Diagnose Spat - Beschlag nötig?

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Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » So 7. Okt 2012, 18:07

SilentDee hat geschrieben: Gerade bei Spat, Arthrose, Schale, Hufknorpelverknöcherungen usw. ist schulmedizinisch leider eine echte Ursachenforschung meist nicht gegeben. Man versucht, das Pferd schnell wieder lahmfrei zu bekommen. Später hat man dann immer schlimmer fortschreitende Knochenbefunde.
LG
Also mein Ziel ist schon, mein Pferd schnell schmerz- und lahmfrei zu bekommen.
(gründliches Aufwärmen, angepasstes Training, regelmäßige Bewegung, entzündungshemmende Nahrungszusätze wie Magno-flexal, Teufelskralle, Back-on-Track Wärmegemasche vor der Arbeit, ...)

Auf die Idee, dass ich damit den Befund immer schlimmer machen könnte, bin ich ehrlich noch gar nicht gekommen. Grübel... :?

Deine Bedenken mit Beschlag allgemein und der schnellen Stellungsänderung sowie der mangelnden "Wissenschaftlichkeit" solche Therapien teile ich.
Das ist auch einer der Gründe warum mir NHC gut gefällt, als eine der wenigen Richtungen, die sich ernsthaft um Erklärungen bemüht.

Carina

saskia
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von saskia » So 7. Okt 2012, 21:10

SilentDee hat geschrieben: ...Tut mein Bein weh, entlastet ich es, dadurch kann es heilen. Merke ich den defekt nicht (Schmerzausschaltung), belaste ich normal, werde als Pferd benutzt, und dadurch schädige ich die erkrankten Strukturen weiter. fazit: kurzfristig gut, aber langfristig schlecht....

LG
Aus allem was ich bisher so gelesen hab über diverse Schmerzen im Bewegungsapparat (egal ob Pferd, Mensch, egal ob Beine, Rücken, Hände) ergab sich eigentlich der Eindruck : möglichst bald Schmerzbekämpfung, um Schonhaltungen und Ausgleichsbewegungen zu vermeiden, die dann wieder an anderen Stellen Probleme verursachen. Also Schmerz belassen und schonen scheint nicht immer die optimalste Lösung zu sein. Schmerz komplett ausschalten und munter weiter (über-)belasten ist natürlich auch nicht gut. Aber manchmal ist es vielleicht (?) besser, den Schmerz weitgehend zu dämpfen, um langfristig die physiologische Beweglichkeit des gesamten Bewegungsapparates zu erhalten? Ein Gelenk das wegen Schmerzen nicht mehr benutzt wird, "rostet" anscheinend auch quasi ein, d.h. keine Bewegung, Knorpel bilden sich zurück (oder die Gelenkflüssigkeit? Bin da anatomisch nicht so ganz fit und habe aus dem Humanbereich immer nur mal das ein-oder andere mitbekommen).

Das ist jetzt nicht als "pro-Eisen"zu verstehen in diesem Falle, sondern nun ganz allgemeine Überlegungen zu dem Zitatinhalt.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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charlsey
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von charlsey » So 7. Okt 2012, 22:08

hmmm, ich hab marina da ganz anders verstanden: schnell mal schmerz ausschalten war in diesem kontext grad etwas sarkastisch gemeint und ich empfinde es so: wir reiter sind bequem und hauen schnell mal eben ein eisen drunter oder ein paar pillen ein, dann läuft das pferd wieder.

nicht das carina das so meinen würde, ihre ansätze sind völlig ok und sie will heilen. bei dieser aussage geht es dabei eher um, ich sag mal, pferde-user und etwas bequeme ... vets. es ist so gängig, das tier einfach in gang zu bringen, z.b. bei spat, wenn die exostosen die sehne quälen wird halt die sehne durchtrennt oder wenn die hufrollensymptomatik nicht besser wird: nervenschnitt. hier will das keiner wirklich! es ist aber die herangehensweise vieler ärzte: tu ein eisen drunter und das pferd merkt seinen defekt nicht mehr und alle sind glücklich. und das ist wirklich die reine symptombekämpfung. wir wünschen uns ursachenforschung, die natürlich auch eine schmerzminderung mit einschließt. nur halt nicht zulasten der zukünftigen gesundheit des tieres.
Viele Grüsse,

Claudia

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SilentDee
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von SilentDee » Mo 8. Okt 2012, 01:59

Ja, ungefähr so habe ich es gemeint. ;)

Man muss immer den Tierarzt hinterfragen, ob denn mit der Behandlung auch die Ursache behandelt wird, und somit dann die Krankheit wirklich geheilt wird, oder, gerade bei Verschleißerscheinungen, die Überlastung der Strukturen so mit sich bringt, eine weitere Verschlechterung aufgehalten werden kann.

Oft werden nur die Symptome behandelt, damit das Pferd schnell wieder nutzbar ist.

Bei Arthrose darf z.B. das Gelenk nicht total ruhig gestellt werden. Aber ob nun unter Entzündungshemmer mit keiner Änderung der Hufbalance usw. (evtl. noch mit einem zehenverlängerndem, klirrenden Beschlag, der das Pferd auf Asphalt rutschen lässt) ein schnelles Reiten (oft von kleinen Kreisen in tiefem, gelenk- und sehnenbeanspruchendem Boden nun die Genesung überhaupt gelingen kann, wage ich mal ganz dreist zu bezweifeln. Pferd bleibt in Box, wird schnell wieder in halle und auf Platz geritten... Nicht sehr gesund, vor allem nicht, wenn das Pferd nicht mal mehr merkt, was weh tut.

Pferde lahmen erst sehr spät!

Oft liegt ein Tierarzt auch falsch mit seiner Diagnose. Dann hat man später den Salat.

Kenne Fälle, wo ein dreiviertel Jahr herumdiagnostiziert wurde... und das Pferd wurde immer lahmer. Diverse Tierärzte gaben auf, meinten, das gäbe halt unklare Lahmheiten, das Pferde wäre nun halt nicht mehr reitbar.

Und dann wird im MRT ein Weichteildefekt deutlich, der leider immer schlimmer wurde, weil die TÄ leider an diese Variante gar nicht gedacht haben. Tja, jetzt ist ein großer Schaden da...

Oder berühmt intraartikuläre Injektionen, die dann nach 2 Monaten lahmfeiheit doch wider ein lahmendes Pferd zur Folge haben...

Es ist echt sehr schwierig. Leider.

Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » So 10. Feb 2013, 22:07

Hier mal ein Zwischenstand:

5 Monate nach der Spat-Diagnose und der dringenden Empfehlung meines Tierarztes, Beschlag mit Schenkelerhöhung drauf zu machen, sieht es bei uns so aus:

- Mein Pferdchen ist nach wie vor barhuf!
- aufgewärmt wird 30 min im Schritt vor dem Reiten
- Über Führanlage und Winterpaddock wird für viel Bewegung gesorgt
- Mein Pferdchen läuft locker und lahmfrei (fast immer, ab und zu sind mal ein paar Trabtritte aus dem Takt, würde ich aber nicht lahmen nennen)
und das trotz des kalten und teilweise auch nass-kalten Winterwetters
- Magnoflexal kommt ins Pferd (frisst er nur unter Protest, stinkt nach Fisch)
- Charlsey ist ca. alle 3 Wochen an den Hufen und hat den Hinterhuf "steiler gestellt" (weiß gerade nicht, ob das der richtige Ausdruck ist, ich hoffe, Ihr versteht was ich meine) - die HInterhufe sehen aus meiner (laienhaften) Sicht zur Zeit fast perfekt aus - vielen Dank Charlsey!

Vielen Dank Euch allen die mir Mut gemacht haben, weiter bei Barhuf zu bleiben!

Demnächst ist der Tierarzt übrigens zum Impfen da, dann werde ich ihn mal darauf ansprechen. Vielleicht braucht er ja ein paar positive Beispiele, bevor er von der "Lehrmeinung" abweichen kann.

Grüße
Carina

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von SilentDee » So 10. Feb 2013, 23:08

:clap: :dance: :text-bravo:

Super, ich freu mich.

Sei aber nicht frustriert, wenn der TA trotzdem bei seiner Meinung bleibt, dass für Spat nun mal ein Spatbeschlag nötig ist! ;)

Aber ich hoffe natürlich, dass er vor Begeisterung über die Hufentwicklung mal drüber nachdenkt, ob der barhufweg nicht doch besser ist, vor allem, wenn man die Gleitphase und den Klirreffekt mit einbezieht... ;) und die nun mal fast nicht vermeidbaren Zehenverlängerungen durch den Beschlag an sich ...

Weiterhin lahmfreies Pferdchen wünsche ich Dir!

LG

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Laddie » Mo 11. Feb 2013, 08:59

Wie schön, daß ihr beim Barhuf geblieben seid! Wenn es immer mehr Positivbeispiele gibt, die auch benannt werden, kann sich irgendwann keiner mehr davor verschließen ;)
Viele Grüße, Ariane

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » Mo 11. Feb 2013, 11:56

Ja, ich hoffe auch, mit meinem Beispiel anderen - vielleicht auch stillen Mitlesern - Mut zu machen.

Barhuf ist in so vielen Punkten einfach zu überzeugend!

Fachlich kann ich ja nicht viel zu diesem Forum beitragen. Aber ein dickes Lob an Euch Huf-Experten kann ich mal verteilen! Der Austausch hier ist auf richtig hohem Niveau, hier "wird man geholfen", und das in einer absolut angenehmen sachlichen Art und Weise. Das habe ich noch in keinem anderen Forum so erlebt.
Bitte macht weiter so!

Carina

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von SilentDee » Mo 11. Feb 2013, 15:51

Du auch! ;)

Und, Du hast jetzt schon große Erfahrungen gesammelt, die Du gern auch in anderen bereichen weiter geben darfst. Wir lernen hier alle voneinander - jeder kann was anderes, und irgendwann sind wir dann alle eine gesammelte Schlauberger-Sippe! :lol:

Mich würden mal aktuelle Hufbilder interessieren.... Auch, um den Erfolg mal zu verdeutlichen, denn erzählen kann man ja immer viel, ein Pferdebesitzer, der gerade mit der Diagnose Spat und der Notwendigkeit eines Spatbeschlages hier her kommt, der wird sicherer, wenn er das auch mal anhand von Bildern sieht! ;)

LG

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » Mo 11. Feb 2013, 17:41

Ja, Fotos sind schon lange mal wieder dran!
Geht aber wegen Licht nur am Wochenende, und ich gestehe, gestern war es mir zu kalt dafür :oops:
Mal sehen, ob es nächsten Sonntag klappt.

Carina

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