Negativer Palmarwinkel

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radieschen
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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von radieschen » Di 23. Apr 2013, 20:10

woher?
Ich hab es in meiner Ausbildung nicht gelernt und während meiner Praktikumstage ist mir keiner untergekommen. In meiner bisherigen Tätigkeit ebenfalls noch nicht. Von Gefühl würde ich ähnlich bearbeiten wie Kelte es beschreibt.
Ich find es aber super, dass das Thema hier angesprochen wird und auch die gewerblichen Hufmenschen die Möglichkeit haben, sich über die Bearbeitung auszutauschen.

Ich habe auch kein Problem damit, einem Kunden zu sagen: das habe ich noch nie gesehen, ich möchte jetzt aber dies, das und jenes machen, weil ich mir dadurch diesen oder jenen Effekt versprechen. bislang ist mir deswegen noch niemand abgesprungen. Natürlich bin ich in dem Moment irgendwo verpflichtet, mich für die künftige Bearbeitung mit der Problematik auseinanderzusetzen, fortzubilden und zu informieren. Das kann ich dann hier tun oder im Gespräch mit Kollegen, die damit mehr Erfahrung haben oder im Internet oder wo auch immer. Hauptsache, ich mach es.

Andersherum: irgendwann sieht auch der gewerbliche Hufmensch sich erstmals mit nem üblen Reheknollhuf konfrontiert. Oder mit nem HRE-Befund Pferd. Da mag er THEORETISCH wissen, was zu tun ist, aber tatsächlich lernt sich das meiste erst "on the job" und nicht in der Ausbildung.
Meine Ansicht dazu.

Martin
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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Martin » Di 23. Apr 2013, 20:26

Puschel hat geschrieben:Jetzt werde ich mich wohl in die Nesseln setzen, aber sollte man als gewerblicher Hufberarbeiter nicht wissen, was ein npW zur Folge hat und einen Rehehuf dahingehend behandeln können? Bei dem gezeigten Huf: Habt ihr schonmal an einen Hufschutz mit Strahlpolster gedacht?
Solche Bemerkungen führen auf Dauer dazu, dass sich Forumsschreiber nicht mehr trauen Fragen zu stellen. Das wäre exakt das, was wir nicht wollen.

Besser ist es die Frage zu beantworten, wenn man denn die Antwort weiß.

Martin

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von charlsey » Di 23. Apr 2013, 22:14

VR_lateral_vorher_klein.jpg
luschtig, bisher hat zumindest noch keiner definitiv sagen können: IST es schon ein negativer palmarwinkel oder noch nicht?

bei dieser überlangen zehe ging es mir erstmal darum die zehe zurückzubekommen und den abrollwinkel weiter zurückzusetzen ... stetig... hebel komplett zu beseitigen und schauen wie/ob sich die trachte successive aufrichtet. dieser fall ist insofern nicht sooo dramatisch, da das pferd wohl schon viele jahre mit gruseligen beschlägen so rumgelaufen ist und ohne die eisen direkt nicht fühlig ging. zumindest begann das pferd nach der behandlung zu laufen und auch wieder freiwillig zu galoppieren. ja, vielleicht hätte ich mit keilpolstern arbeiten sollen. wäre eine option gewesen, war mir nicht so geläufig. nur mit schuhanpassung hatten wir eh ein paar probleme, da zehe elend lang.

mal schauen ob ich ein diletantisches foto "nachher" finde. das ist allerdings schon eine weile her. m.e. ist die trachte langsam stabiler geworden und die substanz wird mehr. aber das ist alles ein wenig off-topic. mich hätten nur die unterschiedlichen herangehensweisen an diese problematik, also bearbeitungstechnisch. danke für hilfreiche und horizonterweiternde kommentare :-)
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Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von greenorest » Di 23. Apr 2013, 23:37

Hallo,

Die Röbis sind in Hinsicht auf die Beurteilung des Palmarwinkels etwas schwierig, weil der Zentralstrahl zu weit oben gesetzt wurde. Dadurch sieht man beide Hufbeinäste. Trotzdem: Das Hufbein sieht für mich so aus, als gabe es einen leicht positiven Palmarwinkel.
Ergo: Die Zehenwand ist weg gehebelt (daher die gebrochene Zehenachse) die Knochen innendrin sind von der Anordnung aber grundsätzlich i.O. (ggf. kann der Palmarwinkel noch ein paar Grad steiler werden im Laufe der Bearbeitung)

Schade, dass Brian Hampson nur Vorderhufe in seiner Studie haben will, sonst hätte ich ein paar deutliche Beispiele... Vielleicht lasse ich noch ein paar Zusatzbilder machen ;-)

Gruß Tina
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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Annette » Mi 24. Apr 2013, 07:12

Ich als Vermesser sehe auch einen Null bis leicht positiven Palmarwinkel
Annette

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von charlsey » Mi 24. Apr 2013, 07:15

danke für eure einschätzung ;)
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von Andrea Keuchel » Fr 26. Apr 2013, 01:08

...Der negativ palmare Winkel tritt vermehrt an der Hinterhand auf....

*räusper*
damits korrekt läuft muss man an den Hinterfüßen vom plantaren Winkel sprechen.
Palmar = Handflächenwärts, Plantar = Fußflächenwärts

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Bodenparallelität / negativer palmarer Winkel

Beitrag von Silke & Abai » So 2. Jun 2013, 10:54

Hallo,
in letzter Zeit kommt es hier in einigen Threads immer wieder zum oben genannten Thema. Ich glaube, von Katiebell kam die Aussage, dass viele Pferde einen bodenparallelen Hinterhuf haben oder sogar einen negativen palmaren Winkel. Ich wollte hier mal einen eigenen Thread dazu aufmachen, damit das in den anderen Themen nicht untergeht. Hier schonmal meine Gedanken dazu:

- gibt es Röbis von Mustanghinterhufen? Wie ist da der Winkel?
- sind diese bodenparallelen Hufbeine also Regel oder Ausnahme bei wildlebenden Pferden?
- sind sie Regel oder Ausnahme bei domestizierten Pferden?
- Vorder- und Hinterbeine haben ganz unterschiedliche Aufgaben, brauchen sie dann identische (positive) Winkel?
- Hinterbeine in freier Natur sind nur selten zum "Tragen", meist mehr zum "Schieben", erst unterm Reiter möchte man mit der Hinterhand mehr Last aufnehmen, muss das gerittene Pferd dann einen anderen Winkel haben zum "Tragen" als das wildlebende Pferd zum "Schieben"?

Fragen über Fragen

Wie seht ihr das?

Gibt es Links zum Thema, gerne auch englisch?
Viele Grüße

Silke

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Re: Negativer Palmarwinkel

Beitrag von katiebell » So 2. Jun 2013, 12:11

Diese Webseite kennt wahrscheinlich jeder:
http://heikebean.com/hoof.htm

Unter "Healthy Hooves" findet sich der Vergleich zwischen Hufbeinen von Vorder- und Hinterhuf. Man sieht da ganz schön, dass ein Hinterhuf, selbst wenn das Hufbein bodenparallel ist, einen steileren Zehenwinkel hat als ein Vorderhuf. Sie erklärt dort auch ihre Gründe (die die gleichen wie meine sind), warum sie im Stand kein bodenparalleles Hufbein möchte.
Möchte man das Hufbein nur unter richtiger Belastung bodenparallel, sieht man gut, wie steil eigentlich ein Hinterhuf stehen muss.
Und wenn man sich dann mal Hinterhufe so betrachtet, stellt man fest, dass die meisten zu flach stehen.

Martin
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Re: Bin Anfänger im Hufebearbeiten und bitte um Feedback!

Beitrag von Martin » Fr 5. Jul 2013, 09:29

Der negative Palmarwinkel ist stark an untergeschobene Trachten gebunden, die immer zu kürzen wären, egal ob von der Zehe auch etwas weg kann oder muss.
Wenn keine untergeschobenen Trachten vorliegen, ist in der Regel kein negativer Winkel zu erwarten. Allein der Kronrand als Bezug ist nicht ausreichend.
Da wären wir wieder bei Strasser. Der negative Palmarwinkel hat deshalb in der Literatur der USA eine Bedeutung, weil unter anderem mit der Strasserbearbeitung solche Fehlstellungen entstanden und Strasser immer feste Winkel des Kronrandes verlangte.

Martin

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