Hufbearbeitung nach Biernat

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Martin
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Martin » Do 13. Sep 2012, 00:05

Diana hat geschrieben:

Ich denke, daß ein großer Unterschied zu Humanphysio schon in der Art der Ausheilung besteht. Pferde mit Sehnenverletzungen müssen meist länger als 4 Wochen stehen, dann werden sie im Schritt auf harten, ebenen Böden antrainiert. (Kurz und knapp formuliert)

Der Mensch bleibt in Bewegung, und die Physio geht frühmöglichst los. Bei der Achillessehne wird dann z.B. ganz schnell barfuß laufen auf 3-D-Böden eingebaut, damit auch die Querverbindungen der Sehnen elastisch bleiben, und nicht nur die Längsfasern.
Dann ist es so, daß bei einer Sehnenverletzung nie, nie wieder der alte Zustand erreicht wird. Das hängt dann mit den Golgi-Sehnenorganen zusammen, die 'falsch melden'; aber das übersteigt dann das Thema.
Nö, Du darfst Golgi ruhig erwähnen, weil das ein ganz wesentlicher Punkt ist.
Ich kann Dir versichern, dass man auch eine Pferdesehne zur alten Belastungsfähigkeit bringen kann, jedenfalls soweit, dass man wieder einen 160 km Distanzritt in maximalem Tempo reiten kann. Es ist ein Frage der Zeit und des gezielten Auftrainierens, wie beim Menschen halt auch. Klar ist das beim Pferd ggf. schwerer zu erzielen, aber möglich.
Lange Zeit wurde behauptet, dass man ein Distanzpferd mit einer schweren Sehnenverletzung nicht mehr hin bekommt, unter anderem mit Deiner Begründung. Aber nach maximal 14 Monaten und einem gutem Aufbauprogramm geht auch das. Warum es lange Zeit nicht funktionierte lag an drei Punkten:

1. Es wurde zu früh wieder Distanzen geritten, weil man sich am Spring- und Dressursport orientierte.
2. Es wurde das Pferd zu lange in die Box gesperrt bzw. zu wenig bewegt bzw. zu wenig auf koordinationsfördernden Böden bewegt.
3. Man hatte nicht die Auflösung im Ultraschall um den tatsächlichen Zustand zu erkennen.

Ich kenne einige Distanzpferde der Spitzenklasse mit schweren Sehnenverletzungen, die wieder zu maximaler Leistung aufgebaut wurden.

Martin

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Pferdefreund
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pferdefreund » Do 13. Sep 2012, 00:22

was sind koordinationsfoerdernde Boeden?

Diana
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Diana » Do 13. Sep 2012, 07:26

SilentDee hat geschrieben: Bei der Sehnenheilung von Pferden sind sie doch auch schon ab von dem langen Stehen... wegen Narbengewebebildung... Hab da gerade mit einem TA drüber geredet, der aus den USA kam von einer Fortbildung. Der meinte, bei ganz akuten Sehnengeschichten 2-3 Tage Ruhe und dann Schritt, oder gleich ruhigen Offenstall ohne Herdenrangeleien, zur Not mit einem ruhigen Pferd zusammen, aber permanente Bewegung, wie das Pferd es mag, dazu natürlich Spritze an den ort des Geschehens usw... Eben aus den selben Meinungen heraus wie beim Menschen..

Interessierte Grüße
Die Tierärzte sind leider noch nicht alle so eingestellt, aber ich habe das bei einer DHG- Fortbidlung auch so vermittelt bekommen. Sofort, wenn möglich, Hyaluron an den Ort des Geschehens und 2-3 Tage stehen, dann im Schritt bewegen, auch über 3-D Böden und nicht nur auf geraden Untergründen.

Vita
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Do 13. Sep 2012, 07:27

Vielen Dank für die Mühe ausfühlichen Erklärungen damit kann ich schon mehr anfangen.

Für mich stellt sich letztendlich leider immer noch die Frage ob ein hoher Trachtenbereich aufgrund dieser doch eher sehnig anmutenden Muskelstränge im untern Gliedmaßenbereich tatsächlich solche Auswirkungen haben kann wie weiter vorne von Silent beschrieben:
SilentDee hat geschrieben:Und - oh Wunder - , ohne die Muskeln ist es ja klar, Trachten höher stellen nimmt die Spannung auf den Beugesehnen... Aber was macht der Muskel dann? Am lebenden Tier sind die ja aktiv, und die kommen arg in Streß, denn wenn die Sehne plötzlich lockerer ist, muss sich der Muskel anspannen, um das auszugleichen! Toller Effekt, was? Wir produzieren massive Muskelverhärtungen, Übersäuerungen, Ermüdungen usw.
Silent redest du nun hier von den Muskelteilen in den Beugesehnen? Da diese aber doch deutlich mehr Sehne als Muskel sind kann ich mir das beim besten Willen nichtvorstellen. :(

Vita, bitte halte dich an die gängie Art zu zitieren.
Zuletzt geändert von Vita am Do 13. Sep 2012, 07:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Puschel » Do 13. Sep 2012, 07:34

Ich denke die Antwort ist recht klar ein Ja, zumindest in meiner Vorstellung. Wenn man die Ideallänge der Sehnen manipuliert kommt es zu einer Anpassung, in dem Fall also zu einer Verkürzung. Allerdings kann ich dazu jetzt nicht mit einer wissenschaftlichen Studie aufwarten.
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Martin » Do 13. Sep 2012, 09:02

Pferdefreund hat geschrieben:was sind koordinationsfoerdernde Boeden?
Sagen wir mal abwechslungsreiche Böden, die die Pferde zwingen in jeder Situation die Balance aufrechtzuerhalten.

Martin

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Pat » Do 13. Sep 2012, 09:12

Die Auswirkung auf die Muskulatur kann man sehr schön bei Pferden sehen, die einen hohen steilen und einen niedrigen flachen Huf haben.

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Vita » Do 13. Sep 2012, 09:42

Pat keine Frage, DAS ist wirklich sicher weder in HO noch NHC mässigen Sinn. Aber das kommt hier von der Ungleichheit. Und nicht weil der steile Huf hier das Problem darstellt. ;)

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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von Lesley » Do 13. Sep 2012, 09:44

Sondern? Welcher Huf ist denn für dich problematischer bei einem High-Low-Syndrom?
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Re: Hufbearbeitung nach Biernat

Beitrag von stormel » Do 13. Sep 2012, 09:54

Diana hat geschrieben: Die Tierärzte sind leider noch nicht alle so eingestellt, aber ich habe das bei einer DHG- Fortbidlung auch so vermittelt bekommen. Sofort, wenn möglich, Hyaluron an den Ort des Geschehens und 2-3 Tage stehen, dann im Schritt bewegen, auch über 3-D Böden und nicht nur auf geraden Untergründen.
Manchmal habe ich den Eindruck das Eure Fobis vielseitiger sind als unsere. :shhh:

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