Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

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pamina123
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Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

Beitrag von pamina123 » Fr 26. Jul 2013, 13:50

Hallo Ihr Lieben,
wie bearbeitet man die Hufe hinsichtlich der Schiefesymptome?
Man beobachtet ja meist bei rechtshändigen pferden rechts vorne einen steileren, hohen Huf mit eher engen Trachten und links einen flacheren, weiteren manchmal etwas verdrehten, tendenziell zehenengen Huf. Das wäre so meine Standardbeobachtung bei Pferden, bei denen nicht gegen diese Unterschiede gearbeitet wird.
Hinten wiederum ist oft der linke Huf in sich schief, die äußeren Wände kürzer, die äußeren Ballen hochgeschoben und rechts dafür die Zehe länger, in Abhängigkeit zur schubstärkeren linken Hinterhand. Wie gesagt: Reine Standardbeobachtungen von mir in Abhängigkeit zur Schiefe. Bei den (selten zu findenden) linkshändigen Pferde ists i.d.R. ja dann anders herum.
Passt das soweit mit Euren Beobachtungen?
Ich würde nun gerne wissen, wie man diese unterschiede handhaben sollte. Schaut ihr euch NUR die Hufe an, oder das Pferd als ganzes? Versucht ihr die Hufe anzugleichen, um die Geraderichtung (sofern der Besitzer denn gymnastisch daran arbeitet) zu unterstützen oder akzeptiert ihr, dass das Pferd in seiner Balancehaltung so stehen will?
Ich beobachte immer wieder, dass die Hufe nur nach mehr oder minder 0815-prinzipien bearbeitet werden, soweit ich das eben beurteilen kann, und eher selten hinsichtlich ihrer schiefebedingten Asymmetrien.
Wie bearbeitet ihr Hufe, in denen sich die schiefe stark manifestiert hat?
Ich hoffe man versteht was ich meine :D
LG Sonja
Liebe Grüße
Sonja

Martin
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Re: Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

Beitrag von Martin » Fr 26. Jul 2013, 15:28

Gegen wir mal von einem Reitpferd aus und nicht von einer Zuchtstute, Beistellpferd bzw. einem Pferd mit Gelenkschäden etc.

Konsequent den steilen Huf in den Trachten kürzen. Konsequent beim flachen Huf die Zehe und die untergeschobenen Trachten kürzen. Konsequentes Barhufablaufprogramm. Nach und nach stellt sich dann heraus, welche Wände noch korrigiert werden müssen. Idealerweise alles durch Physiotherapie oder Osteopathie unterstützen. Und, falls der Reiter es kann, auch vorsichtige reiterliche Unterstützung. Wenn ein Reiter darin nicht gut ist, es lieber lassen!!
Hinterbeine ein ähnliches Programm, wobei dort primär Zehen kürzen angesagt ist und untergeschobene Trachten korrigieren und dann nach und nach auch Wände beraspeln.

Da solche Pferde insgesamt schief sind, weisen alle Wände unterschiedliche Steigungen auf. Im Laufe der Zeit, werden die Hufe wieder ähnlicher, aber sie werden nie ganz gleich. Deshalb ist ein Rest an Asymmetrie zu respektieren. Ich respektiere bei solchen Stellungen ggf. auch etwas verbogene Wände.

Ein wichtiges Maß des Erfolges ist die Verbesserung der Einseitigkeit des Pferdes unter dem Reiter bzw. an der Longe, Rückgang der Muskelasymmetrien, Optimierung der Sattellage und ggf. Wegfall der Schmerzsymptome.

Martin

pamina123
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Re: Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

Beitrag von pamina123 » Fr 26. Jul 2013, 21:42

Hi Martin
also quasi in Kurzform verbesserst du die Hufe soweit es eben machbar ist.
Denke auch dass schiefe Pferde niemals symetrische Hufe haben können, da müsste der Hufbearbeiter in der Tat zaubern können.
Warum würdest du nur Reitpferde korrigieren und keine Rentner und Zuchtpferde?
LG Sonja
Liebe Grüße
Sonja

Martin
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Re: Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

Beitrag von Martin » Fr 26. Jul 2013, 22:01

pamina123 hat geschrieben:Hi Martin
also quasi in Kurzform verbesserst du die Hufe soweit es eben machbar ist.
Denke auch dass schiefe Pferde niemals symetrische Hufe haben können, da müsste der Hufbearbeiter in der Tat zaubern können.
Warum würdest du nur Reitpferde korrigieren und keine Rentner und Zuchtpferde?
LG Sonja
Ja, ich verbessere was möglich ist und es ist sehr viel mehr möglich, als gemeinhin behauptet wird.
Es gibt ja auch die These, dass man an solchen Pferden nichts mehr ändern, sondern nur noch erhaltend arbeiten darf.
Das halte ich für kompletten Unsinn und ggf. für Tierquälerei, wenn sich z.B. ein Pferd im Dressurviereck dann um die Seite biegen soll, die gar nicht möglich ist.

Bei Reitpferden würde ich dem Besitzer ins Gewissen reden, damit ich ändern darf bzw. er ändern lässt, weil ich weiß was man den Tieren unter dem Sattel antut, wenn man nicht korrigiert.
Bei Zuchtpferden und Rentnern kann man argumentieren, dass ihre Schiefe egal ist, solange sie auf der Wiese sich hinstellen und kompensieren können wie sie wollen.
Bei Pferden mit Gelenkproblemen wären ein paar Röntgenbilder zu machen, bevor man korrigiert.

Martin

pamina123
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Re: Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

Beitrag von pamina123 » Fr 26. Jul 2013, 22:05

Dein letzter Satz beantwortet somit gleich meine bisher noch offene Frage im medio-lateral-Thema :D
Ich danke Dir! :dance:
Liebe Grüße
Sonja

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ka.ori
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Re: Zusammenhang natürliche Schiefe vs. Hufstellung

Beitrag von ka.ori » Do 5. Sep 2013, 21:45

Bearbeite gerade so ein Pferd bzw. mein Pferd "nach Martin" u wir haben eine wesentliche Besserung nach einem halben Jahr (am Anfang etwas zu zaghaft :roll: gewesen). Pferd kann wieder geschlossen stehen; engerer Huf mit sichtbar besserer Trachtenlandung; Hufe sind aber weiterhin unterschiedlich groß ;) .
Gott hat den Menschen erschaffen, weil er vom Affen enttäuscht war. Danach hat er auf weitere Experimente verzichtet. (Mark Twain)

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