Noch mal Mustangroll

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Feuerhuf
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Noch mal Mustangroll

Beitrag von Feuerhuf » So 29. Dez 2013, 16:58

Ich habe mal eine ernst gemeinte Frage. Eine zentrale Beabeitungstechnik der NHC Bearbeitung ist das Anbringen einer Mustangroll. Der Bezug zu dieser Technik ist soweit ich die Literatur verstehe das wild Modell des freilebenden Mustangs. Wenn Diese Technik so effektiv und von jedem so leicht anzuwenden und auf jedes Pferd übertragbar, unabhängig der belaufenen Böden und Nutzung ist, warum wird diese Methode so kritisiert und dagegen argumentiert und das auch von Leuten die zum großen Teil sehr systematisch die Dinge untersuchen. Sind diese Leute alle auf dem Irrweg? Als Starter möchte ich auf 2 vom jeweiligen Verfasser recherchierte Artikel hinweisen und zwar
Die Forschung an Wildpferdehufen….. und Die Amis kommen…. auf der Seite der DHG:
http://dhgev.de/de/infocentre/articlesdownload

Summsebiene
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Summsebiene » So 29. Dez 2013, 18:02

Interessanter Artikel. Ich habe mir da auch schon Gedanken gemacht, ob der Mustangroll ohne weiteres auf jedes Pferd angewendet werden kann, insbesondere weil die Belastungsbedingungen zwischen Mustang und europäischem (!) Reitpferd grundverschieden sind. Weniger Bewegung, vermehrt auf weichem Boden.

Das brachte mich dazu: Gibt es Dokumentationen, ausser graue Theorien, zu der natürlichen Hufbearbeitung von europäischen Wildpferden, die sehr weich und wesentlich feuchter laufen?? Camargue, Dülmener und Co.? Es heisst ja, dass dort das Wegbrechen des Tragrandes eine natürliche Kürzungsreaktion des Hufes ist.

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Pferdefreund
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » So 29. Dez 2013, 18:19

Ich glaube die Mustangrolle wird haeufig viel zu extrem angewendet. In Deutschland genau so wie weltweit. Jamie Jackson unterstuetzt das auf jeden Fall nicht.

Aus Facebook:
"It is a photo portraying a popular barefoot method that is unnatural, invasive and a violation of the AANHCP Trimming Guidelines. The hoof wall has been removed as part of the hoof's support system for very illogical reasons. (See the photo album, Trimming Methods in Violation of the AANHCP Guidelines.) It is not the only dangerous trimming method - just one of the very misunderstood and currently popular trim methods."

https://www.facebook.com/photo.php?fbid ... =1&theater

Ich habe gestern eigene Erfahrungen mit einem AANHCP gemacht, der unter JJ lizensiert wurde. Zum ersten mal seit 2 Jahren hat jemand Fremdes meine Pferde getrimmt. Die Mustagrolle ist dabei SEHR minimal ausgefallen, und das einzige was er an meinen Pferden wirklich gemacht hat, ist bei dem VL meiner Stute, der immer die Tendenz hat zu lang zu sein (Stute hat leichtes High-low Problem), ein gutes Stueck die Zehe von unten zu kuerzen, der ganze "ridge of sole" der ueber die letzten 5 Monate angewachsen war, war ruckzuck weggenippert (s. Bild unten). Haette ich mich NIE im Leben getraut. Pferd hat es aber nichts ausgemacht, laeuft unveraendert, und beide Vorderhufe sind nun fast nicht mehr zu unterscheiden.

Fazit, nein, das ist alles nicht so einfach, und deshalb heist es wahrscheinlich auch "guidelines".

Hier noch Bruce Nocks Ansicht zu dem Mustanghuf als Model:

http://www.isnhcp.net/Nock_on_Hamson___Pollit.pdf
Slide1.jpg

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Feuerhuf » So 29. Dez 2013, 18:26

Bei den europäischen Wildpferden wie auch den amerikanischen handelt es sich um verwilderte Hauspferde. Echte Wildpferde sind z.B. Przewalskipferde, anderes Genom und z.T. anderer Knochenbau, z.B mehr Wirbel.
Bei Przewalskis an die Hufe zu kommen ist ungefähr so wie mit einem Löwen kämpfen zu müssen. Nur unter größter hoch dosierter Narkose ist das möglich. Zu den Dülmener Pferden und den australischen Brumbies: Es gibt Hufdokus, aber wer will die sehen, ausgebrochen Hufe "natural trim" und Trompetenhufe. Ein beträchtlicher Teil dieser "Nasswildpferde" stirbt an Hufproblemen.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pat » So 29. Dez 2013, 18:36

Im neuen Farriersjourmal ("der Huf") ist ein interessanter Bericht über die wildlebenden Przewalskipferde, die in der ungarischen Puszta leben. Ist spannend!
Vielleicht schaff ich es ja mal eine Zusammenfassung einzustellen.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pferdefreund » So 29. Dez 2013, 18:46

ich habe auf meinem Blog ein paar Bilder von wildlebenden Przewlaksi Pferden, wo man deren Hufe sieht:

http://mollyshoofjourney.blogspot.com/2 ... horse.html


Das Problem bei denen finde ich ist, dass diese Hufe tatsaechlich u.U. AUSSCHLIESSLICH auf Tundra Weiden leben. Wir aber unsere Pferde auf Schotter, Asphalt usw reiten wollen. Mit einer solch langen Zehe wie bei den Pferden im letzten Bild auf Asphalt zu reiten waere fuer das Pferd sehr unangenehm und hohe Leistungen kann man von dem nicht erwarten. Deswegen hat JJ mMn Recht wenn er sagt dass Pferde, von denen erwartet wird dass sie ueber alle Boeden laufen, auf diesen auch "trainieren" muessen, deswegen Paddock Paradise.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Pat » So 29. Dez 2013, 18:57

Haltungsbedingungen bei Pferden zu verbessern und für mehr Bewegungsanreize zu sorgen, hat noch nie geschadet... ;)
Bei manchen Pferden hilft aber auch die beste Bearbeitung (egal nach welcher Lehre) und die beste Haltung nichts: wenn man sie darüberhinaus auch noch reiten will, brauchen sie einen Hufschutz. Hufschuhe oder Beschlag -je nach Anforderung. Ist für mich kein Widerspruch zu einem physiologischem Trimm.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von kelte » So 29. Dez 2013, 19:10

Ich habe eine Zeit lang ein Przewalski gemacht, bevor es vor einigen Jahren in die Mongolei gekommen ist. Es stand in der Herde am Neusiedlersee/Seewinkel.
Habe keinerlei Unterschied zu Hauspferden erkennen können. Machte auch die Roll, obwohl das Pferd auf eher weichem Boden lebte, Wildpferdetrimm wurde dezitiert verlangt. Hat auch wunderbar funktioniert.
Die Hufe der anderen P wurde absichtlich nicht bearbeitet. Deren Tragrand war rundherum abgebrochen und daher die Funktion genau so wie mit der Roll, nur eben optisch unschön.

Ich denke also auch, daß die MR auf weichen Böden nicht notwendig ist, aber auch nicht schadet. Auf Hartboden sehe ich allerdings keine Alternative.
Wichtig empfinde ich nur in jedem Fall die angepasste Winkelung der Roll. Da kann man m.E. viel verhauen, aber auch viel steuern.

Grüße

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Feuerhuf
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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Feuerhuf » So 29. Dez 2013, 19:13

@Pat
Du sagst physiologischer Trim. Das Wort physiologisch zu benutzen in Hinblick auf eine Bearbeitungsstrategie zwar edel. aber was ist physiologisch? Ein Blut Ph ist physiologisch zwischen 7,35 und 7,45 alles andere ist pathologisch bei allen Menschen. ich sage immer individuell beste Hufform für das Pferd, in der, manchmal auch falschen Annahme, ich habe den Durchblick.
Bei dem Hufschutz muß ich Dir recht geben. nach meiner Erfahrung werden von 100 Barhufläufern 50 dazu gezwungen, 25 laufen so lala und nur 25 sind wirklich echte Steinebrecher. Und das ist witzigerweise nicht allein von der Sohlenwölbung abhängig.

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Re: Noch mal Mustangroll

Beitrag von Saskia & Facu » So 29. Dez 2013, 19:20

ich könnte mal mein eines Buch über Hufe aufschlagen. Wenn ich mich recht erinnere sind dort die Dülmener erwähnt. Ich glaube mit Bildern

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