chronischer Rehehuf

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SilentDee
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von SilentDee » Mo 2. Apr 2012, 23:47

Ich könnte da wieder mal nicht die Finger von lassen und würde mit den Besitzern sprechen. Und würde fragen, ob die nicht eine zweite TA-Meinung einholen könnten, jedenfalls was das Thema Eisen angeht. Es ist eindeutig falsch, die dran zu lassen, da kann nun echt das Hufbein durchbrechen, wenn das bei der peripheren Belastung bleibt! Und ist auch nicht typisch schulmedizinisch. Da wäre mir die Variante Hufeisen ab und Gips lieber.

Oder mache mit den Besitzern einen Fragenkatalog und ackere den mit denen zusammen mit dem TA durch.
Kann ja nicht sein, dass da wieder ein Pony in die Wurst wandert, weil TA zu unfähig sind und die Besitzer zu hilflos und unwissend (was ich echt schlimm finde, dass die Leute sich Pferde anschaffen, ohne sich mal über Risiken zu informieren. Gerade bei Isis ist das ja nun ein nicht gerade seltenes Problem! :evil:

Och, ich könnte immer die Wände hochgehen bei so etwas! Das macht mich immer so wütend. :cry:

Wenn man sich auf eine Kombination aus Schulmedizin und Alternative entscheiden würde? Entzündungshemmer, Ruhe im nassen Sandpaddock, Eisen ab, zur Not Gips (nimmt wenigstens die periphere Belastung weg und verlagert auf den Strahl und hinteren Bereich!)

Lieben Gruß

Andrea&Atila
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Di 3. Apr 2012, 09:01

Guten Morgen
nunja, die TA ist schon für Beschlag runter, aber das macht sie ja nicht selbst.
Die TA hat die Besitzerin sogar ermutigt, es mit mir zu versuchen.

Sie ist übrigens auch meine TA, also wir kennen uns schon seit Jahren sehr gut.
Warum sie hier so verhalten dran geht, versteh ich auch nicht. Ich schätze sie resigniert einfach vor den FETT gefütterten Pferden. Das andere Pony erleidet vermutlich früher oder später das gleiche Schicksal.

Meine Sorge ist jetzt eher, das ich die Eisen nicht allein runterbekomme weil Pony nicht stehen kann.

Oder sie soll den Schmied holen der das da drauf gemacht hat und er soll wenigstens die Eisen abmachen. den Rest kann ich dann allein versuchen.

Ich hab noch einen Schwung Castbinden hier, die könnte ich nett da drum wickeln.

@Marina
können wir mal telefonieren?
kannst Du mir mal per PM Deine Tel.Nr. schickenß
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Annette
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Annette » Di 3. Apr 2012, 16:13

Man kann ein Polster aus 2-Komponenten-Knetsilikon machen und unter den Barhuf tapen (plus evtl. Hufschuhe) oder im geschlossenen Duplo verwenden. Ich habe dazu bisher KSH-Hufpolster oder Luwex Premium Rehepolster benutzt (wird geknetet und in den Huf gedrückt, der Huf wird abgestellt, dann härtet es innerhalb weniger Minuten aus und man kann es dann noch mal rausnehmen und ggf. zurechtschneiden, wenn es zu weit nach vorne unter den Hufbeinrand reicht). Damit kann man zumindest von unten Gegendruck erzeugen und verhindert das weitere Absinken. Theoretisch könnte man sowas sicher auch unters Eisen basteln (ob es hält?), um den Bodenkontakt herzustellen.
Annette

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SilentDee
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von SilentDee » Di 3. Apr 2012, 16:56

Das hatten sie bei einem Isi gemacht, den ich gerade mit einem akuten Schub bearbeite, da waren solche Polstereinlagen usw. im Rehebeschlag drin, aber nach dem ersten Beschlag lief das Pony besser, nach dem zweiten lag es plötzlich schmerzverzerrt herum und konnte nicht mehr laufen. Hat da nun nicht ausgereicht.

Wobei ich mal behaupte, das, was mir durch's Nageln aufstösst (Hornverdrängung, das Geklopfe) ist bei einem chronischen oder latenten Rehehuf manchmal der Tropfen, der das Fass wieder überlaufen lässt. Und bei einer akuten Rehe empfinde ich das nicht nur als fahrlässig. Zumal Rehehufe super extrem schnell wachsen, wenn es erst mal wieder losgeht - die Selbstheilungskräfte der Natur sind da entsprechend... und wer holt den Schmied alle 2-3 Wochen für einen neuen orthopädischen und gepolsterten Spezialbeschlag??? :doh: Bestimmt Niemand, ist viel zu teuer!

Aber die Zehenwand kann durchaus so schnell nachwachsen, dann hebeln und schwupps, wird die Entzündung wieder weiter gereizt, und schwupps, rotiert die Geschichte noch weiter! Und schwupps, fällt gar nicht auf, wenn plötzlich das Hufbein durch die Sohle kommt... Und schwupps, ist das Pferd beim Schlachter. Das ist selbst Tierärzten schon mit ihren Pferden passiert!

(Schwupps ist leicht ironisch-sarkastisch gemeint... :cry: )

Bei der Polster-Barhuf-Variante ist man deutlich einfacher am Nachraspeln, deutlich mehr unter Hufbein-Beobachtung, meine Kunden-Pferdebesitzer werden geschult auf so manche Dinge, die sie jeden Tag anschauen und beobachten und auch fühlen müssen. Und erstatten dann regelmäßig Bericht. Und, gaaanz wichtig, man weiß, wie gut oder schlecht der Huf sich für das Pferd wirklich anfühlt!!! Und alle seine Strukturen bleiben in Funktion, was eine echte Heilung überhaupt erst möglich macht.

PS: Wir haben telefoniert! ;) Hab ich nicht überlesen...

LG

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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von greenorest » Di 3. Apr 2012, 20:11

Hallo,

vor einigen Jahren stand ich ebenfalls vor der Wahl, als "Laie" (langjährige Erfahrung, aber keine formale Ausbildung) 2 akute (schwere) Rehefälle zu übernehmen. Erschwerend kam hinzu, dass der TA auf einem Rehebeschlag bestand.

Ich habe es gemacht und hatte auf voller Linie Erfolg. Beide Pferde sind noch heute fit und werden voll geritten.

Wichtig: Die Pferdebesitzer müssen einverstanden sein und hinter dir stehen. Ich würde einen schriftlichen Haftungsausschluss vereinbaren. Damit sollte man auf der sicheren Seite sein. Wenn die Besitzer "komisch" sind und nicht vertrauenswürdig, würde ich aber die Finger weglassen, so schlecht es für das Pony ist.

Zu den Notmaßnahmen:

-Eisen abnehmen: Es ist sehr gut, wenn man einen (schlechten) Beschlag abnehmen kann. Notfalls muss man improvisieren, z.B. das Pferd auf weichen Boden stellen, eine Rinne unter dem Tragrand graben und die aufgenieteten Nägel von unten packen (wird nur bei einem älteren Beschlag funktionieren). Oder schauen, ob man bei einem braven Pferd die Eisen am liegenden Pferd abgekommt. Wichtig: Jede Erschütterung ist schmerzhaft, also sanft vorgehen.

Wenn die Eisen ab sind, die Hufe polstern (Last auf hinteren Hufbereich und Strahl, Tragrand entlasten) und auf superweiche Einstreu stellen. Futter: Gewässertes Heu und Wasser NICHTS sonst!
Ein Aderlass und Medikamente vom TA sind sinnvoll.

Wenn alles gut läuft, klingt ein akuter Schub nach ca. 1 Woche deutlich ab.

Gruß Tina
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Andrea&Atila » Mi 4. Apr 2012, 13:21

... es kommt nun ein Schmied, der ohne Röntgenbilder da einen Rehebeschlag draufzaubert. :twisted:
TA ist außen vor.

Ich habe sie bekniet, heute noch Röntgenbilder anfertigen zu lassen, aber ihr schien das alles zu schwierig.

Ich habe ihr dann die Risiken erläutert und was im schlimmsten Fall passiert und das das ein ziemliches Lottspiel ist. Mehr kann ich nicht tun und werde mich auch ab jetzt raushalten.

Ich glaube der Besitzerin ist das alles zu kompliziert und sie möchte die Verantwortung gern abgeben.
Damit kann ich nicht arbeiten.

Armes Pony. :cry:
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von Lesley » Mi 4. Apr 2012, 13:32

:(
Das ist echt ein Trauerspiel.
Man kann dem Pony nur alles Gute wünschen.
"Experience is the hardest kind of teacher. It gives you the test first and the lesson afterward." ~Oscar Wilde

„If you are not willing to learn, no one can help you.
If you are determined to learn, no one can stop you.“

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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von diala » Mi 4. Apr 2012, 16:03

Meine diagnostikfreie Einschätzung (ich hab das Pony letztes Jahr schon mit ewwwwig langen Hufen gesehen) ist eine Kombi aus vernachlässigten Huf und Verfettung, also insulinbedingt und Belastungsrehe durch Vernachlässigung der Hufpflege.
ganz ehrlich?
die Besitzer haben anscheinend weder etwas kapiert, noch sind sie willens, etwas zu ändern. So sind immer wieder neue Schübe zu erwarten. Lege ihnen nahe, dem Pferd die aktuellen und die zukünftigen Schmerzen zu ersparen. Es gibt Leute, die mit Rehe umgehen können, und andere.

Aber mach dir deinen Ruf nicht kaputt mit solchen Fällen... mach Rehhufe nur dort, wo die Leute auch aktiv mitdenken und mitarbeiten.

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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von FraukeBF » Mi 4. Apr 2012, 19:18

Unendlich schade und traurig für das Pony, bestätigt mich aber in meiner ein paar Posts vorher ausgesprochenen Warnung, in diesem Falle etwas ohne ausdrücklichen Wunsch und Unterstützung aller Beteiligten zu unternehmen.

In solchen Fällen kann man überhaupt nur dann etwas erreichen, wenn der Besitzer voll hinter einem steht und konsequent alle notwendigen Maßnahmen durchzieht, ansonsten läuft man im günstigen Fall der Entwicklung immer hinterher und im schlechteren ist man dann noch alles schuld. Schlecht fürs Pony ist es leider in allen Fällen :(
Die wahren Entdeckungsreisen bestehen nicht im Kennenlernen fremder Landstriche, sondern darin, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. (M. Proust)
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Re: chronischer Rehehuf

Beitrag von SilentDee » Do 5. Apr 2012, 16:12

Lass Dich nicht entmutigen, Du kannst für das Pony nichts tun, wenn die Besitzer das nicht wollen.

Du kannst nur eine Voraussage treffen und sie bitten, auf gewisse Dinge zu achten, und wenn es schlimmer wird, den alternativen weg zu gehen und das Pony nicht in die Wurst zu geben, weil sie jetzt den falschen weg gehen... In zwei Jahren ist das Pferd spätestens wieder bei Dir... wenn es Glück hat und nichts durchbricht und die Besitzer es dann nicht haben töten lassen, wen es nicht klappt.

Deswegen ist es übrigens so wichtig, mit Erfolgen bei Rehepferden an die Öffentlichkeit zu gehen... :mrgreen:

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