Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

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Silke & Abai
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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Silke & Abai » Di 24. Apr 2012, 20:59

Ich bin mir sicher, dass die Zehe zurück muss. Ich habe mir auch nochmal Fotos von anderen Pferden angeschaut, die sehr ovale Hufe haben und die die Tendenz zum Zwang haben (wink an Frauke). Deswegen bin ich seit den Posts von Pferdefreund auch etwas "angefixt" von den amerikanischen Ideen, wie dem "mapping". Sicherlich darf man da jetzt nicht alles einfch stoisch befolgen, scheiß auf die Folgen. Also nicht Winkelmesser anlegen, alles abhacken, was übersteht, Ring anlegen, alles abhacken, was vorne übersteht. Aber es macht einem vielleicht doch noch mal bewusst, wo der Weg hinmuss.

Mit Frauke habe ich neulich wieder länger gefachsimpelt, warum Sky partout keine Trachtenfußung zeigen kann, egal wie stark sie die Trachten kürzt. Meine Idee des Toerockers hat Frauke umgesetzt und zumindest eine Verschiebung von Zehenfußung auf plane Fußung bemerkt. Ich frage mich halt schon, ob bei Pferden wie Abai oder Sky die Zehe einfach immer noch zu lang ist, trotz Toerocker und der Huf deshalb nicht auf der Trachte auffußen kann. Abai aber z.B. hat auch mit den hohen Trachten schon eine Trachtenfußung gezeigt.

Alles sehr spannend und interessant. Ich glaube, ich muss mir mal einen Fuß beim Schlachter besorgen (einen ovalen) und dann wende ich dieses mapping mal stur nach Schema F an und dann schauen wir mal ins Innere, ob man tatsächlich "nur" totes Horn entfernt hat. Angeblich haben vielfältige Untersuchungen ja gezeigt, dass der Huf sich in der Breite nicht "zerrt" und die Breite immer die Länge anzeigt. Der Huf zerrt also nach der Theorie nur nach vorne und die Zerrung lässt sich rückgängig machen, indem man die Breite einfach auch als Längenmaß nimmt. Angeblich liegt das Hufbein immer im "runden" Teil und ist nie nach vorne gewandert. Das kann ich mir aber so gar nicht vorstellen. Vielleicht lasse ich noch mal ein paar Röntgenbilder machen.

Spannend hier mit euch zu "flosophieren", was sagen denn die anderen dazu?
Viele Grüße

Silke

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Pat
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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Pat » Di 24. Apr 2012, 21:08

Unabhänging von Ringen würde ich den Huf so kürzen (rosa Line), denn er zeigt an, dass er den Abrollpunkt an der blauen Linie haben möchte.

Bild

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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von FraukeBF » Di 24. Apr 2012, 21:27

Ich hatte ja vor einiger Zeit schon mal einen sehr deutlichen Toerocker bei meinem Pony gemacht, einfach aufgrund der barhuf angelaufenen Zehenrichtung und war mit dem Ergebnis eigentlich recht zufrieden.

Zusätzlich hatte ich ja auf den Röbis gesehen, dass für meinen laienhaften Eindruck das Hufbein quasi zu weit hinten über der Hufkapsel schwebt. Dann habe ich mich aber nicht getraut, das Ganze nochmal so invasiv zu wiederholen. Interessanterweise ist der Huf dann quasi in den Ursprungszustand zurückgekehrt. Nach unserem Klebe- und Brainstorming-Wochendende mit Silke habe ich dann den Rocker wieder massiv angesetzt, woraufhin der Huf sofort gesünder von der Form her wirkte und die Fußung besser wurde. Das würde ja zu Silkes Untersuchungsergebnissen passen.

Ich denke schon, dass man die Zehe soweit kürzen kann, wie auf den Fotos angezeichnet, nur halt nicht in einer Sitzung, sondern Stück für Stück, immer orientiert an der natürlichen Ablaufkante.
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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Pat » Di 24. Apr 2012, 21:57

Warum nicht in einer Sitzung?

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Pferdefreund
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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Pferdefreund » Di 24. Apr 2012, 22:24

Also ich habe mal ein mapping versucht basierend af den Angaben, die Cheryl von einem aehnlichen Fall gemacht hat. Ich denke fuer diesen Fall koennte es genau so sein, dass man die baseline ein bisschen nach vorne verschieben muss, da der Huf aufgrund des FFS auch die Ballen nach hinten raus gedrueckt hat. Cheryl hat deshalb die "bar papaillae" als baseline gesetzt. Das war ein cadaver Huf und man sieht die natuerlich bei dir nicht, deshalb habe ich jetzt mal die baseline an den base der bars gelegt. Dann den Ring angelegt und mit der blauen Linie den cut point eingezeichnet.

Ich wuerde die Zehe einfach immer bis gut in die weisse linie rein backen, bis du die ganze weisse Linie von vorne siehst und das Pferd vorne auf der Sohle steht. Wenn das dann noch nicht bis zum Ring geht wuerde ich trotzdem aufhoeren und ca 2-3 Wochen spaeter wieder das gleiche. Das ist ein ziemlich langwieriger Prozess. Ich glaube nicht dass man das in einer session hinkriegt. Aber auf den Ring hinarbeiten wuerde ich auf jeden Fall. Mit jedem Backup der Zehe wuere ich die Strahlspitze um die gleiche Menge kuerzen (nach hinten versetzten). Die Hufkapsel und der Strahl sind zusammen nach vorne migriert.



Also, hier was Cheryl zu diesem Huf geschrieben hat:

email 1:
I put in some collage thoughts that you might want to copy to really be able to see the notes. The problem with the hoof is the FFS (forward foot syndrome) and the extreme contraction that is pushing the bulbs out in a tight squeeze backwards.

This horse will need not only a better trim to reset the heels purchase back to the baseline but also to reduce the long toe. The heel must have collapsed under the strain and the live frog is weak and cannot support the digital cushion.

Then you complicate this hoof with the bending of the heels tubules.
Did the people put up a side view of the hoof prior to the dissection?

This is a very contracted hoof so the disortion is a bit more difficult to map. But the natural hoof inside is one that would produce a round shape once the capsule shape has been rehabbed.
hugs


email 2:
Question: Do you think the coffin bone will change from round to oblong with hoof contraction and long frogs?

reply: Seldom does the coffin bone change enough to alter the front round (front)shape. It can however pull little peaks or a wave like thinness in the rim edge of the coffin bone.

The palmar process is the area of the most damage. And that process gets longer as the lateral cartilage turns into bone from the stress created in the heel region.

The most changes you see in the100s of coffin bones I have seen are on the solar area (bottom) there can be waves that show the compression, wearing from the grounds pressure against the unprotected coffin bone, that will flatten one side while the other side is concave.

comment: In this case did the coffin bone shift forward from it's natural position so that it's sitting closer to the toe?

Reply: no the coffin bone cannot relocate. Only the coffin joint shifts to the pressure of the capsules displaced shape.

Reminder that the hairline is on the lateral cartilages and a little area in the front center over the extensor tendon. These are connected to the coffin bone and the 2nd (short) pastern bone. So use the hairline as your point of location for the positions in the bony column.

The capsule can distort, twist, lenthen but it can be corrected in most cases.
Zuletzt geändert von Pferdefreund am Mi 25. Apr 2012, 12:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Pferdefreund » Di 24. Apr 2012, 22:30

P.S. das Bild werde ich morgen wieder loeschen, wegen copy right Problemen. Allerdings ist Cheryl wahnsinnig "generous with her knowledge", ich glaube nicht dass sie da was dagegen haette. Im Moment ist sie in Norwegen, auf einer Clinic, kann sie also nicht fragen.

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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Pferdefreund » Di 24. Apr 2012, 22:39

noch eine Erklaerung von Cheryl. Geht morgen auch wieder weg.
Zuletzt geändert von Pferdefreund am Mi 25. Apr 2012, 12:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Jouna » Mi 25. Apr 2012, 07:41

So wie Pat und Pferdefreund eingezeichnet haben habe ich auch gekürzt.

Bluefox hatte diesen link http://www.youtube.com/user/thehappyhoof/videos hier eingestellt und da habe ich die Art mapping der Autorin auch sehr interessant gefunden. Ich denke sie kommt ungefähr zu dem selben Ergebnis wie mit dem Ring. Vor allem ihre theoretischen Erläuterungen z.b. in den beiden Videos ziemlich weit unten wo so ein halber Huf auf dem " Deckblatt " zu sehen ist.

Vielleicht würde sich bei deinem Pferd der hintere Hufbereich entspannen und eventuell sogar etwas weiten, wenn die Kapsel nicht mehr so nach vorn zieht. Nur so eine Hoffnung die ich da hätte. Da sich das Hufbein nicht mit der Kapsel nach vorn schiebt kommt man beim Kürzen auch nicht in Hufbeinnähe. Zur Sicherheit könnte man ja ein Röntgenbild machen.

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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Silke & Abai » Mi 25. Apr 2012, 08:18

Danke zusammen, ich habe mir alles schnell ausgedruckt, damit ich die morgen wieder entfernten Bilder auch danach noch in Ruhe betrachten kann. Ich werde mir alles in Ruhe zu Gemüte führen und dann entscheiden, wie weit ich die Zehe kürze. Auch ich arbeite bei Abai oft mit dem ToeRocker und habe wie Frauke auch immer das Gefühl, dass es den Huf weiterbringt. Aber es ist halt schon ein komisches Gefühl, wenn man laut den "gängigen" Vorstellungen jedesmal "zu viel" an der Zehe macht.
Interessant auch die Einschätzung, dass die lange Zehe die Trachte mit "vorgezogen" hat, ich hätte die Baseline deutlich weiter hinten gemalt.

Schön, dass wir hier so konstruktiv miteinander diskutieren!!!
Viele Grüße

Silke

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Re: Wo ist die Fulcrum line im längsovalen Huf?

Beitrag von Lesley » Mi 25. Apr 2012, 08:26

Ich hoffe, du machst dann auch jede Menge Fotos. Ich finde die Betrachtung sehr interessant, muss ich auch mal lesen, wenn ich Zeit habe.
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

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