Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

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Saskia & Facu
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Saskia & Facu » Mi 25. Dez 2013, 23:39

stimme Tina zu. Aber vielleicht liegt es auch grand am Weihnachtsstress.
Die Monate davor wurde mehr fachlich geschrieben.

Ich finde die Definition von SilentDee vom Tragrand sehr interessant.
Müsste man mal mehr Schmiede zu interviewen, was die für Ansichten haben.
(es soll ja auch gute geben :mrgreen: :whistle: *duckundweg*)

saskia
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von saskia » Do 26. Dez 2013, 11:56

TinaH hat geschrieben: ...Ich stosse immer wieder auf neue Threads neuer Mitglieder (oder neue Fragen alter Mitglieder), wo es keine (oder kaum) Antworten der Profis gibt, sondern sich die Laien gegenseitig Tips geben oder Vermutungen anstellen (so kommt es mir vor, ich mag mich auch täuschen).
.....
Einerseits bedaure auch, dass sich die Profis immer seltener zu Wort melden, andererseits verstehe ich auch die Gründe.

Aber - zum Trost für Diejenigen, die sich als "Laien" hier untereinander auf sich allein gestellt vermuten : ich habe den Eindruck, dass etliche Laien hier doch schon ganz schön Wissen angesammelt haben und dies weitergeben, UND dass die Profis hier zwar seltener mitschreiben, jedoch durchaus oft mitlesen, und sich so lange raushalten, wie die Laien vertretbare Infos weitergeben. Sobald aber ein Laie Falschinfos oder Halbwahrheiten postet, ist sofort einer der Profis da um zu korrigieren bzw zu ergänzen. (Ausser bei solchen Mitgliedern, die eine derartige Fülle von Unsinn hier posten, dass die Profis es aufgegeben haben, da gegenan zu reden. Aber dann sind immerhin noch die "fortgeschritteneren Laien" da, um den Unsinn als solchen kenntlich zu machen.)

Bei besonders schwierigen Fällen würde man sich zwar etwas mehr Beteiligung der Profis wünschen, aber gerade bei solchen Fällen ist eben Beratung vor Ort notwendig, und ist es daher nicht ratsam, Beratung/Beurteilung anhand von Fotos zu geben.

In diesem Forum steckt schon sehr viel Wissen, und ich finde, man sollte von neuen Mitgliedern erwarten können, dass sie sich erstmal durch die vorhandenen Threads lesen, ggf nachfragen um sich von Mitgliedern die schon länger dabei sind, Hilfe bei der Suche nach dem passenden thread mit der relevanten Info geben zu lassen, anstatt zu erwarten, dass Profis dieselben Fragen immer wieder ausführlich beantworten. (Ausser natürlich in akuten Fällen, wo die Zeit fehlt, sich erst Monatelang durch -zig Threads zu lesen. Aber in Akutfällen wird auch immer eher schnelle Hilfe vor Ort notwendig sein statt Fotoberatung).

Trotzdem freue ich mich, wenn mal wieder ein neuer Profi auftaucht, der gewisse Sachen aus einer anderen Perspektive beleuchtet. Aber ich erwarte nicht, dass die bisherigen Profis, die ihre Meinung bereits an anderer Stelle hier im Forum geschrieben haben (ggf sogar mehrfach an verschiedenen Stellen), diese weiterhin ständig wiederholen. Wie gesagt, da muss das interessierte Mitglied halt selber etwas rumsuchen und sich durchlesen.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von TinaH » Do 26. Dez 2013, 12:21

Saskia da bin ich voll und ganz Deiner Meinung!
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Heike4
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Heike4 » Do 26. Dez 2013, 12:22

@Saskia Du hast ein wahres Wort gesprochen :D :clap:
Geht nicht, gibt es nicht.

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Nupur
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Nupur » Sa 28. Dez 2013, 01:06

Diese "Sohlenschwiele" ist ja eine sozusagen "neue" Struktur, über die sich vor Gene Ovenicek noch niemand (dokumentierte) Gedanken gemacht hat. Zumindest meines Wissens nach nicht.

Die umlaufende Schwiele muß man von der allgemeinen verdichteten oder doppelten Sohle trennen. Erstens ist die Ausbildung von Sohlenhorn offenbar individuell, d.h., mache Pferde stoßen überschüssiges Horn immer sofort ab, andere bilden ständig wieder eine gefüllte Sohle. Zweitens ist es abhängig vom Untergrund, wobei Hufe, die viel auf hartem Boden unterwegs sind, typischerweise eine dicke, verdichtete Sohle aufbauen und keinen Wandüberstand haben, aber auch Hufe, die permanent im weichen Boden sind, sich genauso darstellen können. Bei letzteren liegt die Ursache aber wohl eher in der mangelnden Gelegenheit, Horn abzuschilfern, und es geht mit insgesamt längeren Hufen und deutlich geringer Festigkeit des Sohlenmateriales einher.

Die Sohlenschwiele scheint eine rein funktionale Struktur zu sein - d.h. es macht keinen Sinn, ihr darüber hinaus Bedeutung zuzumessen. Sie ist kein Kennzeichen eines gesunden/kranken, guten/schlechten Hufes. Beschlagene Hufe bilden keine Sohlenschwiele aus, weil sie nicht benötigt wird. Ohne Zweifel schützt sie den Hufbeinrand und entsteht bei entsprechendem Reiz an der Stelle.

Zur Lastaufnahme eignet sie sich nur bedingt, weshalb die Vermutung, sie würde das Hufbein unterstützen, abzulehnen ist. In dieser Region entsteht am allerhäufigsten Fühligkeit - mit und ohne Schwiele. Hampson und Pollit haben gezeigt, daß ein Druck dort die Durchblutung der Sohlenrandarterie abschnürt. (Sie haben nicht weiter qualifiziert, ob das schlecht oder normal ist, haben aber für ihre eigene Hufbearbeitung den Schluß gezogen, die Schwiele nicht mit tragen zu lassen.) Gesunde Hufe mit starker Sohle haben kein Problem, wenn dieser Callus prominent ist, das Wandhorn also überragt. Dennoch empfinden viele Pferde das Laufen darauf auf hartem Untergrund als unangenehm, obwohl ausreichend Schutz gegeben sein müßte. Hier kann ein nachträgliches Ausdünnen der Struktur zur sofortigen Besserung führen.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von kelte » Sa 28. Dez 2013, 09:23

Für mich stellt die Zehenschwiele sogar einen der wichtigsten Strukturen dar. Sie ist der natürliche Abrollpunkt des Hufes.
Und klar, bei Eisen kann sich gar kein natürlicher Abrollpunkt bilden. Für mich ein weiterer Punkt, warum Eisen so schädlich sind, da sie das Pferd in eine unnatürliche Gangmechanik zwingen.

Grüße

saskia
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von saskia » Sa 28. Dez 2013, 10:52

kelte hat geschrieben:Für mich stellt die Zehenschwiele sogar einen der wichtigsten Strukturen dar. Sie ist der natürliche Abrollpunkt des Hufes.
....

Grüße
Wird die Last beim Abrollen nicht von der Wand an den vorderen 2 Punkten der "4-Punkt-Theorie" getragen? Die Belastung dieser 2 Punkte nimmt einen wesentlichen Lastanteil von der Sohlenschwiele (meinem Verständnis zufolge. Also nicht als bewiesenen Fact betrachten). Wenn man die 4-Punkte der Wand nicht beachtet und die Wand an den vorderen 2 Punkten nicht ausreichend belässt (indem man sie durch z.B. zu starkes Berunden in dem Bereich zu sehr schwächt bzw ganz aus der Last nimmt. Wandüberstand belassen sollte man in dem Bereich allerdings nicht.), geht das Pferd vermutlich übel fühlig bis lahm, wenn NUR die Schwiele den lastaufnehmenden Teil beim Abrollen bildet. Könnte mir vorstellen dass es nach und nach sogar eine Hutkrempe am Hufbein gibt, wenn man die Bearbeitung in der Art beibehält, dass die Schwiele zuviel und die Wand zu wenig Last zugeteilt bekommt.
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von kelte » Sa 28. Dez 2013, 14:25

Wenn die Zehenwand Abroll-Last übernehmen sollte, warum rennt sich dann fast jedes Pferd eine Zehenrichtung an? Ist das nicht, damit dort so wenig wie möglich Abrollenergie auftreten kann?
Die von dir genannten 4 Punkte beziehen sich m.M.n. aufs stehende Pferd, bzw auf die Stützphase in der Bewegung und hat mit den Kräften des Abstoßens nicht viel zu tun.

Und eine Hufkrämpe/Skispitze bildet sich m.E. nur dann, wenn die Zehenschwiele immer wieder geschwächt wird. Sie ist ja genau aus diesem Grund da, wo sie ist, damit sie geügend Schutz fürs Hufbein bietet. Ich hatte jedenfalls in all meinen Jahren noch nie ein Pferd, bei dem sich so etwas gebildet hätte.

Grüße

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von saskia » Sa 28. Dez 2013, 15:02

kelte hat geschrieben: ...Ich hatte jedenfalls in all meinen Jahren noch nie ein Pferd, bei dem sich so etwas gebildet hätte.

Grüße
Wie kannst du das so genau wissen? Gibt es von all diesen Pferden Röbis nach entsprechendem Bearbeitungszeitraum? ;)

Ich behaupte nicht, dass es so ist, dass sich durch eine Schwiele eine Krempe bildet, sondern nur, dass ich es mir mit meinen Laien-Anatomiekenntnissen vorstellen könnte. Weil eine dicke, harte Struktur den (Abroll-)druck eher nach innen weiter gibt als eine nachgiebigere, elastischere Struktur. Klar, wenn man die Schwiele zu dünn schneidet, geht der Schuss auch wieder nach hinten los, aber "die Schwiele", über die wir hier reden, ist ja dickes und hartes (weil komprimiertes) Horn.

Ich meine, vor nicht allzu langer Zeit hier im Forum irgendwo gelesen zu haben, dass in USA das Phänomen "Negativ-Rotation" mehr Pferde als hierzulande betrifft, weil dort schon länger und in grösserem Ausmass (zahlenmässig) nach NHC die Sohle geschont wird und sich daher häufig soviel Hornmaterial an der Zehe angesammelt und komprimiert hat, dass es zu Negativ-Rotationen kam. Wäre also auch noch eine mögliche Folge von falsch verstandenem Schwielen-schonen.

Ich mein nun auch nicht, dass man Schwielen grundsätzlich wegmachen soll! Bitte nicht missverstehen. Sondern dass man genau hinschaun sollte, ob und wie und wo und wann.

PS. Ich denke da grad auch noch an das tool "toerocker", das bei NHC auch in gewissen Fällen nutzbringend angewandt wird. Ist nicht auch das ein Antasten der Zehenschwiele?
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Pferdefreund » Sa 28. Dez 2013, 15:31

greenorest hat geschrieben:
Daher meine Erfahrung: Wenn die Sohle eh zu dünn ist bzw. der Tragrand nicht funktionstüchtig, sind die Sohlenschwielen m.E. eine Art Notreparatur des Organismus, um wenigstens an den am stärksten belasteten Stellen für etwas Schutz zu sorgen.

Das ist genau meine Erfahrung. Notreparatur. Ein gesunder Huf hat keine Schwiele, hier mal das Beispiel von Brumby Christine, welche vom harten Boden auf den weichen Boden "transplantiert" wurde. In keinem der Boeden hat es eine Schwiele. Auf dem harten Boden ist das Horn komprimiert bzw verkallust, auf der gesamten Sohle, nicht nur in der Zehe. Der weiche/nasse Boden elimiert den Kallus schneller.

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