Aleike hat geschrieben:SilentDee hat geschrieben:Ich denke, dass man evtl. als interessierter Halter einen Kurs über Hufanatomie besuchen sollte, dann kann man das, was der jeweilige Bearbeiter erzählt, erklärt und begründet, wenigstens ein bischen nachvollziehen und sich eine Meinung bilden.
Aber Vorsicht: Ein Kurs gibt ja auch nur eine bestimmte Meinung wieder. Das ist das Dilemma: Jeder hat für seine Methode gute Argumente.
Meine erste Hufbearbeiterin konnte mir auch super erklären, warum sie was macht, wie der Huf funktioniert ect. pp. und warum das halt noch dauert. Ahnungslos wie ich war, habe ich hingenommen und geglaubt, dass die Hufe halt so schwierig sind und es sich momentan nicht vermeiden ließ, dass mein Pferd kaum im Schritt über glattes Pflaster gehen konnte. Viel, viel zu lange. Der Huf braucht ja ein Jahr um einmal herunter zu wachsen und so. Dumm, wie ich war, habe ich also über ein Jahr Geduld gehabt und diese Situation hingenommen. Die Dame war mir ja bekannt und hatte im vorigen Stall mehrere Pferde bearbeitet.
Mein armes Pferd.
Vielleicht bin ich heute deshalb etwas rigoros, dass ich meine, spätestens beim zweiten Termin (wenn derjenige die Hufe schon ein bisschen kennt), darf das Pferd nach dem Bearbeiten mindestens nicht schlechter laufen als vor dem Bearbeiten. Wenn die Bearbeitung dem Pferd Schmerzen verursacht, die es vorher nicht hatte, ist was verkehrt.
Ja, da stimme ich Dir voll und ganz zu. Wenn es vorher keine Schmerzen hatte, und nach der Bearbeitung welche hat, stimmt etwas nicht, spätestens nach dem 2. Mal. Denn der Huf muss schon Gelegenheit haben, sich etwas umzubauen. Wenn ich z.B. ein Pferd mit nach außen komplett wegdriftenden Hufwänden habe mit massivem Tragrandüberstand und Unbalancen, die Sohle aber echt dünn ist, denn der Huf hat eindeutig zuwenig Abrieb und versucht, sich selbst zu kürzen und anzupassen, dann entferne ich alle die Lamellenschicht wegzerrenden Hebel, und der Huf wird erst mal fühliger, weil er seine Stelzen los ist und mit der dünnen Sohle näher am Boden... baut dann innerhalb von kurzer Zeit eine Sohlenschwiele als Heilungsmaßnahme, ab dann geht es stetig bergauf, dann ist das so. Oft trauen sich Bearbeiter nicht, Tragrandüberstände zu entfernen, weil das Pferd dann erst mal schlechter läuft, aber genau dies braucht, damit die Lamellenschicht wieder intakt werden kann. Sie haben Angst, dass der Besitzer sie dann nicht wieder holt - und schlußendlich ist es ja auch ein Beruf, von dem man leben muss... (Angst also zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar - hilft dem Pferd aber langfristig nicht!)
![Bild](https://lh5.googleusercontent.com/-4xZMkA4NcVg/TpiLybSPl1I/AAAAAAAAJQ4/7HpVEfOFY5k/s512/Tragrandueberstand_Front.jpg)
oder von unten:
![Bild](https://lh3.googleusercontent.com/-Qu7qI3jGfj8/TpiLy1sH6YI/AAAAAAAAJQ8/myujx7hLCgQ/s576/Tragrandueberstand_Sohlenbild.jpg)
(Dieses Pferd ist ohne Tragrandüberstand übrigens nicht schlechter gelaufen, nur anfangs etwas vorsichtiger und tastender, war aber nach 2 Stunden schon an das neue Gefühl gewöhnt und ist dann am nächsten Tag viel besser gelaufen, tobt auch wieder herum, was es vorher nicht gemacht hatte... Kommt auch immer etwas auf den Boden an, über den es laufen soll. Schotterpiste wäre nicht möglich gewesen, dafür ist der Huf noch zu "krank". Leider sehen die wenigsten Pferdebesitzer Hufprobleme als echte Krankheit an, der eine Behandlung und Heilung ermöglicht werden muss. Sehnenprobleme werden gleich voll akzeptiert... Da weiss man, das dauert etwas, aber bei den Hufen muss eine Behandlung simsalabin ein voll funktionierendes Pferd ergeben, sonst Eisen drunter, dann läuft es wenigstens überall drüber.
Viele Mißstände sehen die ungeschulten Besitzer auch nicht. Zum Beispiel, wie das Pferd geht, ist eine Sache, an die man sich gewöhnt. habe z.B. Zehenfußung bei manch Neukundenpferd, und es ist ihnen nicht mal aufgefallen.
Und häufig scheuen die Pferdebesitzer auch zusätzliche Kosten und Aufwand. Wenn ich einen schlimmen Huf bekomme, der, um gesund werden zu können, ein Polster benötigt, dann ist das Vielen schon zu viel. Dabei kann man damit sooo unglaublich viel erreichen! Ich nagele eben nichts drunter, ich klebe oder giesse oder montiere Hufschuhe...
![Very Happy :D](./images/smilies/icon/biggrin.gif)
Denn Bewegung ohne Schmerzen ist das A und O für Hufheilung. Und wenn das übergangsweise nicht ohne Schutz geht, hey, machen wir einen Schutz drunter, aber immer mit dem Ziel, dass es im normalen Alltag ohne funktionieren soll, wenn das Ziel der Hufgesundung erreicht ist! Ein gebrochener Arm braucht auch übergangsweise einen Gips als Schutz!
Als Kurs zur Beurteilung als Pferdebsitzer sollte man mit schlichter Anatomie anfangen. Ohne Wertung, denn die läßt sich nicht bestreiten und falsch auslegen. Nur was ist wo und wie entwickelt es sich... Die Funktionsweise muss dann erst mal grundsätzlich wertfrei aufgespart werden, denn die kann man dann besser durchdenken, wenn man erst mal den wertfreien schlichten Aufbau begriffen hat! Dann kann man selbst darüber nachdenken, was Sinn macht, denn genau in dieser funktionalen Auslegung unterscheiden sich die Bearbeitungsmethoden.
![Wink ;)](./images/smilies/icon/wink.gif)
Wenn alle Methoden von der gleichen Funktion der Sohle, des Wandhornes (unten sogenannter Tragrand), des Strahles, des Strahlpolsters, der Ballen usw. ausgehen würden, dann würden sie sich nicht derart unterscheiden...
Lieben Gruß