Noch mal Mustangroll

Bearbeitungstechniken
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Saskia & Facu
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Saskia & Facu » So 29. Dez 2013, 21:04

nenn bleibenden EIndruck muss es ja hinterlassen haben, dass du anhand von zwei Seite errätst welches Buch es sein mag. :mrgreen:
Der Abschnitt zu den Dülmenern, auch wenn er sehr kurz ist, ist wirklich sehr interssant.

Die Hufe der Stute auf den Bildern "sind 25 Jahre" alt und nie bearbeitet worden. sie sind natürlich nicht sehr optimal nach unserm Begriff,
dafür ist das Pferd damit aber sehr alt geworden.

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TinaH
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von TinaH » So 29. Dez 2013, 21:12

Naja, es ist mein _einziges_ Hufbuch :lol: :lol: :lol:
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

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Pat
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pat » So 29. Dez 2013, 21:25

Feuerhuf hat geschrieben:@Pat
Du sagst physiologischer Trim. Das Wort physiologisch zu benutzen in Hinblick auf eine Bearbeitungsstrategie zwar edel. aber was ist physiologisch? Ein Blut Ph ist physiologisch zwischen 7,35 und 7,45 alles andere ist pathologisch bei allen Menschen. ich sage immer individuell beste Hufform für das Pferd, in der, manchmal auch falschen Annahme, ich habe den Durchblick.
Bei dem Hufschutz muß ich Dir recht geben. nach meiner Erfahrung werden von 100 Barhufläufern 50 dazu gezwungen, 25 laufen so lala und nur 25 sind wirklich echte Steinebrecher. Und das ist witzigerweise nicht allein von der Sohlenwölbung abhängig.
Physiologische Hufbearbeitung bedeutet für mich, dass der Huf so bearbeitet wird, dass er maximal funktionstüchtig ist unter Berücksichtigung seiner Anatomie, genetischer Vorgaben und eventueller Pathologien (dann wären wir in der Pathophysiologie).
Ein Rietdach ist für mich nicht physiologisch, ebenso wie eine übertriebene oder falsch angebrachte Mustangroll.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Mascha » So 29. Dez 2013, 23:47

Die Mustangroll der Mustangs ist ja keine Anpassung des Hufes auf den jeweiligen Boden. Sie ist einfach das Ergebnis des Abriebs. Das heißt, mir hat sich die Frage, ob eine Mustangroll generell sinnvoll ist oder nicht, noch nie gestellt. Wenn ich einen Huf stark berunde, dann mache ich das um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, das hat also im Prinzip mit den Mustangs gar nichts zu tun, außer dass die zufällig auch eine stark angerundete Wand haben. Die haben sie aber aus einem ganz anderen Grund. Bei den Mustangs ist es einfach die zwingende Folge ihrer Lebensbedingungen. Auf entsprechendem Untergrund bekommt Pferd halt eine Mustangroll, obs ihm passt oder nicht.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Puschel » Mo 30. Dez 2013, 00:02

Das sehe ich genauso. Ich habe das Gefühl, hier werden Ursache und Wirkung teilweise vertauscht. Die Mustangroll ist die Folge des Laufens auf abrasiven Böden, keine Anpassung des Hufes weil er so oder so sein möchte.
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » Mo 30. Dez 2013, 16:30

Juria hat geschrieben:
Pferdefreund hat geschrieben:Ich habe gestern eigene Erfahrungen mit einem AANHCP gemacht, der unter JJ lizensiert wurde. Zum ersten mal seit 2 Jahren hat jemand Fremdes meine Pferde getrimmt. Die Mustagrolle ist dabei SEHR minimal ausgefallen (...)
Hi Pferdefreund.. Könntest du einmal ein paar Fotos machen? Ich kenne bisher nur "diese Extreme" MR von Bildern und mich würde es wirklich sehr interessieren, wie eine "milde/ leichte" MR ausschaut!

LG

werde es versuchen, die Koordination mit der Kamera ist bei -15 Grad und staendigem Schnee etwas schwer.
Aber in Worten kann ich es so sagen: die ganze innere (unpigmentierte) Wand traegt, und ca 4 mm der aeusseren (pigmentierten). Die Wand ist rundum auf Sohlen Niveau. Die Abschraegung der "Rolle ist rundum ca 45 Grad, aber wirklich maximal 2 mm "hoch" in die Waende hinauf. Der AANHCP hat so gesagt: "I am not going crazy with my roll". Allerdings, die AANHCPs behandeln die aeusseren Waende (flares) von aussen, bei meinen Pferden so dass im untersten Drittel von aussen die Raspel in dem gleichen Winkel anlegt wird wie die nicht geflarte Wand in dem Bereich ist und dann den flare mit der feinen Seite der Raspel bearbeitet wird (allerdings absolut KEIN Rieddach). Dabei wird allerdings nicht mehr als ca 1 mm Wanddicke pro trim genommen. Am Schluss wird der ganze Huf abgesandet, mit einem duennen langen Streifen von Schmirgelpapier.
Ich habe bisher nie die aeussere Hufwand bearbeitet, dafuer eine staerkere Rolle gemacht. Was da nun der Unterschied ist wird sich zeigen.

Man muss auch bedenken, dass "mein" AANHCP hier im Mittleren Westen der USA operiert, waehrend JJ in Californien. Das Klima ist total unterschiedlich, und in wiefern mein Bearbeiter seinen trim darauf anpasst kann ich (noch) nicht sagen.

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Juria
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Juria » Mo 30. Dez 2013, 17:26

Ja, also Bilder wären natürlich schon toll :) Ich kann es mir leider noch nicht so richtig vorstellen. Vielleicht schaffst du es ja noch. Wäre für mich super interessant. Wenn das hier zu weit OT ist, kannst du sie mir gern auch per PN schicken (falls das überhaupt möglich ist).

Martin
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Martin » Di 31. Dez 2013, 21:16

Feuerhuf hat geschrieben:Ich habe mal eine ernst gemeinte Frage. Eine zentrale Beabeitungstechnik der NHC Bearbeitung ist das Anbringen einer Mustangroll. Der Bezug zu dieser Technik ist soweit ich die Literatur verstehe das wild Modell des freilebenden Mustangs. Wenn Diese Technik so effektiv und von jedem so leicht anzuwenden und auf jedes Pferd übertragbar, unabhängig der belaufenen Böden und Nutzung ist, warum wird diese Methode so kritisiert und dagegen argumentiert und das auch von Leuten die zum großen Teil sehr systematisch die Dinge untersuchen. Sind diese Leute alle auf dem Irrweg? Als Starter möchte ich auf 2 vom jeweiligen Verfasser recherchierte Artikel hinweisen und zwar
Die Forschung an Wildpferdehufen….. und Die Amis kommen…. auf der Seite der DHG:
http://dhgev.de/de/infocentre/articlesdownload
Der Autor des Artikels "Die Amis kommen", hat schon mal etwas ganz falsch verstanden. Er fasst NHC als einheitliche Theorie auf, wie sie Strasser oder Biernat aufstellten. In den USA wuerde aber keiner NHC als Theorie verstehen.. NHC beschreibt eine Gruppe, die wesentliche Erkenntnisse von Wildpferdehufen ableitet, aber dabei sich in der Bearbeitung stark unterscheidet. Gerade in den USA weiss man, dass ein Weichbodenpferd andere Hufe hat als ein Hartbodenpferd.

Was der Autor auch nicht erkennt, ist die starke Nuztungsorienierung vieler Hufbeareiter in den USA. Prinzipien des NHC sind sehr stark im Bereich Distanzreiten vertreten, weil da eine extrem stabiler Huf gebraucht wird, mal voellig egal ob beschlagen oder nicht. Es geht da also weniger um gesund oder nicht gesund, sondern nutzbar oder nicht und der Hufschutz ist auch nicht Folge falscher Bearbeitung, sondern Konsequenz der Nutzung. Der Wiesenhuf ist auch gesund, aber nicht so gut nutzbar, wie der Berghuf. Biernat hat zwar angeblich auch mal einen Distanzritt gemacht, aber ich kann versichern, dass seine Methode im Distanzsport keine Chance hat, sieht man von Einzelfaellen ab, die alles aushalten. Das macht die Methode nicht nutzlos, aber schraenkt sie stark ein. NHC ist da wesentlich flexibler.

Wie der Autor auf bodenparalleles Hufbein und NHC kommt, weiss ich nicht. Ich kenne keinen ernst zu nehmenden NHC ler der das fordert. Da wissen alle, dass Strasser sich da irrte. Und an sowas wie Blutpumpe glaubt auch kaum einer mehr.

Der Autor hat zudem noch immer nicht verstanden, dass die Kuerzung der Trachten mit einer Verschiebung der Fussungsflaeche verbunden ist und damit sich das Pferd anders unter den Koerper stellt. Er denkt zu kurz, wenn er mit der Kuerzung der Trachten eine automatisch flachere Stellung formuliert.

Die Mustangrole wird von jedem NHC-ler anders gemacht. Da gibt es wenig einheitliche Prinzipien. In D wird oft wie bleod gerollt, aber in den USA eher weniger. Soooo wichtig nimmt man die da gar nicht, mal von wenigen Einzelfaellen abgesehen. Ich kenne NHC-ler, die kneifen nur mit dem Nipper ein wenig den Rand schraeg ab und sagen dann: "Den Rest macht das Pferd sich so wie es dan braucht." Ausserdem gibt es innerhlab des NHC mindestens 6 bis 8 unterschiedliche Trimmsysteme, wenn das reicht.

Ich bin gerade in den USA und habe die Hufe von rund 40 Pferden vor mir. Obwohl alle von einem Bearbeiter gemacht werden und sehr einheitlicher Boden vorliegt, sie extrem belastet werden, sieht jeder Huf sehr individuell aus und wird auch individuell bearbeitet. Gleichmacherei habe ich in den USA weniger erlebt, als in Deutschland.

Ich will NHC nicht verteidigen, ich arbeite auch nicht nach NHC oder was immer man dafuer haelt. Aber der Autor hat vieles rund um NHC nicht verstanden. Vorallem hat er uebersehen, wie extrem viele Hufe amerikanischer Pferde belastet werden und das mit viel extremeren Klimaten und Bodenbedingungen als wir in D ueberhaupt haben.


Martin

aniwa
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von aniwa » So 12. Jan 2014, 17:36

Martin hat geschrieben: Und an sowas wie Blutpumpe glaubt auch kaum einer mehr.
Wie darf man denn das verstehen?

katiebell
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von katiebell » So 12. Jan 2014, 18:14

Martin hat ein bißchen übertrieben, finde ich, tatsächlich glauben noch recht viele Leute daran.

http://www.k-h-knierim.de/page8.php?topic=3 Weiß nicht, wo der zitierte Text herkommt, aber super erklärt:
Wer die Zeichnung (Verweis siehe oben) genauer betrachtet hat, wird festgestellt haben, dass das Venensystem etwa doppelt so voluminös ist, wie das blutzuführende Arteriensystem. Das Arteriensystem geändert sein Volumen nicht. Vielmehr ist es ein recht steifwandiges Geflecht. Durch die Erhöhung des Herzschlag bei Belastung erhöht sich die Fließmenge Blut, welche in den Venen ein "Auffangareal" findet. Da das Blut nicht zurück fließen soll, haben Venen den Rückfluß einschränkene bis verhindernde Klappen.
Das Blutgefäßsystem im Huf ist ein Bestandteil der Lederhaut, und jedes Lederhautplättchen liegt zwischen zwei Oberhautplättchen. Axialarterien und -venen zweigen von den Wandgefäßen ab und alternieren miteinander entlang des Längsverlauf der Blättchen. Arteriopvenöse Anastomosen entspringen aus Ästen der Axialarterien, aber niemals aus den Axialarterien selbst. Die Äste der Axialarterien verbinden sich miteinander und verbinden sich miteinander und bilden einen anastomosierenden Plexus, aus dem schließlich die feinen Kapillaren entstehen. Das am weitesten peripher gelegene Gefäß der Blättchenvenen ist die Marginalvene. Die Blättchenvenen folgen dem gleichen Muster wie die Arterien und fließen in die verbindende Wandvene ab.
Das Blutvolumen im Huf kann durch Spreizung des Hufes nicht größer werden, da sich das Gefäßsystem nicht mit jedem Tritt vergrößert und verkleinert.
Bewegung bringt mehr Herzaktivität. Mehr Herzaktivität bringt mehr Fließgeschwindigkeit in den Gefäßen, vorzugweise in den Arterien. Damit einher gehend mehr Sauerstoffver-sorgung, mehr Nährstoffversorgung. Darum sollen Pferde sich viel bewegen.
In dem Script ist eine Graphik zur Hufpumpe. Die beiden schematischen Huf suggerieren eine unverhältnismäßige Weitung des Huf. 128 mm zu 142 mm Weite am Tragerand bedeuten eine Spreizung von 1,4 cm. Ein völlig unrealistischer Wert. 0,1-0,6 cm sind im Alltag zu finden.
Ich habe mir die Mühe gemacht, den Huf als Kegelstupf zu betrachten und zu berechnen.
Unbelasteter Huf:Untere Weite: 128 mm; obere Weite: 79 mm; senkrechte Höhe: 72 mm.

Belasteter Huf: Untere Weite 132 mm; obere Weite 79 mm; senkrechte Höhe 72 mm.

Daraus ergibt sich ein Volumenunterschied von etwa 29,39 cm3. Eine Spreizung würde theoretisch etwas 4,4 % Volumenzuwachs aus der Gesamtmasse Huf bringen. Die kaum mehr als 10 % der Gesamtmasse ausmachenden Blutgefäße redzieren die rechnerische Menge auf etwa 0,45 % bewegte Masse durch die behauptete Blutpumpe. Sicherlich eine zu vernachlässigende Größe.
Ausreichende Bewegung ist der Schlüssel zur ausreichenden Blut- und Nährstoffversorgung der Hufe.
Die Hufpumpe entspringt dem Reich der Mythen.

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