Wände wie dünn raspeln?

Bearbeitungstechniken
Benutzeravatar
Feuerhuf
Beiträge: 603
Registriert: Fr 13. Dez 2013, 20:17
Service: Funktionelle Barhufbearbeitung, Hufschuhe, Klebebeschläge, Thermografie, "schwierige Pferde", Lehrgänge mit und ohne Bearbeitung

Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Feuerhuf » So 27. Jul 2014, 14:30

@Kelte

„Warum sollte man eine Wand ausdünnen, die schon so schwach ist, daß sie weghebelt?

Eine Wand hebelt nicht weg weil sie schwach ist, sondern um nur mal 2 Bespiele zu bringen, weil sie durch eine große auf der Sohle liegende Eckstrebe, vornehmlich im Bereich der weniger belasteten Hufhälfte, die Wand nach außen drückt oder sie hebelt weg weil die weniger belastete Seite einen geringeren Abrieb erfährt und wächst und wächst.

„Auch der Vergleich mit einer Blattfeder hinkt für mich gewaltig. Wenn eine Wand wegfedert, dann kann sie das nur über eine gezerrte Laminae, denn das Hufbein federt bestimmt nicht mit“

Die Blattfeder habe ich nicht als federndes Beispiel genommen, sondern umgekehrt als erhöhte Starrheit und Stabilität obwohl das äußerte Federelement das dünnste ist.

Im Prinzip hat eine Mustangroll fast die gleiche Wirkung, nur in einer geringeren Höhe.


„Man verhindert den Hebel ja nicht, man verhindert nur, daß er hoch hinauf reicht“

Durch das Strecken der Wand wird der Hebel verringert, indem man die Wand ausdünnt und somit siehe „Rieddach“ stabilisiert.

„Ebenso ist mir unklar, warum ich eine Bearbeitungsstrategie anwenden soll, nur damit man nicht oft nacharbeiten muß. Da mache ich lieber eine Roll und der Besi muß halt zwischen meinen Terminen mitarbeiten.“

Wenn der Besi das auch wirklich macht und nicht nur sagt, stimme ich Dir zu. Wenn nicht dauert die Rückführung in eine akzeptable Form eben länger

kelte
Beiträge: 1276
Registriert: Mi 13. Mär 2013, 19:24
Einzugsgebiet: Wien, Nö
Service: individuelle Beurteilung und balancierte Bearbeitung, Umstellungen
Beklebe
Einzelschulung und Kurse
Hufschuhberatung
TENS, EMS
McMaster Eizählung
Wohnort: westlich von Wien

Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von kelte » So 27. Jul 2014, 17:24

Servus!

Bei beiden Beispielen, die du für eine weghebelnde Wand angeführt hast, würde die Wand trotzdem nicht wegbiegen, wenn sie stark genug wäre. In beiden Fällen ist aber die Hebelkraft größer, als die Wand verträgt.
Bleibt für mich also weiterhin die Frage, was soll ausdünnen nützen? Belastungssituation ändern, oder falsche Hebel entfernen (umgelegte ES entfernen, oder zu lange Wand kürzen) und die Sache ist erledigt. Ein zusätzliches schwächen der Wand empfinde ich hier unnötig.

Ein Ausdünnen, um die Abriebsituation zu verändern ist für mich klar, aber eigentlich ein anderes Problem.

Eine Blattfeder als Beispiel für eine starre Konstruktion zu verwenden, ist für mich einfach nicht begreifbar. Eine Blattfeder dient zum federn, was sie auch sehr gut tut. Und genau dieses federn sollte es m.E. wegen der oben genannten Gründe an einem Huf nicht geben.
Ein Rieddach stabilisiert nichts, es beschränkt das federn nur auf den untersten Bereich, da wo es am dünnsten ist. Insofern stimmt das Blattfederbeispiel wieder, ist aber nach meinem Verständnis nicht zielführend. Warum sollte ich das weghebeln nur einschränken, wenn ich es doch durch eine Roll gänzlich ausschalten kann?

Und wie schon geschrieben, bei mir hat das noch nie funktioniert. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich hauptsächlich an schwereren Pferden arbeite. Kaum wird ausgedünnt, biegen die Wände schneller. Von einem biernatschen Tragrand modellieren spreche ich da noch gar nicht, denn der bricht bei solchen Pferden beim ersten Schritt auf Asphalt mit einem trockenen Knackser weg.

Grüße

Benutzeravatar
Feuerhuf
Beiträge: 603
Registriert: Fr 13. Dez 2013, 20:17
Service: Funktionelle Barhufbearbeitung, Hufschuhe, Klebebeschläge, Thermografie, "schwierige Pferde", Lehrgänge mit und ohne Bearbeitung

Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Feuerhuf » So 27. Jul 2014, 19:17

@ Kelte

„Bei beiden Beispielen, die du für eine weghebelnde Wand angeführt hast, würde die Wand trotzdem nicht wegbiegen, wenn sie stark genug wäre. In beiden Fällen ist aber die Hebelkraft größer, als die Wand verträgt.“

Ich widerspreche dir da nur ungern. Möglicherweise haben wir wirklich konträre Beobachtungen gemacht. Ich beobachte dieses Phänomen der Beispiele (Auslöser Eckstrebe und weniger belastete Wand) sogar bei extrem steilen Hufen mit einer Wanddicke mit mehr als 1 cm.

„Belastungssituation ändern, oder falsche Hebel entfernen (umgelegte ES entfernen, oder zu lange Wand kürzen) und die Sache ist erledigt. Ein zusätzliches Schwächen der Wand empfinde ich hier unnötig.“

Jeder bestimmt das Tempo der Zielereichung durch Ausnutzen von Möglichkeiten selber. Das ist die Individualität der Bearbeitung.

„Eine Blattfeder als Beispiel für eine starre Konstruktion zu verwenden, ist für mich einfach nicht begreifbar. Eine Blattfeder dient zum federn, was sie auch sehr gut tut. Und genau dieses federn sollte es m.E. wegen der oben genannten Gründe an einem Huf nicht geben.

Ok, starr ist das falsche Wort, sondern soll als Stabilität verstanden werden. Eine Hufwand federt auch nicht wirklich in Sinn einer Feder. Bei der Technik geht es hauptsächlich um den Effekt überlappender Strukturen, die trotz geringerer Dicke relativ stabil sind. Beispiel Aufbau eines verleimten Flugzeugpropellers, der messerscharf ausläuft und man sieht die einzelnen immer dünner werdenden Schichten. Klar hinken die Beispiele, mir fällt nur nichts Besseres ein.


„Und wie schon geschrieben, bei mir hat das noch nie funktioniert. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich hauptsächlich an schwereren Pferden arbeite. Kaum wird ausgedünnt, biegen die Wände schneller. Von einem biernatschen Tragrand modellieren spreche ich da noch gar nicht, denn der bricht bei solchen Pferden beim ersten Schritt auf Asphalt mit einem trockenen Knackser weg.“

Richtig, ich habe auch etliche schwere Brocken. Da kann man am besten bei entglittenen Hufen ranraspeln, kürzen soweit wie möglich, berunden und runterwachsen lasen. Alles andere ist vergebliche Liebesmüh.

kelte
Beiträge: 1276
Registriert: Mi 13. Mär 2013, 19:24
Einzugsgebiet: Wien, Nö
Service: individuelle Beurteilung und balancierte Bearbeitung, Umstellungen
Beklebe
Einzelschulung und Kurse
Hufschuhberatung
TENS, EMS
McMaster Eizählung
Wohnort: westlich von Wien

Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von kelte » Mo 28. Jul 2014, 14:11

Servus!

Ja, die individualität der einzelnen Denkrichtungen ist schon recht groß und so viele verschiedene Arbeitsweisen führen zum Ziel. Spannend und verwirrend gleichzeitig!

Jedenfalls danke für den netten Gedankenaustausch.

Grüße

Antworten