Beitrag
von wolf busch » Do 17. Jul 2014, 07:06
ja, das ist nun so eine sache.
ich kenne auch die ergebnisse der leipziger studie, dabei gab es nur in bezug auf die medio-laterale lastverteilung am huf einen mehr oder weniger eindeutigen "sieger", wenn man das überhaupt so deutlich nennen kann. und das war anz mit seiner f-balance. ist ja auch logisch, wenn man den tragerand so nach den inneren strukturen kürzt, daß der letzte "kraft- oder lastübertrager", also das hufbein, medio-lateral parallel zum ableitenden untergrund steht/liegt/hängt.
das ist aber auch der knackpunkt.
denn auch hier fixiert man sich wieder, wie bei den meisten anderen relativ starren theorien auch (dazu gehört auch die klassische fesselstandstheorie) ausschliesslich auf den huf selbst und geht wie selbstverständlich davon aus, daß sich der rest (der gliedmaße/des tieres) schon danach richten werde. daß dies nicht der fall ist, hat zumindest in ansätzen ebenfalls die genannte studie gezeigt.
da hilft auch keine propriozeption im huf, denn die ist leider nicht so "dominant", als daß sie der propriozeption im ganzen rest von gliedmaße und pferd tätig nahelegen könnte "so, liebe genossen, bei mir ist alles gut, nun nehmt euch mal ein beispiel an mir und entspannt euch"!
das funzt (anzt??), so lange der rest der gliedmaße inclusive aufhängung (wozu nun mal, ganzheitlich gesehen, der ganze rest des körpers gehört) zufällig gerade dazu passt, wenn nicht, dann nicht.
du schreibst von schnittmenge aus den informationen der rezeptoren. die hilft dir aber hier nicht weiter, wenn die eine menge (huf) so sehr viel kleiner ist als die andere (rest) und eben diese andere sehr viel größer ist und blöderweise auch noch in eine ganz andere richtung driftet. denn dann wird die schnittmenge sehr schnell sehr klein, die dominanz ist dann irgendwann wirklich nur noch eine sache der schmerzvermeidung/schonhaltung...
mein fazit, das ich aus allem ziehe, was ich bisher von f-balance gesehen/gehört/gelesen habe: anz funzt prima, wenn auch das bein dazu passt, wenn dann noch echte! verschiebungen der kapsel da sind, sogar nahezu ideal. in allen anderen fällen würgt sie genauso hilflos und mal mehr und mal weniger schädlich (für den gesamtorganismus) am huf rum wie die anderen auch.
bezogen auf den vorliegenden fall:
zunächst, dem aufmerksamen leser wird vielleicht nicht entgangen sein, daß ich in keinem meiner beiträge hier geschrieben habe, wie oder wo man denn nun den huf zu kürzen hätte. denn das ist so auch nicht möglich, ohne alle infos zu haben. da gehört aber gerade in einem solchen falle die beurteilung vor ort zwingend dazu (zumindest nach meinem verständnis von guter hufbearbeitung..).
so, wenn nun also eine, nennen wir sie "dominante", schiefentendenz bspw. aus der hüfte, dem iliosakralgelenk etc.. vorliegt, gehört dazu "unten", also am huf, ebenfalls eine schiefe, die eine einigermaßen gleichmäßige belastung der gesamtgliedmaße ermöglicht. dabei wird aber der huf selbst durchaus etwas einseitig belastet. wird nun ausschliesslich auf die gleichmäßige belastung der hornkapsel hingearbeitet (kürzen der aussenwand), leistet man der schiefe von oben aber noch zusätzlich vorschub. würde ausschliesslich auf eine gerade gliedmaße hingearbeitet, also ständig die innenwand gekürzt, hätte dies zumindest auf mittlere bis längere frist die überlastung wiederum der hornkapsel zur folge, was dann irgendwann auch wiederum zu weiteren fehlstellungen / verspannungen der restlichen gliedmaße (schonhaltung, schmerzverhalten) führt.
die kunst besteht darin, den huf dahingehend auszubalancieren, daß die gesamte gliedmaße, abhängig von der dominanz der fehlhaltung von oben, im gleichgewicht der bewegungsachse steht, ohne den huf selbst zu deformieren.
nur geht das halt leider nicht mit zollstock und zirkel, sondern so richtig gut ausschliesslich unter nutzung der gesamtheit der eigenen propriozeption in enger zusammenarbeit mit der des tieres.