Wieder mal Bockhuf

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Laddie
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Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Laddie » Do 23. Mai 2013, 09:01

Hich habe grad mal das hier angesehen:

http://www.americanfarriers.com/pages/A ... -Horse.php

Der Mann ist seit 40 Jahren mit dem Thema befaßt. Selbst wenn man nicht alles unterschreibt, was er sagt, lohnt es sich mal reinzuhören finde ich.

Aktuell habe ich vorgestern ein neues Pferd besucht, Paint-WB Mix, 3 Jahre alt. VR flach, VL Bockhuf. VL war schon im Ansatz steil als die Besi ihn als Jährling bekam. Ist aber mit der Zeit schlimmer geworden. Da der Boden ungünstig war habe ich kein Bild machen können. Es handelt sich aber m.E. nicht um einen Huf, der nur steile Trachten hat. Der Huf sit schief und hat eine konkave Zehenwand.

Da das Pferd in den nächsten 4 Wochen noch auf weichen Böden steht habe ich die Trachten ca. 1 cm gekürzt und der Besi gesagt, sie solle nachraspeln was dann nachkommt. Spontan lief das Pferd nach dem Trim mit dem Bockhufbein kürzer aber nicht autschig. Wenn der Huf so bliebe säher er fast normal aus.
In ca. 4 Wochen zieht das Pferd um und hat dann auch härtere Böden zum Laufen zur Verfügung. Es wird zur Zeit noch nicht irgendwie trainiert.

Würdet ihr die Strategie so durchziehen oder was anders machen?
Viele Grüße, Ariane

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Pat
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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Pat » Do 23. Mai 2013, 09:32

Bild

Ich werde demnächst mal die Entwicklung dieses Hufes einstellen. Dieses Pferd ist 23 Jahre und zwischen den beiden fotos liegen 14 Monate... ;)
Das soll Mut machen! :)

Martin
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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Martin » Do 23. Mai 2013, 11:22

Laddie hat geschrieben:Hich habe grad mal das hier angesehen:

http://www.americanfarriers.com/pages/A ... -Horse.php

Der Mann ist seit 40 Jahren mit dem Thema befaßt. Selbst wenn man nicht alles unterschreibt, was er sagt, lohnt es sich mal reinzuhören finde ich.

Aktuell habe ich vorgestern ein neues Pferd besucht, Paint-WB Mix, 3 Jahre alt. VR flach, VL Bockhuf. VL war schon im Ansatz steil als die Besi ihn als Jährling bekam. Ist aber mit der Zeit schlimmer geworden. Da der Boden ungünstig war habe ich kein Bild machen können. Es handelt sich aber m.E. nicht um einen Huf, der nur steile Trachten hat. Der Huf sit schief und hat eine konkave Zehenwand.

Da das Pferd in den nächsten 4 Wochen noch auf weichen Böden steht habe ich die Trachten ca. 1 cm gekürzt und der Besi gesagt, sie solle nachraspeln was dann nachkommt. Spontan lief das Pferd nach dem Trim mit dem Bockhufbein kürzer aber nicht autschig. Wenn der Huf so bliebe säher er fast normal aus.
In ca. 4 Wochen zieht das Pferd um und hat dann auch härtere Böden zum Laufen zur Verfügung. Es wird zur Zeit noch nicht irgendwie trainiert.

Würdet ihr die Strategie so durchziehen oder was anders machen?
Mein Problem mit dieser Art von Hufen ist, dass ich mit den Definitionen nicht klar komme. Angeblich gibt es echte (genetische, Verletzungen etc) Bockhufe und unechte, weil erworbene. Man müsse diese unterschiedlich behandeln. Was genau dann unterschiedlich sein soll, habe ich nie verstanden. Bis zum heutigen Tage habe ich z.B. noch nie einen Bockhuf gesehen, dessen Gelenke so standen, dass man da nichts hätte korrigieren dürfen, weil dann z.B. der Gelenkspalt dicht gewesen wäre.

Aus den Gründen bearbeite ich alle diese Stellungen gleich. Ich kürze auf dem steilen Huf die Trachten maximal. Ich setze auf den Plattfuss die Trachten mindestens soweit zurück wie möglich und kürze die Zehe lotrecht. Dann sollte das Tier viel angepassten Abrieb bekommen. Danach richtete sich der Plattfuss zuerst auf und wird kleiner. Dann erscheint nach ein paar Wochen ein Knick in der Zehenwand des steilen Hufes, er wächst, was im ersten Moment widersinnig erscheint, steiler von oben herab. Aber das ist das beste Zeichen was ich bekommen kann. Dann fange ich an auch die Zehe des steilen Fusses zu korrigieren, sprich zurückzusetzen. Nach und nach fangen die Hufe an sich in Größe und Form anzugleichen. Die werden nie mehr gleich, aber man erreicht gute Annäherungen. Wenn diese Pferde noch geritten werden, merkt jeder Reiter sofort die positive Wirkung auf den Bewegungsablauf, auf die Sattellage usw.

Zurückkommend auf Deinen Fall, würde ich maximal kürzen und der Besitzerin klar machen, dass das Pferd dringend Abrieb braucht, sonst wird das nichts.

Martin

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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von charlsey » Do 23. Mai 2013, 11:59

ist auch meine bescheidene erfahrung. m.e. muß auch das bewegungsmuster durchbrochen werden, indem v.a. sofort nach kürzen bewegungstraining beginnt und die bockhufseite stärker trainiert wird (angemessen natürlich). es muß selbstverständlich für das pferd werden, dass die trachte wieder bis zum boden durchgetreten und belastet werden kann. durch die verkürzung der muskulatur auf der bockhufseite wird die schulter immer leicht hochgezogen, was ein nachwachsen der trachte max. begünstigt. ohne die entsprechende bewegung ist der huf ratzfatz wieder in der alten position.
Viele Grüsse,

Claudia

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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Martin » Do 23. Mai 2013, 12:20

charlsey hat geschrieben: ...m.e. muß auch das bewegungsmuster durchbrochen werden,... .
Exakt!!

Martin

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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Pat » Do 23. Mai 2013, 12:42

Bild
Juni 2012 ----------------------------------------------------- April 2013, beide vor der Bearbeitung

Hier vermute ich mal einen angeborenen Bockhuf. Zumindest ist der bockige deutlich kleiner als der flache Huf, also ist das Hufbein verkümmert.
Das Pony ist jetzt 27 und zwischen den Fotos liegen 10 Monate und 8 Bearbeitungen. Das Pferd wird im Gegensatz zum oberen Beispiel nicht mehr geritten und es wird auch kein Bewegungsmuster durchbrochen. Der Erfolg ist natürlich nicht so beeindruckend, aber doch sichtbar.

Hier nach der ersten Bearbeitung. Ich hab alle 6 Wochen einen Bananatrimm angebracht. Hier sieht man auch den anderen Huf und den krassen Unterschied.
Bild

Martin
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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Martin » Do 23. Mai 2013, 15:32

Pat hat geschrieben:Hier vermute ich mal einen angeborenen Bockhuf. Zumindest ist der bockige deutlich kleiner als der flache Huf, also ist das Hufbein verkümmert.
Ist das nicht immer so, sprich der steile ist der kleinere?
Ich habe das noch nie anders gesehen, aber verkümmerte Hufbeine kenne ich aus den Röntgenbildern nicht.

Martin

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Re: Wieder mal Bockhuf

Beitrag von Pat » Do 23. Mai 2013, 16:07

Ja, schon, aber bei dem sind es locker 5-6 cm weniger Durchmesser als der Flache. Da denke ich, dass das Hufbein auch kleiner ist, oder meinst du nicht?
XR gibt's nicht.
Es kann natürlich auch sein, dass es kein angeborene BH ist, sondern dass sich das so über die Jahre entwickelt hat. Das Pony ist seit 24 Jahren in Besitz meine Kundin und der Huf sah schon immer so aus.
Der Linke ist durch die Überlastung größer geworden, der Rechte mickrig geblieben.
So kann es auch sein... :think:

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