HGE durch Umstellung auf Barhuf?

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kelte
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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von kelte » So 20. Okt 2013, 16:01

Wie schon weiter oben bemerkt wurde, es heist nicht, daß barhuf zu viel Durchblutung macht, es geht darum, daß ein Huf in Umstellung noch nicht mit der Durchblutungsmenge zurecht kommt.
Die feinen und feinsten Blutgefäße haben sich unter starrem Beschlag und der damit einhergehenden verminderten Durchblutung zurückgebildet und müssen sich erst wieder stärken, damit sie mit der neuen Situation gut zurecht kommen.

Grüße

Shafira
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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Shafira » So 20. Okt 2013, 19:58

Hallo!

Ich hab die Zehe schon ziemlich gekuerzt.. Eine komplette Mustang Roll wollte ich jedoch nicht machen und bin bis kurz vor die weisse Linie gegangen...

Hab mich jetzt auch dazu entschlossen Phenyl zu geben und hab heut morgen gleich 10ml rein, beim Reinholen am Spaetnachmittag fand ich schon, dass die Temperatur besser war. Ich bin gespannt auf morgen Frueh.

Soll ich ein Duplo nehmen, oder einen einfachen Glue On?
Ich denke auch, dass ein "Beschlag" vll gut tun wuerde, bis Martin Boesel zum Hufkurs kommt! :geek:

GLG

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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Puschel » So 20. Okt 2013, 21:28

Ich habe jetzt folgendes verstanden:
Du hast vor 5 Wochen die Eisen abgenommen und bist für die Hufbearbeitung deines Pferdes jetzt selbst verantwortlich. Seither hast du die Zehe mit einer Mustanroll versehen (wann genau?) und jetzt geht dein Pferd klamm und hat warme Hufe. Daraufhin hast du ihr heute Entzündungshemmer gegeben (ohne einen TA zu befragen) und willst dann morgen einen TA hinzuziehen, richtig?

Meine ungesehene Vermutung: Dein Pferd entwickelt eine Huflederhautentzündung, zumindest wird wohl eine Reizung vorliegen. Der TA kann morgen keine ordentliche Diagnose erstellen, weil du die Symptome verschleierst. Mein Rat: Gönne deinem Pferd einen fachmännisch angebrachten (nicht gebastelten) Hufschutz, lass die Hufe sich erholen mit Hilfe des TA und beginne dann eine neue Umstellungsphase mithilfe eines Fachmanns, dem du Bearbeitung überlässt.

Im Übrigen halte ich die Argumente von Kelte für inzwischen überholt. Bitte zeigt mir den Beweis, dass die Durchblutung mit Eisen derart schlecht ist. Nein, thermografische Aufnahmen reichen mir nicht. Ich bin ja lernbegierig, mir erschließt sich einfach diese Logik nicht.
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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Saskia & Facu » So 20. Okt 2013, 21:40

was auf den Bildern wie schon genannt auffällt ist wirklich die Zehe.
es macht den Eindruck, dass sie länger ist als auf dem Bild davor.

hast du nicht evtl. jemand professionellen in der Umgebung der dir jetzt schon zur Seite stehen kann vor dem Hufkurs?
ob ich jetzt sofort wieder zu Eisen wechseln würde, ich glaub nicht. Die Idee Kunststoff zu kleben würde ich für gut halten.
Obwohl ich nicht weiß wie weit man den Abrollpunkt beim geklebten zurück bekommt.

Was außerdem noch interessant wären, wären Bilder des Hufs von vorn mit dem Gelenk drauf.
Zumindest würd mich die Perspektive und evtl die Sohlenansicht dazu mal interessieren.
Trotzdem gilt, Bilder können täuschen.
LG Saskia

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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Shafira » So 20. Okt 2013, 21:48

Hallo!

Nein, liebe Puschel, ich mache nicht alles alleine, ich habe eine Profi dran.

2. Ich bin derzeit, siehe oben, verunsichert, da sie ein Phlegmoenchen hatte und gebe daher (ja, ohne TA) fuer 3 Tage Phenyl...

3. Da ich meinen TA morgen sowieso sehe, werde ich ihn zu diesen Symptomen befragen, da brauch ich ihm nix zeigen.

4. wenn Du genau liest, siehst Du, dass wir ihr KEINE Mustang Rolle verpasst haben, da wir nicht wollen, dass das Pony lahm geht und wir nur dicht an die weisse Linie gefeilt haben... Aber weder dran, noch drueber sind. Siehe Oben!!!

Die Hnweise von Kelte finde ich hoechst lehrreich und interessant. Es kann gut sein, dass genau das auf mein Pony zutrifft... Dass es einfach noch die Gewoehnungsphase ist... Und dann gepaart mit der leichten Phlegmone mich so unruhig werden laesst...

Bild

Hinweis:
Dieses Bild ist von der Perspektive her besch... die Kamera steht nicht direkt vorm Huf, sondern Schraeg!

Bild

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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von TinaH » So 20. Okt 2013, 21:59

Kann das sein, daß Du den Begriff "Mustangroll" mit "Zehenrocker" verwechselst?
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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Tic » So 20. Okt 2013, 22:09

kelte hat geschrieben:Servus!

Sein kann natürlich viel, aber ich denke, daß das alles ganz normal ist.

Ein Barhufpferd hat deutlich mehr Durchblutung und da kann es einem "eisengewöhnten" Besi schon sonderbar vorkommen, wenn die Hufe nun wärmer sind.

Durch diese starke Durchblutung, welche ja von barhufBEWEGUNG kommt, ist es dann auch klar, daß sich Flüssigkeit in den Beinen staut, wenn das Pferd in der Box steht. Sollte aber nach einiger Bewegung wieder verschwinden.

Auch daß sich das Pferd "eingehen" muß, ist nicht ungewöhnlich. Oft staut sich Flüssigkeit in den Hufen (besonders enges Gewebe verstopft leicht) und muß erst duch Gehen und den dadurch wirkenden Hufmechanismus abtransportiert werden. Besonders gut soll das laut einigen amerikanischen Hufmenschen auf hartem Boden funktionieren, daher empfehlen sie auch öfter vor einer Hallenarbeit das Pferd 10-15 Min auf hartem Boden zu bewegen und erst dann auf den weichen Hallenboden zu gehen.

Grüße
Moins... das mit dem flüssigkeitsstau in den hufen, kannst du mir das bitte nochmal ausführlicher erläutern?
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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Nupur » So 20. Okt 2013, 22:49

Das Hufe nach einer Umstellung unter einer Art "Reizüberflutung" leiden, kommt vor. Das hat mit der Durchblutung aber nicht viel zu tun und der oft postulierte Unterschied zwischen Barhuf und Beschlag ist wissenschaftlich auch nicht haltbar. Nur noch ideologisch.

Die von Dir beschriebenen Symptome lassen jedoch, passend zu den Fotos, am ehesten auf eine Huflederhautreizung / -entzündung schließen.

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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von Martin » So 20. Okt 2013, 22:56

Puschel hat geschrieben:
Im Übrigen halte ich die Argumente von Kelte für inzwischen überholt. Bitte zeigt mir den Beweis, dass die Durchblutung mit Eisen derart schlecht ist. Nein, thermografische Aufnahmen reichen mir nicht. Ich bin ja lernbegierig, mir erschließt sich einfach diese Logik nicht.
Lies mal was Prof. Bowker schreibt. Wenn seine histologischen Ergebnisse stimmen, dann werden in Hufen unter starren Dauerbeschlägen weniger Blutgefässe gebildet, als bei Barhufpferden. Das wäre ein Hinweis auf die (schädigende) Wirkung von starren Beschlägen, zumindest wenn man sie über längere Zeit einsetzt. Da starre Beschläge die vertikale Bewegung des Hufes blockieren, kann es sein, dass die Rezeptoren in den Hufen unter starren Beschlägen weniger stimuliert werden als barhuf oder unter beweglichen Beschlägen.

Daraus könnte man folgern, dass ein lange Zeit unter Beschlag stehender Huf, barhuf versucht zuerst einmal die Durchblutungsleistung zu erhöhen. Er will sich an die neue Situation anpassen. Es braucht natürlich Zeit bis sich neue Blutgefässe und Gewebestrukturen bilden. Bowker schreibt aber, dass auch alte Pferde das können, vorausgesetzt sie dürfen barhuf gehen und sie haben eine Trachtenlandung.

Wenn wir also annehmen, dass die Rezeptoren barhuf deutlich mehr stimuliert werden, als unter starren Beschlägen, dann ist vorstellbar, dass der Körper sofort versucht die Blutversorgung zu verbessern. Im Kapillarbereich der Gefässe geht das sehr einfach durch eine Weitstellung der Gefässe. Das ist über das Nervensystem quasi sofort zu realisieren. Das würden wir dann an wärmeren Hufen bemerken.

Allerdings muss man bei einer Barhufumstellung immer berücksichtigen, wie Puschel ja auch völlig richtig schreibt, dass entzündliche Prozesse im Bereich der Lederhaut möglich sind, die auch eine höhere Durchblutung auslösen. Wenn das der Fall ist, müssen wir wieder über Hufschutz sprechen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass starre Beschläge die Durchblutung gegenüber barhuf oder Duplos deutlich reduzieren. Allerdings sollte man vorsichtig mit der Bewertung sein, ob das positiv oder negativ ist. Wir wissen im Einzelfall nicht, was der Auslöser für die Regulation ist.

Martin

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Re: HGE durch Umstellung auf Barhuf?

Beitrag von greenorest » So 20. Okt 2013, 23:51

Hallo,

mal rein praxisbezogen und vielleicht etwas provokant:

Ich würde in so einem Fall dem Pferd höchstwahrscheinlich einfach mal 2-4 Wochen Auszeit mit Weidegang gönnen, fertig. Man kann viel suchen und tun, manchmal hilft aber auch eine Runde Gelassenheit. Es liegen ja keine dramatischen Symptome vor, das Pferd ist weder extrem fühlig noch lahm. Falls sich irgendetwas deutlich verschlechtern sollte, kann man ja immer noch handeln.

Ich habe schon mehrfach die Beobachtung gemacht, dass das ein oder andere Pferd nach der Umstellung von Dauerbeschlag (häufig sehr schlechtem) eine durch was auch immer verursachte Gewöhnungsphase benötigt. Ich habe schon öfter angelaufene Beine beobachtet (auch wenn die Stellung fast nicht verändert wurde) und auch mal auffällig warme Hufe. In bisher jedem dieser Fälle haben die Besitzer wie oben gehandelt. Nach kurzer Zeit verschwand der Spuk von selbst und die Pferde liefen super.

Gruß Tina
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