Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

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aswat
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Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von aswat » Sa 22. Okt 2011, 08:51

Sorry, ein besserer Titel fiel mir nun nicht ein:

gestern hat mir meine Stallbesi beim Hufemachen meiner Stute mal über die Schulter geschaut.
Dazu muss ich sagen, dass sie vor allem von Speckmaier, teils Strasser und v.a. klassische Hufschmiede beeinflusst worden ist, und sehr nach "veralteten" Methoden denkt, auch in anderen Bereichen des Reitsports.

Ich denke sie schmunzelt ein bisschen über meinen Informationsdurst, und v.a. meine Bemühungen mich selbst so intensiv weiterzubilden, v.a. was Hufe angeht. Sie ist immer der Meinung man kann nur von den sogenannten Profis was lernen, und das ist auch immer das gelbe vom Ei. Sich selbst zu informieren ist für Sie ein NoGo, auch z.B. der Longenkurs von Teschen.

Nun ja, kleine Abschweife, jedenfalls meinte sie, dass ich unbedingt die Trachten öffnen muss durch einen tiefen V-Schnitt, weil sonst von oben (ich denke sie meint die Ballen)) und der Strahl dagegendrückt, wenn das Pferd auffusst.

Ich habs mal in 2 Bildern von unseren Hufen eingezeichnet:

Hier mal der Bereich, den sie meint:

Bild

Und hier rechts, wie ich das Messer halten müsste um diesen Bereich herauszu"schneiden", und links nochmal was dann alles weg wäre:
Bild

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ich war einmal Zeuge, wie eine Strasser-Bearbeiterin ein Pferd hier durch dieses "Ausgraben" der Furche blutig geschnitzt hat, und hab dies auch nie getan. Mein Pferd läuft gut über alle Böden, sie wird aber auch bisher nur am Sandplatz gearbeitet, einen "steinigen" Ausritt mit mir oben drauf musst sie noch nicht machen.

Als ich meine Stallbesi fragte, was denn da drücken sollte, murmelte sie nur irgendwas ja das und das, konnte es aber auch nicht genau beschreiben. Nur dass der Huf sich nicht weiten könne, wenn hier keine tiefe Furche ist. Sie wollte es mir dann zeigen was sie meint und griff schon zu meinem Messer (Sie ist die Züchterin meines Pferdes und meine Tante, daher bei sowas immer recht flott), ich habs ihr aber verboten.

Sie meinte dann nur, "wirst schon sehen wenn die Abszesse hinten dann raus kommen und dein Pferd nicht mehr laufen kann...."

Dummerweise hatte mein Pferd vor 2 Wochen wirklich am Hinterhuf am Kronrand direkt hinten am Ballen einen kleinen Abszess, der nach 1 Tag Aua aufging und nun problemlos runterwächst. Allerdings kamen SIe gerade in dieser Woche auf eine neue Weide, alles ist durchnässt, und die Pferde müssen dauernd durch knöcheltiefen Schlamm, wenn sie von der Weidehütte zu Tränke und Weide wollen. Bei uns läuft einfach nichts mehr ab.
Dieser Zustand ist aber ein anderes Thema, ich wechslle in 4 Wochen den Stall....

Nun meine Frage: Wer von euch kennt diese Methode? Warum hier gesundes Hufmaterial wegschneiden? Bei Pete Ramey habe ich bisher dazu noch nichts gefunden, lasse mich aber gerne belehren.

Danke für eure Hinweise,

Lena und Djassrah
Liebe Grüße, Lena


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Pat
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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Pat » Sa 22. Okt 2011, 09:19

Ich weiß wie nervtötend es ist, sich gegen solche "Schlauschnacker" durchzusetzen... ;) Ich hab da so ein "Spezialisten" am Hof, der immer genau zuschaut, wenn ich einen Beschlag aufbringe und nicht sparsam mit Kritik ist. Irgendwann hab ich ihn gefragt, wieviele Beschläge er schon angebracht hat. Nein, keinen, aber er habe dem Schmied immer genau zugesehen. Ok, und ist dieser Schmied noch an euren Pferden dran... ;) Nein, ist er nicht, ich mache nämlich die Hufe der Pferde seiner Frau, weil sie so unzufrieden war.... :lol: :lol: Im übrigen hab ich auch schon mal zugeschaut, wie das Getriebe eines Autos ausgebaut wurde... :doh:
Aber das nur am Rande, zur moralischen Unterstüzung!

Der Huf, den du da zeigst, sieht recht gut aus. Der braucht keine drastischen Maßnahmen.
Ich habe einen extremen Zanghuf mal die Trachten geöffnet. Wenn du das Bild siehst, weißt du warum... :shock:
Hier ist die Bilderfolge
http://keinhorn.de/phpBB-3/phpBB3/viewt ... p?f=11&t=7

Ich bin nur mit der Raspel dazwischen gegangen. Das Ergebnis war übrigens gleich Null! Es ist immer noch ein Zwanghuf, nur dass der Strahl jetzt nicht mehr gequetscht ist. Im November mache ich neue Fotos von dem Huf, dann sehen wir die Entwicklung.
Ich schau gleich nochmal nach Fotos, die eine gute Entwicklung eines Zwanghufes zeigen, ohne Trachtenschnitt.

BildBild
Links der Hinterhuf nach der 1. Bearbeitung, rechts nach der 3. Bearbeitung. Der Strahl wird prominenter und weitet den Huf. Da braucht es weiter nichts, als einfach dran zu bleiben.
Aber es gibt leider auch sehr hartnäckige Zwanghufe... :think:

Was man an diesem Huf noch sehr schön sehen kann, ist die Entwicklung der Sohle, die wir in einem anderen Thread diskutiert haben. Das Pferd wird hinten ohne Hufschuhe in jedem Gelände, auch schottrig geritten und ist einen 30km Distanzritt gegangen.

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aswat
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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von aswat » Sa 22. Okt 2011, 10:02

oh mann, zum dritten mal tipp ich den text etz, dauernd is er wieder weg!!!!!

nun nur noch in kurzfassung:

Danke Pat, genau so dachte ich mir das auch. Beim Zwanghuf evtl anzuwenden, aber bei einem gesunden, flachen und breiten huf wie hier eher überflüssig, wenn nicht kontraproduktiv.
Bei einem Huf, so wie der von dir gezeigte Silvio, würde ich wohl auch eher zu solchen Massnahmen greifen (abgesehen davon habe ich keine Kundenpferde und würde mich an solche Hufe auch noch nicht rantrauen).

pferd fusst mit den hinterhufen deutlich (1,5 fache Huflänge) über die Spur der vorderhufe mit extrem gut sichtbarer trachtenlandung. ich denke das würde sie nicht, wenn ihr da was drücken würde. das sagte ich auch meiner tante: das gangbild der stute ist das deutlichste argument gegen solche "schnacker" (ich mag den auusdruck!). Und als ich ihr sagte: DIe geht so auf asphalt, schotter, wiese und sandplatz, war sie kurz stumm und meinte dann eben nur: siehst schon was du davon hast...
sllerdings meinte sie auch ich müsse hinten trachte züchten, zu flach. :roll:
nicht meine meinung: siehe unteres bild im ersten post, das ist der hinterhuf, darüber übrigens von vorderhuf.
(da fällt mir auf: den hab ich da ungleich bearbeitet, die trachten hab ich danach noch angeglichen, nach dem foto)
Hinterhuf:
Bild
By djassrah at 2011-07-03

naja, dann bin ich ja beruhigt.

ich denke aber: Der beste Beweis für eine korrekte Bearbeitung ist immer noch das Pferd, das problemlos, schwungvoll und gesund auf seinen füssen steht und läuft! Da hilft dir jegliche Diskussion nichts.
Liebe Grüße, Lena


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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Wurzl » Sa 22. Okt 2011, 19:13

Dieser Trachtenschnitt kommt von Dr. Strasser. Meiner Meinung nach wird dadurch der Huf destabilisiert und macht auf Dauer eher zu als auf. Die Trachten können sich nur öffnen wenn du einen gesunden und funktionsfähigen, bodenberührenden Strahl hast und ein gutes Strahlpolster. Beides ist das, was gegen die Trachten drückt und sie weit hält.

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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Mascha » Sa 22. Okt 2011, 20:42

Mir wurde auch geraten, soeinen Schnitt zu machen. Ich habs auch gemacht und es hat rein gar nichts bewirkt. Es wuchs von oben einfach wieder runter und weiter geworden ist da nichts. Bei eingerollten Trachte bringt es meiner Erfahrung nach eigentlich nur etwas, von außen zu berunden. Dadurch wird Last von der eingerollten Wand genommen und sie kann normal runterwachsen. Wenn man die Wand einfach nur dünner macht (nichts anderes macht dieser Öffnungsschnitt ja), dann destabilisiert man den hinteren Teil es Hufes nur weiter.

Achja, und die Hufe, die du zeigst, sehen gut aus. :)
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Jouna » Mi 26. Okt 2011, 09:44

Ich finde das man mit Öffnungsschnitten absolut was bewirken kann. Ich mache sie aber nur an der Seite der Trachte zum Strahl hin und nicht wie Frau Strasser im Ballenhorn. Damit kann ich die Trachte so verändern, das der Huf sich beim Auftreten mehr weitet. Das zusammen mit einer Behandlung und Heilung des Strahls hilft mir aus Zwanghufen weitere Hufe zu machen. Ziemlich schnell geht das bei " erworbenen " Zwanghufen , bei "echten" Zwanghufen dauert es natürlich länger.
Solo-VL-3-2.5.11-vorher.JPG
Hier mal ein Vorderhuf bei Bearbeitungsübernahme Anfang Mai dieses Jahres.
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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Jouna » Mi 26. Okt 2011, 09:53

Hier nun noch einmal der gleiche Huf nach 5 Monaten. Natürlich noch im Veränderungsprozeß, aber doch schon deutlich besser und weiter.
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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Silke & Abai » Mi 26. Okt 2011, 13:42

Hallo Jouna
mir wurde jetzt von mehreren Seiten bei meinem Pferd auch zu einem Öffnungsschnitt geraten. Könntest du mir mal bei deinem ersten Bild einzeichnen, was genau du wegschneidest? Verstehe dein Posting da leider nicht so ganz. Vielen lieben Dank
Viele Grüße

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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Jouna » Mi 26. Okt 2011, 20:57

Hallo Silke, ich habe mal versucht es anhand eines ziemlich üblen Zwanghufes einzuzeichnen, den ich letzte Woche das erste Mal bearbeitet habe. Original ist die dem Strahl zugewandte Seite der Trachte absolut senkrecht, wenn man von hinten über den aufgenommenen Huf schaut. Ich habe diese Senkrechte etwas angeschrägt, damit der Huf sich beim Auftreten tendenziell mehr spreizt. Kannst du anhand der Zeichnung sehen , was ich meine. Die rote Linie ist, wie der Huf vorher war und die grüne Linie ist mein Schnitt. Dieses Pony wede ich zuerst in 2- wöchigen Abständen bearbeiten , damit ich dort ein bißchen schneller was verändern kann. Das Pferd auf den vorherigen Fotos konnte ich nur in 4-wöchigen Abständen machen wegen der großen Entfernung.
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Re: Trachten "öffnen" durch V-Schnitt?

Beitrag von Silke & Abai » Do 27. Okt 2011, 10:10

Vielen Dank für die Bilder.
So einen Öffnungsschnitt habe ich vor ca. 2,5Monaten auch gemacht und parallel dazu die Trachten massiv runter gekürzt. Abai läuft seitdem viel besser (lahmte vorher), allerdings ist er seitdem massiv fühlig auf Steine. Von der Sohle haben wir ja nichts weggenommen udn die ist laut Röntgenbildern auch extrem dick. Ich frage mich jetzt, warum er so autscht.

Ist es die Weitung des Trachtenbereich bei jedem Schritt, die ungewohnt ist, aber warum autscht er dann bei Steinen?
Oder ist es der Strahl, der erstmals massiv Bodenkontakt hat? Aber wenn ich den mit der Zange abdrücke, kann ich keine Reaktion auslösen?

Soll ich den Öffnungsschnitt weiter machen? Abai hält normalerweise beim Hufemachen brav still, zieht aber jedesmal den Huf weg, wenn ich den Öffnungsschnitt mache. Ach, wenn sie doch nur sprechen könnten!!!!!!!!!! :think:
Viele Grüße

Silke

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