Diagnose Spat - Beschlag nötig?

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Lesley
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Lesley » Do 6. Sep 2012, 09:08

Thorsten hat geschrieben:
Lesley hat geschrieben:...Frag ihn mal genau, was das bringen soll. Und lass die erklären, welche Nachteile das hat und ob die "Vorteile" die Nachteile aufwiegen...

Er wird versuchen, das Pferd mehr nach vorn zu verlagern, was aber genau so leicht durch eine etwas steilere Hufstellung erreicht werden kann.
Ich meinte die Frage für uns eher rhetorisch. Es sollte Carina nur anregen, da mal genau nachzuhaken. ;)
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von mareike** » Do 6. Sep 2012, 10:03

Lesley hat geschrieben:
So, nun zu den Hufen: Was mir auffällt bei meinem Pferd, ist, dass die mediale Wand höher ist als die laterale. Das kann ich nicht ändern und tue es auch nicht. Wenn der Huf so stehen will, dann darf er das. Ich habe auch am Anfang den Fehler gemacht, dass ich versucht habe, dagegen anzuarbeiten bis ich gelesen habe, dass das bei Spatpferden nicht ungewöhnlich ist.
Ich frag mal einfach ganz dumm:

Und du meinst nicht das es eventuell die Ursache sein kann, wenn die mediale Seite bei vielen Spatpferden höher ist? Woher weiß ich denn das der Huf so stehen will?

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charlsey
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von charlsey » Do 6. Sep 2012, 10:13

Thorsten hat geschrieben: @charlsey
war diese Bullnose vor deiner Bearbeitung (also vor 6 Monaten) schon an den Vorderhufen?
Jepp, die Fotos waren VOR meiner Erstbehandlung
Thorsten hat geschrieben: Fototip: Stell deine Kamera auf P und setz nötigenfalls die ISO-Zahl hoch, dann wirds mit der Belichtung in halbdunklen Bereichen besser.
Tja, mache ich bereits. ABER... meine Kamera war recht preiswert (hab grad eine günstige Sony Cyber Shot) und die Qualität ist einfach weit unter der der Panasonic Lumix, die ich vorher hatte. Mal abgesehen davon bin ich eher das Modell zerstreute Professorin und vergesse meist zu fotografieren (man trägt mir auch mein Werkzeug nach :whistle: ) ... Theoretisch weiß ich schon, wie ich's richtig machen sollte :oops:
Thorsten hat geschrieben: Wenn ich die Hufe so anschau, dann wäre Beschlagen das absolut falscheste, was man hier machen kann. Alle Hufe, aber besonders die hinteren zeigen unterschobene Trachten. Ich würde die Bearbeitung ein wenig modifizieren. Zehe vor dem Abrunden square-off und, auch wenn es ein Hinterhuf ist und dort eigentlich nicht gemacht werden soll, einen leichten Rocker anbringen damit der Abrollpunkt etwas besser nach hinten kommt. Vgl. mal das Bild, das ich zum Abrollpunkt schon woanders hier eingestellt habe. Der COR sitzt gerade ganz kurz vor der Trachte und das ist weniger günstig. Starke Roll anbringen und schon steht sie hinten steiler, was der TA auch mit den Eisen machen möchte, das ganze m. M. nur nicht zu Ende gedacht hat.

ok, kleine Zwischenfrage: "square-off" und "COR" ?

Trachten sind nicht mehr untergeschoben (die Fotos sind vom 30.03.), Zehe ist gut zurückgesetzt und Trachten inzwischen gut runtergenommen. Den Rocker könnte ich beim nächsten Mal anwenden, habe aber die Bearbeitung aufgrund der Vorsicht der Besitzerin sehr langsam "gesteigert", da sie einfach Angst hatte, der Huf könne sich im Winkel so verändern, wenn ich die Trachten kürze. Nun, dass an dem gewöhnlicherweise nicht ist, wenn man entsprechend auch die Zehe von außen kürzt und gut rundet, hat sie inzwischen auch "überzeugt"
Viele Grüsse,

Claudia

Thorsten

Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Thorsten » Do 6. Sep 2012, 10:33

Jetzt muss ich nach deutschen Begriffen suchen. Da verlangst wieder was von mir...

Gerade raspeln (squared-off) könnte man wohl dazu sagen. Senkrecht zur Laufrichtung. Erleichtert es dem Gelenk seine Funktion auszuführen. Das ist auch der Hauptgrund bei den NBS-Beschlägen.

COR = Center of rotation = Rotationszentrum

Ich stell nochmal das Bild dazu hier ein.
illustration_center_of_rotation.jpg
Hast du oder Carina aktuellere Bilder?

Bei solchen Pferden mache ich grundsätzlich eine vorsichtige Bearbeitung mit 2wöchentlichen Terminen für 2 bis 3 Monate und dann 4wöchentlich. Wie gesagt der Rocker hat an den Hinterhufen eigentlich nichts verloren und soll nur zur Rehab dort angewendet werden.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Lesley » Do 6. Sep 2012, 10:44

mareike** hat geschrieben:
Lesley hat geschrieben:
So, nun zu den Hufen: Was mir auffällt bei meinem Pferd, ist, dass die mediale Wand höher ist als die laterale. Das kann ich nicht ändern und tue es auch nicht. Wenn der Huf so stehen will, dann darf er das. Ich habe auch am Anfang den Fehler gemacht, dass ich versucht habe, dagegen anzuarbeiten bis ich gelesen habe, dass das bei Spatpferden nicht ungewöhnlich ist.
Ich frag mal einfach ganz dumm:

Und du meinst nicht das es eventuell die Ursache sein kann, wenn die mediale Seite bei vielen Spatpferden höher ist? Woher weiß ich denn das der Huf so stehen will?
Ich habe ewig versucht, die Wände auf Teufel komm raus gleich hoch zu bekommen (nach der Diagnose) indem ich die Hufwände sohlenseitig gesehen ungleich bearbeitet habe.
Die Möglichkeiten waren, die mediale Seite bis unter die Sohle zu kürzen oder auf der lateralen Seite mehr Wandüberstand zu lassen oder eine Kombination aus beidem. Es hat nicht funktioniert. Ich habe die Hufwände trotzdem nicht gleich lang bekommen. Die äußere Wand ist mir immer nach außen abgehauen und die weiße Linie war gezerrt.
Jetzt kürze ich sohlenseitig gesehen beide Wände gleich und habe eine geschlossene weiße Linie und eine gerade laterale Wand. ;)
Es muss auch nicht bei allen Pferden so sein. Vielleicht spielen da noch andere Faktoren rein. Bei diesem Pferd gefällt mir das Ergebnis der Bearbeitung jetzt besser als vorher.
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von radieschen » Do 6. Sep 2012, 11:41

Lesley hat geschrieben:

So, nun zu den Hufen: Was mir auffällt bei meinem Pferd, ist, dass die mediale Wand höher ist als die laterale. Das kann ich nicht ändern und tue es auch nicht. Wenn der Huf so stehen will, dann darf er das. Ich habe auch am Anfang den Fehler gemacht, dass ich versucht habe, dagegen anzuarbeiten bis ich gelesen habe, dass das bei Spatpferden nicht ungewöhnlich ist.
kann ich für meine 19jähr. Isländerin mit Spatdiagnose seit 2005 zu 100% unterschreiben.
die läuft hinten unproblematisch, braucht eben auch Zeit um warm zu werden und wenn sie im Nassen gelegen und geschlafen hat, schaut man besser die ersten 3 Minuten nicht hin, wie sie läuft. Ansonsten außerhalb der Schübe unproblematisch, mit Jogging Shoe hinten auf harten Böden noch etwas freudiger als ohne - Arthrose freut sich halt über jede Dämpfung, Schon allein das würde für mich den Eisenbeschlag disqualifizieren und war mit ein Grund, warum ich dem Pony in 2004 alle Eisen runtergenommen und durch Schuhe ersetzt hab.
Noch nicht wirklich Ahnung von Hufen, aber einfach gesehen, dass sie auf Asphalt immer verhaltener lief.

Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » Do 6. Sep 2012, 17:52

Erst mal vielen Dank für all die Antworten!

Ich versuche mal Eure Fragen zu beantworten...

@SilentDee: Ich versuche dass mit den "guten Röntgenbilder" - könnte mir dabei jemand helfen, wenn ich es nur schaffe, die Bilder zu mailen? Kann bisher nur die jpg lesen, für die guten Bilder habe ich noch keine Software (DICOM-Format).

@Charlsey: klar, gerne kannst Du die "alten" Fotos einstellen, dafür sind sie da.
Aktuelle Huffotos versuche ich am Wochenende zu machen. Mein Mann hat ne tolle Kamera - muss ihn nur in den Stall bewegen...

"Wie ist denn die Fütterung und die Haltungsbedingung des Pferdes? Und das Alter, Geschlecht und alles, was sonst noch dazu einfällt."
Pferd steht in einer Paddock-Box, im Sommer etwa 7-8 Stunden auf der Wiese; wird fast jeden Tag geritten oder longiert, oder mindestens Spaziergang; kommt im Winter morgens zusätzlich in die Führanlage; und mittags mit dem Kumpel auf einen großen Paddock (steht da aber meist nur dumm rum)
Fütterung: im Sommer Heu, Gras (Wiese), Stroh, ca. 1 l Hafer und 1l Pellets, dazu 50 ml Marstall force;
im Winter kein Gras, dafür mehr Heu und jede Woche einen Sack Möhren
Pferd wiegt konstant 500kg (ich wiege ihn regelmäßig) und hat eine gute Figur.

Pferd ist Wallach, Reitpony-Araber-Mix; 13 Jahre alt; hatte bislang nichts "orthopädisches", aber Empfindlichkeit bei Haut und Haar (Mauke, Grasmilben, Einschuss bei Verletzung)
gehört seit 3 Jahren zu mir;

Wir reiten viel auf weichem Boden auf Platz oder Halle; versuchen zu gymnastizieren - was auch ganz gut klappt aber mühsam ist - tief angesetzter Hals, Neigung zu Unterhals;
wir reiten viele Wendungen (zum gymnastieren), ich grübel jetzt, ob es zu viele Wendungen waren? Wobei ich spreche von Zirkel in Trab und Galopp und Volten im Schritt.
Harter Boden ist im Gelände, dort reiten wir meist nur Schritt und geradeaus.
Ansonsten ist sein Paddock gepflastert; was nach meiner laienhaften Einschätzung die Ursache für Schwielen an der Sohle sein dürfte.

"Kannst Du die Lahmheit genauer beschreiben? Auf hartem Boden? Auf weichem Boden? Auf kleinen Kreisen (auf welchem Boden) wie und wo lahm?Enge Wendung? Stolpert er häufig? Läuft er sich hinten die Zehe krasser ab? Knickt er hinten ein ab und zu?"
Pferd zeigte vor 3 Wochen unklares Gangbild; deshalb 10 Tage Schritt und dann langsam Aufbau im Trab - alles gut!
am 15. Tag deutliches Ticken im Trab, eher bei Rechtswendung, aber auch geradeaus und links merkbar.
er hat nur 1x richtig gelahmt, da war es auf weichen Reitplatzboden. Enge Wendungen habe ich seitdem nicht gemacht; er stolpert ab und zu, aber nicht besonders auffallend; die Zehe wird nicht krass abgelaufen; eingeknickt ist er noch nie;

Tierarzt hat erst auf "Sehne vorne links" behandelt :-(
Gestern dann lange vortraben; Ergebnis: kein Lahmen vorne; aber Lahmen wohl hinten rechts; Beugeprobe hinten rechts negativ; Beugeprobe hinten links positiv;
das einzige was ich deutlich sehen kann, ist dass die Zehe hinten links über den Boden schleift, hinten rechts nicht; das Zehenschleifen war mir vorher noch nie aufgefallen.
Bis auf das eine Mal ist das Lahmen eher schwach (zum Glück!); wenn man nicht genau kuckt sieht man kaum etwas;

@Charlsey: wenn es für Dich ok ist, kannst Du dann bitte Details der Hufbearbeitung beschreiben (medial höher usw.)? Fühl mich dafür nicht fit genug.

Wir wärmen immer mind. 20 min im Schritt auf - zumindest möchte ich das.
Pferdchen ist leider recht schreckhaft und springt oft weg; er kann superschnelle Haken schlagen, in allen Gangarten - leider macht er das auch schon, bevor er aufgewärmt ist :(

Wenn ich was vergessen habe, bitte nachfragen.

Danke!

Carina

Thorsten

Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Thorsten » Do 6. Sep 2012, 18:40

Carina hat geschrieben:...@SilentDee: Ich versuche dass mit den "guten Röntgenbilder" - könnte mir dabei jemand helfen, wenn ich es nur schaffe, die Bilder zu mailen? Kann bisher nur die jpg lesen, für die guten Bilder habe ich noch keine Software (DICOM-Format).
Schaust du mal hier nach: http://www.microdicom.com/ Kostenlos und einfach in der Bedienung. Was Marina aber meinte war aber glaube ich die Größe und nicht das Format.

Tz tz tz, diese Araber. Schisser vor dem Herrn. Lass mich raten. Ganz schlimm bei grauen Gegenständen!? Kannst relativ leicht rausbekommen. In Deutschland nennt man das GHP und in Canada nennen wir das einfach Basisausbildung. Gibt unter dem Stichwort bomb proofing your horse geniale Anleitungen bei youtube.

Carina
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von Carina » Do 6. Sep 2012, 21:52

So, hier jetzt alle 4 Röntgenbilder, hoffentlich gut lesbar...

https://www.transferbigfiles.com/2e0c23 ... 3QFJXZ97w2

Carina

saskia
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Re: Diagnose Spat - Beschlag nötig?

Beitrag von saskia » Do 6. Sep 2012, 23:03

....versuchen zu gymnastizieren - was auch ganz gut klappt aber mühsam ist - tief angesetzter Hals, Neigung zu Unterhals;
wir reiten viele Wendungen (zum gymnastieren), ich grübel jetzt, ob es zu viele Wendungen waren? Wobei ich spreche von Zirkel in Trab und Galopp und Volten im Schritt.

Prinzipiell gesagt kommt es drauf an wie das Pferd die Wendungen geht : biegt es sich ordentlich und geht gelöst spurig durch die Kurven, oder verspannt es sich und fällt nach innen und "schleudert" mit der Hinterhand nach aussen weg. (Der Unterhals lässt mich eher letzteres vermuten). Es kommt nicht so sehr drauf an, wieviel man was macht, sondern auf die Qualität der Ausführung. Gilt ganz besonders für höheres Tempo, aber natürlich auch schon im Schritt. - Ob und inwieweit das was mit Spat zu tun hat, weiss ich nicht, - ist halt nur eine ganz allgemeine Feststellung.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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