Wände wie dünn raspeln?

Bearbeitungstechniken
Coup
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Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Coup » Sa 19. Nov 2011, 14:19

Hallo,
mich würde interessieren, woran ich merke, ob ich die Hufwände (Seiten v.a. Kotflügel) zu dünn berasple, oder ob es so in Ordnung ist. Ist es allgemein zu häufig, die Hufe alle 2 Wochen von außen/unten etw. zu beraspeln (ohne etw. an der Sohle zu bearbeiten)?
Danke und viele Grüße,
Melanie

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Lesley
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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Lesley » Sa 19. Nov 2011, 17:58

Das ist von Pferd zu Pferd verschieden.
Ich selber bin wieder etwas davon weg, Verbiegungen durch Strecken der Wände zu korrigieren. Das hatte bei meinem Pferd (das sehr dicke Wände hat) die Folge, dass die Verbiegungen eher schlimmer wurden und die Wände erst recht wegflügelten.

Man muss ausprobieren, ob es bei dem jeweiligen Pferd funktioniert, denke ich.
Und wie dünn man sie machen kann ohne Verbiegungen zu provozieren - da gibt es keine Pauschalanweisung. ;)

Ich würde es an deiner Stelle vermutlich einfach ausprobieren. Geht es um dein eigenes Pferd? Am eigenen Pferd kann man ja eher mal was "testen", weil man Auswirkungen schneller sieht.
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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Wurzl » Sa 19. Nov 2011, 19:09

Coup hat geschrieben:Hallo,
mich würde interessieren, woran ich merke, ob ich die Hufwände (Seiten v.a. Kotflügel) zu dünn berasple, oder ob es so in Ordnung ist. Ist es allgemein zu häufig, die Hufe alle 2 Wochen von außen/unten etw. zu beraspeln (ohne etw. an der Sohle zu bearbeiten)?
Danke und viele Grüße,
Melanie
Wie du merkst, dass du zu dünn raspelst - ganz einfach, wenn der Tragrand - also die Hufwand die auf dem Boden aufsteht - nur noch wenige mm breit ist oder gar nicht mehr ist. Auch sieht man wenn man zu weit in die innere Wandschicht geraspelt hat. Ca. das innere Drittel der Wand ist ein Horn anderer Zusammensetzung - etwas weicher, weniger dicht. Nach einigen Tagen / Wochen sähe man dann auch diese verdächtigen vertikalen kleinen Oberflächenrisse.

Ich rasple mittlerweile die Hufwand (und hier vorallem die Zehenwand von ca. 10 bis 14 Uhr - wenn vorne 12 Uhr ist) leicht von oben, aus verschiedenen Gründen:
- Simulieren des natürlichen Abriebs
- Evtl. verursacht man mehr Risse, wenn die äusserste Schicht der Wand zuviel Druck bekommt
- über den Bearbeitungszeitraum von 6-8 Wochen hinweg kann man so evtl. bewirken, dass die Hufe (vorallem die Zehenwand) nicht zu lang wird, da viell. etwas mehr Abrieb geschieht

Alle 2 Wochen würde ich nicht viel von oben raspeln - man bekommt damit unweigerlich eine zu dünne Wand im Laufe der Zeit.
Besser ist eine ordentliche Abrundung (die berühmte "mustang roll").

Wenn die Seitenwände zu sehr verbiegen (oder den Kronsaum nach oben drücken) und wegflügeln, finde ich viel wirkungsvoller, eine Seitenwandsenke zu machen. D.h. die Seitenwand berührt den ebenen Boden nicht. Das kann zwischen 2 mm und 15 mm sein - je nach Huf, Pferd, Problem, ...

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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Lesley » Sa 19. Nov 2011, 19:33

Wurzl hat geschrieben:Das kann zwischen 2 mm und 15 mm sein - je nach Huf, Pferd, Problem, ...
Echt so viel?
In was für einer Situation machst du das z.B.?
Hast du Fotos davon?
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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Wurzl » Sa 19. Nov 2011, 20:46

Lesley hat geschrieben:
Wurzl hat geschrieben:Das kann zwischen 2 mm und 15 mm sein - je nach Huf, Pferd, Problem, ...
Echt so viel?
In was für einer Situation machst du das z.B.?
Hast du Fotos davon?
Ein paar mm Seitenwandsenke mach ich fast immer, weil ich denk, das sollte bei einem gesunden Huf so sein - das entlastet die Seitenwand, verhindert hochbiegen der Wand (gut am verbogenen Kronsaum zu sehen) oder verbiegen ("Kotflügel").
Wenn ich eine massiv verbogene Wand antreffe oder Seitenwand-Risse - v.a. bei Kaltblütern oder Tinkern - dann kann's schon sein, dass ich mal 10 oder mehr mm Seitenwandsenke mach. Das würde ich nicht für immer machen, aber zumindest für einige Monate, bis die Hufsituation und die Risse sich verbessert haben.

---
Bei einem Pferd, das viel barfuß geritten wurde, viel Bergauf- und -ab auch Schotter, Teer, ... hatten sich von selbst eine kleine Senke gebildet und ein kleiner Trachtewinkel. Unter anderem dies hat meine Einstellung verstärkt - aber auch die Tatsache, dass bei planebenem Tragrand ringsum, unter Beschlag und andere Situationen oft der Kronsaum katastrophal nach oben verbogen ist.

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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Mascha » Sa 19. Nov 2011, 22:47

Ich strecke die Wand eigentlich gar nicht von außen. Was nutzt es mir, wenn der Huf von außen gerade wirkt und innen genauso verbogen ist, wie vorher? Ich raspel, wenn ich mit dem Kürzen des Hufes fertig bin, senkrecht zum Boden einmal rund um den Huf rum. Dabei Raspel ich an der Zehe bis knapp vor die Blättchenschicht. An den Seiten raspel ich weniger weg, dafür raspel ich von unten eine Schwebe rein, falls es mir nötig erscheint.
Viele Grüße, Mascha
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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Wurzl » Sa 19. Nov 2011, 22:55

Mascha hat geschrieben:Ich strecke die Wand eigentlich gar nicht von außen. Was nutzt es mir, wenn der Huf von außen gerade wirkt und innen genauso verbogen ist, wie vorher? Ich raspel, wenn ich mit dem Kürzen des Hufes fertig bin, senkrecht zum Boden einmal rund um den Huf rum. Dabei Raspel ich an der Zehe bis knapp vor die Blättchenschicht. An den Seiten raspel ich weniger weg, dafür raspel ich von unten eine Schwebe rein, falls es mir nötig erscheint.
Es geht mir beim von Außen raspeln auch nicht darum, dass der Huf schön und gerade wirkt (das sieht man eh, dass da ne Verbiegung ist, wenn man genau schaut).
Was du da machst, ist, das Pferd auf ca 1-2mm Tragrand zu stellen - bei weitem zu wenig. Ich seh diese steilen Rundungen bei vielen Pferden (nicht meine Kundenpferde) und mir wird's immer etwas anders dabei. Das Pferd soll möglichst auf dem ganzen Tragrand im Laufe eines Schrittes ablasten - das geht aber nicht, wenn die Rundung zu steil ist.

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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von Mascha » Sa 19. Nov 2011, 23:07

Also meine beiden Tierchen laufen so super auf jedem Boden. Mein Pony läuft sogar schlechter, wenn ich an der Zehe mehr Tragrand lasse. Es gibt aber auch viele Hufe, die ich so nicht beraspeln würde. Meine Beiden haben eine dicke Sohle mit guter Wölbung. Pferde mit flacher oder dünner Sohle würde ich so nicht beraspeln.
Viele Grüße, Mascha
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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von greenorest » Sa 19. Nov 2011, 23:28

Hallo,

meiner Erfahrung muss man Wände schon extrem dünn und extrem hoch beraspeln, um sie zu destabilisieren.

Damit das nicht passiert, raspele ich i.A. nur im unteren drittel der Wand von außen und achte darauf, dass die Wand nicht dünner wird als in benachbarten, unverbogenen Abschnitten des Hufes.

Der Sinn des beraspels von außen liegt darin, dass eine Hebelwirkung der verbogenen Wand auf die nachwachsenden Anteile so noch wesentlich stärker reduziert werden kann als "nur" durch berunden.

Die Situation bei verbogenen Seitenwänden ist eine besondere und unterscheidet sich fundamental von einer verbogenen Zehenwand. Die Seitenwand ist nämlich am Hufknorpel befestigt. Letzterer ist flexibel und im Falle einer verbogenen Seitenwand in aller Regel auch verbogen (zu erkennen: Eckstrebe verbogen, Blättchenschicht intakt, Trachten meist untergeschoben). Daher muss zuerst nach der Ursache dafür gesucht werden, dass sich der Hufknorpel verbiegt (z.B. eine starke Mehrbelastung auf dieser Trachte.
Beste Erfahrungen habe ich mit der ausbalancierung des gesamten Hufes gemacht, speziell um die verbogene Seitenwand zu verbessern arbeite ich eine Schwebe ein und halte die Eckstrebe schön kurz.

Gruß Tina
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Re: Wände wie dünn raspeln?

Beitrag von charlsey » Mo 21. Nov 2011, 14:37

naja, ich gehöre ja zu der fraktion der doll-berunder. z.b. hab ich derzeit einen friesen mit extrem flacher hufwinklung. ist vom hufbein her so vorgegeben. sobald die pigmentierte hufwand zu sehr auf dem boden aufkommt entstehen spannungsrisse. rolle ich jedoch heftig, so geht der riss schnell zu und entsteht nicht wieder. pferd läuft hervorragend auf nur der waterline vorne. hinten im trachten bereich lasse ich eine plane trachtenebene. am anfang hatte ich etwas schiss, weil doch viel sohle bei dem pferd mitträgt. der hat aber einen so prominenten strahl und läuft super. durch diese behandlung ist der huf zuminest von EB gr. 5 auf EB gr. 4 geschrumpft - geht aber auch oft ohne schuhe ins gelände. autscht nur auf schotter.

strecken tue ich eigentlich nur dicke wände. bei dünnen mag ich das nicht. dafür lasse ich aber auch meist die quarters schweben.
Viele Grüsse,

Claudia

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