Pferd mit Unkooperatives Verhalten

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Grisouillus
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Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von Grisouillus » Di 26. Nov 2013, 10:46

Guten Tag zusammen,

Ich war gestern beim Kunden und sein hübsches Fohlen ein sehr unkooperatives Verhalten gehabt hat.
Es war normalerweise nicht der Fall weil er mit Karotten gefüttert wurde ... dieses mal nicht, Erziehungsweise ...
Im Endeffekt, könnte ich nicht in Ruhe seine Hufe arbeiten und ich muss allerdings sagen, dass ich mit meiner Leistung nicht zufrieden bin.

Könnt Ihr Ihre persönliche Erfahrungen mit mir teilen ? Habt Ihr Tipps und Tricks ?
Übung macht den Meister ... ;) oder ?

Ihre Murielle

kelte
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von kelte » Di 26. Nov 2013, 16:48

Ich sags jetzt ehrlich, wenn das Pferd nicht erzogen ist, dann gehe ich wieder. Man kann mir meine Sicherheit und Gesundheit mit nichts bezahlen.
Natürlich gilt das NICHT für Pferde, welche Krankheitsbedingt nicht können!

Grüße

Yvonne
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von Yvonne » Di 26. Nov 2013, 17:36


katiebell
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von katiebell » Di 26. Nov 2013, 20:00

Also zappelig, nicht gefährlich? Da muss der Besitzer selbst dran arbeiten. Zeitdauer muss über einen längeren Zeitraum gesteigert werden.
Einfach nur Karotten füttern bringt nix, es muss schon Belohnung im Sinne von positiver Bestärkung sein, am effektivsten mit Clickertraining.

Aber wie gesagt, das ist Aufgabe des Besitzers. Wenn das ginge, würde ich beim nächsten Termin auf keinen Fall alle vier Hufe machen wollen. Das ist im Zweifel einfach zu lang für den Anfang.

pamina123
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von pamina123 » Di 26. Nov 2013, 21:30

Mein Zwerg (Shire Horse) war 5 Monate alt, als er zu mir kam, heute ist er zweieinhalb.

Das Hufe geben hat er gleich recht schnell kapiert, vorne wie hinten klappte es recht schnell ziemlich gut.
Wenn er versuchte das Bein wegzuziehen hielt ich bedingungslos fest, Bein abstellen durfte er nur, wenn ich es absetze.
Wenn er riss, setzte er sich eher vor Zappelei auf den Hintern, als dass er sein Bein bekam.
Zwischen ihm und mir war die Sache daher sehr schnell geritzt.

Aber: Er hat meiner HO, die ich eine zeitlang hatte durchaus auch das Leben etwas schwer
gemacht, ist teilweise gestiegen, hat gekickt wenn sie an die Hinterbeine wollte und hat ihr arg imponiert,
als er noch Hengst war, teilweise so heftig dass sie in Deckung sprang... Er war Waisenfohlen und sehr distanzlos...
Er ist ein Typ Pferd bei dem du verloren hast, wenn du zu zaghaft bist oder Unsicherheit zeigst.
Obwohl ich viel mit ihm geübt habe und er wenn wir alleine waren wirklich super artig war und echt anstandslos still hielt.

Waren Fremde im Spiel war das aber eine ganz andere Kiste. Nun hatte er auch mit zunehmendem Wachstum soviel
Kraft, dass man da als Frau nix mehr hält, wenn er mit Kraft wegreißt.
Wir haben dann eben die Bearbeitung gesplittet, einmal nur die Vorderhufe, beim nächsten Mal die hinteren.
Ich habe mir einen Hufbock gekauft, und weiter geübt, was mich zeitweise anfangs echt richtig Neren gekostet hat.
Es hat schon lange gedauert bis er auch bei anderen still hielt, auch Clicker habe ich versucht.

Der Nachteil ist: Sie machen dann nur so lange mit wie sie eben Lust haben. und ich bin der Meinung, dass Pferde lernen müssen,
auch mal Dinge zu akzeptieren, auf die sie grade keine Lust haben.
Jetzt am Wochenende habe ich seine Hufe wieder gemacht, das erste Mal alle vier auf einmal, eine ganze Stunde war ich beschäftigt,
und ich konnte seine Hufe entspannt auf meinem Knie ablegen ohne Fixierung und er hielt bis zuletzt still und zog kein einziges Mal.
Endlich!! Es hat aber wirklich lange gedauert und geübt haben wir bis wir schwarz wurden. Nutzt ja nix, muss rein in den kleinen Dickschädel.

Was ich bei jungen Pferden raten würde: Seitlich an die Wand stellen zur besseren Gleichgewichtsfindung, und dann niemals loslassen, wenn sie das Bein wegrupfen wollen.
Wenn sie einmal spitz haben, dass sie ihr Beinchen befreien können und absetzen dürfen, wenn sie nimmer wollen wird das schwer, das wieder raus zu kriegen.
Zuviel Vorsicht und zuviel Zaghaftigkeit macht es schlimmer. Je selbstverständlicher man das Bein festhält, desto schneller ist diese
Testerei der Zwerge erledigt. Das ist sicher manchmal schwer, wenn der Besitzer daneben steht, aber selbst wenn der Besitzer mit dem Tier übt bedeutet
das nicht, dass es bei dir dann auch direkt besser geht. pferde können sehr genau unterscheiden zwischen den Menschen, bei wem
sie sich was erlauben dürfen und bei wem nicht. Grade bei den Jungen ist das Füße geben und still halten eben noch nicht gefestigt, sondern
noch sehr variabel.
Wird schon ;)
Liebe Grüße
Sonja

saskia
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von saskia » Di 26. Nov 2013, 22:39

Ich bin zwar kein Profi in Bezug auf Hufbearbeitung, habe aber "einige" Erfahrung mit jungen Pferden und auch mit dem 5-jährigen Pferd eines Bekannten, das sehr massive Probleme beim Aufhalten hatte (Besitzer kam schon seit Jahren nicht mehr an die Hinterhufe, und bei Schmiedeterminen gings'nur mit massivem Zwang u/o Sedierung).

Festhalten um jeden Preis lehne ich kategorisch ab. Zumal man da wohl auch Riesenkräfte benötigt, und so mancher, der meinte, festhalten zu können, klatschte gegen die Stallwand (ich habe sogar mal von einem Fall gehört, der tödlich ausging für den Bearbeiter, - der konnte letztlich doch nicht mehr festhalten und flog mit Karacho unglücklich gegen eine Mauer....).

Und dass Pferde "testen" wollen, daran glaube ich schon lange nicht mehr. Ein Pferd sagt sich nicht "so, da wollen wir mal schaun, was der Mensch taugt". Testen setzt böswillige Absicht voraus, und solches Empfinden hat ein Pferd nicht. Junge Pferde zappeln, weil sie ihr Gleichgewicht auf drei Beinen noch nicht so lange halten können, und wenn man das Bein zwanghaft festhält, steigert sich diese Stand-Unsicherheit noch weiter, und womöglich lässt das Pferd irgendwann niemand auch nur noch in die Nähe seiner Füsse, aus reiner Angst vor dem zu erwartenden Gleichgewichtsverlust.

Pferde zappeln auch, wenn ihnen das Standbein weh tut, wenn man ihnen das aufgehobene Bein aus der Körperachse renkt u.ä. In all diesen Fällen hat das Pferd ein Recht, zu sagen dass es ihm unangenehm wird. Dann darf es bei mir den Huf absetzen, ausruhen, und dann machen wir weiter. Das Pferd lernt, dass es mich nicht "anzuschreien" braucht (= Huf massiv wegziehen oder kicken), sondern dass es reicht, "vernünftig Bescheid zu sagen" dass es langsam nicht mehr stehen kann, und dass ich diesen leisen Hinweis verstehe und ihm ein Päuschen gönne.

Ein Pferd wird gefährlich, wenn es Riesenpanik hat vor der Bearbeitung, weil es in dem Zusammenhang schlechte Erfahrungen gemacht hat. Das war beim Pferd meines Bekannten der Fall : immer wenn es gezappelt hat, hat der Besitzer ihm eins mit der Gerte drübergezogen. Kein Wunder, dass das Pferd schon in die Luft ging, sobald man sich nur Richtung Huf bückte.

Den Huf eines zappelnden Pferdes wieder abzusetzen, ist für das Pferd kein "Sieg" über den Menschen, wenn der Mensch den Huf danach halt wieder aufnimmt. Und immer wieder aufnimmt, sooft er ihn absetzen lässt. Das Pferd merkt, dass ihm die Prozedur nicht erspart bleibt - wieso also sollte es das Wegziehen als "gewonnen" empfinden? "Gewonnen" hat das Pferd, wenn der Bearbeiter mit Gewalt festhalten will und letztlich doch loslassen muss (und danach womöglich so lädiert ist, dass er NICHT wieder neu aufnehmen kann). Vielleicht passiert das nicht diesmal und nicht nächstesmal, aber das Risiko bleibt, dass das Pferd das Hufeaufnehmen nie wirklich entspannt empfindet und eines Tages im passenden Moment den Bearbeiter an die Wand klebt.

Nochmals : kein Pferd zieht aus reiner Boshaftigkeit weg, es hat immer einen Grund! Man suche und behebe die Ursache, dann läuft's für beide Seiten entspannt und vor allem, dauerhaft sicherer für den Menschen. (Das ist natürlich keine Aufgabe für den Profi-Bearbeiter, sondern für den Besitzer, ggf in Zusammenarbeit mit dem Profi).
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

pamina123
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von pamina123 » Di 26. Nov 2013, 23:03

Ich denke das kommt drauf an wie gut man das Tier kennt.
Ich spreche von meinem Zwerg, wenn ich sage: Er hatte weder Schmerzen noch Gleichgewichtsprobleme.
Man merkte ganz genau den Unterschied, wann er mit seinem Gleichgewicht kämpft und wann er einfach
hibbelt. Man sah es auch an seiner trotzigen Mimik: DU hast mir gar nix zu sagen, Frollein! Sprach es der HO gegenüber :lol:
Sein Gesicht spricht wirklich Bände.
Und es ist durchaus so, grade bei jungen, selbstbewussten Hengsten wie meinem: Wenn du unsicher bist machen die NICHTS
für dich, weil sie dich dessen nicht als würdig ansehen. Das ist so. Erstrecht nicht halten sie dan ihr Fluchtwerkzeug Bein
hoch, wenn sie dich nicht als integer und sicherheitsgebend empfinden.

Letzte Woche habe ich einer Freundin bei ihrem Welshpony geholfen, der Gute ist über 10 Jahre alt und verhält sich wirklich
grausig in Bezug auf seine Beinchen. Sie ist auch eine, die eher vorsichtig ist, und loslässt wenn er stark genug zieht.
Lässt sie nicht schnell genug los kickt er sogar nach ihr und giftet und schiebt sie mit dem Hintern weg.
Nachdem ich es mit ihm ausdiskutiert hatte (Bein wird nicht weggezogen und los lasse ich auch nicht, eher setzt du dich auf den Hintern), kaute er ab, der Hals fiel und er entspannte sich und hielt danach still. Sie war äußerst erstaunt darüber wie brav ihr Pony plötzlich sein konnte.

Pferde sind schlau :) Schlauer als viele meinen. Manchmal (sehr oft) ist sowas auch einfach nur erlerntes Verhalten mangels
klarer Ansagen der Verantwortlichen.
Zuletzt geändert von pamina123 am Di 26. Nov 2013, 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Sonja

Sigu-lind
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von Sigu-lind » Di 26. Nov 2013, 23:05

Saskia so sehe ich das auch. Gerade mit Fohlen sollte man sehr behutsam umgehen.
Der Besitzer muss halt üben und solange wird halt nur bearbeitet was geht.

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TinaH
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von TinaH » Mi 27. Nov 2013, 08:30

*beisaskiaunterschreib*

Meinen älteren Wallach hab ich mit 4,5 gekauft. Da hatte der noch nie die Hufe bearbeitet bekommen und die sahen entsprechend schlimm aus. Und bei 750kg Pferd, was so gar keine Idee hat, was man da unten von ihm will, da erreicht man nix mit Kraft :mrgreen:

Mit viel Geduld und Spucke hat es aber relativ schnell geklappt und er war (und ist) immer sehr angenehm zu bearbeiten und erstaunlicherweise sehr achtsam, daß ich nicht unter seine Treter komme :whistle:

Der jüngere Wallach wurde vom Züchter (ich schätze so 2x im Jahr) selber bearbeitet und als ich ihn 3jährig kaufte auch von ihm beschlagen, weil wir ihn dort noch gemeinsam eingefahren haben. Dort lief das von Anfang an mit den jungen Pferden immer so, daß sie an die Wand gestellt wurden und ein kräftiger Aufhalter her kam. Der war anfangs ganz andres mit seinen Füßen, der sah mich als läßtiges Insekt, hat oft gestampft oder ruckartige abgesetzt, wenn er die Gelegenheit dazu hatte. Und er war in Situtationen, wo man einen Fuß hochgenommen hatte nie wirklich entspannt, sondern immer sehr angespannt. Aber auch das hat sich gegeben, der steht jetzt auch wie ein Lämmchen.

@Murielle: Ich würde auch sagen, das daß Sache des Besitzer ist. Das müssen die halt üben und wenn die Geduld noch nicht reicht, dann müssen die eben 2 Termine ausmachen und Vorder- und Hinterhufe getrennt gemacht werden.
Gesendet von meinem verkabelten Computer mit echter Tastatur!

Diana
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Re: Pferd mit Unkooperatives Verhalten

Beitrag von Diana » Mi 27. Nov 2013, 08:42

saskia hat geschrieben: Und dass Pferde "testen" wollen, daran glaube ich schon lange nicht mehr. Ein Pferd sagt sich nicht "so, da wollen wir mal schaun, was der Mensch taugt". Testen setzt böswillige Absicht voraus, und solches Empfinden hat ein Pferd nicht.
Das stimmt nicht ganz. Ich hatte bisher ein Pferd, der hatte gelernt, dass er sich durch kicken der Geschichte entziehen kann. Der war nicht böse, hatte aber einen für sich leichteren Weg durchs Leben gefunden.
Das war aber schnell behoben, da der keine Angst und nichts Gesundheitliches hatte.

Ansonsten hast Du absolut recht. Es ist oft schon traurig, was den Pferden alles unterstellt wird. Hatte mal ein Junppferd, der ist hinten wohl total unhandlich gewesen, da waren vorher zwei dran, die sich wohl auch mit schwierigen Pferden auskennen. Die waren auch nicht ungeduldig, haben ihn aber festgehalten.
Der arme Kerl hatte eine Knieproblematik und war dann gottfroh, dass er nicht festgehalten wurde und das Bein nicht so hoch nehmen musste..

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