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Traberhufe

Verfasst: Sa 23. Mär 2013, 21:55
von Solveig
Hallo,

ich wurde heute zu einer Traberbesitzerin gerufen, weil sie gern probieren möchte, ob Renntraber wirklich Eisen bräuchten, um gut im Rennen zu laufen. Es ist also ein Experiment oder sowas ähnliches. Das Traberlein ist 2jährig und hat scheinbar bisher noch keine (bezahlte) Hufbearbeitung in ihrem jungen Leben genossen, die Besitzerin hat sie quasi geschenkt bekommen und keiner hat je zuvor was mit ihr gemacht. Dafür darf die Kleine noch ein bissel Kind sein, andere Traberleins müssen in dem zarten Alter scheinbar schon Rennen laufen. :shock:

Nun ja, ich hab natürlich einfach bearbeitet wie immer. Es sind sehr runde Hufe mit sehr stark untergeschobenen und eingerollten Trachten Ansonsten gab es kaum Tragrand und die Hufe sind krum und schief. Ansonsten: Das Pferdchen kann laufen ... Also ich hab erstmal getan, was man konnte, mal schauen, wie es sich entwickelt.

Nun meine Frage: Die Kleine soll ja mal Rennen laufen :( Naja, ich persönlich bin dem Ganzen ja nicht gerade wohlwollend eingestellt, aber die Besitzerin ist scheinbar für Traber-Kreise sehr lieb zu ihren Pferdchen :shifty: . Allerdings bin ich etwas hin und her gerissen, ob sich Renntraber und Mustanghufe vereinbaren lassen. Man liest ja davon, dass den Trabern mit Absicht lange Zehen gelassen werden, damit sie schneller Traben können und nicht so leicht angaloppieren können. Allerdings leuchtet mir diese Theorie nicht so recht ein. Denn wenn die Hufe schneller fußen können, weil sie besser abrollen können, müssten sie doch trotzdem schnell traben können oder wo sitzt hier der Knoten???

Hat jemand hier Erfahrung mit Traberhufen? Also ich hätte nix dagegen, die Traberei zu reformieren. :snooty:

LG, Solveig

Re: Traberhufe

Verfasst: Sa 23. Mär 2013, 22:26
von Martin
Mache es.

Die lange Zehe wird eigentlich nur noch in D als vorteilhaft im Sinne der Geschwindigkeit angesehen. In anderen Ländern hat man längst eine andere Meinung dazu bzw. war nie der Meinung.

Außerdem ist Hochleistungssport eine gute Weiterbildung für den Bearbeiter. Man kommt in Extrembereiche, die man sonst nie sieht. Das relativiert auf der einen Seite viele Dinge, auf der anderen Seite erkennt man andere Dinge als wichtig, denen man sonst kaum Bedeutung beigemessen hat. Man sollte nur aushalten können, dass Hochleistungssport ein paar Aspekte hat, die einem nicht gefallen.

Martin

Re: Traberhufe

Verfasst: Sa 23. Mär 2013, 22:35
von Solveig
Na gut, also ich denke ja eher, dass es eine Sache der Gene und der Ausbildung ist, ob man erfolgreich ist, egal ob Mensch oder Tier in welcher Sparte auch immer ...

Aber das ist interessant, Martin. Gibt es dazu was zum Lesen? Also in Punkto Traberhufe und Geschwindigkeit?

Ich hab mir auch schon das Recht gesichert, beim ersten Sieg an der Bahn stehen zu dürfen, um zu rufen: Mustang vor ..... :pray: .... :whistle:

Na mal schauen, dass ich da nächstes Mal Fotos mache, hab ich dieses Mal verpeilt und das Trabermädchen war sowieso schon sehr aufgeregt. Die können ja so schön schnorcheln wie keine andere Rasse. :D

LG

Re: Traberhufe

Verfasst: So 24. Mär 2013, 09:54
von Tic
In der zeitschrift der huf war mal ein mehrseitiger artikel uber traber. Barhuf rennen laufen ist nicht so selten. Ausgaben kann man ja nachbestellen. Ich glaube es war die letzte ausgabe von 2012...

Re: Traberhufe

Verfasst: So 24. Mär 2013, 10:18
von Laddie
Die Trabergeschichte in Der Huf habe ich auch gelesen. Ich dachte zunächst ans generelle Barhuflaufen der Traber. Es werden (zumindest in Frankreich) im Vorfeld des Rennens keine Mühen des Beschlags gescheut, damit das Pferd im Rennen barhuf läuft, sofort nach dem Rennen kommen die Eisen aber wieder drauf. Der Sinn dieser Prozedur hat sich mir noch nicht erschlossen. Vielleicht muß ich es nochmal lesen...

Re: Traberhufe

Verfasst: So 24. Mär 2013, 12:07
von Martin
Solveig hat geschrieben:
Aber das ist interessant, Martin. Gibt es dazu was zum Lesen? Also in Punkto Traberhufe und Geschwindigkeit?

LG
Schriftliche Dinge fallen mir da jetzt nicht ein. Ich hatte nur mit ein paar (ehemaligen) Traber-Schmieden in den USA und Frankreich gesprochen, die das alles für Blödsinn hielten. Was allenfalls stimmen kann, ist die individuelle "Optimierung" der Bewegung, aber dazu muss man jedes Pferd individuell analysieren und dabei kann wohl auch rauskommen, dass Pferde mit kurzer Zehe viel effektiver traben, so jedenfalls diese Schmiede.

Die pauschale Idee ist, dass man damit die Fußungskurve positiv beeinflussen kann. Das Bild kann man ja in jedem Pferdebuch anschauen, weil alle davon abschreiben.
Sie wird auch beeinflusst, aber eben keineswegs pauschal positiv.

Aber probiere es aus, ist eine spannende Geschichte.

Martin

Re: Traberhufe

Verfasst: Di 26. Mär 2013, 01:04
von SilentDee
Es soll damit auch verhindert werden, dass sie galoppieren... wurde mir aus sicherer Quelle erzählt.

Mein Traberkundenmädchen von der Rennbahn hatte gruseligste Hufe nach der langjährigen Hochleistungssport-Beschlaghistorie, und dieser Trachtenzwang ist immer nioch nicht weg - nur massiv besser. Der Strahl hat sich mehr als verdoppelt in der Breite- und Pferdi läuft im Trab wunderbar mit zurückgesetzter Zehe.

Allerdings nicht auf der Bahn.

Ich selbst habe noch nie eine Bahn bewusst betreten, weiß nicht, ob ich da mein Pferd ohne Rücksicht auf Verluste drüber jagen würde vom Boden aus. Würde bei mir mit der Bodenbeschaffenheit zusammenhängen.
Früher habe ich nie auf die Böden geachtet.

Ich würde mir also immer die Frage stellen, ob Rennpferdi vielleicht etwas mehr Dämpfung und Schutz gebrauchen kann - falls der Boden irgendwie steinig oder so ist, andererseits sind es ja keine großen Strecken... und mit entsprechendem Training des Hufes müsste er es locker wegstecken können! ;) Renntrab ist aber schon ein krasses Gedonner mit den Hufen.

Zumal die Pferde so hoch im Adrenalin stehen, dass sie es eh nicht bemerken würden, wenn es irgendwie autsch wäre, denke ich. Unsere Traberstute bekommt Rennlaune, wenn ich aus Spaß den Bahnsprecher mache... und zieht los über jeden Boden, auf dem sie im Schritt vielleicht doch rumeiert, wenn man sie drauf achten lässt.

Ich denke, das Experiment ist sinnvoll, und ich vermute, dass sie die Beine im Renntrab wunderbar hin- und vorschmeissen werden, wenn die hinteren Bereiche stark entwickelt sind. Denn dann wird das massiv gemütlicher. Denn auch unter Beschlag laufen die Traber ja teilweise zehenfußend, und schonen diesen Zwangbereich, und donnern dann eben drauflos unter Adrenalin und mit den, hmm, Hilfsmitteln. Warum sollten sie mit gemütlichen, gesunden Hufen nicht besser laufen als sonst?
Wenn der Trachtenzwang da ist, und dann noch die Zehe hübsch kurz gemacht werden würde, wäre es wohl eher gangbehindernd - mit gesundem Trachtenbereich, Strahl usw müsste es viel besser sein, und durch die kurze Zehe mit optimiertem Abrollpunkt müssten die Beine ja viel besser vorschnellen und Hotte schneller sein können.

Merkt man ja bei allen Rassen - sind die Hufe gesund, haben die Pferde irgendwie massiven Vorwärtsdrang und Freude am Laufen, und dazu superschöne federnde satt hintretende Gänge.

LG