Rieddach initiierte Platthufe ?

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TinaH
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von TinaH » Mi 3. Jul 2013, 13:40

Das wäre nett, wenn Du das mal fotografieren/einstellen könntest...
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Yvonne » Mi 3. Jul 2013, 13:44

Ich hoffe man erkennt es auf den Fotos. Hab sie noch nicht auf den PC geholt.....ich schau mal :)

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SilentDee
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von SilentDee » Mi 3. Jul 2013, 15:39

Für mich ist die Herangehensweise, ob Wandüberstand oder eben nicht, eine Frage der Zielsetzung.

Also, was will ich erreichen?
Geht der Besitzer damit auch konform?
Was braucht das Pferd und warum braucht es was?

Daraus ergeben sich dann weitere Fragen:

- Wie aufwendig für den Besi und für das Pferd wird die Erreichung des Ziels?
- Will ich überhaupt auf dieses Ziel hinarbeiten? (Ich für meinen Teil habe mir das Ziel gesetzt, Pferden zu Gesundheit zu verhelfen.... nicht jedes Besitzerziel deckt sich mit meinem Ziel! D.h. ich nehme gar nicht jeden Kunden. ;) )
- Habe ich die Mittel und Möglichkeiten, dem Pferd den Weg bis zum Ziel gemütlich und schmerzlos zu ermöglichen?
- Hat der Besitzer die Mittel (finanziell, ideell, zeitlich, handwerklich und überhaupt), dies durchzuziehen?
usw.

Wenn das Pferd mit Wandüberstand besser läuft, dann ist ja die Sohle zu dünn, die hinteren Bereiche unterentwickelt, der Strahl kaputt, oder sonst was. Ganz gesund ist der Huf meist nicht, jedenfalls nicht aus dem Blick eines Hufes, der über den autschenden Boden laufen können soll.

Ich kann also kranke Hufe oft nicht einfach ihrer Wandüberstände berauben, und dann auf jede Polsterung und Dämpfung verzichten... Viele Pferde gehen anfangs (bis zu 2-3 Wochen) ganz blöde ohne Schutz, müssen dann erst mal Schwielen usw. bilden, später dauert es dann ja trotzdem noch ne ganze Zeit, bis sie wirklich gerade Wände, dicke Sohlen und vo allem höher liegende Hufbeine haben. Und die Bindegewebsstrukturen sich umgebaut haben... erst dann funktioniert ja die Stoßdämpfung wirklich...

Nur ohne diese Hebel werden die Hufe derart nachwachsen... Ohne Hebel ist es blöde für's Pferd. Also Schutz passend zur Huftherapie. damit das Pferd gut läuft.

Lasse ich Wandüberstand stehen, läuft es erst mal supi, aber die Lamellenschicht wird weiter gezerrt, das Hufbein bleibt meist unten, die Sohle wird nicht unbedingt sehr viel dicker, und die Hornqualität auch nicht sehr viel fester.

Ist das Pferd noch jung und hat keine Pathologien im knöchernen Bereich, dann gehe ich gern diesen weg, damit alle Verschleißerscheinungen möglichst gering gehalten werden, weil gesunde Hufe super belastet werden, und der Sehnen- und Bandapparat und die Knochen und Gelenke dadurch geschont wird. Pferd bleibt also langfristig gesünder. ;)
Der Besitzer muss aber mitmachen und die Schutzmaßnahmen auch mitmachen, dami das Pferd immer gerne läuft.

Ist das Pferd krank, ist die Zielsetzung eine Andere, oder ist das Pferd sehr alt, dann überdenkt man die Herangehensweise. Dann gibt es höhere Prioritäten. ;)
Man muss sich ja eh ab und an entscheiden, in welcher Reihenfolge gewisse Teilziele erreicht werden und dementsprechend bearbeiten.

Aber da die Nachfrage nach dem Gesundungsweg sooo groß ist (und der Erfolg ja auch), gibt es ja auch Bearbeiter, die Pferde immer auf Wandüberstand laufen lassen... Da kann man sich ja aufteilen! ;)
Ich z.B. gehe den wandüberstandlosen Weg, aber kontrolliere jedes Mal, ob ich und der Huf Fortschritte in die richtige Richtung machen - und das Pferd muss gerne laufen, also bedient man sich öfters temporärer Schutzmaßnahmen.
Man muss aber abchecken, wann man diesen Weg geht. Ich wende ihn auch mal bei z.B. 23 Jahre alten Pferden mit Barhufumstellung an. Wenn alle an einem Strang ziehen und das Pferd Schutz bekommt. Und hey, 23,5 jahre alte Barhufpferde, die viel besser laufen, als je zuvor, und auf Ausritten nen Hufschuh tragen, damit können alle leben, glaube ich. :lol:
Aber alle müssen an einem Strang ziehen, und die Schutzmaßnahmen dürfen nicht weggelassen werden, und müssen auch zielführend eingesetzt werden. Nicht jeder Schutz lässt jedes Ziel erreichen. ;)

Also, beantworte Dir individuell Zielsetzungsfragen. Und schau immer selbstkritisch, ob der Huf wirklich immer in die richtige Richtung seine Entwicklung zeigt.

Man kann ja mit einem Raspelstrich ein paar Millimeter wegnehmen... vielleicht einfach mal mit dem Druck spielen? Oft macht ein Millimeter gaaanz viel aus.

Ich habe übrigens auch Kunden, deren Pferde nach 3-4 Wochen schlechter laufen, weil das wieder Wandüberstand ist... :lol:

LG

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TinaH
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von TinaH » Mi 3. Jul 2013, 18:15

Und Du berücksichtigst dabei auch verschiedene Zuchtrichtungen?
Will sagen, mein auf moorigen Waldboden ausgelegtes Kaltblut hat nen ganz anderen Huf, als ein Arabier, der auf trockenen, steinigen Sandboden ausgelegt ist...

Das Problem meines Pferdes ist nach wie vor der prominente Strahl, der übersteht, auch wenn er maximal gekürzt ist. Einzig mögliche Hufschuhe sind die EB, die (evtl. einfach wegen der Größenverhältnisse) nicht so sonderlich top halten (immer nur Schritt ist irgendwo auch doof). Jetzt hab ich ihn beklebt, aber auch beim zweiten Mal zeichnet es sich ab, daß der innere Rand der Trotters (sonst gibt es nix in unsrer Größe) sich massiv in die Sohle rein drück. Noch sind sie drauf, aber ich werde Fotos machen, wenn ich sie abnehme.

Das war jetzt nur so ne Idee, daß es ihm vielleicht doch besser gehen würde, wenn er auf der Wand laufen könnte :?:

Momentan hat er ja keinen Wandüberstand, ich probiers ja auch. Aber ich sehe irgendwie keine Verbesserung. Es kommt mir eher so vor, als würde er fühliger laufen denn je...
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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von Korgur » Mi 3. Jul 2013, 19:28

Ich war heute auch mal wieder an den hufen vom pony dran...
Habe noch den tragrand weiter gekuerzt. Konnte an dem einen Huf auch ein wenig zerfallshorn weg nehmen.
Bin gespannt wie er läuft oder ob er auch ein kandidat fuer wandueberstand is.Ich bilde.mir aber ein das drr huf einem zeigt wo er was weghaben will..

Mein pony wurde einmal von einer biernat bearbeiterin gemacht. Hab mich lange auch nicht getraut von unten was weg zu nehmen. Mein letzter schmied wuerde jetzt die hufe auch als viel zu kurz empfinden grins.

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Re: Rieddach initiierte Platthufe ?

Beitrag von saskia » Mi 3. Jul 2013, 22:12

Korgur hat geschrieben: .. Mein letzter schmied wuerde jetzt die hufe auch als viel zu kurz empfinden grins.
Also ich hatte eigentlich von Anfang an keine Sorge wegen Null-Wandüberstand und "sehr kurzer" Hufe. Vor ca 30 Jahren hatten wir schonmal Pferde. Die wurden barhuf bearbeitet von einem Schmied, der schon auf's Rentenalter zuging oder vielleicht schon drüber war. Der hat nie einen Wandüberstand gelassen. Und die Hufe anschliessend gut berundet. Die Hufe waren immer "kurz und gut". Und die Pferde liefen. Der einzige Nachteil von dem Schmied war, dass ICH aufhalten musste.... und nach bis zu 6 Pferden (hatte 'ne Hobbyzucht) war ich dann trotz jüngeren Alters rückenmässig fix und alle. Aber dadurch dass ich alle selber aufhalten musste, hab ich auch sehr gut sehen können was er gemacht hat. Ich wusste nichts von dem "warum und wieso" das ich heute weiss, aber ich sah wie die Hufe zubereitet wurden. Und das wer-weiss-wieviele Male im Laufe der Jahre (bis wir die Pferdehaltung aufgeben mussten und noch etliches andere im Leben). Der damalige Schmied hat sicher nie was von NHC und sämtlichen Finessen gehört, aber das Wissen um taugliche Hufbearbeitung war früher anscheinend vorhanden. Und erst als sich die Schmiede "weiterbildeten" durch neumodische, nicht ausreichend erprobte Methoden, scheint dieses alte Wissen nach und nach den Bach runter geschwommen zu sein.

Als dann vor nunmehr 5 Jahren wieder Pferde zu unserer Familie gehörten, machte unser neuer HS die Hufe ganz alleine. Ich war froh, nicht mehr aufhalten zu müssen. Bin ja auch "ein paar Jährchen" älter inzwischen. Ich stand am Kopf des Pferdes und bekam nicht viel von dem mit was der HS nun genau machte. Mir fiel nur auf, dass die Hufe hinterher anders aussahen als die unserer damaligen Pferde, aber ich dachte, vielleicht gibt es inzwischen neue, bessere Methoden...? Na ja, eine zeitlang liefen die Pferde ja auch noch. Und dann nicht mehr so richtig gut und ich fing an, zu Hufthemen zu lesen, weil ich wissen wollte warum die Hufe schlechter wurden, denn laut HS lag es ja nun gaaaar nicht an seiner Bearbeitung.....

Okay, um den Bezug zum Thema herzustellen : unser damaliger Schmied hätte unsere "NHC"-Bearbeitung gar nicht als zu kurz betitelt, sondern als "normal". Was mein letzter HS dazu sagt, möchte ich glaub ich gar nicht so genau wissen :lol:
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.

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