Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

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mareike**
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Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von mareike** » So 2. Jun 2013, 21:06

Ich lese hier immer wieder, dass die steilere Wand die mehr belastete Wand ist.

Das ist für mich total unlogisch.

Die schrägere Wand ist für mich die mehr belastete Wand, da sie zu lang ist und sich durch die vermehrte Belastung verbiegt.

Im Stehen sieht es vielleicht so aus, als ob die steilere Wand die mehr belastete Wand ist, da das Pferd sich versucht bequem hinzustellen und die Imbalancen durch Stellungsveränderung auszugleichen. Im Stand mag diese Aussage dann noch zutreffen. Man darf das Bein aber nicht isoliert vom Rest des Pferdes betrachten.

Das Pferd kann die Imbalance in der Bewegung nicht mehr durch Stellungsveränderung ausgleichen. Ist nun eine Hufseite länger als die andere ist das Pferd durch seinen Gleichgewichtssinn gezwungen sich noch weiter über die zu lange Seite zu lehnen um im Gleichgewicht zu bleiben. Durch diese vermehrte Belastung verbiegt sich die zu lange Seite. Also ist die schrägere Wand die mehr belastete Seite.

Ausnahmen bestätigen die Regel und ich hoffe ihr versteht was ich meine.

Kann mir jemand logisch erklären warum die steilere Seite die mehr belastet Seite sein kann?

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Mascha
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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von Mascha » So 2. Jun 2013, 21:14

Die minderbelastete Wand reibt sich weniger ab, bleibt darum länger und neigt darum zum flach werden.
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

mareike**
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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von mareike** » So 2. Jun 2013, 22:25

Mascha hat geschrieben:Die minderbelastete Wand reibt sich weniger ab, bleibt darum länger und neigt darum zum flach werden.
Die längere Wand kann aber nicht die minderbelastete Wand sein kann.

Hast du dich schon mal einbeinig auf eine Schräge gestellt? Die mehr belastete Seite ist die höhere Seite. Weil man um das Gleichgewicht zu halten das Gewicht auf die höhere Seite verlagern muss. Man schafft es nicht sich auf diese Schräge zu stellen und dabei die niedere Seite mehr zu belasten, dann fällt man nämlich um.

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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von Mascha » So 2. Jun 2013, 22:30

mareike** hat geschrieben:
Mascha hat geschrieben:Die minderbelastete Wand reibt sich weniger ab, bleibt darum länger und neigt darum zum flach werden.
Die längere Wand kann aber nicht die minderbelastete Wand sein kann.

Hast du dich schon mal einbeinig auf eine Schräge gestellt? Die mehr belastete Seite ist die höhere Seite. Weil man um das Gleichgewicht zu halten das Gewicht auf die höhere Seite verlagern muss. Man schafft es nicht sich auf diese Schräge zu stellen und dabei die niedere Seite mehr zu belasten, dann fällt man nämlich um.
Die minderbelastete Wand ist ja auch nicht minderbelastet, weil sie lang ist, sondern lang, weil sie minderbelastet ist. Da verdrehst du die Kausalitäten. Aber vielleicht kann ja jemand anders es anders/besser erklären.
Viele Grüße, Mascha
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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von Wurzl » So 2. Jun 2013, 22:38

Oft zeigt der Tragrand der stärker belasteten Wand Risse in der Wand oder Weißen Linie bzw. Bruchstellen "in sich" - wenn Du verstehst was ich mein. Da reisst die Wand durch die starke Belastung etwas ein, Steinchen setzen sich rein etc. Und, zufälligerweise, ist das fast immer die steile Seite.

Wenn man die Wandlängen schiefer Hufe misst, ist oft die steile Seite eigentlich länger. Und der Kronsaum der flacheren (& verbogenen) Seite etwas abgesunken.

Es gibt einen Unterschied zwischen längerer Wand (dem Wandverlauf entlang gemessen) und höherer Wand (senkrecht vom Boden aus gemessen).

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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von Heike4 » So 2. Jun 2013, 22:40

Ich hab zwei ungleich lange Beine aufgrund eines Beckenprobems, das kürzere wird mehr belastet, weil das andere sich immer ein wenig rausstellt oder im Knie nicht ganz durchdrückt.... deshalb tut mir nun das kürzere im Knie weh, aua..... hilft dir der Vergleich?
Ich kann jetzt bei meinem längeren Bein leider nichts abschleifen, grins... aber die Dorntherapeutin will die Beine morgen wieder gleich lang machen... nur wie lange bleiben die so??
Geht nicht, gibt es nicht.

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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von Tic » So 2. Jun 2013, 22:43

Wenn du dein längeres bein rausstellst, ist es doch schräger und minder belastet. Und das kürzere ist höher (im becken wahrscheinlich) und mehr belastet. Passt doch :-)
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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von SilentDee » So 2. Jun 2013, 23:28

Ich kenne beide Varianten bei Pferdehufen.

Es gibt Pferde, die fussen auf die senkrechter stehende Wand auf, belassen das Gewicht auf der steileren Wand und diese wird dadurch steiler, und höher, aber auch sehr fest und abriebintensiv. Zwischen Innenwand und Außenwand gibt es oft Stauchungstrennungen (so nenne ich sie).
Die weniger belastete Seite wird schräger, driftet zu Seite, weil sie weniger abgerieben und belastet wird, und der Kronraum sackt ab.

Man fragt sich, warum fusst das Pferd mehr auf der steilen Seite? Oft wird das schon durch ein Wegnehmen der über die Sohle gewachsenen Seite wieder bequemer und gleichmäßiger belastet (natürlich nach Ausbalancieren der Wandhöhen des gesamten Hufes) und der Huf wächst gerader und gelichmäßiger belastet nach. daher mag ich am liebsten vorher-Huffotos über diverse Bearbeitungsperioden. ich sehe daran, ob ich meinem Ziel näher komme, oder eben nicht. Dann wird überlegt, warum nicht, und wie ich dem Ziel näher komme. Nicht erst ewig weitergemacht! ;)

Ich kenne aber auch Pferdehufe, die massiv ihr Gewicht auf die weitere, schrägere Seite verlagert haben in der Bewegung. Da wirkt dann natürlich ein Hebel massiv nach außen. (Wie bei einer Zehenfußung, wenn da die Zehenwand mal nen Millimeter Überstand entwickelt, driftet es alles massiv nach vorn)
Da sind dann auch evtl. Risse zwischen Außen- und Innenwand auf der steileren Seite.

Eben deswegen lasse ich mir trotzdem noch das Pferd vorführen. ;) Man spart sich oft dadurch die Variation mit dem erst falschen Weg.
Manchmal ist es eindeutig zu sehen nur am huf, manchmal aber auch nicht. Und weil eben auch oft Ungleichbelastungen durch Sehnengeschichten verursacht werden, die evtl. dann auch wieder sich im Gang zeigen. So ein problem benötigt m.M. nach manchmal eine angepasste Bearbeitung, weil sich Pferde auch durch Entlastungen Heilung ermöglichen, als ob wir Menschen uns mal ne Schiene anlegen. ;) (Meine ureigene Theorie)

LG

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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von saskia » Mo 3. Jun 2013, 00:32

Also so wie ich es im Laufe der letzten 3 Jahre durch Lesen verschiedener Ausführungen verstanden habe : Beispiel : Pferd belastet lateral stärker. Lateral verbiegt sich unter der Überlastung, driftet weg und ist damit nun NICHT mehr voll tragfähig (je schräger eine Wand, umso weniger Gewicht kann sie tragen). Nun muss das Pferd das Gewicht auf medial verlagern, um nicht im Gelenk umzuknicken. Medial ist damit aber auch wieder überlastet, und entweder verbiegt sich diese Wand auch so nach und nach und es entsteht eine Glockenform des Hufes, oder medial wird gestaucht und steil, es gibt einen Hornstau in der Wand (Tragrand wird sohlenseitig breiter, ggf rillige Wand durch Hornstau. Wenn man medial nun schwächt, nimmt man dem Huf die einzige Möglichkeit, das Gewicht noch zu tragen. Stattdessen muss man sehn dass man lateral wieder ans Tragen kriegt (indem man dafür sorgt dass die Wand steiler nachwachsen kann), denn je mehr lateral wieder seine Aufgabe erfüllen kann, umso mehr wird medial entlastet und der Huf kann wieder in seine normale Balance zurück finden. - Soweit wie ich es verstanden habe bisher. Keine Garantie dass ich es richtig verstanden habe.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Belastungssituation bei Imbalanten Hufen

Beitrag von mareike** » Mo 3. Jun 2013, 22:15

Tic hat geschrieben:Wenn du dein längeres bein rausstellst, ist es doch schräger und minder belastet. Und das kürzere ist höher (im becken wahrscheinlich) und mehr belastet. Passt doch :-)
Das passt zur Situationen im Stehen, genauso wie das Pferd im stehen versucht sich durch Stellungsveränderung bequem hinzustellen. Aber in der Belastung funktioniert das ja nicht.

Wurzl hat geschrieben:Oft zeigt der Tragrand der stärker belasteten Wand Risse in der Wand oder Weißen Linie bzw. Bruchstellen "in sich" - wenn Du verstehst was ich mein. Da reisst die Wand durch die starke Belastung etwas ein, Steinchen setzen sich rein etc. Und, zufälligerweise, ist das fast immer die steile Seite.

Wenn man die Wandlängen schiefer Hufe misst, ist oft die steile Seite eigentlich länger. Und der Kronsaum der flacheren (& verbogenen) Seite etwas abgesunken.

Es gibt einen Unterschied zwischen längerer Wand (dem Wandverlauf entlang gemessen) und höherer Wand (senkrecht vom Boden aus gemessen).
Es kommt ja auch wohl nicht selten vor, dass die längere Wand insgesamt niedriger aussieht wenn man von vorne auf den Huf guckt. Aber ich hab noch keinen Huf gehabt, bei dem die höhere aussehende steilere Wand auch tatsächlich die höhere war. Aber soooo viel Erfahrung hab ich ja nun auch noch nicht und deshalb höre ich mir ja gerne eure Meinungen an. ;)
SilentDee hat geschrieben:Ich kenne beide Varianten bei Pferdehufen.

Es gibt Pferde, die fussen auf die senkrechter stehende Wand auf, belassen das Gewicht auf der steileren Wand und diese wird dadurch steiler, und höher, aber auch sehr fest und abriebintensiv. Zwischen Innenwand und Außenwand gibt es oft Stauchungstrennungen (so nenne ich sie).
Die weniger belastete Seite wird schräger, driftet zu Seite, weil sie weniger abgerieben und belastet wird, und der Kronraum sackt ab.

Man fragt sich, warum fusst das Pferd mehr auf der steilen Seite? Oft wird das schon durch ein Wegnehmen der über die Sohle gewachsenen Seite wieder bequemer und gleichmäßiger belastet (natürlich nach Ausbalancieren der Wandhöhen des gesamten Hufes) und der Huf wächst gerader und gelichmäßiger belastet nach. daher mag ich am liebsten vorher-Huffotos über diverse Bearbeitungsperioden. ich sehe daran, ob ich meinem Ziel näher komme, oder eben nicht. Dann wird überlegt, warum nicht, und wie ich dem Ziel näher komme. Nicht erst ewig weitergemacht! ;)

Ich kenne aber auch Pferdehufe, die massiv ihr Gewicht auf die weitere, schrägere Seite verlagert haben in der Bewegung. Da wirkt dann natürlich ein Hebel massiv nach außen. (Wie bei einer Zehenfußung, wenn da die Zehenwand mal nen Millimeter Überstand entwickelt, driftet es alles massiv nach vorn)
Da sind dann auch evtl. Risse zwischen Außen- und Innenwand auf der steileren Seite.

LG
Ich mach auch immer ganz fleißig Fotos und mit Hilfe meines Kriebchen Gerätes hab ich noch immer die richtige Seite gekürzt.

@ SilentDee: Du hättest nicht zufällig Interesse daran dir ein Seminar eines Krieb Referenten anzuhören? Ort: Norden.
Ich bin mal einfach frech und behaupte dass es bestimmt Interessanter als bein Anz ist. :lol:

Ich bin nämlich ziemlich schlecht im Erklären und ich bin von der Arbeit des Herrn Krieb eigentlich ziemlich überzeugt.

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