Hallo,
prinzipiell stimme ich Pete Ramey (in seinem neuen Buch ist ein ähnlich Artikel) zwar zu, dennoch kann man aus seinen Ausführungen meiner Erfahrung nach leicht den Fehlschluss ziehen, zu wenig zu korrigieren.
Ein Beispiel:
Blüter von der Rennbahn, heute Distanzpferd, steht typisch so:
Ein typischer Fall von ungleichen Hufen:
Der steile, entlastete (Pferd steht manchmal gar nicht richtig drauf, "Kniegängig"=Vorderfusswurzelgelenk eingeknickt):
Der flache, stark belastete (Pferd steht immer drauf)
Die Trachten am steileren Huf haben etwas Überstand:
Der Strahl ist aber total schwach, Strahlfäule liegt vor, Strahlkissen quasi nicht vorhanden. Dennoch habe ich die Trachten auf Sohlenniveau gekürzt (war nicht viel) und SOFORT stand das Pferd auf 4 Beinen, bevorzugt geschlossen, zufällig gar mit mehrbelastung auf dem steileren Huf. Beim Vortraben lief es Barhuf eher besser als vorher, keinesfalls schlechter. Auf Schotter wird es mit Hufschuhen geritten, die nun gepolstert werden.
Bisher wurden die Trachten des steilen Hufes aus Angst, das Pferd fühlig zu machen, zu wenig bearbeitet. Der Huf war durchdurch so aus der Balance, dass der vorne in der Zehenmitte einen Riss entwickelte (mein Bild von vorne ist leider unterbelichtet)
Meine Interpretation: Wenn Pete Rameys Kriterien für "Vorsicht beim Trachtenkürzen" zutreffen, muss man wirklich aufpassen, dass man das Pferd nicht überlastet. Aber wenn man zu wenig kürzt, wird sich die Hufform eben auch nie verbessern, weil die Trachten ob der "Hebel" sind, um die Hufe in die richtige Balance zu bekommen. Zumindest alle Pferde, die ich bearbeite, laufen/stehen im Auslauf eben auch viel auf hartem Boden, wo die Trachten eben NICHT einsinken. Ich würde bei einem Pferd mit schwachem Strahl auch nicht unbedingt bis an die absolute Grenze Trachten kürzen. Aber ich arbeite wenigstens in diese Richtung und greife lieber auf Hufschuhe zum reiten zurück bzw. lasse das Pferd eine Weile auf gutem Boden laufen als dass ich die Trachten zu lang lasse.
In seinem neuen Artikel schreibt Pete Ramey, dass er deutlichen Tragrandüberstand am Ende der Bearbeitungsperiode als Zeichen dafür interpretiert, dass das Pferd eine Zehenfussung zeigt und seine Trachten tendentiell nicht genügend belastet. Ursache sei, dass das Pferd tendentiell Schmerzen im hinteren Hufbereich habe.
In diesem Fall habe ich zwei absolute Gegenbeispiele im Stall stehen. Beide Pferde haben extrem gute Hufe, aber eine naturbedingt steile Stellung. Sie haben einen superdicken, weiten Strahl und zentimeterweise(!!!) festes Strahlkissen. Trachtenlandung: Immer, kein Problem. Trotzdem reibt sich die Zehe beim Abhufen tendentiell etwas mehr ab als die Trachten. Wenn ich hier die Trachten nicht jedes Mal akribisch absolut auf Sohlenniveau (null Überstand) kürze, gibts bei beiden Pferden Bockhufe, wo sich die Zehe noch viel mehr abläuft, also ein Teufelskreis beginnt.
Gruß Tina