Ich habe das Strasser Lehrbuch gelesen und muss sagen, dass sie mit vielem Recht hat, aber mit manchem eben wieder auch nicht. Ich kürze auch die Trachten, gleiche die Eckstreben an, aber ich orientiere mich an der Sohle und nicht an einem Winkelgrad, denn mal ehrlich, es gibt auch extrem unterschiedlich gewinkelte Schultergelenke, Ellenbogen usw... Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Pferd dann locker und beschwingt läuft, wenn die Winkelungen zueinander stimmen. Wir haben unglaublich viele im Körperbau völlig unterschiedliche Rassen gezüchtet (also wir Menschen) und nutzen sie komplett unnatürlich. Da eine Winkelung für alle gemeinsam als einzig wahre und gesunde Stellung zu erzwingen klappt leider nicht - man schneidet in die Trachten, bis es blutet, oft ist die Zehe viel zu lang dafür... ich habe leider unglaublich viele Strasser-Pferde übernommen,die über die eigene Zehe stolpern. Kürzt man die Zehe und lässt den Huf sich etwas aufrichten, laufen sie beschwingt und locker.
Ich lasse den Huf sich nach seiner Beinachse entwickeln, damit vermeidet man auch, dass Pferde Probleme bekommen, wenn man Hufe künstlich gerade macht an einem eigentlich schiefen Bein.
Grundsätzlich empfinde ich einen großen Unterschied, ob ein gesunder, zum Pferd passender Huf sich auf weichen, harten oder Mischboden eingestellt und angepasst hat (der Boden formt den huf und der Huf passt sich an den Boden an, beides gleichzeitig, m.M. nach) oder ob ein Huf auf eine ganz bestimmte Form getrimmt wird. Manche Pferde mit der 30°Winkelung kommen gut klar, sind die Eckstreben usw. rausgenommen, können sie super auf weichem Boden laufen, wenn man Glück hat und die Winkelung zum Rest des Pferdes püasst, aber leider nicht immer. Und alle diese Pferde können nicht gut über harten Boden laufen. Kein Wunder, denn nur im Weichbodenhuf baut sich der Huf diese krasse Wölbung und bröckelt die Eckstreben raus...
Pferde, die in der Winkelung passend zum Bein wachsen dürfen, können sowohl als Weichbodenhuf als auch als Hartbodenhuf ausgebildet werden, das hat ja mit der Winkelung nichts zu tun.
NHC ist so vielfältig und hat derart viele Entwicklungsrichtungen, dass man dazu sagen muss, welche Richtung man denn meint.
Leider wird manchmal unnatürlicher Wildwuchs des Hufes nur mit einer Roll getarnt als NHC verkauft. Das gibt dann den anderen Guru-Barhuftheorien (mit Guru meine ich einzelne Menschen, die eine eigene Methode entwickelt haben und diese als einzig Wahre Art der Bearbeitung militant vertreten ohne selbstkritisch Weiterentwicklung, Forschung und Austausch zu betreiben, denn das ist in jedem Fall von Nöten, bei dem man nicht zum Erfolg kommt) den Zunder, um NHC schlecht zu machen.
Ist der Ausdruck NHC eigentlich geschützt?
Wenn nicht, sehe ich natural hoof care als eine Methode der Bearbeitung, bei der man sich an dem Abrieb, den die Natur unter natürlichen Bedingungen dem Huf angedeihen lässt, orientiert und diesen imitiert. Dann betreibe ich schon eine Form des NHC. Wenn der begriff geschützt ist, nicht, denn dann ist es auch bereits zu einer Guru-Methode ausgebaut und ich distanziere mich davon.
Gerade bei sehr kranken Hufen ist es manchmal schwer, zu erahnen, wie es die Natur angehen würde, wenn man davon ausgeht, dass das Pferd über diverse Mischböden viel laufen müsste.
Der Gedanke, dass der Huf mit der Sohle möglichst weit weg vom Boden sein muss, ist ja wohl eher anatomisch fragwürdig und meist geraten Hufe aus der Form und in krankhafte Zustände, weil sie zu lang werden.
Leider wird oft eine Methode nach Schema F (oder S, B, N usw) gelehrt und dann schematisch angewendet. und der Huf driftet in die krankhaftere Situation ab, weil manchmal der Huf gar nicht wirklich verstanden wurde.
So entwickelt sich manch Hufbearbeiter selbstständig weiter. Hatte ich gerade. Ein Hufpfleger (der sehr motiviert und mit Herzblut dabei war) hat einen Bockhuf gezüchtet, weil er angeblich NHC mit angewendet hat, er hat nämlich den schon leichten Bockhuf vorne gerollt und hinten leider ganz NHC unüblich zu lang gelassen... der Bockhuf wurde immer schlimmer - und NHC verteufelt, obwohl es nicht echtes NHC war, sondern nur eine Mustangrolle...
Es ist also für den Pferdebesitzer nicht nur schwierig, auszuwählen, welche Methode man von der Theorie her favorisiert für sein Pferd, sondern auch noch, welcher Bearbeiter eine angeblich praktizierte Theorie auch richtig und sinnvoll anwendet. Es gibt in jeder Theorie gute und schlechte Bearbeiter. Von manchen Theorien hört man aber leider zu oft, dass dann eben das Pferd doch nicht unbeschlagen laufen kann und irgendwann doch zum Eisenbeschlag geraten wird. Anstelle mal selbstkritisch und offen den Austausch zu suchen, was evtl. bei diesem einen Fall besser zum Erfolg führen würde.
Lieben Gruß