Hufe in Balance zur Beinachse - Fotos zur Blickschulung?

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SilentDee
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Re: Hufe in Balance zur Beinachse - Fotos zur Blickschulung?

Beitrag von SilentDee » Di 17. Apr 2012, 17:37

Ich geh da komplett anders heran.

Viele Pferde haben ja, wenn sie einem vorgestellt werden, schiefe Beine und schiefe Hufe. Was nun der Grund für das andere ist, kann man erst mal nicht sagen.

Manchmal dreht sich der untere Bereich des Beines, wenn man es locker aufhebt, dann weiß man nur eines: momentan sind die Muskeln mit ihren Sehnen, die Gelenke mit ihren Bändern usw. auf ein schiefes Bein adaptiert.
Das Hufbein an sich hängt ja aber nun als Teil dieser Beinachse am Kronbein... Und baut mit seinen Lederhäuten die Hornkapsel.

Ich orientiere mich also an der Sohle. Aber häufig zieht sie sich im Trachtenbereich anders zurück als im Seitenwandbereich, wodurch auf den ersten Blick eine ungleich hohe Sohle ergibt, die im Trachtenbereich eigentlich gar nicht da ist. Daher setze ich den Nipper an den Seitenwänden ganz radikal nach der Sohle an, die Trachten balanciere ich auf das Hufbein-Kronbein aus.
Ein schiefer Huf wird immer schiefer, wenn man nicht die Schiefe in Grenzen hält. Und das macht ein unbearbeiterer Huf, indem er einseitig die Sohle zurückzieht, dann die Seitenwand weghebelt, Sollbruchstelle bildet und kurz bricht. Meist ist der ausgebrochene Bereich sogar höher als Sohlenniveau und bildet eine Schwebe.

Wenn ich einen Huf durch Abrunden genau daran hindere, baue ich immer schiefere Hufe! Und mehr Belastung einseitig auf Sehnen, Bändern, Gelenken, und gerade das Hufgelenk ist ja ein beliebtes Hufrollen-Problemgeschäft! ;)
Wenn Wände durch zu lange, ab wegbrechen gehinderte Hebel, Wandbereiche den Kronsaum oder die Wandlederhaut reizen, gibt es als Folge daraus schon mal Lederhautentzündungen usw.

Ein Huf entwickelt sich also meines Erachtens erst gesund schief, wenn er rundum mit guter Anbindung der Hornkapsel den Hufbeinverlauf mitmachen darf.

Zumal es ja auch sein kann, dass oben bei der Muskulatur auch die eine oder andere Verhärtung im Muskel ist, eben weil der Huf so schief war...

Und mal ehrlich, wer knetet nach jeder Hufbearbeitung erst mal die Muskeln weich? Und löst Verklebungen in den Sehnen usw.?

Wenn die Hornröhrchen erst mal parallel zu Hufbein rundum gerade gewachsen sind, dann wird man sehen, was sich wie schief läuft, denn dann können wir sicher sein, dass das Hufbein sich in seiner individuellen Beinachse befindet. Und imitieren dann den Abrieb eines Hartbodenhufes, weil die Weichbodenhufe noch schlimmere Krankheiten haben als Hartbodenhufe. Jedenfalls nach meinem Verständnis. ;)
Wenn sich dann der Huf schief abreibt, so what?

Vorher sind oft die Hornröhrchen nicht rundum gerade dran, das will ich nicht beibehalten. Das System kann kollabieren.

Hab das z.B. bei einem Isi, der hat eindeutig ein echt schiefes Bein, da sind mehrere Achsen vorhanden... :mrgreen: Der stellt schon eine Herausforderung da. Ich empfinde aber den Hornschuh als Hufbeinverstärkung, daher muss er damit fest verwachsen sein... Alles weitere macht das Pferd dann über's Gangbild selbst.

Ich würde ihn also nicht wachsen lassen, um zu gucken, wohin er geht, weil ich alles, was ich jetzt am Huf sehe, als gesund und perfekt beurteile. Meist hebelt da irgendwas, was der Huf eigentlich vielleicht gar nicht gebraucht hätte, wenn er von Fohlen an anders bewegt und gehalten worden wäre. Und da man Pferde im gesamten Gangbild trainieren kann, Muskeln auf und umbauen kann, warum sollten das die Muskeln der Beine nicht auch können?

Lieben Gruß

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Mascha
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Re: Hufe in Balance zur Beinachse - Fotos zur Blickschulung?

Beitrag von Mascha » Di 17. Apr 2012, 21:04

Wir gehen immer von dem Fall aus, dass die Schiefe NICHT schlimmer wird.

Wird die Schiefe schlimmer, muss man wie gesagt die Ursache suchen bevor die Methode funktionieren kann.

Bei verbogenen Hufe gehe ich auch immer erst nach der lebenden Sohle, denn die zieht sich oft auf ganz unerwartete Weise nach und nach zurück. Es gibt aber genügend Pferde, denen die Hufe zwar dann schön ohne Verbiegungen runterwachsen, die aber trotzdem nach wie vor klamm bis lahm gehen. Da bringt die beschriebene Methode meiner Erfahrung nach eigentlich fast immer guten Erfolg. (Natürlich wieder nur für den Fall, dass nicht weitere grundlegende Probleme bestehen, die bedingen, dass der Huf immer schiefer wird.)
Viele Grüße, Mascha
Alles, was ich an Beurteilungen abgebe, basiert auf dem Material, das mir dafür zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich müsste man für eine vollständige, seriöse Beurteilung der Hufe das Pferd live und in Bewegung sehen.

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