Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böden

Bearbeitungstechniken
Martin
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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Martin » So 27. Mai 2012, 13:42

Ponyschubser hat geschrieben:Im Grunde ist mir nur wichtig, das der Kunde weiß, das ich alles mache um die bestmögliche Hufsituation herausholen. Ich aber auch nicht zaubern kann, wenn die Umstände nicht optimal sind. Weil mir hinterher vorgeworfen wird, das die Hufe sch.. aussehen.
Den Fall hatte ich jetzt 2 mal und habe mich sehr darüber geärgert.
Beisspiel: 2 Pferde haben viel Asphalt und Steine im Gelände. Besitzer wollten aber trotzden viel ins Gelände. Zusätzlich kommmt im Winter noch der steinige Paddock dazu. Beide Pferde liefen vorne Zeheneng /standen Bodeneng. Haben also immer über die äußere Zehe abgerollt. Bei regelmäßiger Hufpflege kann man da ja entgegenwirken das der Huf nicht immer schiefer wird. Als ich die beiden Pferde im Sommer übernommen hatte, hatte ich auch darauf hingewiesen das es evt. zum Winter hin schwierigkeiten mit zuviel Abrieb geben könnte und man da überlegen müsste evt Hufschuhe, wieder Beschlag oder Reitweise ändern. Auch das die Termine immer regelmäßig eingehalten werden. Jaaa, kein Problem hieß es. Dann war ich aufeinmal die Böse weil Pferde zu "angeblich" zu kurze Hufe hätten und nach 13 Wochen nun so fürchterich aussehen. Ich wäre ja total unfähig :twisted:
Ganz klar, je größer der Kompromiß ist, umso eher läuft man Gefahr dabei zu verlieren, weil einem die negativen Seiten des Kompromisses dann als Unfähigkeit um Ohren gehauen werden.
Ich habe es da ein wenig einfacher als andere, weil ich immer behaupten kann, im Highspeeddistanzsport bestehen zu können. Man traut sich nicht so leicht mich infrage zu stellen und so kann ich mir mehr erlauben, kann sogar in direkte Konkurrenz zu Hufschmieden treten. Inhaltlich muß das nicht stimmen was ich sage und tue, denn ich mache genauso viele Fehler wie jeder andere auch, aber es läuft ja meistens über Vertrauen und nicht über Inhalte.

Allerdings glaube ich schon, dass mehr Hufpfleger sich die Beschlagseite intensiver anschauen sollten. Vielleicht gar nicht so sehr, damit sie es als Dienstleistungs anbieten sollen, aber um differenzierter zu verstehen. Wir sollten als Barhuffans schon auch akzeptieren, dass ein Beschlag einem Pferd und seinem Besitzer viel Freude bereiten kann. Ich sehe das immer bei den sogenannten "Sneakers" von Equithotics aus den USA. Der Beschlag ist in seiner Wirkung auf den Huf ähnlich schädlich einzustufen wie ein Eisen, da es ein starrer Beschlag ist und somit die Trachten "lahm" legt. Aber sobald die Pferde merken was sie da untern Hufen haben, fangen sie das Laufen an und sind kaum noch zu halten. Sie sprühen geradzu vor Lebenfreude.

Martin

Ponyschubser
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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Ponyschubser » So 27. Mai 2012, 14:09

Martin hat geschrieben:"Sneakers" von Equithotics aus den USA
..habe gerade mal gegoogelt..kannte ich noch gar nicht. Interessant.

Martin
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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Martin » So 27. Mai 2012, 18:07

Ponyschubser hat geschrieben:
Martin hat geschrieben:"Sneakers" von Equithotics aus den USA
..habe gerade mal gegoogelt..kannte ich noch gar nicht. Interessant.
Ja, aber sehr teuer (56 Dollar das Paar in den USA!). Wir nehmen sie nur für Wettkämpfe.

Martin

Ponyschubser
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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Ponyschubser » So 27. Mai 2012, 21:05

:whistle: ui

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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Jouna » Mo 28. Mai 2012, 09:17

Ich weiß für mich auch, wie viele Fehler man macht oder Fehlentscheidungen man so in den ganzen Jahren getroffen hat. Das ist ganz normel und menschlich und ich werde ja auch weiterhin Fehler machen . Das ist ja auch immer abhängig vom momentanen Wissenstand, der sich aber glücklicherwiei ständig vergrößert. Mein Problem ist nur etwas wissentlich falsch zu machen .

Meinen Kunden werfe ich eigentlich nicht vor, daß ihre Pferde oft kranke Füße haben, denn sie alle hatten ja Fachleute da, die sich um die Hufe kümmern sollten. Sehr oft höre ich auch, daß sie schon oft Probleme angesprochen haben ( wie z.B. Risse usw die ja niemand übersehen kann ) und der Hufbearbeiter dann von schlechter Hornqualität und " das geht bei diesem Pferd nicht anders " oder "der hat nun mal solche Füße" erzählt. Und da man als Pferdebesitzer ja nun nicht alles wissen kann, gehen dem Besitzer ja immer ganz schnell die Argumente aus und die Situation bleibt wie sie ist. Aber irgendwann reicht es dann den Besitzern doch und sie schauen sich nach einer anderen Lösung um. Soweit finde ich das alles total normal.

Aber ein Pferd tierschutzwidrig 23 Stunden ohne Sozialkontakt einzusperren, damit komme ich nicht zurecht. Dafür brauche ich als Pferdebesitzer kein großartiges Wissen , sondern nur Gefühl und Respekt vor dem Pferd. Und da ich ja ein kleiner " Terrorist " bin, würde ich solche Leute vermutlich auch nur nerven.

Ich bin auch z.B. gar nicht grundsätzlich gegen Beschläge. Bei manchen Situationen ist Barhuf einfach begrenzt. Ich habe einer Kundin auch schon mal vor der ersten Bearbeitung gesagt, daß ich da nicht so sicher bin, ob dieses Pferd ohne Eisen laufen kann ( da hatte sie schon seit 17 Jahren Eisen ) und habe ihr nach ein paar Monaten geraten sie wieder beschlagen zu lassen. Und sie läuft einfach besser so.

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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von SilentDee » Mo 9. Jul 2012, 20:38

Spannendes Thema, hab ich völlig überlesen gehabt. ;)

Ich nehme alle Pferde an, egal in welcher Haltungsform, wenn denn der Besitzer nach dem ausführlichen Beratungsgespräch sich für diesen Weg entscheidet, den ich ihm aufzeige. Ich bespreche die Hufe und auch meine Art der Bearbeitung, betone dabei, dass meine Hufe so kurz sind, dass Schmiede, Schulmediziner und andere Stallkumpels alle wahrscheinlich sagen: viel zu kurz! Das ist nämlich das oft größte Problem, die Verunsicherung, die der Pferdebesitzer erfährt, wenn andere immer sagen, oh gottogott, die Hufe sind viel zu kurz! Ist halt wirklich konträr zur allegemeingültigen (ewig schon so geltenden) Meinung, Hufe müssten möglichst lang sein, um barhuf laufen zu können... werden sie zu kurz oder brechen ab (=kürzen sich auf natürlichem Wege) wird manchmal ja schon sicherheitshalber beschlagen...

Boxenhaltung 24 Stunden habe ich nicht im Kundenkreis, kenne hier aber auch eigentlich keinen Stall, wo Pferde noch so tierschutzwidrig gehalten werden. Aber halbtags Boxenpferde habe ich schon im Kundenkreis, und auch die können schöne, gesunde Hufe bekommen, manchmal bin ich regelrecht fasziniert, was Hufe alles kompensieren und wie dankbar sie manchmal eine andere Bearbeitung annehmen und die Chance ergreifen, möglichst schnell gesund zu werden. Faszinierend schnelles Hornwachstum, faszinierendes Strahlheilen, wenn wirklich mal richtig mit Druck tamponiert wird usw.

Mein erklärtes Ziel ist nicht der Schotterbrecherhuf, sondern der gesunde Huf. Weichbodenhufe (24 Stunden Weidehaltung) haben nun mal von der logischen Anatomie auch im gesunde zustand ein gewisses Problem mit spitzen Steinchen auf hartem Boden. Klar kürzen die sich durch wegbrechen, suchen den Grünstreifen usw. Aber wenn man solche Haltungs hat bei einem Kunden, kann man das ja so besprechen. Ziel: gesunde Lamellenschicht, möglichst naturgerade Wände, möglichst wenig Hebel, denn ich imitiere immer zu einem gewissen Maß den hartbodenabrieb, um wenigstens eine Mischform im Huf zu haben. Und stelle die Besitzer auf Hufschuhe ein, denn Weichbodenhufe ohne Sohlenschutz über Schotterpisten zu schrubben, ist auch Tierquälerei, finde ich.

Zum Beschlag: Ich mag keine Fixierung eines Gegenstandes rund um die Uhr mit Nägeln (punktuell) an der Hornwand. Die Auswirkungen auf die Hufanatomie sind mir zu schlimm. Das passt nun mal nicht zusammen mit meiner Einstellung zu meinem Beruf, denn wer beschlägt alle 2 Wochen neu? Niemand! und das wäre das Intervall, ab dem doch die Hornwand die Sohle überragt, wenn es keinen Abrieb gibt... nach einer Woche kann man anfangen, das Zerfallssohlenhorn unter'm Beschlag rauszupulen, wenn man es drauf anlegen würde (was man ja nicht tut, ist ja klar, aber die Sohle wächst eben nicht in dem Maße, wie die Wand mit, und auch nach Schmiedelehre ist der Tragrand ja angeblich eine Mischung aus Wandhorn und äußerem Bereich der Sohle, und das bedeutet, ab dann ist der schmiedetechnische Tragrand hinfällig und Hebel setzen ein und schaden)
Daher habe ich mich bewußt dagegen entschieden, es anbieten zu wollen. Passt halt nicht ins Konzept, und ich finde es auch besser, wenn man für Beschlag den Beschlagsprofi beauftragt, für den Barhuf, den Barhuf-Profi - und am idealsten wäre, wenn beide zusammenarbeiten könnten. ;) Ich erhaklte auch das beste chinesische Essen beim Chinesen, das beste griechische Essen bei Griechen, und die Lieferservice, die alles haben, machen zwar alles, aber nichts so richtig perfekt...
Ich wäre auch echt glücklich, wenn es bei den Schmieden auch noch individuelle Fachrichtungen gäbe, wie man eben mit gewissen Krankheiten ja auch zum Facharzt geht. Dann könnte man guten Gewissens in alle Richtungen hin- und herüberweisen. leider kenne ich keinen Schmied hier bei mir in der gegend, an den ich guten Gewissens überweisen könnte, wenn Beschlag gewünscht wird. (Sollte ein Schmied Interesse haben an einer Zusammenarbeit, und meine kritischen Fragen und Blicke nicht fürchtet, würde ich ihn/sie und seine Arbeit gern kennenlernen :D )

Ich sehe auch, dass für manche Pferd-Mensch-Kombinationen nur ein Beschlag in Frage kommt. Springpferde ab einer gewissen Klasse z.B., oder eben jeder Freizeitreiter, der sein Pferd einfach ohne drüber nachzudenken, benutzen möchte. Diese Menschen sind aber nicht meine erklärte Zielgruppe an Kunden.
Ich habe meine Berufung und mein Hobby hiermit zum beruf gemacht, und der soll mir auch Spaß bringen, das tut es nicht, wenn Pferde ohne Rücksicht auf die Gesundheit benutzt werden.
Ich sehe z.B. bei Sehnenproblemen keine Indikation für Eisen-Beschlag, denn das Eisen hat einfach derart negative Aspekte, die echt auf die Sehnen gehen, und heutzutage gibt es genügend alternative Varianten, wzB. Kunsthorn, Klebebeschläge, Hufschuhe, Casts usw., dass man auch bei Stellungsproblemen keinen Eisenbeschlag benötigt. Ist halt etwas teurer, und evtl. manches auch aufwendiger, aber manches eben auch nicht...
Dass man im Hochleistungssport Pferde so stark nutzt, dass man Abstriche machen muss, und sie möglichst so effizient schützen muss, ist natürlich keine Frage. und für jeden Schutz muss man immer Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen, und auf dieser Basis entscheiden, ist ja klar. :D
Dressurpferde haben m.M. nach für Barhuf das absolut beste Potential, denn die müssen ja nur auf steinarmen, weichen, tiefem Boden laufen wie auf Wolken, und dafür reicht doch ein gesunder Weichbodenhuf komplett aus! ;) Wie viele Dressurpferde werden in Wirklichkeit regelmäßig ausgeritten? :mrgreen: Für die paar Male ist doch ein Hufschuh eine sinnvolle Alternative, denn ein gesunder Huf hat ein so besonderes Gangbild, das erleben manch Kunden nach ca 3/4 Jahr Umstellung dann immer verwundert, wie raumgreifend plötzlich verstärkter Trab wird bei gesunden Barhufpferd wird... und wie viele Pferde sieht man in Reithallen zehenfußend herumtrippeln mit Beschlag?
Ähnlich in der Wetsernszene, in der Isi-Szene, die typischen Vollblüterhufe usw.

Barhuf geht doch!!! (hab mir damit extra ein T-Shirt bedruckt für meine Ralley-Teilnahmen usw. :lol: )

Ich nehme also alle Pferde an, wenn die Besis diesen weg gehen wollen, wenn sie ihn dann aber nicht mitgehen, rede ich ein ernstes Wörtchen und rate ihnen bei beratungsresistenten Kunden dann irgendwann wohl zu einem anderen Bearbeiter/ Schmied, wenn alles nichts hilft, denn manchmal mag ein nicht fühlender Huf für das Pferd besser sein... hatte ich aber noch nicht. zum Glück! Meine Kunden sind irgendwie alle total toll und besorgt und tamponieren, pflegen, trauen sich auch irgendwann, mitzuraspeln usw. :happy-jumpeveryone: :text-bravo:

Lieben Gruß

Andrea&Atila
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Re: Hufbearbeitung für verschiedene Reitdisziplinen und Böde

Beitrag von Andrea&Atila » Di 10. Jul 2012, 12:02

Ich mach nur meine eigenen Pferde, aber mein Ziel ist nicht schotterfestes Barhufpferd sondern Hufe, mit denen ich für Distanzen trainieren kann und die dem Pferd ein trittsicheres, schmerzfreies Laufen ermöglichen.

Ich habe 24h Weidehaltung und Schotter/ Asphalt im Gelände, wie soll das ohne Hufschutz gehen?

Meiner Meinung beruht die Qualität der Hufe/ Bearbeitung immer auf das Können des Bearbeiters. Ob der dann Schmied ist, Barhufbearbeiter etc. oder was auch immer da drunter kommt, funktioniert, wenn es jemand macht, der weiß was er tut.

Ich finde, Hufe sollten als Individuen behandelt werden, die in ihrem Milieu zurechtkommen müssen, je nach Anforderung, je nach Haltungsmöglichkeit, da ist weder der Eisenbeschlag schädlich noch der Barhuf das Allheilmittel.
Prüfen Sie hier getätigte Hinweise zu Bildern vor dem Ansetzen des Werkzeuges genauestens vor Ort oder fragen Sie einen fähigen Hufmenschen.

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