Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böden

Bearbeitungstechniken
Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Martin » Sa 26. Mai 2012, 18:18

Jouna hat geschrieben: Martin habe ich das richtig verstanden, daß du bei neuen Kunden eine Bearbeitung machst, von der du weißt, daß sie eigentlich falsch ist um dem Kunden was zu zeigen ? Ich fürchte, daß könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Ach weißt Du, das mit dem falsch oder richtig ist das immer so eine Sache. Viele Pferdebesitzer können nicht einfach ihre Situation ändern. Man kann dann sagen, dass ist falsch und solange Du Dein Pferd in die Box sperrst, bekommt es keine Hilfe von mir. Oder wenn Du keine Barhufphasen einbaust, dann kann ich Dir auch nicht helfen usw....Ich habe nichts dagegen, wenn das Hufexperten so machen. Aber ich helfe auch gerne in kleinen Dosen. Ich empfinde es oft als anmaßend von Leuten zu verlangen, dass sie mir sofort alles glauben sollen, sie quasi mit einem Schlag einsehen sollen, dass sie 2 Jahrzehnte alles falsch gemacht haben usw.......

Neulich schickte mir eine Bekannte die Info, dass ihr Hufschmied gemäß meiner Empfehlung das Eisen anders gesetzt habe und schon würde das Pferd nicht mehr stolpern. Sie wäre total glücklich und der Hufschmied ziemlich erstaunt. Du kannst sagen, dass damit dem Pferd nicht wirklich geholfen wurde, weil ja nur das Symptom und nicht die Ursache bekämpft wurde. Ja, dieses Eisen kann, wenn man Pech hat die Sache langsfristig sogar verschlimmern. Aber für mich ist das der erste Schritt zu einem anderen Verständnis. Beim nächsten Problem und es wird ein nächstes geben, wird sie mich wieder fragen und vielleicht wird dann der Hufschmied noch ein bißchen mutiger auf das eingehen, was ich sage.

Da ich ja das Hufe bearbeiten nur so nebenbei mache, suche ich mir natürlich auch die Kunden aus. Aber mich interessieren durchaus auch die "klassischen Pferde und Reiter".

Martin

Benutzeravatar
Lesley
Administrator
Beiträge: 2935
Registriert: Mi 27. Jul 2011, 01:35
Einzugsgebiet: PLZ 10-17
Service: gewerblich: Hufbearbeitung, F-Balance, Hufschuhe, Kleben, angeh. THPin, Energiearbeit
Wohnort: bei Berlin
Kontaktdaten:

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Lesley » Sa 26. Mai 2012, 18:46

@ Martin: Ich denkne, duu hast in vielem recht.
Erstmal hört niemand gern, dass er x Jahre etwas falsch gemacht hat. Dast ist ganz natürlich, v.a. wenn es wirklich lange so gemacht wurde.
Wir können da nicht so explizit von 'uns' ausgehen, die vielleicht dauernd die Dinge hinterfragen. Diese leidvolle Erfahrung musste ich auch machen. Es ist auch nicht immer einfach, zu entscheiden, was man in genau dem Moment sagen kann. Man kann an vielen Enden anfangen, eine Situation zu ändern, nur welches ist gerade in dem Moment das richtige?!
Ich glaube, dein posting kam falsch rüber. Ich habe es auch erst ähnlich wie Jouna verstanden, würde aber jetzt sagen, dass du eher meinst, in kleinen Schritten und evt. auf Umwegen zum Ziel zu gelangen?
Also nichts komplett falsches zu machen, aber nicht zu versuchen. gleich alles zu ändern (etwas platt ausgedrückt)?
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

Benutzeravatar
Pat
Beiträge: 2101
Registriert: Do 11. Aug 2011, 14:37
Einzugsgebiet: Heidekreis bis Hannover
Service: gewerblich; Barhufbearbeitung, Duplobeschlag, zertifizierte Duploanwenderin, Hufkurse; F-Balance Professional
Wohnort: Walsrode (Lüneburger Heide)
Kontaktdaten:

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Pat » Sa 26. Mai 2012, 19:39

Jouna hat geschrieben:Pat nimmst du zusätzlich auch noch Anfahrtkosten ?
Nur, wenn ich sehr weit fahre, wie z.B. Richtung Bremen (das sind so ca. 130km von mir aus). Im Umkreis von bis ca. 60km nehme ich keine Fahrtkosten, lege die Touren aber so, dass ich mehrer Pferde mache, damit es wirtschaftlich einigermaßen sinnvoll ist.

Im übrigen respektiere ich auch die Wünsche und Vorstellungen der Kunden, wenn es irgendwie möglich und einigermaßen sinnvoll ist. So habe ich einer Kundin gezeigt, wie man die Hufe mit Duplos und Laschenkragen beklebt, weil sie sich überhaupt nicht mit Hufschuhen anfreunden wollte.
Oder eine andere Kundin ist der Meinung, ihr Pferd könnte mit Sicherheit und auf gar keinen Fall ohne Beschlag im Paddock stehen. Jetzt bekommt es erstmal Duplos statt Eisen und dann schauen wir weiter... ;)
Oder umgekehrt, ein Pferd, das ich eigentlich mit Duplos bekleben wollte, weil's erstmal einfacher wäre, bekam 3 verschiedene Hufschuhe für ca. 700 Euro druntergehängt ( 4 x renegades, 2 x RX und 4 x Engl-Schuhe) und sie fährt 2 x am Tag an den Stall und wechselt nach Bedarf. Ein Einsatz, den ich persönlich nie leisten könnte, aber sie macht es!

Ponyschubser
Beiträge: 53
Registriert: Sa 5. Mai 2012, 16:39

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Ponyschubser » Sa 26. Mai 2012, 19:57

Meine Kundenpferde sind Offenstallpferde und Boxenpferde. Bunt gemischt vom traumhaften Offenstall bis nicht ganz so saubere Boxenhaltung. Fast alle mit sehr abriebsamen und steinigen Boden. Ein paar laufen mit Hufschuhe im Gelände.

Die meisten Pferde sind auch bei mir übernommene Baustellen-Pferde. Oft Pferde die sehr fühlig liefen. Daher bin ich wahrscheinlich so zurückhaltend in der Bearbeitung. Kaum ein Pferd, bei dem ich an die Sohle gehe. Das sind dann die Pferde die kaum was tun und nur Box-Weide-Paddock kennen und dann natürlich viel Sohlenzerfallshorn haben.

Ich erkläre den Besitzern anfangs immer wie ich bearbeiten möchte, was ich von ihnen an Mithilfe benötige und was sich bei der entsprechenden Haltungsform halt so nicht oder schwer ändern lässt (z.b. Strahlfäuleprobleme + unsaubere Box etc.)
Entweder die Zusammenarbeit klappt so oder wir trennen uns recht schnell wieder. Oft dann von Seite des Besitzers aus, weil ich natürlich bei jedem Termin die Probleme immer wieder anspreche :evil: und nerve
Mittlerweile sehe ich auch nicht mehr ein Pferde zu bearbeiten die absulut nicht erzogen sind. Meine Gesundheit ist mir zu schade und ich bin nicht dafür da andere Leute ihre Pferde zu erziehen.

Martin
Beiträge: 2461
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 10:32
Einzugsgebiet: Nordhessen, Südniedersachsen, auf Anfrage auch bundesweit
Service: Barhufbearbeitung, Hufbeschlag, Klebetechniken, Hufkurse für Jedermann, Spezialgebiet: Sportpferde und barhuf

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Martin » Sa 26. Mai 2012, 20:38

Lesley hat geschrieben:@ Martin: Ich denkne, duu hast in vielem recht.
Erstmal hört niemand gern, dass er x Jahre etwas falsch gemacht hat. Dast ist ganz natürlich, v.a. wenn es wirklich lange so gemacht wurde.
Wir können da nicht so explizit von 'uns' ausgehen, die vielleicht dauernd die Dinge hinterfragen. Diese leidvolle Erfahrung musste ich auch machen. Es ist auch nicht immer einfach, zu entscheiden, was man in genau dem Moment sagen kann. Man kann an vielen Enden anfangen, eine Situation zu ändern, nur welches ist gerade in dem Moment das richtige?!
Ich glaube, dein posting kam falsch rüber. Ich habe es auch erst ähnlich wie Jouna verstanden, würde aber jetzt sagen, dass du eher meinst, in kleinen Schritten und evt. auf Umwegen zum Ziel zu gelangen?
Also nichts komplett falsches zu machen, aber nicht zu versuchen. gleich alles zu ändern (etwas platt ausgedrückt)?
Nein, mein Posting kam nicht falsch rüber. Ja, ich akzeptiere falsche Dinge und mache sie sogar ein Stück mit. Wer bin ich denn, dass ich andere diszipliniere nur weil sie was falsch machen. Wenn ich zwei Listen meines Lebens oder auch nur des Distanzlebens mache, eine richtige und eine falsche, dann ist die Liste mit den Fehlern deutlich länger als die mit den richtigen Entscheidungen. Es geht den anderen nicht anders als mir. Ich habe immer gesagt, dass ich nicht aus Überzeugung Barhuffan geworden bin oder zu neuen Erkenntnissen kam, sondern aus dem Zwang heraus im Hochleistungssport bestehen zu können. Hochleistungssport ist schon mal prinzipiell problematisch. Ich war auch nicht besser als die Boxenpferdehalter. Es hatte rein gar ncichts mit schlechtem Gewissen zu tun, sondern nur mit der Erkenntnis, dass Barhuf nützt Hundertmeiler zu reiten. Ich bin nicht bereit, andere für blöd zu erklären, nur weil sie nicht den Erkentnisweg gegangen sind, den wir hinter uns haben.

Ich kann verstehen, dass sich ein Mensch aus diversen Gründen nicht mit den scheinbar hoffnungslosen Fällen beschäftigen will. Aber die Sache mit den Gewissen ist für mich nicht überzeugend. Was ermächtigt uns ein Pferd zu ignorieren, nur weil es in der Box steht?
Wenn ich diesem Pferd helfen kann, tue ich das genauso, weil ich es kann. Ich bin jetzt mal ganz böse: Die Mehrheit der Hufpfleger können nicht beschlagen und haben Angst es zu lernen. Sie können gar nicht helfen und distanzieren sich dann. Biernat verbietet sogar Beschläge durch seine Leute. Auf diese Ebene will ich mich nicht stellen, denn ich kann helfen!

Martin

Ponyschubser
Beiträge: 53
Registriert: Sa 5. Mai 2012, 16:39

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Ponyschubser » Sa 26. Mai 2012, 21:54

Martin hat geschrieben:Ich bin jetzt mal ganz böse: Die Mehrheit der Hufpfleger können nicht beschlagen und haben Angst es zu lernen. Sie können gar nicht helfen und distanzieren sich dann.
Ja Martin. Ich gebe es offen zu, weil ich es gar nicht schlimm finde.. ;) Ich wollte ursprünglich noch ein Hufschmiede-Ausbildung an die Hufpflege dranhängen. Da ich mein Praktikum u.a. bei einem (meiner Meinung nach sehr guten) Schmied gemacht habe, war auch ganz viel Interesse da. Aber für die teure Weiterbildung hätte ich mehr als ein paar Pferde am Tag bearbeiten müssen, das sich die Investition gelohnt hätte. Außerdem habe ich festgestellt, das mir so etwa 5 Pferde am Tag reichen da sonst mein Rücken streikt.
Mir ist klar, das ich mit der Barhufbearbeitung an Grenzen stoße, denn es will ja auch jeder eigentlich sein Pferd nutzen. Und wenn es die Bodenverhälnisse nicht zulassen muss man eben schauen ob man das Pferd nur noch alle paar Wochen reitet oder fährt, Hufschuhe nutzt oder es halt beschlagen läßt.
Ich habe für mich das Problem gelöst, indem ich an meine Kollegen verweise die Beschlagen können, wenn es nötig wird.

radieschen
Beiträge: 1427
Registriert: So 22. Apr 2012, 13:43
Einzugsgebiet: ca. 50km Umkreis um 34466 Wolfhagen und 50km Umkreis um 33165 Lichtenau
Service: Gewerblich
Barhufbearbeitung, Umstellung von Beschlag auf Barhuf, Hufkurse
Wohnort: zw. KS und PB
Kontaktdaten:

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von radieschen » So 27. Mai 2012, 10:08

@Jouna, okay, ich hab zwar auch Baustellenpferde - die allerdings erst nach einer gewissen Zeit der Selbständigkeit bekommen, auf Empfehlung zufriedener Pferdemenschen, an deren halbwegs gesunden Pferden ich bereits hatte zeigen können, dass ich wohl nciht komplett unfähig bin ;) aber wenigstens die Hälfte meiner Kundenpferde lief auch ohne mein zutun schon ganz passabel geradeaus. Klar sind die Extremfälle immer nochmal spannender, aber auch das reine Boxenpferd ist aus Erfahrungs-Sammel-Sicht gar nicht mal uninteressant. Da hat man dann plötzlich ganz andere Deformationen, als bei nem Rehepferd, weil einfach die Bewegung fehlt, wenn sie sich die Biene in den Bauch stehen. wenn man dann noch was bewegen kann und ber Besitzer erzählt einem beim zweiten Termin, seine Pferde gingen jetzt für die nächsten 5 Monate auf die SOmmerweide und er hätte schon ganz fleißig angefangen anzuweiden, damit bloß ncihts schief geht - 8-)

Ich fahr inzwische auch ziemlich weit... gen Norden sinds 120km, gen Süden 80km, in den Osten 75km... SPritkosten sind damit beweitem der größte Kostenfaktor - und mit aus dem Grund nehmich durchaus auch Boxenpferde/ "nur-Hufbearbeiter-such-Leute" dazu, sonst müsste ich meine Baustellenpferdebesitzer leider mit den ANfahrtskosten alle 3 Wochen ruinieren.

@Martin, ich find Deine Argumentation sehr sympathisch, hab ich noch nie so betrachtet, aber Du hast schon recht: wieviel haben wir bei den eigenen Pferden auch schon falsch gemacht.. ich bin ne Zeitlang mit meinem vorne schwer und hinten leicht beschlagenen Isi über die Ovalbahn geschreddert, weil "man das halt so macht"... ohne es zu hinterfragen. Und in der Regel trifft man ja wirklich auf Pferdebesitzer, die einfach in ihrem Umfeld feststecken: die stehen schon immer in der Box, das machen hier alle so. Der Schmied kommt alle 8-10 Wochen, das steht auch in den Lehrbüchern.... Klar könnten die sich weiterbilden und "moderner" denken, aber es ist ebenso verständlich, wenn sie ihr running system nciht ändern wollen, solange keine massiven Probleme vorliegen.

Und, wie oben auch schon gesagt: warum nciht auch dem Boxenpferd in suboptimaler Haltung zu etwas besseren Hufen verhelfen? auch wenn der ideale Huf damit nciht erreicht werden kann, aber zumindest der bestmögliche für die aktuelle SItuation. und das ist sicher auchs chon etwas wert.

Ich kann auch nciht beschlagen. Vielleicht befasse ich mich nochmal damit, wenn es die Situation erfodern sollte.
Beklebt habe ich bislang nur mein eigenes Pferdchen, würde es mir, wenn nötig, aber auch beim Kunden zutrauen. nur war das bislang nie erforderlich. Mal sehen, was noch kommt :)

Benutzeravatar
greenorest
Beiträge: 814
Registriert: Fr 12. Aug 2011, 22:32
Einzugsgebiet: Landkreis RW
Service: (neben)gewerbliche Hufbearbeitung und Hufkurse
Wohnort: Eschbronn
Kontaktdaten:

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von greenorest » So 27. Mai 2012, 10:23

Hallo,

meiner Meinung nach werden die Auswirkungen der Boxenhaltung auf die Hufe überbewertet. Ich habe (zufällig) zwar mehr Offenstallpferde bearbeitet, aber auch solche, die nachts in der Box standen. Die Hufe wurden trotzdem gut. 22h Boxenhaltung ohne Auslauf außer Reiten halte ich allerdings aus anderen Gründen (Bewegung, Sozialkontakt) für tierschutzwidrig - die Hufe würde ich aber trotzdem machen, wenn mich jemand fragt.

Das "Helfen in kleinen Dosen" wie Martin es beschreibt ist sehr positiv, weil es die Chance bietet, jede mögliche Verbesserung für das Pferd mitzunehmen, weil die Besitzer/Schmiede kleine Änderungen eher annehmen. Es ist aber auch ein zweischneidiges Schwert, weil das Risiko besteht, dass man Probleme eben doch mit Beschlag nur überdeckt (und Hufe weiter verschlechtert), wie es jetzt schon so häufig geschieht.

Dank Martin weiß ich, dass Beschlagen (nageln) Spaß macht :D.

Angenommen, man soll einen Besitzer eines Pferdes mit schlechtem Beschlag helfen. Hier könnte man sicher erstmal besser (aber immer noch permanent) beschlagen und damit das Pferd besser laufen lassen. Richtig "gut" wird die Situation allerdings nie werden und vielleicht werden die Hufe sogar eher schlechter. Was, wenn die Besitzer das dann dauerhaft so wünschen? Man vielleicht aus Rücksicht auf das Helfen in kleinen Dosen am Anfang nicht so klar kommuniziert hat und dann gesagt wird, dass die Hufe ja trotz anderer Bearbeitung wieder sch*** sind?

Es gibt meiner Erfahrung nach schon ein paar Schmiede/Huftechniker, die einfach schlechte Arbeit leisten. Die meisten, die ich gesehen habe, geben sich alle Mühe und machen -eben unter der Voraussetzung permanentem Beschlags- optimale Arbeit. Meiner Erfahrung nach werden die Probleme, die man mit Beschlag so verbreitet sieht also überwiegend durch die prinzipiellen Nachteile des Dauerbeschlags verursacht und nicht so sehr durch schlechte Arbeit des Hufbearbeiters. Daher ist es meiner Meinung nach auch so zweischneidig, sich zu sehr auf dieses System einzulassen - man wird am Schluss das gleiche Problem haben wie der gute Schmied.

Ich selbst habe durchaus auch schon Reitern geraten, ihr Pferd weiterhin beschlagen zu lassen, meist mit ein paar Tipps zu Änderungen (Pause im Winter, kürzere Beschlagsperioden, Duplos oä), wenn erkennbar war, dass aus welchen Gründen auch immer eine vollständige Barhufhaltung (mit ggf. kurzzeitigem Beschlag) nicht das richtige für den Reiter ist. Es gab von mir immer eine ehrliche Information und Einschätzung der Situation. Nur ein solches Pferd dann wirklich selbst du bearbeiten, in dem Wissen, dass ich unweigerlich alle "Dauerbeschlagsprobleme" bekomme werde, das wäre für mich tatsächlich schwierig. Vielleicht ist es bequem, dies dann eben dem Schmied zu überlassen, vielleicht aber auch konsequent, wenn man "das Barhufsystem" von mir nur als Ganzes bekommen kann - mit einem entsprechend zuverlässig gutem Ergebnis.

Gruß Tina
* http://www.pro-barhuf.de -Vollständig überarbeitete Auflage des Hufbuchs erschienen *

Benutzeravatar
Pat
Beiträge: 2101
Registriert: Do 11. Aug 2011, 14:37
Einzugsgebiet: Heidekreis bis Hannover
Service: gewerblich; Barhufbearbeitung, Duplobeschlag, zertifizierte Duploanwenderin, Hufkurse; F-Balance Professional
Wohnort: Walsrode (Lüneburger Heide)
Kontaktdaten:

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Pat » So 27. Mai 2012, 10:45

greenorest hat geschrieben:Angenommen, man soll einen Besitzer eines Pferdes mit schlechtem Beschlag helfen. Hier könnte man sicher erstmal besser (aber immer noch permanent) beschlagen und damit das Pferd besser laufen lassen. Richtig "gut" wird die Situation allerdings nie werden und vielleicht werden die Hufe sogar eher schlechter. Was, wenn die Besitzer das dann dauerhaft so wünschen? Man vielleicht aus Rücksicht auf das Helfen in kleinen Dosen am Anfang nicht so klar kommuniziert hat und dann gesagt wird, dass die Hufe ja trotz anderer Bearbeitung wieder sch*** sind?
Es wird sich im Laufe der Zeit ein Vertrausenverhältnis entwickeln, davon gehe ich jetzt mal aus. Ich schlage in solchen Situationen immer wieder eine Barhufzeit vor und verspreche dann, dass ich sofort komme und beschlage, wenn es nicht funktioniert... :) Was auch gut hilft, ist zu betonen, dass ich gerne beschlage und natürlich auch dabei mehr verdiene, aber für's Pferd wäre es besser, wenn es nicht beschlagen wäre. Das Ganze nennt sich dann Beratung im Sinne des Pferdes, und das wollen eigentlich die meisten Kunden.

Ponyschubser
Beiträge: 53
Registriert: Sa 5. Mai 2012, 16:39

Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Ponyschubser » So 27. Mai 2012, 13:10

Im Grunde ist mir nur wichtig, das der Kunde weiß, das ich alles mache um die bestmögliche Hufsituation herausholen. Ich aber auch nicht zaubern kann, wenn die Umstände nicht optimal sind. Weil mir hinterher vorgeworfen wird, das die Hufe sch.. aussehen.
Den Fall hatte ich jetzt 2 mal und habe mich sehr darüber geärgert.
Beisspiel: 2 Pferde haben viel Asphalt und Steine im Gelände. Besitzer wollten aber trotzden viel ins Gelände. Zusätzlich kommmt im Winter noch der steinige Paddock dazu. Beide Pferde liefen vorne Zeheneng /standen Bodeneng. Haben also immer über die äußere Zehe abgerollt. Bei regelmäßiger Hufpflege kann man da ja entgegenwirken das der Huf nicht immer schiefer wird. Als ich die beiden Pferde im Sommer übernommen hatte, hatte ich auch darauf hingewiesen das es evt. zum Winter hin schwierigkeiten mit zuviel Abrieb geben könnte und man da überlegen müsste evt Hufschuhe, wieder Beschlag oder Reitweise ändern. Auch das die Termine immer regelmäßig eingehalten werden. Jaaa, kein Problem hieß es. Dann war ich aufeinmal die Böse weil Pferde zu "angeblich" zu kurze Hufe hätten und nach 13 Wochen nun so fürchterich aussehen. Ich wäre ja total unfähig :twisted:

Antworten