Negativer Palmarwinkel

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Nupur
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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Nupur » Sa 6. Jul 2013, 01:24

Ein negativer Plantarwinkel ist ja bekanntlich eine Spezialität der Hintergliedmaße.
Mir fehlt eine (Röntgen-)Statistik, aber ich habe folgende Beobachtung gemacht: Viele Hinterhufe besitzen trotz vergleichsweise steiler Winkelung und enger Hufform einen ausgeprägten, breiten, "fleischigen", bodentiefen Strahl. Diese Kombination kenne ich von Vorderhufen eigentlich nicht. Ich würde vielleicht nicht so weit gehen, daß es sich dabei jedesmal um negative plantare Winkel handelt, aber es stellt sich schon die Frage, ob ein etwas flacherer Hufbeinwinkel als am Vorderhuf einfach nur physiologisch ist? Pathologien kann ich zumindest an Hufen, wie hier im Beispiel, nicht bestätigen.

Ansonsten halte ich einen Huf, welcher nach dem Kürzen von Zehe und Trachte auf die Sohlenebene einen negativen Hufbeinwinkel aufweist, für stark deformiert!
Welcher Weg der Rehabilitation der Bessere ist, darüber streiten sich Martin und katiebell. Die Variante, eine Stellungsverbesserung durch, in diesem Fall, Stehenlassen der Trachten zu erreichen, entspricht der normalen Herangehensweise des Hufschmiedes. Sie folgt der Ansicht, die ganze Gliedmaße korrekt zu unterstützen und nicht bloß die Hornkapsel auszubalancieren. Dies kann dazu führen, daß die Hornkapsel in einer unvorteilhaften Form verbleibt.
Die zweite Möglichkeit fokussiert auf die reine Hufbalance, in der Hoffnung, die Gliedmaße besitzt genügend Varietät, sich dazu passend auszurichten. Was kein Problem ist, wenn man einen Huf nur von einem miserablen Ist-Zustand in den individuellen (!) Normalzustand überführt. Was aber sehr wohl zum Problem werden kann, wenn die Gliedmaße diese Varietät nicht mehr aufweist, oder die Hufdeformation nicht in einem Schritt zu beheben ist. In letzterem Fall bleibt, trotz möglicher langfristiger Formverbesserung, die Fehlbelastung der Gliedmaße nämlich bestehen.

Mein Lösungsansatz ist Folgender: Den Huf seinen Bedürfnissen entsprechend optimal zuzubereiten, die Bedürfnisse der Gliedmaße ggfs. mittles Beschlag zu befriedigen.

Fila
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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Fila » Sa 6. Jul 2013, 09:04

Nupur, meinst du meine Hufbeispiele, oder die, die zwischenrein eingefügt wurden? Ich würde nämlich sehr gerne hören, dass bei unseren Hufen keine Pathologien vorliegen :)

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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Voegelchen » Sa 6. Jul 2013, 10:52

Fila hat geschrieben:Nupur, meinst du meine Hufbeispiele, oder die, die zwischenrein eingefügt wurden? Ich würde nämlich sehr gerne hören, dass bei unseren Hufen keine Pathologien vorliegen :)
:D Ich natürlich aucj, obwohl ich bei meinem Pferd kaum nicht-pathologische Körperteile erwarte. Sorry, dass ich mich so reingedrängt hab, vielleicht mag einjAdmin das in einen passenden Thread verschieben....
Wir lernen und lernen und lernen ....

Neuigkeiten vom Krummbein hier: https://picasaweb.google.com/101126478638499918145

Martin
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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Martin » Sa 6. Jul 2013, 11:11

Nupur hat geschrieben:Ein negativer Plantarwinkel ist ja bekanntlich eine Spezialität der Hintergliedmaße.
Mir fehlt eine (Röntgen-)Statistik, aber ich habe folgende Beobachtung gemacht: Viele Hinterhufe besitzen trotz vergleichsweise steiler Winkelung und enger Hufform einen ausgeprägten, breiten, "fleischigen", bodentiefen Strahl. Diese Kombination kenne ich von Vorderhufen eigentlich nicht. Ich würde vielleicht nicht so weit gehen, daß es sich dabei jedesmal um negative plantare Winkel handelt, aber es stellt sich schon die Frage, ob ein etwas flacherer Hufbeinwinkel als am Vorderhuf einfach nur physiologisch ist? Pathologien kann ich zumindest an Hufen, wie hier im Beispiel, nicht bestätigen.

Ansonsten halte ich einen Huf, welcher nach dem Kürzen von Zehe und Trachte auf die Sohlenebene einen negativen Hufbeinwinkel aufweist, für stark deformiert!
Welcher Weg der Rehabilitation der Bessere ist, darüber streiten sich Martin und katiebell. Die Variante, eine Stellungsverbesserung durch, in diesem Fall, Stehenlassen der Trachten zu erreichen, entspricht der normalen Herangehensweise des Hufschmiedes. Sie folgt der Ansicht, die ganze Gliedmaße korrekt zu unterstützen und nicht bloß die Hornkapsel auszubalancieren. Dies kann dazu führen, daß die Hornkapsel in einer unvorteilhaften Form verbleibt.
Die zweite Möglichkeit fokussiert auf die reine Hufbalance, in der Hoffnung, die Gliedmaße besitzt genügend Varietät, sich dazu passend auszurichten. Was kein Problem ist, wenn man einen Huf nur von einem miserablen Ist-Zustand in den individuellen (!) Normalzustand überführt. Was aber sehr wohl zum Problem werden kann, wenn die Gliedmaße diese Varietät nicht mehr aufweist, oder die Hufdeformation nicht in einem Schritt zu beheben ist. In letzterem Fall bleibt, trotz möglicher langfristiger Formverbesserung, die Fehlbelastung der Gliedmaße nämlich bestehen.

Mein Lösungsansatz ist Folgender: Den Huf seinen Bedürfnissen entsprechend optimal zuzubereiten, die Bedürfnisse der Gliedmaße ggfs. mittles Beschlag zu befriedigen.
Da stimme ich Dir in jedem Punkt zu.

Mir war/ist bloß das System, Trachten hoch und Zehe ab auf Basis eines Winkels des Kronrandes, etwas zu simpel. Ich befürchte, dass man damit kerngesunde Hufe zu kranken erklärt, wie z.B. bei dem Pferd durch das diese Diskussion entstand.

Martin

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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Fila » Sa 6. Jul 2013, 11:52

@Martin: Danke für die "kerngesunden Hufe" :)

@Voegelchen: Das ist doch kein Problem, dass du da auch Fotos gepostet hast! Für mich ist das alles hier sehr lehrreich!! :dance:

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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von katiebell » So 7. Jul 2013, 12:42

Nupur hat geschrieben:Ein negativer Plantarwinkel ist ja bekanntlich eine Spezialität der Hintergliedmaße.
Mir fehlt eine (Röntgen-)Statistik, aber ich habe folgende Beobachtung gemacht: Viele Hinterhufe besitzen trotz vergleichsweise steiler Winkelung und enger Hufform einen ausgeprägten, breiten, "fleischigen", bodentiefen Strahl. Diese Kombination kenne ich von Vorderhufen eigentlich nicht. Ich würde vielleicht nicht so weit gehen, daß es sich dabei jedesmal um negative plantare Winkel handelt, aber es stellt sich schon die Frage, ob ein etwas flacherer Hufbeinwinkel als am Vorderhuf einfach nur physiologisch ist? Pathologien kann ich zumindest an Hufen, wie hier im Beispiel, nicht bestätigen.
Also den Zusammenhang zwischen "fleischigem" bodentiefem Strahl und neg. PA verstehe ich nicht. Kannst du das mal erklären?

Ich würde die Unterschiede am Strahl eher in den verschiedenen "Funktionsweisen" von Vorder- und Hinterhufen sehen. Andere Fußung usw. Bin Laie und kann deshalb nicht so gut erklären wie ein Profi.
Generell würdest du also vermuten, dass ein etwas flacherer Hufbeinwinkel am Hinterhuf einfach nur physiologisch ist. Das heisst also, bodenparallel bei fehlender Belastung und negativer Winkel bei Belastung. Habe ich das richtig verstanden?

Angesichts der in den meisten Fällen unterschiedlichen Form des Hufbeins von Vorder- und Hinterhufen ist das für mich schwer nachvollziehbar, wieso man die Hinterhufe flacher stellen möchte als die Vorderhufe. :think: Und ich persönlich möchte das Hufbein wenige Grad positiv ohne Belastung, nicht bodenparallel. Ich sehe auch kein Indiz dafür, dass das anders sein sollte. :?

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Yvonne » Mo 8. Jul 2013, 09:53

Also ich meine einen negativ plantaren Winkel an der gewölbten Zehenwand zu erkennen. Meist stehen die Pferde hinten dann auch mit dem Röhrbein nicht mehr gerade sondern verkippt.

Bild

Bild

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Und ich habe bisher immer utergeschobene Trachten dabei gehabt. Die natürlich behandelt also "gekürzt" und zurückgesetzt werden. Zehe natürlich nicht vergessen.

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von katiebell » Mo 8. Jul 2013, 14:24

^^Ja, wenn die dorsale Wand konvex ist, ist das Kind schon lange in den Brunnen gefallen. Die meisten erkennen dann erst den neg. PA. Wär ja nur schön, wenn es dazu nicht kommen müsste, sondern nach dem Motto "wehret den Anfängen" gelernt würde, den Anfang der Entwicklung abzufangen. :?
Ich fürchte aber, davon ist man Lichtjahre entfernt. :(

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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Nupur » Di 9. Jul 2013, 01:16

katiebell hat geschrieben:Also den Zusammenhang zwischen "fleischigem" bodentiefem Strahl und neg. PA verstehe ich nicht. Kannst du das mal erklären?
Das gehört eigentlich zu den Grundlagen, welche Hufformen zwingend welche Proportionen nach sich ziehen. Enger Huf und tiefer Strahl gehen im Normalfall nicht zusammen. Daher macht man sich Gedanken, wenn es doch auftritt.
Ich würde die Unterschiede am Strahl eher in den verschiedenen "Funktionsweisen" von Vorder- und Hinterhufen sehen. Andere Fußung usw. Bin Laie und kann deshalb nicht so gut erklären wie ein Profi.
Generell würdest du also vermuten, dass ein etwas flacherer Hufbeinwinkel am Hinterhuf einfach nur physiologisch ist. Das heisst also, bodenparallel bei fehlender Belastung und negativer Winkel bei Belastung. Habe ich das richtig verstanden?
Nein, hast Du nicht, und es steht auch so nicht in meinem Text.
Angesichts der in den meisten Fällen unterschiedlichen Form des Hufbeins von Vorder- und Hinterhufen ist das für mich schwer nachvollziehbar, wieso man die Hinterhufe flacher stellen möchte als die Vorderhufe.
Ist mir auch schleierhaft. Und ebenso, wie Du darauf kommst?!
Und ich persönlich möchte das Hufbein wenige Grad positiv ohne Belastung, nicht bodenparallel. Ich sehe auch kein Indiz dafür, dass das anders sein sollte.
Wer möchte das nicht? Dummerweise haben DAS Buch nicht alle Pferde gelesen...

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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von SilentDee » Di 9. Jul 2013, 01:23

Wer möchte das nicht? Dummerweise haben DAS Buch nicht alle Pferde gelesen..
:lol:

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