Bockhufbearbeitung

Bearbeitungstechniken
Heike4
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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Heike4 » Fr 25. Mai 2012, 07:47

Wenn die Trachte runtergesetzt ist, ist die Zehe ein Hebel sofern sie nicht auch gekürzt, abgerundet wird.
Wenn die Trachte nicht gekürzt ist, dann ist der Huf insgesamt ja kürzer, weniger Hebel, weil der Huf quasi also Block aufkommt. Die Kraft wirkt eher direkt stauchend auf den Tragrand, während sie bei gekürzter Trachte ja eher hebelnd wirkt.
Nimm mal deine Hand, bilde damit den Huf und imitiere mit dem Daumen die aufgestellte hohe Trachte oder die gekürzte Trachte und schau wie es sich bei der Bewegung mit den Hebeln an der Zehe verhält.
Wenn die Trachte runtergesetzt wurde, muss die Zehe natürlich auch gekürzt, berundet werden, damit eben keine bzw. abgeschwächte Hebel da sind.
Geht nicht, gibt es nicht.

Martin
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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Martin » Fr 25. Mai 2012, 09:08

Ponyschubser hat geschrieben:aber warum hat sich die Zehe nicht verbogen als der Huf noch steiler war?

Viele diese Hufe oft eine Zehenfußung haben, so dass sich die Zehe einfach abläuft.
Auch bildet sich eine entsprechende Hufform aus, die den Bewegungsabläufen und Druckverhältnissen entspricht.

Wenn man einen solchen Huf umstellt, ist das ein gravierender Eingriff. Es ändert sich nahezu alles:

- Druckverhältnisse
- Auffußung
- Abrollvorgang
- Bewegungsablauf des Pferdes

Es ist also nicht so leicht vorhersehbar was genau wann im Detail passiert. Wenn z.B. das Pferd schnell von der Zehen- auf die Trachtenfußung umstellt, dann passieren auch ganz schnell ganz viele Veränderungen, z.B. auch an der Hinterhufen.

Martin

Ponyschubser
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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Ponyschubser » Sa 26. Mai 2012, 19:15

Ah ok. "kleinesLichtaufgeht"
Bilder konnte ich gestern leider keine machen. Aber ich kann einen kleinen Erfolg berichten: Der Bockhuf hatte dieses mal keinen heftigen Wachtumsschub bekommen. Da habe ich dann wohl doch letztes mal genügend an den Trachten weggenommen. Oder andere Faktoren waren im Spiel. Egal, ich hoffe nur es geht jetzt mal vorwärts ;)

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Martin » Sa 26. Mai 2012, 20:21

Ponyschubser hat geschrieben:Ah ok. "kleinesLichtaufgeht"
Bilder konnte ich gestern leider keine machen. Aber ich kann einen kleinen Erfolg berichten: Der Bockhuf hatte dieses mal keinen heftigen Wachtumsschub bekommen. Da habe ich dann wohl doch letztes mal genügend an den Trachten weggenommen. Oder andere Faktoren waren im Spiel. Egal, ich hoffe nur es geht jetzt mal vorwärts ;)
Du schaffst das!!! :dance: :dance: :clap:

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von SilentDee » Di 29. Mai 2012, 02:08

So, hab grad mal eben angefangen, meine Speicherkarte zu leeren und die Fotos zu sortieren...

Und habe meinen 6 Jahre alten Bockhuf gefunden, der nur auf der einen Seite der Vorderhufe ist, die andere Seite ist ein normaler bis flacher Huf.

Foto:
Bild

Dieser Bockhuf hat sich angeblich unter dem letzten Hufbearbeiter entwickelt. Innerhalb eines 1/2 bis 3/4 Jahres.

Das Pferd geht stark zehenfußend auf diesem Bein, natürlich nicht taktrein usw... ;) Wie auch, geht ja gar nicht.

Ich habe bis in die Sohle hinein die Trachten weggenommen, die Zehe sogut wie gar nicht bearbeitet. Seitlich der vorderen Zehenwand hat sich durch die massive fehlbelastung die Wand getrennt, das lasse ich zu diesem Zeitpunkt völlig außer Acht, mein erstes Teilziel ist die Herstellung einer normalen Fußung durch niedrigere Trachten und dadurch eine normale Belastungssituation am gesamten Huf. Dann erledigt sich der Rest fast von allein.
Der Huf schiebt weiterhin Trachten, läuft sich in der Zehe schneller ab - logisch - aber die Fußung hat sich nach 2 Bearbeitungen schon massiv verbessert. Nach der 1. ging das Pferd schon nicht mehr lahm, jetzt nahezu taktrein, dabei gefallen mir die Hufe noch lange nicht. ;)
Der Huf gibt nach dem 2. Mal schon auf, die Statik verändert sich im nachwachsenden Horn sehr zum Positiven. Ich gehe aber auch echt rabiat an die Trachten, immer mit Risikobesprechung mit dem Besitzer vorher und der Anweisung, nicht gterade Kreise in tiefem Boden zu reiten, sondern vorwärts geradeaus auf hartem Boden und ebenen Boden im Gelände. Sicherheitshalber, weil ja eine Stellungsänderung schon etwas krasser ist, wenn man 2 cm auf einmal an den Trachten wegnippert usw. :mrgreen:

Aber das Pferd fusst besser, der Huf entwickelt sich, ohne dass ich weiter oben ansetzen müsste. Hätte das Pferd sich nicht auf die neue Trachtenlandung eingelassen, hätte ich Physio angeraten, abchecken, ob da oben alles klar ist und evtl. Massageübungen.

Anders sieht es bei meinem Bockhuffohlen-Jährling aus:

Bild

Dieses Fohlen mag an der einen Seite die Trachte noch nicht richtig belasten, an der anderen Seite dafür um so schöner, da ist nach 2 mal bearbeiten innerhalb kürzester zeit alles supi! Da werde ich jetzt mal zu einer Physio raten, um zu gucken, ob da eine Verletzung/ Blockade oder ähnliches besteht, ansonsten werde ich da mal mit Kunsthorn und Klebeschuh arbeiten, um die Sehnen, die noch relativ weich sind, auszutricksen zu versuchen. Leider ist das Fohlen schon zu groß in den Hufen für den Bockhuf-Cuff, aber das kann man ja nachbauen... ;)

Irgendwelche Ideen, was man machen kann, wenn so ein Jährling nicht auf die Trachte belasten mag? Da kann man ja nicht wirklich den Bockhuf bekämpfen...
Beim jungen Fohli wäre gegipst worden - also die Beine...

Fragende Grüße

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Pat » Di 29. Mai 2012, 09:21

2 cm Trachte wegnehmen ist kein Problem, wenn keine anderen gravierenden Pathologien vorliegen. Hier mal ein vernachlässigter zum Bockhuf verformter Huf:

Bild

nachher

Bild

Bei diesem Modell war ich etwas vorsichtiger, ist ein Ü20 Pferd mit vielen Baustellen, auch am Huf (Riss vorne, Ballenhochstand) und laut Besitzerin reagiert es sehr empfindlich auf veränderte Bearbeitung.

Bild
Hab mich also strikt an die funktionale Sohle gehalten und ca. 8mm Trachte entfernt, was er auch gut verkraftet hat.

Bild

Pass bei dem Fohlen auf mit dem Vettec! Zu nah an der Lederhaut (Kronrand, dünne Sohle, dünne Wände?) kann es zu Lederhautverbrennungen kommen. Vielleicht nimmst du da lieber Sekundenkleber.

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Ponyschubser » Di 29. Mai 2012, 21:05

Noch steiler als auf den ersten Foto von SilentDee sah der Bockhuf von der jungen Stute aus die ich z.Z. betreue. An Bekleben mit so eine Art selbst gebastelten Bockhufschuh (Stuti ist ja auch schon fast 4 Jahre) hatte ich auch schon gedacht. Aber nie im Leben hält sie dafür lange genug still. Aber erst mal abwarten. Es schein ja auch so nun zu funktioniern :oops:

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von SilentDee » Mi 30. Mai 2012, 02:15

Pat,

meinst Du, Lederhautverbrennungen wegen der Erwärmung beim Trocknen? Oder wegen dem Fönen vorweg?

:shock:

Ich hab schon ganz häufig mit z.B. CS Sohlenpolster beim Rehehuf mit dünner Sohle und palpierbarem Hufbein gegossen, da entstand nie ein Problem...

Ich nutze für Vettec aber auch eigentlich nie viel Temperatur zum Trocknen vorher, nehme da gerade bei dünnen Sohlen usw. lieber viel Wind - trocknet auch... :D


Sonst noch Jemand Ideen zur Bearbeitung oder anderem Vorgehen bei solch krassem Bockhuf, wenn die Hufhinterseite nicht belastet werden kann/ mag... ?

Ich denke, da muss doch weiter oben etwas sein, oder meint ihr nicht?

Ich werde da diese Woche wieder hinfahren, vielleicht denke ich mal an ein Bewegungsvideo...

Lieben Gruß

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von Pat » Mi 30. Mai 2012, 07:56

SilentDee hat geschrieben:Pat,

meinst Du, Lederhautverbrennungen wegen der Erwärmung beim Trocknen? Oder wegen dem Fönen vorweg?
Wegen der Erwärmung des Klebers beim Trocknen.

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Re: Bockhufbearbeitung

Beitrag von SilentDee » Mi 30. Mai 2012, 13:49

Ok, danke für die Warnung! :D

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