Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

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Feuerhuf
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Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Do 19. Dez 2013, 20:17

Kleines Vorwort:
Jeder Profi arbeitet unabhängig der durchlaufenen Aus- und Weiterbildung mit eigener Handschrift. Jeder kann seine Arbeitweise begründen. Jeder hat in der Regel Erfolg mit dem was und wie er es tut. Was mir fehlt ist ein neutrale Auflistung der Techniken der verschiedenen Arbeitsweisen mit Begründung von den möglichen zu bearbeitenden Strukturen am Huf. Ohne die Sichtweise des anderen zu kritisieren, egal wie stark sie der eigenen Auffassung widerspricht.

Arbeitsweise:
nach der Arbeitsweise und Theorien von Biernat sowie eigenen Techniken und Erkenntnissen.
Eigene Bezeichnung: Funktionelle Barhuforthopädie

Die Sohlenschwiele:

Das Röhrchenhorn der Sohle wächst in einem Winkel von ca. 45° nach vorne.
Im Zehenbereich steht das Hufbein ohne eine polsternde Unterhaut relativ dicht über Sohle. Daher sieht man oft bei Pferden mit relativ dünner Sohle eine sog. Sohlenschwiele.
Die Sohlenschwiele entsteht durch den Druck des Hufbeinrandes auf den Wachstumsbereich des Sohlenhorns und schiebt das Horn zehenwärts. Die Folge ist eine dem Verlauf des Hufbeinrandes folgend, sohlenseitige Aufwölbung des Sohlenhorns.
Diese Sohlenschwiele kann bedingt durch den Hornaufbau zurück auf den Hufbeinrand drücken und verursacht so den Hufbeinrand abzeichnend, halbmondförmige Einblutungen. Daher glätte ich die Sohlenschwiele auf das Niveau der umgebenden Sohle. Ich tue dies, da die Sohlenschwiele keine Strukturen schützt und der Hufbeinrand hinter der Schwiele liegt.
Ausnahme:
Ist der Zehentragrand abgelaufen und die Sohle ebenso in der Weise, dass sich durch den erhöhten Abrieb wie ein kleiner Podest mittragender Sohle hinter der Zehenwand gebildet hat, belässt man dieses Sohlenmaterial um den Abrieb in diesem Bereich nicht weiter zu fördern.

Bilder aus dem Fall ungeplante Eisenabnahme durch Schmied vor 6 Wochen da permanentes Abtreten der Vordereisen. Lahm nach 1 Woche – danach Übernahme, Bearbeitung und Hufschuhe. Pferd geht wieder in der Halle und auf dem Platz und heute zum ersten Mal problemlos im Gelände. Sohle „normal“ flexibel, Zangenprobe negativ. Thermo im Zehenbereich unauffällig, im Sohlenbereich normal für die Flexibilität und vorausgegangener Beanspruchung. Zehe in Hyperextension (lange Zehe).
Bilder: Sohlenschwiele vor und danach und Thermo. Die roten Sohlenbereiche haben eine Temperatur von 29° bei 4° Bodentemperatur. Die Strahlfurchen sind rot wegen den darunter liegenden Gefäßen.
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Pferdefreund
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Pferdefreund » Do 19. Dez 2013, 21:24

Feuerhuf hat geschrieben: Im Zehenbereich steht das Hufbein ohne eine polsternde Unterhaut relativ dicht über Sohle.
Kanst Du erklaeren was Du mit "Unterhaut" meinst?
Soweit ich weiss ist die Hufbeinkante rundum mit einem elastischen Corium umgeben.

http://www.thehappyhoof.net/anatomy-of- ... -hoof.html

Hier auch zu sehen:


Bild

Hier sind noch mehr Bilder von diesem Kurs.
http://itsaboutthehorse.myfastforum.org ... _4982.html

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von kelte » Fr 20. Dez 2013, 09:08

@ feuerhuf

Du schreibst in einem Satz, daß die Sohlenschwiele so auf die Hufbeinkante drücken kann, daß halbmondförmige Einblutungen entstehen und gleich danach steht, die Schwiele liegt vor der Hufbeinkante. Was jetzt?

Ich sehe das so, beim stehenden Huf liegt die Schwiele tatsächlich etwas nach vor verschoben unter der Hufbeinkante. Aber wie ich schon oft schrieb interessiert mich ein stehender Huf kaum (natürlich sollte ein Pferd balanciert stehen können, Stichwort schildern), da gibt es keine Belastungsspitzen, keinen Abrieb und keine Bewegungskräfte an den Gelenken, Sehnen und Bändern, ja nicht einmal nenneswerte Durchblutung.

Ich sehe mir lieber den Huf in Bewegung an, bzw stelle es mir vor. Und da kommt eine Belastungsspitze genau in dem Augenblick, wenn sich die Trachten zu heben beginnen und die "Vorschub-Leistung" beginnt. In dieser leichten Aufkippung des Hufes, steht die Schwiele dann genau dort, wo sie das Hufbein am besten schützen kann und die Kraft wunderbar auf den Boden übertragen kann.

Das die Sohlenlederhaut im Zehenbereich dünn oder gar dünner sein sollte, als an anderen Stellen, hätte ich noch nie gehört. Abgesehen davon sollte dort min. 1cm VERDICHTETES Sohlenhorn sein und das schützt dann wunderbar. Dieses verdichtete Sohlenhorn ist dann härter als Wandhorn, man kann es kaum beschneiden.
Wird da allerdings darann herumgeschnitten, dann kann es sich nicht ordentlich verdichten, denn das geht ja durch den von unten kommenden Bodendruck und ist daher auch an der Außenschicht am dichtesten. Und genau die entfernt man dann, auch wenn man nur "wenig" macht.

Grüße

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Jouna » Fr 20. Dez 2013, 09:16

Das was ich auf den Fotos sehe ist für mich auch nicht das, was ich unter einer Sohlenschwiele verstehe . Wenn ich das richtig sehe handelt es sich dabei um komprimiertes Horn, wie es unter einem Beschlag entsteht. Ich persönlich belasse es nach Eisenabnahme am Huf. Wenn das Pferd es nicht mehr braucht, wird es sowieso abgestoßen.

Eine Sohlenschwiele, die sich ein Barhufpferd anläuft würde ich auch niemals wegschneiden, weil sie meiner Meinung nach einen Schutz für das Hufbein darstellt. Wenn ich mir unter meinen Fußballen eine Hornhaut anlaufe passiert das doch auch zum Schutz und zwar dort, wo meine Fußknochen in Bodennähe sind. Deshalb betrachte ich es auch bei Pferden als eine Art Schutz und "Abstandhalter " zum Boden für das Hufbein. Das wegzuschneiden erschließt sich mir einfach nicht.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Fr 20. Dez 2013, 14:34

@Pferdefreund
Der Aufbau der Haut (Dermis) ist in 3 Schichten gegliedert: Epidermis (Oberhaut), Dermis (Corium. Lederhaut) und Subcutis (Unterhaut). Die fehlt im Sohlenbereich.

Blättchen-, Terminallagen- und Kappenhorn schaffen eine weiche und elastische Verbindung zwischen den Harthornverbindungen der Wand und der Sohle, stellen jedoch keine polsternde Verbindung nach unten dar.

@Kelte
nicht die Lederhaut ist im Sohlenbereich dünner, sondern, es fehlt im Sohlenbereich die Subcutis (Unterhaut)

@Jouna
Die zu sehende Schwiele oder Hornaufwulstung ist 4 Wochen nach der 1. Bearbeitung wieder entstanden nachdem sie 1 Woche nach Eisenabnahme bereits geglättet wurde. Hast recht, so etwas entsteht normalerweise unter einem Beschlag. Leider habe ich kein besseres Foto das eine „echte“ Sohlenschwiele zeigt. Evtl. kann jemand mal ein Foto davon einstellen.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von saskia » Fr 20. Dez 2013, 14:35

Feuerhuf, wenn ich es recht verstehe, erachtest du es als wichtig, dass an der Zehe ein Tragrand erhalten bleibt bzw die Bildung eines solchen gefördert wird. Meine Frage dazu : wenn die Zehe insgesamt zu lang ist (also nach vorne weg schnabelt) - wie bekommst du sie dazu, sich zu kürzen, wenn der Tragrand bodenberührend erhalten bleiben soll?

Die Erklärung mit der rückwärts drückenden Schwiele kann ich gewissermassen sogar nachvollziehen. Irgendwo hab ich schonmal gelesen, dass die Sohle vom Strahl ausgehend Richtung Wand wächst, denn wenn es ein Loch "mitten" in der Sohle gäbe, würde das Loch beim Rauswachsen in Richtung Wand wandern. Also nicht an Ort und Stelle bleiben und Richtung Boden rauswachsen. Wie gesagt, nur gelesen, nicht selbst beobachtet. Damit könnte ich mir auch vorstellen, dass so'ne nach vorne "rauswachsende" Schwiele beim Abrollen drücken könnte. Wenn ich mir 'nen Flock Watte unter meine Zehen in den Schuh lege, ist es beim Stehen vielleicht erstmal angenehm, aber wenn ich das Zeug 'ne Weile drin hab, es rutscht nach vorne VOR die Zehen, knubbelt zusammen (komprimiert sich), dann ist es vermutlich recht unangenehm. Ausser wenn meine Schuhe vorne offen sind (sodass die Watte nicht rausrutscht, aber dem Druck meiner Zehen ausweichen kann). Und genau in dem Fall lässt du die Schwiele ja auch dran.
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Pferdefreund » Fr 20. Dez 2013, 15:14

Feuerhuf hat geschrieben:@Pferdefreund
Der Aufbau der Haut (Dermis) ist in 3 Schichten gegliedert: Epidermis (Oberhaut), Dermis (Corium. Lederhaut) und Subcutis (Unterhaut). Die fehlt im Sohlenbereich.
ok, aber diese Unterhaut fehlt dann im gesamten Sohlenbereich, nicht nur in der Zehe, falls ich dich richtig verstehe.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von kelte » Fr 20. Dez 2013, 15:20

Genau so ist es. Und außerdem ist diese Haut auch bei den Lederhäuten welche sie haben kaum 1mm dick. Sollte also für eine event Druckminderung absolut unerheblich sein.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von blue2005 » Fr 20. Dez 2013, 16:01

Also für mich ist das hier eine Sohlenschwiele:

Bild

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von kelte » Fr 20. Dez 2013, 16:34

Das wäre für mich eher ein "Asphalthuf", also ein Huf welcher hauptsächlich auf glatten, unnachgiebigen Böden lebt/geht.
Die Sohle scheint flach, ohne Wölbung, ist sie aber nicht. Man sieht eine ordentlich, tiefe Strahlfurche um die Strahlspitze. Daher tippe ich darauf, daß sich die Sohle aufgefüllt hat, um dem Hufbein genügend Bodengegendruck zu ermöglichen, ohne das der Tragrand einsinken muß.

Grüße

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