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von saskia » Mo 3. Aug 2015, 09:39
Ich bin kein Profi, und ich möchte deine Arbeit nicht kritisieren, da ich weder das Pferd noch deine Bearbeitung kenne, - ich schreib nur mal aus der Perspektive des Pferdebesitzers gesehen :
Die Pferde wurden ohne Hornspalt übernommen, oder zumindest war er zu dem Zeitpunkt nur minimal ausgeprägt. Jetzt haben sie Hornspalte, die bis zum Kronrand reichen? So ein langer Spalt entsteht ja vermutlich nicht von einem zum anderen Tag. Es beginnt sicher vom Tragrand her mit einem kleinen Risschen (das möglicherweise schon bei Übernahme da war). Wenn mein Hufpfleger dieses Risschen nicht wegbekommt, sondern das Risschen stattdessen immer weiter rauf geht, wäre ich schon geneigt, die Bearbeitung als nicht zielführend zu betrachten. Ausser wenn mir der Hufpfleger erklären könnte, wie ich durch meine Haltung/Reitweise/sonstwas das Weiterreissen verschuldet hab, oder dass mir der Hufpfleger (rechtzeitig! bevor der Riss am Kronrand angekommen war) erklärt hat, dass da ein Polster drunter müsse u/o vorübergehend Hufschutz, um den Rissbereich zu entlasten, damit die Wand rissfrei von oben runterwachsen kann, und ich als Besitzer dies abgelehnt hab. Dann wäre es eben auch wiederum meine eigene Schuld, und nicht die des Bearbeiters.
Hat der Hufpfleger jedoch keine Idee gehabt, wie man das Problem rechtzeitig eindämmen kann und wird der Riss unter seiner Bearbeitung lang und länger, und verlangt nun dass ICH als Besitzer durch kräftiges Mitraspeln dieses Problem wieder in den Griff kriegen soll, wäre ich nicht sehr angetan davon, denn letztlich bezahle ich den Hufpfleger dafür, dass er mir solche Arbeit erspart. Wenn ich mitraspeln soll, muss ich mir taugliches Werkzeug zulegen (kostet auch eine nette Summe), es ist physisch anstrengend (und daher evtl nicht von jedem Besi zu leisten), und es kostet Zeit, die ich sicher gern anderweitig mit dem Pferd verbringen würde. Eben deshalb bezahle ich den Hufpfleger, damit mir all das erspart bleibt.
Verlangt der Hufpfleger nun kürzere Intervalle, so kostet mich das im Laufe der Monate auch wieder 'ne Menge extra. Wenn kürzere Intervalle nötig sind durch schicksalhafte Probleme, dann akzeptiere ich das. Ebenso wie ich TA-Kosten akzeptiere wenn TA nunmal nötig ist. Wenn ich nun aber vermute, dass ein Hufpfleger (oder TA) seinen Job nicht gut genug gemacht hat, und mir DESHALB zusätzliche Kosten/Arbeit entstehen, dann suche ich mir einen anderen Bearbeiter/TA. Da werd ich dann auch erstmal zusätzliche Kosten investieren müssen, weil der Nachfolger entsprechend Arbeit hat, das Problem wieder einzudämmen, aber dann hab ich zumindest Hoffnung, dass die Lösung in Sicht ist, und nicht das Problem weiter instand gehalten wird durch Jemand, der mit der Lösung überfordert zu sein scheint.
Du schreibst dass die Hufe bei Übernahme "vernachlässigt" gewesen seien. Kannst du das genauer beschreiben? Ich habe beim Pferd einer Bekannten Hufe gesehen, die sehr lange nicht bearbeitet wurden, es stand nur auf Weichboden, wurde nicht gearbeitet, es gab keinen Abrieb, daher beträchtliche Wandüberstände, die überall schon einrissen und teilweise wegbrachen. Das sah wüst aus, aber prinzipiell war es gar kein Problem. Ein Schmied hat alles ordentlich gekürzt, und der Huf sah sofort wieder normal aus, abgesehen evtl von kleinen Rissrestchen, die in der Folgezeit zügig rauswuchsen. Da brauchte nicht dran rum-"korrigiert" zu werden, - einfach normal bearbeitet. Ob und welche "Korrektur" ein Huf braucht, darüber hat das Pferd mitunter eine ganz andere Vorstellung als der Bearbeiter, und man kann mit angelernten "Korrektur"-theorieen einen Huf auch erst recht aus der Balance bringen. "Ich balanciere den Huf aus" ist eine seeeehr dehnbare Aussage (Manche verstehen darunter immer noch perfekte Symmetrie und bestimmte Winkelmasse, Anderen ist das Trachtenkürzen so wichtig dass sie übersehen dass sie den Zehenhebel verstärkten, worauf die Zehenwand unter Überlastung riss...).
Vielleicht stellst du mal Fotos der betreffenden Hufe ein, dann können die Profis hier vielleicht mehr dazu sagen, wodurch der Spalt entstanden sein könnte und wie man es korrigieren könnte. Vielleicht auch zu den Fotos weitere Angaben über Haltung, Nutzung der Pferde, um nicht-bearbeitungsbedingte Ursachen einzuschätzen.
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.