Trachten: Immer kurz?

Bearbeitungstechniken
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Fortissimo
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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Fortissimo » Sa 12. Sep 2015, 08:28

Oh, hier hab ich ja was losgetreten. Hab übrigens eine Ausbildung zur Pferdewirtin hinter mir. Was mir da beigebracht wurde, möchte ich hier lieber nicht erzählen, aber mit professionellem Umgang mit Pferden hatte das wenig zu tun. @Jolly Jumper: ich habe hier im Kreis 7 verschiedene Schmiede an meinen Pferden gehabt. Das Ergebnis war leider niederschmetternd. Stark untergeschobene, teils eingerollte Trachten, viel zu lange Zehen. Spannungsrisse in den Voderhufen. Extremer Bockhuf bei Speedy mit starkem Gammel im Zehenbereich. Verschiedene Lahmheiten (nicht nur fühligkeiten). Die Hufe waren teils in einem solch erbärmlichen Zustand, dass keine Eisen mehr hielten.

Habe jetzt einen Schmied aus Holland am Speedy, der ihn vorne beschlägt. Scheint zu klappen. Aber er arbeitet komplett anders als deutsche Schmiede und schneidet die Trachten schön kurz. Er hatte sich Schimmels Hufe angesehen und konnte sich nicht erklären, warum er Fühlig geht.

Wenn ich mir die Pferde hier im Kreis anschaue, könnte ich bei den Hufen das Heulen bekommen.

Das zum Thema Profis...

Fortissimo
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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Fortissimo » Sa 12. Sep 2015, 08:30

@aniwa: habe ich mir hier Handgriffe erklären lassen?? Ich hatte gefragt, ob die Fühligkeit auf hartem Boden von dem schlecht tragenden Strahl kommen kann!

Handgriffe sitzen nach 3 Jahren selbstraspeln recht gut.

Martin
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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Martin » Sa 12. Sep 2015, 09:21

aniwa hat geschrieben:Ich kann Puschel und Jolly Jumper vollkommen verstehen.
Es ist nichts gegen Besitzer zu sagen, die sich soweit mit der Materie beschäftigt haben um selbst einschätzen zu können, was sie machen müssen oder was nicht. Die fragen aber eben auch nicht in Foren nach, was sie mache müssen.

Wenn ich aber in Foren mir (übertrieben) jeden Handgriff erklären lassen muss, von Menschen, die mein Pferd noch nie live gesehen haben, dann habe ich anscheinend nicht ausreichend Kenntnis von der Materie, um selber zu bearbeiten.

Rechtfertigt schlechte Profi-Arbeit schlechte Laien-Arbeit?

Ich bau doch auch kein Haus selber, wenn ich von Statik und Mauerbau keine Ahnung hab und bei jedem Stein fragen muss, wie ich ihn jetzt auf den letzten Stein legen soll
Du würdst aber ein Haus selbst bauen, wenn Deines vom Profi gebaute immer wieder zusammenfallen würde. Vermutlich hätte dieses Haus Mängel, aber vielleicht ist es zumindest so gut gebaut, dass es nicht ständig umfällt. Du würdest schon gar ermutigt werden es selbst zutun, wenn Dein Nachbar es schon seit Jahren mit großem Erfolg selbst macht. Und wenn Du ein Forum findest, in dem Dir erklärt wird, wie man es bauen könnte, dann würdest Du das nutzen. Selbstverständlich wäre es besser, Du hättest Zugriff auf einen kompetenten Experten. Hast Du aber nicht. Du bist umzingelt von Hausbauern, die alle nach den falschen Systemen bauen, weil sie es so gelernt haben und selbst wenn es einen guten Experten gibt, dann erkennst Du ihn nicht oder er hat keine Termine.

Genau diese Situation haben wir in der Hufbearbeitung. Dürfte es in Deutschland noch eine einzige untergeschobene Tracht geben, wenn die Ausbildung korrekt wäre, die Profis so exzellent? Niemals! Aber was ist die Situation? Pferde mit nicht korrigierten ungeschobenen Trachten sind die Regel, nicht die Ausnahme, um nur mal ein ganz banales Beispiel zu nennen.

Solange sich an dieser Situation nichts Wesentliches ändert, wird es immer Leute geben, die eigene Wege gehen.

Martin

balumimo
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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von balumimo » Sa 12. Sep 2015, 09:34

… und gäbe es nicht Leute, die eigene Wege gehen, würden wir heute noch in Höhlen wohnen und mit Fußlappen duch die Gegend laufen…

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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Pferdefreund » Sa 12. Sep 2015, 13:24

Jolly Jumper, wenn Du dich mal in deinem Umkreis umschaust, wo siehst Du da die Probleme, die Pferde mit ihren Hufen haben? Wenn Du diese Frage mit "Selbstrsplern" beantworten kannst, dann hast Du hier einen Punkt. Wenn nicht, dann nicht.

Die grosse Mehrzahl der Selbstraspler versorgen ihre Pferde VIEL besser als jeder Profi. Sie brauchen auch keine 3 Jaehrige Ausbildung um die Hufe eines einzigen Pferdes zu verstehen. So komplex ist das dann auch wieder nicht. Dass es auch ein paar Leute gibt, die evtl Schaden anrichten ist klar. Aber daraus abzuleiten, dass keiner der Selbstraspler das kann ist absurd.

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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Yogini » Sa 12. Sep 2015, 13:51

aniwa hat geschrieben: Rechtfertigt schlechte Profi-Arbeit schlechte Laien-Arbeit?

Ich bau doch auch kein Haus selber, wenn ich von Statik und Mauerbau keine Ahnung hab und bei jedem Stein fragen muss, wie ich ihn jetzt auf den letzten Stein legen soll
Zu Punkt 1: Das hat keiner gesagt.

Zu Punkt 2: Jemand der auch nach mehreren Steinen noch nicht erkannt hat, wie es funktioniert, sollte tatsächlich sein Vorhaben überdenken. Aber ein normal intelligenter Mensch informiert sich und zieht Schlussfolgerungen und ist vielleicht sogar in der Lage, mehr als ein anderer seinen eigenen beduerfnissen gemäß zu bauen. So geht es mir als selbstraspler auch. Ich kenne jeden huf meines Pferdes in und auswendig und weiss genau, wann er was braucht. Und wenn nicht informier ich mich weiter. Es macht mir sogar richtig Spaß die hufe zu bearbeiten und vor allem Zusammenhänge mehr und mehr zu verstehen. Es ist sogar so, dass mein Pferd auf meine Bearbeitung nach Bedarf besser reagiert als auf Vorratsbearbeitung eines kompetenten hufbearbeiters. Das Thema ist interessant und koennte einen eigenen thread gebrauchen.

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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von saskia » Sa 12. Sep 2015, 15:45

Macht einfach eine bundesweit flächendeckende Liste von GUTEN Hufbearbeitern, die - ganz wichtig! - obendrein noch Neukunden annehmen. Damit wären die meisten Besis vermutlich glücklicher, als sich selber mit Theorie und Praxis abzumühen (wo sie doch ursprünglich eigentlich nur reiterlich interessiert waren und ihren Zeitaufwand für Theorie und Praxis lieber in DAS Thema investieren wollten.)
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Ursula » Sa 12. Sep 2015, 15:54

Waren alle "guten Hufbearbeiter" gleich von Beginn weg gut? Oder brauchten auch die eine gewisse Anlaufzeit? Genau so sollte man auch bei den "weniger Guten" verfahren. Dh. natürlich nicht, dass sie so Jemand dauernd dieselben Fehler machen darf. Aber die Lernzeit geht sicher über die Hufpflegeschule hinaus.

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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Sani » Sa 12. Sep 2015, 20:23

Wir haben viele Hufbearbeiter/-schmiede im Stall, ich habe noch keinen gesehen, der sich das Pferd vor Bearbeitung vorführen ließ, außer der Besitzer besteht darauf. Da schaut auch keiner, wie das Pferd steht, fast jeder macht seine 08/15-Bearbeitung. Wir haben Isländer (Vollbeschlag), die im Tölt ohne ersichtlichen Grund gestürzt sind - die Besitzer trauen sich nicht, das dem Hufschmied zu sagen, weil sie Angst haben, daß er danach ihr Pferd nicht mehr bearbeitet/beschlägt.

Ich denke, Selbstraspler achten viel mehr auf ihr Pferd, außerdem sind sie in der Lage, ihre Fehler kurzfristig zu korrigieren. Natürlich wäre ich glücklich über einen fähigen Hufbearbeiter, der 1x pro Monat kommt, das zahle ich gerne. Es gibt aber keinen, also habe ich aus der Not heraus diverse Hufkurse besucht, eine andere Alternative gab es nicht.

Sani
Barbie und Nepomuk, Haflinger, 17 Jahre, LAG-Stall, Sommer: Magerweide, Futterstroh/Heu
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Re: Trachten: Immer kurz?

Beitrag von Fortissimo » Mo 14. Sep 2015, 08:43

Ich hatte eigentlich auch gedacht, daß dieses Forum aus: Hufpflegern, Hufschmieden uns Selbstrasplern besteht. Wenn ich als Selbstraspler hier falsch bin, darf man mir das gerne sagen.

@Jolly Jumper: ich wohne im Kreis Borken/ NRW, nahe der holländischen Grenze. Falls Du hier im Kreis jemand kompetentes kennst, hätte ich nichts dagegen, die Person zu mir zu bitten. Bin für jeden Rat dankbar.

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