Wie sehen optimale Eckstreben aus?

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saskia
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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von saskia » Mi 25. Dez 2013, 15:12

pamina123 hat geschrieben:Jetzt muss ich nochmal fragen :)
Wie muss man Eckstreben bearbeiten um sie besser aufgerichtet zu bekommen?
Bei meinem Shire bekomme ich sie einfach nicht grade, sie schieben sofort nach außen weg
und die Seitenwände verlieren die Form.
Ich habe versucht, sie anzuschrägen, ich zeichne mal:

Bild

Die gestrichelten Teile habe ich weggenommen, Ergebnis: Die Seitenwände flügelten noch mehr aus.
Wo hab ich meinen Denkfehler?
Die Ursache mancher Probleme liegt nicht immer dort, wo sie ihre Spuren zeigen. Also verbiegende Eckstreben müssen ihre Ursache nicht in den Eckstreben haben, sondern können ihre Ursache an anderer Stelle des Hufes haben. Folglich richtet man wenig aus, wenn man die ES "anders" schneidet, aber die wahre Ursache nicht findet und behebt.

Ich mag anhand der Fotos keine Ursachenanalyse betreiben, aber eine mögliche Ursache verbiegender ES kann eine zu hohe Trachte sein. Eckstreben verbiegen sich unter Überlastung (genau wie sich andere Stellen der Wand unter Überlastung verbiegen), und wenn eine Trachte höher ist als der Huf sie haben möchte, verbiegt sich die ES.

Bei dem gezeigten Foto scheint auch der im Bild rechte Ballen ausgeprägter als der linke, - auch ein Hinweis auf grösseren Lastanteil auf der betreffenden Trachte, und ergo ist auch die rechte ES deutlicher verbogen. Müsste man vor Ort mal Ursachenforschung betreiben. Falls ich mit der Vermutung der einseitig zu hohen Trachte richtig läge, könnte man das Problem mit den Kürzen der betreffenden Trachte lösen und bräuchte sich dann gar nicht mehr um die ES zu kümmern, weil die sich dann nach und nach selber regulieren.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

kelte
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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von kelte » Mi 25. Dez 2013, 15:30

Da gibt es 2 verschiedene Denkrichtungen.

Erstens, die ES drücken die Seitenwand nach außen.
Zweitens, die Außenwand ist überlastet,drängt nach außen und die ES legt sich um, um in diesem Bereich mehr Auflage zu kreieren.

Entlastet man die flügelnde Außenwand, indem man eine Senke scheidet, dann ist der Hebel weg. Beschneidet man dann nur den umgelegten Teil der Es, bleibt diese dann meist aufrecht und mit der Zeit wird sie sogar gerade (Deine ist aber ohnehin schon gerade).
Ganz schlecht wäre, die flügelnde Außenwand von außen zu bearbeiten. Man dünnt damit einen ohnehin schon überlasteten Bereich aus und schwächt ihn so zusätzlich.
Das funkt aber meist nur, wenn die Trachten nicht zu sehr gezwängt sind. Untergeschoben macht nichts.

Besteht Trachtenzwang, dann würde ich eher die ES selbst deutlich beschneiden, natürlich incl übergelegtem Teil.
Die ES begrenzen das auffedern der hinteren Hufhälfte beim auffußen. Schwächt man die Es, dann neigt der Huf schneller zum aufgehen. Ist er dann aufgegangen und die Wände sind wo sie sein sollen, dann wird auch kein Hebel mehr auf die ES wirken und sie bleiben aufrecht.

In beiden Fällen muß man dann nur noch unzureichenden Abrieb ausgleichen, damit die ES auch
aufrecht bleiben.

Was da bei dir zutrifft, könnte man nur sehen, wenns auch frontale und laterale Fotos gäbe.
Grüße

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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von pamina123 » Mi 25. Dez 2013, 17:26

Danke ihr Lieben :)
An zu hohen Trachten kann es nicht liegen, die sind auf Sohlenniveau.
Da dieser Huf mir am meisten Gedanken macht zeig ich ihn einfach mal aus allen Perspektiven, die ich fotografiert habe.
Es wäre wirklich spannend, zu wissen woher das Ausflügeln kommt :think:
Ich bin da grade etwas überfordert mit.

Bild

Bild

Bild

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Habt ihr eine Idee?

Liebe Grüße!
Liebe Grüße
Sonja

kelte
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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von kelte » Mi 25. Dez 2013, 18:05

Kann es sein, daß dieses Pferd eher auf der Innenwand geht, bzw die Innenwand mehr belastet, also zu mindest mit diesem Huf?

pamina123
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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von pamina123 » Mi 25. Dez 2013, 18:13

Hm, gute Frage... :)
Eigentlich läuft er ziemlich grade auf diesen Hufen, aber ich habe auch den Eindruck, dass die innere Wand mehr Last trägt. Sie ist auch ein wenig steiler und hat eine kleine Delle nach innen. Die hat er aber schon immer, auch als ihn noch eine (Biernat)Profine betreute. Wäre spannend da die Ursache zu wissen.
Die Dame konnte mir nix dazu sagen, außer dass er tolle Hufe hat und schön grade drauf liefe... :think:
Da er aber mitten im Wachstum ist und noch eine für nen Shire recht enge Schulter hat und schlacksig ist kann es durchaus sein, dass er das tut.
Kann ich dieser Belastung wenn dem so wäre irgendwie entgegen wirken?
Liebe Grüße
Sonja

kelte
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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von kelte » Mi 25. Dez 2013, 18:34

Dacht ichs!

Ich sehe das so, warum auch immer flügelt die Außenwand weg und die Innenwand muß daher mehr Last tragen, als ihr gut tut. Vielleicht sieht man sogar die eine oder andere Einblutung im Kapselhorn. Bei der Inneren wegen der Überlastung und bei der Äußeren wegen dem Hebel.
Bei so einem Ungeleichgewicht können die ES vorläufig noch gar nicht vernünftig wachsen, daher würde ich die erstmal gar nicht beachten. Trotzdem sollten sie so bearbeitet werden, daß sie mittragen können. Bei so einem schweren Pferd ist das m.E. unumgänglich. Legen sie sich um, dann gerade schneiden und sonst nichts.
Den Vorzug bei der Bearbeitung würde ich erst mal auf die Balancierung der Seitenwände legen.
Ich würde die flügelnde Wand deutlich steiler raspeln, also fast 90 Grad zum Boden und berunden. Dadurch kann sie wieder gerade herunter wachsen und erst DANN kann sie die mehrbelastete Innenwand entlasten.
Die Innenwand nur berunden, um den derzeitigen Überdruck etwas in die richtige Richtung zu leiten, sie aber nicht schwächen.
Hauptlast sollte in dieser Zeit die Sohle und der (sehr kräftig wirkende) Strahl tragen. Nur so kann sowohl der Hebel, als auch die Überbelastung der beiden Wänd sofort abgestellt werden.

Ich habe in dieser "Übergangszeit" sehr gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich Hufschuhe mit besonderen Einlagen empfehle, auch wenn das Pferd nicht fühlig geht. Ich schneide 2-4mm dicke Gummiplatten (Vibramsohlen vom Schuster) so zurecht, daß sie nur unter dem Hufbein liegen und klebe sie ein. Dadurch geht noch mehr Last auf die Sohle. Diese stärkt sich schneller und ist trotzdem geschützt. Zusätzlich drückt sie das Hufbein in der Kapsel etwas hoch, Stichwort Sohlenwölbung.

Grüße

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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von pamina123 » Mi 25. Dez 2013, 19:09

Danke Kelte :)
Also soll ich jetzt doch die Außenwand beraspeln, auch auf die Gefahr hin dass sie instabiler wird?
Also quasi mache ich dann so weiter wie bisher, das Begradigen der Seitenwände und kurz halten der Zehe ist eh schon mein Schwerpunkt.
Hufschuhe möchte ich bei ihm nicht nutzen. In seiner Größe gibt es nix mehr von der Stange. Zudem hat er an sich super Horn und er lebt im Aktivstall, auch mit riesen Sandspielplatz. Er tobt und galoppiert und spielt super viel herum mit seinen Jungs mit allen Stunts die man sich vorstellen kann. und da hätt ich Sorge dass Sand in die Schuhe gerät und es scheuert. Im Stall hat er superviel Abrieb, den ich für ihn für die Hornqualität sehr wichtig finde, fühlig geht er nicht. Der Strahl ist super stabil, momentan etwas zerfleddert, weil sich seitlich etwas Fäule reingefresen hatte. Das hatte ich ausgeschnitten und behandle nun. Die viele Feuchtigkeit diesen Winter macht den Hufen etwas zu schaffen. Denke wenn ich nun regelmäßig behandle geht das aber. Glaube Shires haben generell eher wenig Sohlenwölbung.
Ich möchte die Hufe gerne barhuf und blanko lassen und eben so bearbeiten, auch wenns dann etwas länger dauert. Ich beobachte mal wie es sich entwickelt und bringe demnächst mal neue Bilder mit :)
Liebe Grüße
Sonja

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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von kelte » Mi 25. Dez 2013, 19:34

Du kannst flügelnde Wände ohne weiteres "schwächen", wenn sie aus der Last sind. Also entweder ein wenig kürzer als die Sohle rollen, oder eben eine Senke. Weiter flügeln sie nur, wenn sie unter Last geschwächt werden.

Ich sehe aber auf deinen Fotos weit und breit keine Rolle, der pigmentierte Bereich der Wand berührt offenbar in vielen Bereichen den Boden. Allein dadurch entstehen schon Hebel.

Wenn die Sohle kräftig genug ist, dann funktioniert es auch ohne Schuhe. Ohne diese Einlagen gehts nur langsamer. Ich habe bei meinen Norikern auch viel schneller eine dickere Sohle (mit mehr Wölbung) erreicht, als ich mich dazu überwand, diese Hufbeinpolster regelmäßig zu verwenden (wir brauchten eigentlich auch keine Schuhe). Obwohl wirs nur wenige Stunden/Woche zum Reiten drauf hatten, haben wir nun endlich etwas erreicht, dem ich zuvor Jahre "nachlief". Offenbar war der Abrieb so schwerer Pferde höher, als (zufriedenstellendes) Sohlenwachstum.

Grüße

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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von Feuerhuf » Mi 25. Dez 2013, 20:42

Der Huf hat zwar eine mediale Mehrbelastung aber in der Bewegung wird vermehrt der laterale Trachtenrand belastet, auch sichtbar an dem größeren lateralen Ballen. Die Form der Eckstrebe und die zu vorsichtige Bearbeitung geben dem Ausbeulen Vorschub. Wenn du die Blättchenschicht folgend bis zum Umschlag der Eckstrebe präparierst und dann die Eckstrebe nach unten präparierst und die Wand der Eckstrebe von innen nach außen anschrägst wirst Du relativ schnell zum Ziel kommen. Von vorne betrachtet erkennt man ein zehenmittig einen rillenförmigen Hornstress, der von den beiden Zehenhebeln links und rechts herrührt.
Rechts lateral aus der Dorsalsicht lässt einen Hornstress vor der ausbeulenden Trachtenwand erkennen. Hier solltest Du die Ausbeulung, beginnend vor der Verbeulung hoch beraspeln, dass unten der angeraspelte Absatz verschwindet. Damit nimmst Du die Starrheit aus der Ausbeulung und Verformungskräfte können leichter nach hinten abfließen. Shires haben etwas flachere Hufe.
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Re: Wie sehen optimale Eckstreben aus?

Beitrag von pamina123 » Mi 25. Dez 2013, 22:36

Kelte, aaah ich verstehe. Die Senke hatte ich vorhin nicht bedacht. Klar, das macht Sinn. :)
Ich muss dazu sagen, dass die Hufbilder aus September sind, und die Hufe da 5 Wochen lang nicht bearbeitet wurden durch Stallwechselstress.
Davor stand er den Sommer über 24/7 auf einer Wiese. Hufschuhe zum Reiten wäre ein guter Kompromiss, aber er wird ja noch nicht geritten.
Ist erst zweieinhalb und spazieren gehen wir momentan auch kaum, da ich immer nur im Dunklen da bin unter der woche und wir dann in der weichen Halle eher
bodenarbeiten o.ä. Und letztlich hab ich ja Zeit zur Korrektur, ich denke wenn ich da ein besseres Bearbeitungssystem habe wird das auch besser klappen.
Ätzend, wieso treiben sich hier so viele Profis herum und bei uns in der Gegend gibts nur Hufbearbeiterflaschen? Ein Profi würde diese Hufe sicher in null
komma nix wieder schön stellen können... :snooty:


Feuerhuf, ohweia, deinen Text musste ich jetzt 5x lesen um eine Idee zu bekommen, was du genau meinst.
Okay, die Ballen sind nicht harmonisch, das sehe ich auch. deine Beschreibung würde erklären, wieso er sich die Zehenrichtung immer etwas nach innen versetzt in den Huf läuft. Dass er also quasi beim Laufen den Huf minimal innenrotiert. muss ich mal beobachten, wäre denkbar.
Was meinst du genau mit Blättchenschicht?
Letztlich muss ich scheinbar wirklich etwas mutiger bearbeiten.... Bin da bisher nur die WB-Hufe meiner Stute gewohnt, und da ist weniger mehr, bei dem
starken Abrieb im Aktivstall. Hab zu Weihnachten den Hufhobel geschenkt bekommen, das wird sich bezahlt machen :D
Mit der Loesdau-Raspel ackert man sich als Frau an Shirehufen wirklich dumm und dämlich. Bin da immer schweißgebadet...
Morgen mache ich seine Hufe wieder und bringe mal Fotos mit, damit ihr vielleicht kurz einen Blick drauf werfen könnt, damit ich eure ganzen Tipps auch richtig umsetze.
Kann nicht einer von euch einfach ins Bergische Land ziehen? :whistle: :D
Liebe Grüße
Sonja

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