Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

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nudelmaus
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von nudelmaus » Fr 20. Dez 2013, 17:55

Und wie sieht es mit dem Huf aus? Das würde ich unter Sohlenschwiele einordnen - richtig oder falsch?

Bild

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Feuerhuf
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Fr 20. Dez 2013, 17:59

@Pferdefreund

genau die Unterhaut fehlt im gesamten Sohlenbereich


@ Kelte

bin ganz Deiner Meinung bei diesem Abrieb des Bilds von Blue 2005 hier die Sohle zu bearbeiten wäre Sünde und würde es ich auch nie tun. Hier braucht das Pferd jeden mm Horn.

@Nudelmaus

Schönes Bild einer Sohlenschwiele. Hier würde ich lediglich den Übergang von Schwiele zu Sohle etwas angleichen und den Rest stehen lassen, da der TRagrand auch komplett abgelaufen ist.

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Feuerhuf
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Fr 20. Dez 2013, 18:18

@Saskia
wenn ich es recht verstehe, erachtest du es als wichtig, dass an der Zehe ein Tragrand erhalten bleibt bzw die Bildung eines solchen gefördert wird. Meine Frage dazu : wenn die Zehe insgesamt zu lang ist (also nach vorne weg schnabelt) - wie bekommst du sie dazu, sich zu kürzen, wenn der Tragrand bodenberührend erhalten bleiben soll?
[/quote]

Zehenbearbeitungsmöglichkeiten wäre auch ein schöner Thread. Der Tragrand ist ein Idealdenken, da sich viele Pferde den Tragrand bis auf die Sohle ablaufen, in meinen meisten Fällen allerdings ohne Schwielenbildung. Einen Tragrand mit Gewalt durch Schwächen der Sohle herzustellen ist ein Kunstfehler. Eine schnabelnde Zehe wird unter Berücksichtigung der Gesamthufsituation so weit wie möglich von unten dünn geraspelt und der dann entstandene Absatz von außen durch Anlegen einer von oben nach unten ausschleichenden "Rieddachstruktur" beigeraspelt. Damit kürzt Du zuerst die äußeren Hornröhrchen und dann die darunterliegenden usw. Dadurch wird der Wandhebel Stück für Stück nach jeder Bearbeitung aussgeschaltet und die überlappenden Hornröhrchen bilden eine stabile Struktur obwohl die Wand dünner ist. Vorsicht bei der Bearbeitung - ein übermäßige Schwächen der Zehe führt zu ausbeulenden Hufen.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Pferdefreund » Fr 20. Dez 2013, 19:29

Feuerhuf hat geschrieben: @Nudelmaus

Schönes Bild einer Sohlenschwiele. Hier würde ich lediglich den Übergang von Schwiele zu Sohle etwas angleichen und den Rest stehen lassen, da der TRagrand auch komplett abgelaufen ist.

Feuerhuf, danke fuer Deine Erkaerungen! Ich verstehe allerdings deine Gedankengaenge noch nicht ganz . Z.B. warum Du das Bild von Nudelmaus als Sohlenschwiele bezeichnest. Die Sohle ist mMn lediglich vorne platt gelaufen (und evtl etwas komprimierter), unterscheidet sich aber in keiner Weise von der Sohle hinter der sog. "Schwiele". Meine Erklaerung fuer das Muster an diesem Huf ist dass der abrupte Uebergang lediglich anzeigt, wo das Pferde den "breakover" setzt, ca so wie wenn jemand den Huf mappen wuerde (a la ELPO http://www.e-hoofcare.com/step-by-step- ... tocol.html), und dann vor dem breakover einen toe rocker anbringen wuerde. In dem Fall ist es der Asphalt, der den toe rocker anbringt.

Fuer mich ist eine Sohlenschwiele einfach nur Horn, welches vermehrtem Druck ausgesetzt ist, und deshalb schneller verhaertet, oder einen callus bildet. Keines der Bilder hat das bisher wirklichh gezeigt, was ich drunter verstehe. Die Frage waere, unter meinem Modell, warum erfaehrt eine bestimmte Stelle Sohle vermehrt Druck? Da kann es viele Moeglichkeiten geben. In Nudelmaus' Fall waere meine Theorie dass das Pferd zu kurze Trachten hat und es deshalb proportional zu viel Gewicht auf der Zehe traegt. Meine Stute, die bodenenge Bein Konformation hat und ueber lateral auf und abfusst, bildet eine kleine Schwiele unterhalb ihres lateralen Hufbeinrandes aus, ich vermute als Gegengewicht fuer den vermehrten Abrieb lateral, und um ihr laterales Hufbein vor Abbau zu schuetzten. Die schwarze Sohle hat auch an genau dieses Stelle ihre Pigmentierung verloren, was Anzeigt dass dort tatsaechlich grosser Druck herrscht. Leute die einen "white line trim" durchfuehren finden haeufig verhaertete Sohle rundum den ganzen Huf neben der inneren Hufwand. Vermutlich weil die Wand zu sehr aus der Last genommen wurde.

Bzgl der Einblutungen unter der Schwiele ist es mMn nicht zu unterscheiden, ob die Schwiele zu der Einblutung gefuehrt hat, oder der vermehrte Druck an der Sohle, der dann wiederum die Sohle dazu stimuliert hat zu verkallusen, also Schwiele zu bilden, als Schutz. Oder anders gesagt, man weiss nicht was Ursache und Konsequenz ist.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Fr 20. Dez 2013, 19:44

@Pferdefreund

Jetzt haben wir ein Definitionsproblem. Die Definition Sohlenschwiele ist keine allgemeingültige Nomenklatur.
Für mich ist es eine Schwiele, unabhängig der abgelaufenen Fläche, wenn es eine kleine Erhebung gibt bevor die Schwiele beginnt. Un diese kleine Erhebung glätte ich. D.h. den Schnitt bis zum Tragrand auslaufen zu lassen, würde bedeuten die Sohle zu schwächen und den Abrieb in diesem Bereich zu erhöhen.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Pferdefreund » Fr 20. Dez 2013, 19:58

ja, den Uebergang kann man sicher glaetten, aber den Sinn darin sehe ich nicht. Das hat meiner Meinung nach absolut keine Auswirkungen auf die Dynamiken am Huf. Macht die Sohle nur optisch "huebscher". Also eine Schwiele ist bei dir einfach nur ein abrupter Uebergang?

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Fr 20. Dez 2013, 23:07

@ Pferdefreund

Ich glaube daß sich die Druckverteilung des Bodengegendrucks durch das Glätten besser verteilt. Vielleicht ist das auch nur meine Annahme und hat biophysikalisch keine Relevanz. Herausstehende Unebenheiten der Sohle glätte ich auch auf die gleiche Weise. Man jedoch auch sagen warum? Der Boden ist doch auch uneben. Ich fahre damit gut und habe noch keine negativen Auswirkungen feststellen können.

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von kelte » Sa 21. Dez 2013, 09:07

Ich wiederum belasse dies Unebenheiten/Wülste/Dippel.

Für mich sind das alles Reparaturveruche, bei denen die Sohle versucht das Hufbein zu stützen bzw zu schützen. Aus meiner Erfahrung beginnt sich dann die Sohle mit der Zeit komplett auf dieses neue Niveau aufzufüllen. Selbst wenn ICH nicht verstehe, wozu dieser oder jener Wulst jetzt eigentlich gut sein soll, ich bin überzeugt, das Pferd weis es besser und lässt nichts unnötig wachsen.
Hampton und Politt haben bei ihren Sohlendruck-Untersuchungen sogar schon die Vermutung geäußert, daß die Sohlenlederhaut event sogar unterschiedlich schnell Sohlenhorn produziert, je nachdem wo genau es gerade benötigt wird. Das kann ich mir gut vorstellen.

Glätten tue ich solche Erhebungen eigentlich nur, wenn ich sehe, daß es weg möchte, der natürliche Abrieb aber fehlt, oder zu gering ist (zu wenig Bewegung auf entsprechenden Böden). Ich sehe es an zarten schwarzen Linien, die um diese Erhebungen herum gehen. An ihnen schneide ich dann entlang und meist ist es dann sogar schon eine hauchdünne schwarze Fläche. Dann bin ich sicher, das es weg muß.

Und natürlich auch abgesehen davon, wenn ich versuche einen vollkommen aus den Fugen geratenen Huf wieder in seine Form zu helfen, wenn also der natürlich "Reparaturmechanismus" überfordert ist.

Grüße

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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Feuerhuf » Sa 21. Dez 2013, 18:38

Nachdem eine repräsentative Anzahl Forenmitglieder Ihre Meinung geäußert haben, möchte ich anfangen zu versuchen ein Fazit für die Amateuerbearbeiter, als Richtlinie zu ziehen.
Sohlenschwielen entstehen durch das in einem ca. 45° Winkel nach vorne wachsende Sohlenhorn.
Wenn immer zur Hornbildung fähige Strukturen durch vermehrte Belastung, in diesem Fall der Zehenbereich, einen Hornwulst aus augenscheinlich dichterem und festern Horn bilden, geschieht das zum Schutz der darunter liegenden Strukturen wie z.B. Hufbein und andere verletzliche innenliegende Hufanteile. Die Notwendigekeit zur Bildung dieser Struktur wird oft durch eine zusätzliche rote bis gelbliche Einlagerung von Einblutung in Form des Hufbeinrandes durch Hämoglobinanteile unterstrichen. Sohlenwülste treten verstärkt bei flachen Hufen und fehlendem Tragrand auf.
Für den Amateuerbearbeiter bedeutet das:
Messer bzw. Finger weg von dieser Struktur. Wir nennen sie „die heilige Sohlenschwiele“.

Lucky Buck
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Re: Bearbeitung Zehen- bzw. Sohlenschwiele

Beitrag von Lucky Buck » Sa 21. Dez 2013, 21:02

Feuerhuf hat geschrieben:....
Für den Amateuerbearbeiter bedeutet das:
Messer bzw. Finger weg von dieser Struktur. Wir nennen sie „die heilige Sohlenschwiele“.
Aha. Und für den Profi? :whistle:

...wenn ich mal davon ausgehe, dass da keine Ironie dahintersteckt.

Lg
Heike

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