Rieddach initiierte Platthufe ?

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Laddie
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Laddie » Mi 3. Jul 2013, 08:03

Ich sehe es wie Du, Saskia. Vor allem stört mich, daß sie meistens Abbildungen von nachher zeigen, von den Aufnahmewinkeln abgesehen. Oder es werden vorher-Bilder mit nachher-Bildern verglichen. Das fiel mir schon oft bei Fallbeispielen aus der Schule auf.

Ich finde auch, daß in diversen Fällen 1. die Ausgangssituation falsch beurteilt wurde und 2. die Entwicklung durchaus nicht positiv ist.
Beispiel: erster Link, Manipulierter Zwanghuf, 1.Fall: Weder finde ich den Huf von der Ausgangslage her viel zu flach (besseren Abrollpunkt zu setzen hätte hier m.E. gereicht), noch finde ich das Ergebnis erstrebenswert. Der Huf ist steiler geworden, die Unterstützungsfläche aber katastrophal klein, der Kronrand geht in Richtung waagerecht, und die Trachten sind zu hoch. Ein Biernathuf, den seinerzeit meine HO auch an meinem Pferd produziert hatte, und woraufhin ich die Bearbeitung selber übernommen habe.
Viele Grüße, Ariane

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myriell
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von myriell » Mi 3. Jul 2013, 11:08

Ich finde die Fallbeispiele auch überwiegend negativ :shock:.

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Pat
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Pat » Mi 3. Jul 2013, 11:20

myriell hat geschrieben:Ich finde die Fallbeispiele auch überwiegend negativ :shock:.
Weil euer Blick schon recht gut geschult ist. Komplette Laien kann man damit noch beeindrucken.

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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von charlsey » Mi 3. Jul 2013, 11:39

Mein momentanes Hauptaugenmerk bei der Biernat-Bearbeitung liegt auf dem Schonen/Züchten der Trachten. Mir tut der Anblick jedesmal weh, wenn ich so hohe Trachten sehe. Wobei diese Pferde anscheinend ja "Glück" haben und die Trachten nicht kollabieren. Diese hohen Trachten werden von vielen HOs ohne Sinn und Verstand auch weiterhin gezüchtet, selbst wenn die Pferde unter ihrem Eigengewicht die Trachten verformen. Am liebsten nach vorne, auch gerne nach innen. So gesehen in einem Westernstall, nahezu ausschließlich Quarter, unterschiedlichste Typen. Die leichten Kompakten stecken das weg. Haben eine schöne Sohlenwölbung, wovon ich nicht weiß, wieviel da nachgeholfen wurde. Die anderen haben alle sehr nach vorne gezogene Hufe. Zuviel Gewicht auf dem hinteren Bereich. Zehe schiebt/hebelt nach vorne - kaum bis gar keine Tiefe der seitlichen Strahlfurchen im Strahlspitzenbereich; flache Sohle, sicherlich ein paar abgesunkene Hufbeine.

Da frage ich mich, warum stur nach Lehrplan alle Pferde gleich bearbeitet werden, obwohl es überhaupt nicht angesagt ist und das Kollabieren des Trachtenbereiches doch auch für den HO sowas von offensichtlich hätte sein müssen :-( ... Ich finde es sehr mühsam, diese Hufe wieder zurückzuregulieren, da ja auch sohlenseitig kein Spiel ist.
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von TinaH » Mi 3. Jul 2013, 11:47

Haltet Ihr es für möglich, daß es in speziellen Fällen irgendwie ein Mittelmaß gibt?
Obwohl, das ist vermutlich nicht der richtige Ausdruck... ich weiß selber nicht, wie ich das beschreiben soll...

Ich kann das noch nicht mit Sicherheit sagen, aber ich habe den Eindruck, daß mein Wallach besser (im Sinne von unempfindlicher) gelaufen ist, als ich ihm einen moderaten Wandüberstand stehen gelassen habe.

Wie gesagt, ich bin mir nicht sicher, ich werde die aktuelle Bearbeitung (ohne Wandüberstand) in jedem Fall noch ne ganze Weile durchziehen, aber ich hab in letzter Zeit öfterst drüber nachgedacht, ob er nicht vorher besser gelaufen ist. Selber gemacht hab ich ihn schon immer, aber nie "nach" irgend nem Bearbeiter. Mehr so nach Gefühl.

Ist auch gut möglich, das ich mich täusche. Dennoch frage ich mich, ob es in seinem Fall (mördermäßig prominenter Strahl, der nun immer über das restliche Niveau übersteht) nicht besser wäre, einen kleinen Tragrandüberstand zu belassen, allerdings berundet.
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Pat » Mi 3. Jul 2013, 11:57

Tina, völlig richtig! Manche Pferde brauchen etwas Überstand, besonders wen sie eine sehr flache Sohle haben. Man muß es ausprobieren.

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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von TinaH » Mi 3. Jul 2013, 12:07

Und dann nimmt man das Wegflügeln der Wand, bzw. gezerrte weiße Linie in Kauf?
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von saskia » Mi 3. Jul 2013, 12:11

Ich denke, das kann individuell unterschiedlich sein : wenn du einen moderaten Wandüberstand lässt und sich die Wand nicht verbiegt im unteren Bereich und die weisse Linie dadurch nicht gezerrt wird, dann sollte ein kleiner Überstand okay sein. Es gibt aber anscheinend auch Pferde, bei denen der geringste Überstand gleich mit Verbiegungen und Zerrungen der WL quittiert wird.

Ich hab es so verstanden, dass sich eine dicke Sohle nur unter ausreichedem Druck aufbauen kann, aber - wenn der Druck zu gross ist, wird das auch wieder nichts mit der fleissigen Hornbildung, weil durch den zu starken Druck die Durchblutung der Sohlenlederhaut behindert oder gar ganz abgequetscht wird, und somit die hornbildenden Zellen nicht ausreichend durchblutet werden um viel kräftiges Horn zu produzieren.

Aber davon ab : ich meine, die Wand wächst ja (normalerwiese) rundherum gleich viel nach. Wenn man diesen Zuwachs aber nur an der Zehe wegfeilt und hinten NICHT, dann bringt man den Huf doch (logischerweise) aus der Balance? Wandüberstand oder nicht wär ja nicht so das Thema, wenn man zumindest die Balance beibehalten würde. (Vielleicht wäre nichtmal ein Wandüberstand von 1 cm rundum eine Katastrophe - sofern der Huf insgesamt dann immer noch balanciert wäre).
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Martin » Mi 3. Jul 2013, 12:58

TinaH hat geschrieben:Und dann nimmt man das Wegflügeln der Wand, bzw. gezerrte weiße Linie in Kauf?
Je nach Untergrund kann auch das der Fall sein. Man sollte nicht gleich jede Verbiegung oder Zerrung als Naturkatastrophe auffassen.

Wir Bearbeiter sollten keinesfalls so arrogant sein und glauben zu wissen, was für einen individuellen Huf jetzt genau die richtige Maßnahme ist.
Ich kenne Hufe, die sind immer etwas verbogen und gezerrt. Ist ihnen alles sowas von wurscht. Aber wehe man trifft nicht exakt die mediolaterale Balance schon laufen sie unrund. Wer aber nur den Versucht startet, ideale Hufe zu bauen, hat sofort verloren. Das "fehlende Ideal" darf dagegen ziemlich weit variieren. :oops:

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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Yvonne » Mi 3. Jul 2013, 13:33

Manche Pferde mit flachen Sohlen bauen sich dann auch direkt am Übergang zur Wand so eine kleine Schwiele/Rand....
Ich muss mal schauen ich hatte die Tage so einen Kandidat und auch Fotos gemacht.
Das "wirkt" dann für das ungeschulte Auge als ob mehr "Sohlenwölbung " da wäre...oft sieht man das im "Umbauprozess"
In wirklichkeit "wollen" solche Hufe gerne etwas Wandüberstand. Wenn man die dann bis zur tatsächlichen Sohle runterraspelt dann autschen die extrem...Also wenn ich sowas sehe dann lasse ich denen dieses mehr an Wand....

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