle, veranlasst die Sohle, mehr Horn zu bilden. Wir imitieren mit der Roll quasi abriebintensives felsiges Gelände, das das Wandhorn unten und seitlich abreibt, sodass der Huf als Schutzmassnahme bei der Hornbildung zulegt.

Das Druck die Materialproduktion anregt, kennen wir ja z.B. vom Strahlfurchen-tamponieren, von Strahlpolstern die einen Kümmerstrahl veranlassen, sich zu entwickeln, und last not least von Rehepferden, deren Trachten im Wachstum dem restlichen Huf vorauseilen, weil das Rehepferd den hinteren Teil des Hufes stärker belastet. Folglich : wollen wir eine dickere (und somit unempfindlichere) Sohle erreichen, müssen wir die Sohle mittels Druck dazu veranlassen, ordentlich Material zu produzieren. Nachdem die Sohlenhornproduktion angekurbelt ist, wird die Sohle einerseits dicker, andererseits - dadurch dass wir durch entsprechende Bearbeitung der Sohle nach und nach etwas mehr Belastung zumuten können - wird auch dieses Sohlenhorn durch das Gewicht des Pferdes komprimiert und somit härter. Und dann hat man ein Pferd, das unbeschlagen über Schotter tanzen kann. Wenn die diesbezügliche Theorie stimmt.

Aber wie gesagt, muss der Druck im Gleichgewicht mit dem sein, was die Sohle an Produktion leisten kann. Ist der Druck zu hoch, weil die Roll zu früh zu stark angelegt wurde, kommt es zu den von dir beschriebenen negativen Folgen.

Ach, Mist, jetzt hab ich extra ein Eckstrebenthema aufgemacht, und schreibe nun doch wieder off topic zu diesem thema. Na ja, irgendwie lässt sich das auch alles nicht trennen. Wer es möchte, kann ja Zitate in den Mustangroll-Thread kopieren....
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Re: Eckstreben

Beitrag von SilentDee » Mo 12. Dez 2011, 00:41

Hehe, das kenne ich, man driftet total schnell ab, weil eh alles zusammenhängt! :lol:

Ich denke aber (kurz OT-Ende zum thema Feuchtigkeit), dass in freier Natur immer auch trockenere und feuchtere Bereiche begangen werden können. Der Paddock eines Boxenstalls ist i.d.R. gleichmäßig dauermatschig, da müssen die Pferde gezwungenermaßen drin stehen, können nicht zwischendurch auf trockeneres Gebiet ausweichen... Und stehen gleichzeitig nicht in enge mit Mist und Urin... sonders haben unglaublich viel Fläche für wenige Pferde.
Unser Paddock ist z.B. abgesoffen nach dem tagelangen Dauerregen, jetzt noch Schnee drauf, tolle Nass-Matsche. Die Pferde haben aber andere, trockene Bereiche, stehen mal hier und mal dort... und auf den Weiden ist es gar nicht so nass und tief wie im Matschpaddock, und die kommen der Natur doch näher! ;) Wobei wir ja gerade gelernt haben, dass Pferde in der Natur in nassen, grasreichen Gebieten zu 90% Pathologien aufwiesen, wäre spannend zu wissen, ob da tiefe mittlere Strahlfurchen bei waren... :lol:

Zurück zum Thema Eckstreben: Ich kürze sie auch 90° zur Wachstumsrichtung, weil jede andere Kürzungsart m.E. den Sinn der Eckstrebe entgegensteht. Ist der Boden nämlich weich, tief, rutschig und abriebarm, wachsen sie ja auch aus der Sohle gen Boden heraus und fungieren als "Spiekes/ Profil", und wenn sie dann durch trockeneres Klima abbrechen/ abbröseln, sehen sie auch eher so aus an der Brechkante, wie wenn man sie derart schneiden würde. Und man wirkt eben dem Überlegen entgegen, die andere Schnittkante würde es quasi begünstigen.

LG

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Re: Eckstreben

Beitrag von charlsey » Mo 12. Dez 2011, 13:39

Wurzl hat geschrieben:Ich fürchte, das wurde mal wieder falsch verstanden, da ich wohl der einzige Huf-Mathematiker weit und breit bin ;o).
Fröhliches Beruferaten... wir haben hier Huf-Architekten (nicht wahr ;) ), dann einen Huf-Mathematiker, den Huf-Biologen, die Huf-Heilpraktikerin, die Huf-Kauffrau, Huf-Physikerin ...

Zurück zu den Eckstreben; meine Erfahrungen sind nicht so allumfassend:

Sind sie nicht aufrecht, kürze ich sie auf Sohlenniveau. Dann schaue ich mir an, was der Huf so macht und bitte zu beobachten, wie schnell sie wieder wachsen. Wachsen sie sehr schnell nach, versuche ich beim nächsten mal sie weiterhin "aufzurichten", aber nur noch wenig unter Tragradniveau zu kürzen, damit sie auf der einen Seite die inneren Strukturen noch schützen können auf der anderen Seite aber auch nicht groß Druck ausüben.

Sind die Eckstreben über die Sohle gelegt, so ist oft die weiße Linie im Bereich der Quarters stärker gezerrt, die Seitenwand verbogen. Dann mache ich auf jeden Fall noch eine ausreichende Schwebe, um dem Druck zu begegnen und kürze die Eckstreben auf Sohlenniveau.

Sind die Eckstreben schön aufrecht, stark und keine Verbiegungen zu sehen, lasse ich die Eckstrebe knapp unter Tragradniveau bestehen. So 'ne schöne Eckstrebe muß man nicht wegnehmen (wenn sie keinen Druck verursacht).
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Eckstreben

Beitrag von Scheckenfan » Sa 12. Mai 2012, 08:45

Ich hab euch mal was mitgebracht und werf's mal hier rein.
Mein Pferd hat stark verlängerte und sehr prominente Eckstreben, wohl als Anpassung darauf, dass er auf deutlich weicherem Boden lebt als wir reiten. Er läuft derzeit völlig problemlos über jeden Boden, selbst scharfkantigen Schotter.

Und hin und wieder löste sich die Eckstrebe dann mal ab.... Man sieht die kleine Fläche, wo ich mit dem Messer nachgeholfen hab, den Rest hab ich mit der Hand abgezogen.
Vorher:
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Mittendrin:
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Nachher:
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Re: Eckstreben

Beitrag von Ponyschubser » Sa 12. Mai 2012, 22:35

Umgekippte Eckstreben werden bei mir weggeschnitten. Eckstreben die gerade sind und ein normales Wachtum haben, kürze ich bis kurz über Sohlenniveau. Bei Pferden bei den die Eckstreben richtig lang werden, schneide ich sie auch bis auf Sohlenniveau zurück. Sonst wuchern sie die Sohle zu bis zum nächsten Termin. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Wenn der Schutz gebraucht wird, lasse ich ihn natürlich erstmal stehen.

Bei engen Zwanghufen schneide ich die Eckstreben auch komplett auf Sohlenniveau zurück. Die Eckstreben stabilisieren ja den Huf. Ich habe da die Erfahrung gemacht, das sich so der Huf schneller weitet.

Ich habe mal ein Pferd übernommen das überhaupt keine Eckstreben besaß..
Gesehen habe ich so etwas vorher noch nie. Ich weiß nicht woran das lag. Evt. weil der vorherige Hufbearbeiter immer die Eckstreben nebst Sohle radikal zurück geschnitten hatte ??? Sie sind nicht mehr nachgewachsen. Ich schaue morgen mal nach, ob ich davon noch ein Foto habe.

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Re: Eckstreben

Beitrag von saskia » Sa 12. Mai 2012, 23:38

Die Eckstreben bei diesem Pferd sind ja schön gerade, aber ich würd sie auch kürzen. Ich hab die Dinger mal 'ne zeitlang nicht so penibel bearbeitet, als ich noch nicht so recht wusste, ob und was ich dranlassen sollte oder nicht, und hab sie nur mit der Raspel mitbearbeitet, also auf Wandniveau und dann zur Sohle hin auslaufend (aber soo lang wie bei dir waren sie trotzdem nicht, eher so bis dahin wo der gelbe Strich ist). Da hatte ich zuweilen den Fall, dass sich das Ende löste (so wie bei dir), dieses aber noch am Rest festhing und sich dann Richtung Strahl querstellte und in den Strahl piekste (grüne Linie). Ich hab das lose Teil dann abgeschnitten. Aber ich denke doch, dass es nicht gut ist für den Strahl, wenn das lose Eckstrebenteil (was ja ziemlich hartes Horn ist) da reinpiekst. Auch wenn es das Pferd nicht zu stören schien - NOCH nicht. Könnte aber sein, dass es doch mal zu Reizungen im Strahl kommen könnte (und in Folge womöglich zu Hufgeschwüren). Inzwischen bearbeite ich die Eckstreben ordungsgemäss.

Ponyschubser : die Fotos würden mich interessieren. Eins meiner Pferde hat vorne auch Tendenz zum Zwangshuf, aber da finde ich zuweilen auch keine Eckstreben mehr oder nur Minimini.
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Re: Eckstreben

Beitrag von Ponyschubser » Do 17. Mai 2012, 13:16

Habe betreffend der fehlenden Eckstreben nur dieses Bild auftreiben können. Ich weiß nicht ob man aus dieser Perspektive etwas erkennen kann. Sorry.
Die Sohle wurde übrigens nicht von mir so stark bearbeitet sondern von dem vorherigen Hufmenschen.

LG Tanja
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