Diagnose Spat - Beschlag nötig?

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Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » Sa 6. Okt 2012, 19:26

So, mal ein kurzer Zwischenbericht:

Barhufbearbeitung ist optimiert, meine tolle Hufbearbeiterin (vielen Dank Charlsey!) ist jetzt alle 2-3 Wochen dran.
Ich habe großes Vertrauen, dass alles, was man am Barhuf positiv verändern kann, auch gemacht wird.

Pferd wurde langsam wieder antrainiert, und lief bis vorgestern auch wirklich gut, locker und gleichmäßig. Wir waren bei 20 min Trab (mit Schrittpausen) und 2-3 Runden Galopp. Leider hat er vorgestern aber wieder Lahmheit gezeigt, ähnlich wie ganz zu Anfang.
Wärme oder Schwellung am Gelenk kann ich nicht feststellen, für mich sind beide Sprunggelenke absolut gleich.

Mein Tierarzt rät immer noch zu Beschlag mit höhergestellten Schenkeln. Nach seiner Erfahrung laufen die Pferde mit diesem Beschlag sofort lahmfrei oder zumindest deutlich besser. Weil durch das Höherstellen der Gelenkspalt entlastet wird.

Das macht mich natürlich wieder sehr unsicher, ich will meinem Pferd ja nicht unnötig Schmerzen bereiten - obwohl ich sonst vom Barhuf-laufen wirklich überzeugt bin.

Ist denn hier im Forum jemand tiermedizinisch so fit, dass er die Aussage des Tierarztes nachvollziehen oder widerlegen kann?
Hat jemand die gleiche Erfahrung gemacht (Spatpferd läuft mit Beschlag sofort deutlich besser) oder das Gegenteil erlebt?
Ist die Aussage mit der Entlastung des Gelenkspalts plausibel?

Wäre super, wenn mir da noch jemand mit seinen Erfahrungen helfen könnte!

Vielen Dank!

Carina

Hier nochmal die LInks, ich hoffe, die klappen (hat leider nicht immer funktioniert, verstehe nicht warum).

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Lesley
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Lesley » Sa 6. Okt 2012, 20:32

Eisen hat kein Stoßdämpfung. Das würde mir zu denken geben.
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Pferdefreund
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Pferdefreund » Sa 6. Okt 2012, 22:22

ich bin weder Mediziner, noch habe ich das je erlebt, habe aber gerade mal im Merck manual nachgelesen und da steht:

http://www.merckvetmanual.com/mvm/index ... /90771.htm

"Corrective shoeing by raising the heels and rolling the toe may help but is unlikely to eliminate lameness on its own."

Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » Sa 6. Okt 2012, 22:33

Danke für den Link Pferdefreund.

Muss zwar nochmal ein gutes Wörterbuch suchen, hab aber das meiste verstanden.
Ist die Info in diesem Buch nach Deiner Erfahrung recht aktuell oder eher schon etwas veraltet?

Carina

Evolution
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Evolution » So 7. Okt 2012, 10:37

Zum Beschlag kann ich nix sagen, aber vielleicht zu Deinen Sorgen:

Es gibt mittlerweile die These, daß Spat einfach ein evolutionäres Geschehen ist. Pferde brauchen die ganzen vielen Knochen in ihrem Sprunggelenk gar nicht, weil das Sprunggelenk eigentlich nur eine ziemlich simple vor-zurück-Bewegung ausführt. Das Sprunggelenk hat gleich 4(!) horizontale Gelenkspalten, von denen die 3 distalen (das sind genau die, wo die vielen Knöchelchen liegen) sowieso kaum noch beweglich sind. Und unter denen sind auch die beiden, die meistens von Spat befallen werden.

Gutes Beispiel für eine Reduktion von Gelenkknöchelchen (evolutionär gesehen sind die ja ein Fisch-Überbleibsel. Unsere ersten halbamphibischen Vorfahren hatten noch unglaublich viele Kleinstknochen in ihren "Flossenpfoten") sind Vögel: die haben in den Handgelenken nur noch 2 und in den Fußgelenken gar keine mehr. Aber die hatten seit Archaeopteryx (der hatte noch ganz viele) auch 150 Mio. Jahre Zeit. Das erste Pferd, das tatsächlich funktional ausschließlich auf der mittleren Zehe lief, existierte vor ca. 20 Mio. Jahren. Sprich: da existieren einfach noch zu viele Knochen und Gelenke, die jeder/s für sich eine Fehlerquelle darstellen und deshalb auf eine sinnvolle Zahl reduziert werden sollten.

Unterstützt wird das durch eine Untersuchung in Island, wo ein nicht unwesentlicher Prozentsatz (ich meine, es war was bei 30%) der ungerittenen Jungpferde (1-4 Jahre) beginnenden Spat zeigten. Daß die überbelastet wurden, ist nun nicht so wahrscheinlich. Natürlich unterstützt reiterliche Nutzung das Entstehen von Arthrosen und damit sicher auch von Spat, denn es ist ja, rein von der Biologie her gesehen, immer eine Über- oder zumindest Fehlbelastung des equinen Bewegungsapparates. Aber bei Spat ist die Fehlbelastung wohl eben nicht die einzige Ursache.

Wenn Dein Pferd die genetische Anlage für "mach den Gelenkspalt dicht, Du brauchst ihn eh nicht" trägt, dann macht es nicht viel Sinn, dagegen anzuarbeiten. Dann ist es besser, alle Umgebungsfaktoren (Haltung, Reiten, Futter, Hufbearbeitung) so zu optimieren, daß das Pferd diesen Prozeß mit möglichst wenig Schmerzen durchmacht. Wenn's "fertig" ist, sind die meisten Spatpferde ja wieder weitestgehend beschwerdefrei.
Hier sind dann die Tiermediziner gefragt: fördert eine hohe Trachte auch den Durchbauungsvorgang (= wann geht der schneller vonstatten? Wenn die betroffenen Gelenke be- oder entlastet werden?)? Denn das Ziel sollte ja sein, das Pferd so schnell wie möglich schmerzfrei zu bekommen. M. E. müßte dafür das Gelenk BElastet werden, denn Knochenmaterial bildet sich am besten unter Belastung... Aber in diesem Fall ist das nur eine Hypothese meinerseits, die bitte veri- oder falsifiziert werden möge.

Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » So 7. Okt 2012, 11:17

Lesley hat geschrieben:Eisen hat kein Stoßdämpfung. Das würde mir zu denken geben.
Ja, natürlich, Lesley. Wegen all der tollen Vorteile von Barhuf hab ich mein Pferdchen, das mit 4 Eisen zu mir gekommen ist, ja umgestellt.

Nur jetzt geht er lahm, hat wegen der Pause schon viele der schönen Reitmuskeln verloren, ist wegen des kalten Wetters schwer händelbar, ...
Und dann ist da der Tierarzt, dem ich ansonsten vertraue, und sagt: mit dem richtigen Beschlag läuft er morgen wieder.

Ist schon nicht einfach...

Carina

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » So 7. Okt 2012, 11:42

@ Evolution:
Die These "Spat ist einfach ein evolutionäres Geschehen" kann ich nachvollziehen.

Solange nur der Gelenkspalt verknöchert, ist das wohl ok.
Bei meinem Pferdchen sind es aber wohl die Knochen-Wucherungen außen am Gelenk (Exostosen), die die Probleme verursachen. Mir erscheint es plausibel, dass solche Wucherungen die Sehnen stören / entzünden können.

Deshalb wäre ich zurückhaltend mit dem Wunsch, die Verknöcherung zu beschleunigen. Vielleicht bilden sich dann mehr Exostosen, die auf Dauer Probleme machen?

Aber das ist jetzt nur wild spekuliert, Fachwissen dazu habe ich nicht.

Carina

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Evolution » So 7. Okt 2012, 11:50

Ach so. Das mit den massiven Exostosen war mir jetzt so nicht klar (RöBis konnte ich nicht sehen) - das wäre natürlich eher ungünstig, wenn da noch mehr passiert.

Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » So 7. Okt 2012, 12:22

hm, klappt das immer noch nicht:

https://plus.google.com/photos/11419271 ... isn3v9LSUg

Welche Fehlermeldung bekommst Du denn?

Carina

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von SilentDee » So 7. Okt 2012, 16:37

Ich finde, egal, aus welchem Grund, dass der Satz: "Mit dem richtigen Beschlag läuft der morgen wieder!" total überdacht werden muss.

Denn, was ist mein Ziel als Pferdehalter?

Da gibt es zwei Möglichkeiten.

1.) wichtig ist mir, dass das Pferd jetzt läuft und dadurch nutzbar ist als Reitpferd.

2.) wichtig ist mir, dass es die Ursache der jetzigen Lahmheit erkannt und behandelt wird, am besten durch Ausschaltung der Ursache, damit die Lahmheit nicht weiter forciert wird. Dann geht durch die ursächliche Behandlung die Lahmheit weg, vielleicht nicht so schnell, aber das Pferd bleibt dann längerfristig schmerz- und lahmfrei.

Wenn ich nämlich die echte Ursache nicht erkenne, dann kann ich schon erreichen, entweder über Medikamente, Beschläge usw., dass das Pferd erst mal vorerst schmerzfrei geht, man reitet dann munter weiter, und in ein paar Monaten ist dann der befund meist noch schlimmer. Denn Schmerz ist eine Schutzfunktion. Tut mein Bein weh, entlastet ich es, dadurch kann es heilen. Merke ich den defekt nicht (Schmerzausschaltung), belaste ich normal, werde als Pferd benutzt, und dadurch schädige ich die erkrankten Strukturen weiter. fazit: kurzfristig gut, aber langfristig schlecht.

Also: was ist mein Ziel? ;)

Gerade bei Spat, Arthrose, Schale, Hufknorpelverknöcherungen usw. ist schulmedizinisch leider eine echte Ursachenforschung meist nicht gegeben. Man versucht, das Pferd schnell wieder lahmfrei zu bekommen. Später hat man dann immer schlimmer fortschreitende Knochenbefunde.

Man muss sich bei jeder "Behandlung" fragen, was der eigentliche Sinn und die Wirkweise sind. Will man eine Entzündung stoppen? Woher kommt denn eigentlich die Entzündung? Ist die einfach so da und wartet nur darauf, gestoppt zu werden? Oder hat die evtl. einen Auslöser, den man abstellen muss, damit die Entzündung langfristig weg bleibt?

Ich denke, es ist einfach echt schwierig, denn leider wird m.E. in diese Richtung gar nicht genug geforscht. Und sind erst mal Verknöcherungen da, beeinträchtigen die auch manchmal (je nach Sitz) den Bewegungsapparat.

Daher wird Dir wahrscheinlich Niemand die EINE richtige Antwort geben, was nun das beste ist.

Ich persönlich denke immer, dass man die Ursache bekämpfen sollte, und für eine möglichst gleichmäßige Belastung sorgen sollte, damit keinen Strukturen überlastet werden. Und die Durchblutung eigentlich verbessert gehört, denn dann können auch Entzündungs-"Abfallsprodukte" abtransportiert werden.

Ich würde eine Trachtenhochstellung nicht machen. Ist einfach meine eigene, persönliche Meinung.
Denn, so wie im Stand dadurch z.B. auch der Zug der Beugesehne vermindert wird, sieht das in Bewegung ganz anders aus, da wird sie nämlich eher überlastet dadurch. Und eine massive Stellungsänderung wird von Schulmediziniern bei Pferden über einem Jahr eigentlich grundsätzlich als schädlich für den Bewegungsapparat verurteilt (wenn man vom Trachten kürzen spricht, scheint das immer total lebensbedrohend zu sein, weil die Gelenke, Bänder, Sehnen und Knochen sich ja auf diese Stellung angepasst haben und es ganz schlimm sei, da etwas zu ändern! ;) ), wieso dann plötzlich eine massive Stellungsänderung keine schädigenden, sondern sogar positive Auswirkungen haben sollte, erschliesst sich mir nicht. Wenn man diese Frage mit einem Schulmediziner bespricht, können die auch leider keine befriedigende Antwort geben, denn es sind ja mehr Gelenke beeinflusst durch eine Trachtenhochstellung, als nur das Sprunggelenk, oder?

Vor allem, weil dieses Trachten-hoch als Spezialbeschlag für so viele, verschiedene Krankheiten benutzt wird. :? Hufrehe, Sehnenprobleme, Hufrolle, Spat... kann das sein, dass alle diese Krankheitsbilder die gleiche Behandlung brauchen?
Meine eigene Klinikärztin meinte auf detailliertere Nachfrage und Hinterfragung dieser so wunderträchtigen beschlagsvariante, dass es eigentlich ein "Try and Error-Versuch" sei. Genau erklären, warum und wie, konnte sie mir gar nicht. Klingt eigentlich nicht sehr vertrauenswürdig für mich, so eine schulmedizinisch verordnete Versuchsreihe... Zumal das Eisen den Huf an sich derart schädigend belastet (Deformierung) und der Klirreffekt auf die Sehnen, Bänder, Gelenke, Knochen usw. nicht zu unterschätzen ist. Die meisten Pferde, die ich mit Spat kennen lerne, tragen entweder Beschlag oder gruselig zubereitete Hufe mit langen Zehen...

LG

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